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87. Jahrgang.

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Beilage«: Plauderstübchen, Jllustr. Somttapsblatt und

Schwüb. Landwirt.

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Deutscher Reichstag.

Berlin, 5. April. Beratung des Etats für den Reichstag. ;B assermann (n.) wünscht die freie Eiscnbahnfahrt aus die ganze Dauer der Legislaturperiode auszudehnen. Stücklen (Soz) stimmt sür seine Fraktion dem zu. Dagegen wird die Resolution deir. Wahlprüfungen durch einen ordentlichen Gerichtshof als Armutszeugnis be­zeichnet für den Reichstag, der seit 40 Jahren dieses Ge­schäft besorgt habe. Das Verfahren körne aber reformiert werden. Dr. o. Lalker >Ml.) wünscht die Einsetzung eines besonderen Wahlprüfungsausfchusses bei dem zu er­richtenden Reichrverwaliungsgericht, Der Resolution auf stete Fahrt stimmen zu Abg. Dove (F. Bpt.) und Abg. Spahn (Z). Letzterer tritt sür Behandlung der Wahl- prüsungen im Plenum ein. Arendt (Rp): Wichtig ist die Schnelligkeit der Erledigung der Wahip Äsungen; im Reichstag sei dies nicht erreicht; er ist nicht dafür, daß Ab­geordnete dem Gerichtshof angehören. Auch Dr. Neu­mann - H o s e r (F. Dpt.) ist für Beschleunigung der Er­ledigung und für Oeffentiichkci! der Verhandlungen. Fischer- Berlin (Soz) stimmt dem Antrag, die Resolution bezüglich der Wahlprüfungen an die Gschästsordnungs- Kommission zu verweisen, zu. Die Resolution wird dem­entsprechend an die Kommission verwiesen und die Resolution betr. Freifahrt fast einstimmig angenommen. Darauf wird der Etat des Reichstags bewilligt.

Es folgt die Beratung des Etats sür das Reichsschatzamt beim Titel Beihilfe für hilfsbedürftige Kriegsteilnehmer. Staatssekretär Kühn teilt mit, daß die Regierung beabsichtigt, einen Gesetzrniwu s dem Reichs­tage oorzulegen; nähere Mitteilung über Termin und Inhalt könne er nicht machen. Prinz Schönaich-Carolath (n.)r Hoffentlich kommt dieBorlage recht bald. Unter allen Umständen werden wir darauf dringen, wenn bis dahin Kern brsmderes Gesetz vorliegt. daß diese Materie in die Heeresvorlage hineingearbsftet wird. Wir wollen vor allem die Bezüge der Krieg-tsilnehmer erhöhen. Auf die politische Gesinnung sollte bei Gewährung der Beihilfe nicht gesehen werden. Schöpflin (Soz): Der Staatssekretär hat nur von einer Neuregelung aber nicht von einer Erhöhung der Beihilfe gesprochen.- Die Bezüge sollten mindestens verdoppelt wer­den. Slaatssekritär Kühn: Dis Vorlage wird auch eine Erhöhung der Bezüge in sich schließen. Baumann (Z.): Die bedürftigen Dete-anen müssen mit allen Kräften unter­stützt werden. Nächste Sitzung Montag 2 Uhr: Wehr- und Heeresoorlage. Schluß nach ^6 Uhr.

TagLs-NeuigkeLLem

Aus Stadt Md Amt.

Nagold. 7. April 1S13,

* Lemmarkonzrrt. Herr Professor Döring aus Berlin hat sich uns wieder zu einem Konzert angesagt, nachdem wir schon länger ans ihn gewaltet hatten. Derselbe

Aus dem TsgeW Add«. Hmids.

Die ZeitschriftNord und Süd" setzt die Veröffentlich­ung von Blättern aus dem Notizbuch des entthronten Sul­tans Abdul Hamid fort. Seine Anschauungen, insbesondere sein Urteil über die Iungtürken, und seine ahnungsvollen Worte über die Unzulänglich!-«! christlicher Soldaten 'im Türksnheer werden gerade in diesen Tagen besonders interes­sieren.

Iungtürken.

In Genf hat nun ein veritabler Iungtückenkongreß statlgefunden. Trotz dergeheimen" Sitzung bin ich gut orientiert. Siebzehn Namen nennt inir die Liste meiner Spitzel. Es ist bedauernswert, daß diese irregeleiteten jungen Leute sich als Vorspann einiger ränkesüchtiger, eitler Führer gebrauchen lassen. Unter dem heuchlerischen Borgeben, Fort­schritt zu bringen und Licht zu verbrriirn, suchen sie das Be­stehende umzustürzen, wollen das Aiie>p:obte beseitigen, um Neues an die Stelle zu setzen. In Wirklichkeit wollen sie uur diealterprobien" Männer m wer Regierung stürzen, um deren Stellen zu besetzen und um sich dafür an die Spitze zu stellen. Es ist eine clcnde Gesellschaft von Heuchlern, die Religion und Vaterland verloren haben, sonst uonwen sie nicht mit unseren Todfeinden den christlichen Machten Zusammenarbeiten, um ihre Glaubens-und Volks­genossen zu verderben.

Montag, den 7. April

1813

hat uns schon mehrmals durch seine herrlichen Borträge auf dem Cello mit seiner Gemahlin, einer hervorragenden Künst­lerin auf dem Klavier, und der jugendlichen Sängerin, die das Künstlerpaar begleitet, Stunden edelsten Genusses be­reitet. Und so ist uns auch auf Dienstag abend wieder ein herrliches Programm in Aussicht gestellt. Wir erlauben uns die Musikfreunde in Stadt und Land auf diesen reichen Genuß noch besonders aufmerksam zu machen.

* Verhaftung. Wegen dringenden Verdachts den am Sonntag vor acht Tagen im hiesigen Stadtwald Killberg ausgebrochenen Brand verursacht zu haben, ist der hiesige ledige Ziegler Friedrich Sautier am Samstag abend fest­genommen und ins Antsgerichtsgefängnis etngeliefert worden. In wie weit der Verdacht begründet ist, wird die einge- leiiete Untersuchung ergeben.

Augestelltenversicheruug und Einkommensteuer. Vielfach ist die Meinung verbreitet, daß der Geschäftsmann die Beitragsleistungen, die er für seinen Angestellten seit 1. Januar dieses Jahres zu entrichten hat, von dem zu versteuernden Einkommen auf Grund des Art. 9 1. Ziff. 5 des Einkommensteuergesetzes in Abzug bringen dürfe. Dieser Artikel bezieht sich aber nicht aus die Arbeitgeber. Die Ziffer 5 des Artikels gilt vielmehr für die Angestellten, welche ihren hälftigen Anteil am Einkommen abziehen dürfen, soweit sie gesetzlich oder durch den Vertrag mit dem Arbeit­geber hiezu berechtigt sind, also mit Ausnahme der freiwil­ligen Versicherung. Für die Arbeitgeber, die Geschästsherren, gilt nicht die Ziff. 5. sondern die Ziff. 1 von Art 91, wonach sie ihren hälftigen, oder wenn sie freiwillig einen größeren Teil oder den ganzen Betrag sür die Angestellten entrichten, diesen B-trag als Geschäftsunkosten abziehen bezw. in Ausgabe stellen dürfen. Steuerpflichtige Angestellte, welche eine Etnkommensteuererklärung abgeben, haben diesen Abzug für Angestelltenoersicherung auf Seite 2 des ärmlichen Formulars unterZiff.IV 3 zu machen und zwar ist jeweils der Stand vom 1. April sür das ganze Stenerjahr maßgebend. Bei den steuerpflichtigen Angestellten, welche keine Fassion abgsben, deren Einkommen vielmehr vom Arbeitgeber in GeschästelistkN- oder Zetteln nach Art. 43 des Einkommen­steuergesetzes von 1903 der Steuerbehörde mitgeteitt wird, geschieht die Angabe des abzugsfähigen Versicherungsbeitrags auf den Gehaltsltsten bezw. Zetteln in Spalte 7 durch den Arbeitgeber. Da aber dieser h'ezu nicht verpflichtet ist. so ist es gut, wenn von den diese Gehaltslisten aussertigenden Personen besonders darauf gesehen wird, daß der Eintrag in Spalte 7Bemerkungen des Arbeitgebers" nicht über­sehen wird.

-1 Alteusteig, 6. April. Die Generalversammlung der HandwerkerdMk, die heute imLöwen" abgehalten wurde, war gut besucht und nahm einen ruhigen Berlauf; denn die leidigen Geschäftskrisen der letzten Zeit haben der gut fundierten Bank keinen Schaden zugesügt. An Stelle des zurückgeiretenen Direktors, Stadischultherß W lker, der eine Wiederwahl entschieden adlehnie, wurde Kaufmann Wucherer zum Direktor gewählt. In den Aufsichtsrat tritt neu ein Holzhändler und Sägwerkbesitzer Broun von hier.

^ Jselshausen, 7. April. (Beerdigung). Wohl > selten hat unsere Gemeinde ein Leichenbegängnis gesehen, wie es heute dem verstorbenen Alt-Schultheißen Kloz zu teil wurde. Zu dem ungemein stattlichen Leichenzug hatten sich neben den Kollegen, den Ortsvorstehern und Steuerbeamten des Bezirks und der Nachbarschaft, und den Bewohnem des Dorfes zahlreiche Militär- und Beteranenveretne aus der Umgebung eingefunden. Der Geistliche, Stadtpfarrverweser Haap, schickte seiner Leichenpredigt die Lebensgeschichte des Verstorbenen voran, dem es vergönnt war, 33 Jahre das Amt des hiesigen Ortsvorstehers und Ortssteuerbeamten zur vollen Zufriedenheit seiner Vorgesetzten zu versehen und bei seinem 25jährigen Amt-jubiläum mit der silbernen Verdienst­medaille ausgezeichnet zu werden. Schultheiß Kugler, sein Nachfolger im Amte, dankte ihm im Namen der Gemeinde unter Wiedergabe eines Gedichts von befreundeter Sette; Ortssteuerbeamter Schäberle sprach im Auftrag seiner Kollegen und der Vorstand des Militär- und Beteranen­vereins, Reule, im Namen der Kriegskameraden, denen er allezeit ein treuer Freund und Helfer war.

Aus de« Nachbarbezirke«.

r Herrenberg, 5 April. In der heutigen Amtsver­sammlung war eine umfangreiche Tagesordnung zu er­ledigen. Einzelne Punkte derselben dürften auch^die Allge­meinheit interessieren. Durch das Inkrafttreten des 2. Buch r der Reichsversicherungsordnung am 1. Jan. 1914 ist eine Umgestaltung des Krankenkassen Wesens veranlaßt worden.

Die Amtsversammlung hatte nun darüber zu beschließen, ob die bestehende Octskrankenkasse ausgestaltet oder eine neue gemeinsame Ortskrankenkasse errichtet werden soll. Der Be- zirksrat hatte die Ausgestaltung der Ortskrankenkasse oorgc schlagen, was nun heute auch beschlossen wurde. Im Be­zirkskrankenhaus ist im abgelaufenen Jahr mit einem Auf­wand von etwa 3000 ^ ein Röntgenapparat ausgestellt worden auch soll die elektrische Beleuchtung eingerichtet werden. Die diesbezüglichen Anträge des Bezirksrats wer­den zum Beschluß erhoben. Weiler wurden auch die Ver­pflegungssätze tm Bezirkskrankenhaus neu geregelt 1. Klasse 4 2. Kl. 2.50 täglich je ohne Arzt und Apotheke,

Küssenmitglieder 2 20 ^ einschließlich Arzt und Apotheke.

Zur Errichtung eines historischen Landesmuseums aus Anlaß des Regierungsjubiläums Seiner Majestät des Königs im Jahre 1916 wurde ein Beitrag von 1000 aus 2 Jahre verteilt, bewilligt. Ebenso 100 ^ zur Einrichtung eines Kriegererholungsheims durch den Württ. Kriegerbund in Hsiligkreuztal. Bei der Beratung des Voranschlags sür 1913 ergab sich ein Abmangel von 142408 der durch eine Umlage von 133000 und Uebernahme des Rests auf das Restvermögen gedeckt wird. Der Hauptaufwand 76000 ^ entfällt auch diesmal wieder auf die Straßen. Als Berwallunasaktuar für den 1. Bezirk wurde fast einstimmig Stadtschultheißenamtssekretär Stahl hier ge­wählt. Nachdem noch eine ganze Anzahl weiterer Punkte der Tagesordnung erledigt waren fand im Hotel Post ein gemeinsames Mittagessen statt.

Das Werrnögen Aödrrll Kamids.

Um meinen Wesieren mit einem guten Beispiel ooran- zugehen, soll meine Zioilliste um 50000 türkische Pfund gekürzt werden. (Immerhin statt 627 000 Pfund noch 577 000 Pfund.) Ich weiß, daß man sich in der euro- päffchen Presse über meine hohe Apanage des öfteren aus­regt, inan weiß jedoch nicht, daß ich beinahe eine ganze Stadt davon unterhalten muß, meine Garde, meinen ge­samten Hofstaat im Pildiz usw., außerdem noch ein Drittel des ganzen Staatswejens. Ich bin eben auch der Kalif, der Hausvater des ganzen Islams, und gehört meine Börse deshalb ollen Moslems der Welt. Allah weiß es, wie wenig ich für mich selbst verbrauche! Wenn ich ein großes Vermögen ansamueln konnte, so verdanke ich dasselbe nur den Einkünften meiner Güter. Wälder und Ländereien. Agoß Pascha (Minister der Zioilliste) war ein tüchtiger Finanzmann und hat die Verwaltung meiner Güter hoch gebracht, so daß sie mir zuletzt 500000 Pfund jährlich Ein­nahmen brachten. Nach der letzten Ausstellung der Schatull- oerwaltung hat mein Vermögen 8 Millionen Pfund bereits überschritten. Im Falle ernster Verwicklungen wird uns das Geld gute Dienste leisten.

Kegen den W kitärd'renst der: KHristen.

Der Militärdienst der Nichtmohammedanere. ist eine Utopie. Es ist geradezu Selbstmord, wenn wir alsherr­schende Nation" in unserer Armee Gleichheit mit den Anders­gläubigen Herstellen wollten; wir würden dabei einfach an

die Wand gedrückt werden. Was müssen sich dabei durch die Einmischung der Oberhäupter derMtllets", insbesondere der lieben Patriarchen, für Schwierigkeiten ergeben? Für das Seelenheil ihrer christlichen Mannschaften müßten sie mit Recht besorgt sein, denn viele derselben, durch ihre mohammedanischen Kameraden mit dem edlen Kern unserer Religion bekannt gemacht, würden zum Islam übertreten. Schließlich müßten wir auch sür unsere christlichen Soldaten Priester anstellen und in den Kasernen Beikapellen einrichten. Ebenso unsinnig ist es, die Schaffung christlicher Regimenter zu fordern. Darin liegt eine große politische Gefahr, das hieße eineArmee in der Armee" schaffen! Schließlich hätten wirgriechische",bulgarische" Bataillone usw. Für den Fall ernster Konflikte würden mir uns damit das Schwert aus der Hand nehmen lassen! Wir haben allen Grund, mißtrauisch zu sein, denn die Christen im Lande, welche unsere schwächliche Toleranz leben ließ, anstatt sie zu bekehren oder auszutreiben, haben von jeher mit den euro­päischen Mächten gegen uns konspiriert. Auch heute noch machen sie gemeinsame Sache mit den christlichen Mächten deren Kreuzzug gegen den Halbmond niemals aushört. Nur bei einer Trennung zwischen Kirche und Staat im Osmanen- reiche wäre ein gemeinsame Heeresdienst von Moham­medanern und Christen denkbar. Kein Kalif kann aber solche Unsinnigketten gutheißen!

Marschall Juad.

Der Maffchall Dehli Fuad wäre zu kühn, wenn ich nicht wüßte, daß er derVerrückte" heißt. Er wagt es,