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87. Jahrgang.

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Schwäb. Landwirt.

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Mittwoch, den 2. Aprik

ISIS

! den I. Vorsitzenden wurde zur Tagesordnung übergegangen.

5 weitere Mitglieder konnten in die Liste eingetragen werden. Die übrigen Punkte der Tagesordnung wurden alle unter Zustimmung der Anwesenden erledigt. Eine freudige Ueber- raschrrng durften 2 Mitglieder unseres Vereins die Herren A. Gehmann-Nagold und K. Bauer-Altensteig - erfahren, indem beide bei der Hundeschau in StuttgartVorzüglich" undEhrenpreis" sür ihre ausgestellten Tiere erhielten. Zum Schluß hatte der Vorsitzende die Mitglieder angespornt, dafür zu sorgen, daß der Verein wachsen möge wie es bis­her der Fall war, und stellte die nächste Versammlung auf 6. April in Allensteig in Aussicht.

p Frachtermäßigung für Wanderschafherdeu. Die Bestimmungen über die Frachtermäßigung sür Wander- schafherdcn, die durch seuchenpolizeiliche Anordnung auf die Eisenbahn verwiesen sind, sind in den ab .1. April 1913 gültigen Deutschen Eisenbahn-Tiertarif, Teil I, ausgenommen; mit diesem Tage werden daher die im Staatsanzeiger vom 3. April 1911 und 24. Juni 1911 veröffentlichten Bestim­mungen über die Frachtermäßigung sür die Beförderung von Schafherden aufgehoben.

Vom Pflug, ^.dv. Das vornehmste Gerät in der Landwirtschaft ist der Pflug. Solange und wo immer Menschen Ackerbau trieben, mußten sie zuerst ein Gerät haben, mit dem sie den Boden auflockerten. Es ist inte­ressant, daß sich die ersten Geräte die bei den verschieden­sten Völkern an Stelle des heutigen Pfluges gebraucht wurden, überaus ähnlich sind. Da es ausgeschlossen erscheint, daß zwischen den Völkern irgendwelche Verständigung möglich war, so zeigt sich, daß der Ideengang bei allen annähernd derselbe war. Erhärtet wird diese Beobachtung, wenn man sich die späteren Vervollkommnungen bri weit entfernt wohnenden Völkern ansieht. Auch die bewegen sich im großen und ganzen alle auf derselben Linie. Das erste Gerät, das uns aus grauer Vorzeit überkommen ist und das zweifellos zum Pflügen oder einer ähnlichen Be­schäftigung Verwendung fand, 'war aus Hirschhorn hergestcllt und auf beiden Seiten angespitzt. Später erst erschien das Krummholz, das, im Grunde genommen, genau auf die gleiche Konstruktionsidee hinausltef. Es erfuhr im Lause der Zeit bedeutende Verbesserungen, bis es sich zu unseren heutigen hochvollendeten Pflügen entwickelte. Anfänglich waren die aus dem Süden stammenden Pflüge besser als die germanischen, und unsere verbreiteten deutschen Pflüge weisen starke Anlehnung an die südländischen auf. Daß wir fremde Pflüge kennen lernten, haben wir den Römern zu verdanken, die viel in der Welt herumkamen und sich alle Verbesserungen, die sie unterwegs trafen, zunutze mach­ten. Als sie nach Deutschland kamen, brassten sie noch mancherlei verhältnismäßig hochentwickeltes Gerät mit und führten es bei uns ein. Starken Einfluß aus unsere ersten Pflug Konstruktionen übten die slawischen Pflüge aus, die wahrscheinlich aus China gekommen sind und bei den sla­wischen Bölkem mancherlei Umänderungen durchzumachen hatten.

Laudesuachrichten.

r Stuttgart, 1. April. (Der Gast des Königs) Der Prinz von Wales wählte sür die Heimfahrt eine andere

Route und nahm den Weg über Tübingen, wo er mit seiner Begleitung ausstieg, um die Universität zu besichtigen. Hierauf setzte er die Fahrt nach Reutlingen fort und fuhr dann zum Schloß Lichtenstein, wo er längere Zeit verweilte. Der Prinz gab wiederholt seiner Freude über die prächtige Alblandschaft Ausdruck. Die Rückkehr nach Stuttgart er­folgte abends um 7 Uhr. Heute abend findet im Residenz­schloß Tafel zu Ehren des neuen russischen Gesandten Lermonstoff statt, an der der Prinz jedoch nicht teilnimmt.

x Stuttgart, 1. April. (Verstaatlichung der Automobil-Linien). Die Regierung hat, wie in der gestrigen Sitzung des Finanzausschusses der Zweiten Kammer bei der Beratung des Postetats milgeleilt wurde, die Verstaatlichung folgender fünf privater Automobil-Linien in Aussicht genommen: 1) Matnhardter Linie, 2) Rottweil- Schramberg und Oberndorf-Schramberg, 3) die Bopfinger, 4) die Ellwanger und 5) die Kirchberger Linie. Die Ver­waltung will künftighin bei neuen Prioatlinien mit der staat­lichen Unterstützung etwas zurückhaltender sein und die Er­richtung staatlicher Automobillinien mehr als seither durchführen.

r Stuttgart, 1. April. (Die Neubewaffnung der Schutzmannschaft). Die erste Sendung der neuen Revolver, mii denen die Stuttgarter Schutzmannschast ausgerüstet werden soll, ist aus der Polizeidirektton eingetroffen. Die Schutzleute sollen sich nun zunächst mit den neuen Revolvern, leichten, handlichen Waffen, auf dem Schießstand einschießen und dann erst werden sie damit ausgerüstet werden. Es besieht beim Kommando der Grundsatz, daß kein Schutz­mann einen Revolver erhält, mit dem er noch nicht ge­schossen hat. Die Lieferung der neuen Waffen erfolgt in kleineren Partien während des ganzen Monats April, sodaß die Neubewaffnung bis Ende April vollständig durch­geführt sein kann.

Die Beanstandungen von Vieh dnrch die Fleischbeschau.

p Stuttgart, 31. März. Interessante Ausschlüße über die Beanstandungen von Vieh durch die Fleischbeschau und über die Krankheitsursachen, die zu diesen Beanstan­dungen führten, giebt ein bei der Generalversammlung der Schlachtviehversicherung Stuttgart von Verwalter Häußer- mann erstatteter Geschäftsbericht über das abgelaufene Ge- sckäftsjahr der Versicherung. Darnach wurden versichert 16 264 Stück Großvieh (15658), 35818 Kälber (32899), 69743 Schweine (71446), zusammen 121825 Tiere (120003). Don Großvieh wurden von der Fleischbeschau beanstandet und aus die Freibank verwiesen 192 Tiere (154), von Kälbern 87 (67), von Schweinen 461 (366). Gegenüber dem Vorjahr wurden mehr beanstandet 38 Stück Großvieh, 20 Kälber, ca. 100 Schweine, ein ganz empfindlicher Mehr schaden, der sich infolge der außerordentlich hohen Einkaufspreise insbesondere bei Schweinen noch deutlicher in finanzieller Hinsicht ausdrückt. Dasselbe Bild ergeben die Teilschäden, für die eine Gesamtentschädigung von 11177 Mk. geleistet wurde, gegen 1911 mehr 1291 Mk. Die Gesamtentschädigungen an die Mitglieder be­tragen 148261 Mk., das sind 46 000 Mk. mehr als 1911 und 72000 mehr als 1910. Es sind somit ganz bedroh-

Aus Grund der im Januar, Februar und März 1913 an den Lehrerseminaren abgehallenen ersten DicnstprUsung sind u. a. nach­stehende Lehramtskandidaten zur Versetzung unständiger Lehrstellen an Volksschulen für befähigt erklärt worden: Am Seminar Nagold: Bayer, Christian, von Altensteig-Dors: Bezner, Wilhelm, von Neu­hoffnungstal Gouvernement Ieknterinoslaw (Rußland): Binder, Fried­rich, von Holzgerlingen: Binder. Karl, von Weil i. Sch.; Bott, Her­mann, von Calmbach: Braun, Christian, von Pfalzgrafenweiler: Braun. Jakob, von Spielberg: Denqler, Jakob, von Sulz OA. Nagold: Eitel, Wilhelm, von Dürrmenz: Ernst, Gottlob, von Deckenpsronn: Frey, Johannes, von Ebershardt: Gräßle, Ernst, von Herrenalb: Grözinger, Andreas, von Aach: Grözinger, Hugo, von Riet: Hald, Karl, von Stuttgart-Gablenbcrg: Jäger, Theodor, von Odumasi a. d. Goldküste; Kappler, Andreas, von Besenfeld: Käumle, Engen, von Gärtringen; Keck, Friedrich, von Loßburg: Kemps, Friedlich, von Rotfelden: Klä­ger, Wilhelm, von Fürnsal: Krauß. Willy, von Wittershausen: Lech- ler. Gottlob, von Friolzheim: Luckscheiter, Karl, von Buhlbach: Luz, Golthilf, von Deckenpsronn: Rentschler, Wilhelm, von Nagold: Roth- suß. Wilhelm, von Obertal: Ruck, Hermann, von Hildrizhausen: Ruff, Gotthilf, von Haifa (Palästina): Schaible, Karl, von Dobel: Schmid, Karl, von Tailfingen, OA. Hcrrenberg: Sceger, Johannes, von Beuren: Bintzon, Friedrich, von Calw: Vosseler, Ernst, von Schwenningen: Werner, Karl, von Nagold: Zeile, Theodor, von Sindelfingen. Am Seminar Nürtingen: Keuerleb-r, Adolf, von Altnuifra. Am Seminar Hrilbronn: Schnitzer, Golthilf, von Holzbronn.

Tages-Neuigkeiten.

Aus Stadt Md Amt.

Nagold, 2. April 1S13,

r Aprilschicke». Ueber den Ursprung der noch jetzt in Deutschland, Frankreich, England und Schottland am 1. April üblichen Sitte des Aprllschlckens sind verschiedene Meinungen aufgestellt worden. Gewöhnlich wurde bisher der Brauch als Nachahmung des Hin- und Herschickens Christi von Hannas zu Kaiphas, von Pilatus zu Herodes angesehen, weil im Mittelalter am Osterfest, das meistenteils ln den April fällt, auch diese Szene bei den Passioaspielen ausgesührt wurde. Andere fanden darin eine Andeutung auf die Veränderlichkeit des Aprilwetters. Doch ist der Brauch dem deutschen Altertum unbekannt und scheint, wie Grimm annimmt, erst in den letzten Jahrhunderten aus Frankreich eingeführt zu sein. Obgleich der Ursprung auch dort nicht aufgeklärt ist, so spricht manches dafür, daß er der Rest eines alten heidnischen Frühltngsfestes ist.

r Gibt es Inhaberinnen des Eisernen Kreuzes? Dieser Tage war tmSchwäb. Merkur" von der letzten Inhaberin des Eisernen Kreuzes die Rede. Das Eiserne Kreuz wurde wohl in den Freiheitskriegen an einige Frauen und Mädchen verliehen, nicht aber 1870/71. Die Auszeich­nung. die Frau Hitzfeldt in Eßlingen besitzt, ist nicht das Eiserne Kreuz, sondern dasDerdienstkreuz für Frauen und Jungfrauen", das die Form des Eisemen Kreuzes hat. aber aus schwarzer Emaille besteht und in der Mitte das Genfer rote Kreuz trägt. Es lebt noch eine größere Anzahl Frauen, «auch in unserer engeren Heimat, die sich diese Auszeichnung im 70er Krieg sür hervorragende Leistungen in der Kranken- und Verwundetenpflrge erworben haben.

Der Verein der Hnndefreuude von Nagold «nd Umgebung hielt kürzlich bei Mitglied Helber zum Adler" in Hailerbach eine Versammlung ab. die ziemlich stark besucht war. Nach Begrüßung der Anwesenden durch

Ass W»l Hmids Tagebücher».

Gedanke« des Exsultans über Deutschland«

Das Andenken des entthronten Sultans Abdul Hamid von den Schlacken, die der Parteien Haß und Gunst ge­zeugt haben, zu reinigen und den einstigen Beherrscher aller Osmanen in seinem wahren Licht darzustellen, unternimmt Ali Bahbi Bey, indem er noch unveröffentlichte Gedanken und Erinnerungen Abdul Hamids II. aus dessen Tagebuch genommen, in der ZeitschriftNord und Süd" herausgibt. Professor Ludwig Stein teilt mit. daß ihm die Memoiren von durchaus vertrauenswürdiger Seite zugegangen sind. Wir geben hier einige Abschnitte wieder, in denen der Exsultan manches uns Deutsche Interessierende sagt:

Deutschland und Irankveich irn Grient.

Die Franzosen sind sehr ungehalten, daß ich die Deut­schen bevorzuge. Nun, das hat seine guten Gründe? Der Kaiser würde es schon allein setriggebracht haben, daß ich den Deutschen meine ganze Sympathie zuwende. Das ist ein Mensch, zu dem man Vertrauen und Liebe haben muß. Er ist ein bewundernswerter Mann und wie hat er sein Land hochgebracht! Aber der Deutsche selbst an und sür sich ist mir viel lieber wie der Franzose. In seinem Charakter steht er dem Osmanli viel näher, er ist wie dieser etwas langsam und schwerfällig, aber treu und ehrlich. Der Deutsche ist fleißig und arbeitet nachhaltig, der Franzose

ist auch sehr arbeitsam, aber er arbeitet nicht mit der ger­manischen Energie, er verzettelt vielfach seine Kräfte durch unfruchtbares Politisieren. Der deutschen Beharrlichkeit haben die Franzosen nur ihre große Begeisterung! fähigkeit entgegenzusetzen, die nur zu bald, einem Strohfeuer gleich, verschwindet. Bor allem aber ist der Deutsche was dem Franzosen meist abgeht über alles, was er anfaßt, gründ­lich unterrichtet. Daß uns Osmanen die Franzosen gegen früher weniger sympathisch sind, erklärt sich auch daran, daß sie uns Tunis genommen haben, sowie daß wir uns mit einer republikanischen Regierungsfoim nicht befreunden können. Dort, wo das Zepter des Monarchen fällt, kann auf die Dauer keine Ordnung herrschen!

Deutsche Politik irn Grient.

Man behauptet immer, daß Bismarck nicht wie andere Diplomaten seine Gedanken hinter seinen Worten verberge, sondern stets alles ausspreche, was er denke. Möglich aber sein Ausspruch von den Knochen des pommerschen Grenadiers, welche für den Orient zu schade seien, kann unmöglich seine wahre Meinung gewesen sein. Ich mühte ihn sonst für einen kurzsichtigen Staatsmann halten. Vielleicht hielt er damals den Zeitpunkt noch nicht für gekommen, seine Augen vor aller Welt auf den Orient zu richten. Hätte er rechtzeitig erkannt, daß es für Deutsch­land geradezu eine Lebensfrage ist. die Türkei stark zu erhalten, so wäre das für beide Teile bester gewesen. Es ist schade, daß uns Bismarck nicht in die Triple-Alliance

ousnehmen wollte. Damals wäre es möglich gewesen! Auch Kaiser Wilhelm hätte es ruhig wagen sollen, uns dem Dreibund cinzuverleiben. Anstatt seine überschüssige Kraft in der ganzen Welt zu zersplittem und Kolonien zu erwerben, von denen niemals Früchte geerntet werden, hätte Deutschland seinen Einfluß zielbewußt bis zum per- fischen Meerbusen vorschieben sollen. Die Deutschen hätten dabei gewonnen, aber auch wir!

Kirre Konkurrenz des Suezkanuls.

Ein interessantes Kanal-Projekt unterbreitet uns ein preußischer Offizier a. D.; er schlägt uns vor, den Suez­kanal zu umgehen und ihm eine Konkurrenz zu schaffen. Die Höhenverhältnisse im Wadi-El-Araba ließen darauf schließen, daß das Tote Meer und der Golf von Akkaba einstmals durch Master verbunden gewesen seien. Die Durchstechung von kaum 90 Kilometer Land zwischen dem Toten Meer und dem Roten Meer würde genügen, u» dos ganze Gebiet in einer Breite von 2530 Kilometer wiederum unter Wasser zu setzen. An Stelle des Jordan- tales und des Ghor, so führt der Herr weiter aus wird dann ein großer Binnensee entstehen, an dessen Ge­staden, wie in uralter Zeit, Handel und Wandel wieder erblühen dürste. Durch genaue topographische Aufnahme» müßte sestgestellt werden, ob sich nicht von diesem weiten Binnensee, der mir zu EhrenAbdul Hamid-See" genannt werden soll, eine Verbindung nach dem Mittelmeer Herstellen ließe. Die politische Bedeutung dieser Kanäle dürfte nicht