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«ts- md AlM-Att fm dk« Oliemts-KeD NigO.
Fernsprecher Nr. 29.
87. Jahrgang.
Fernsprecher Nr. 29.
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Beilage«: Plauderstübchen, Illustr. Sountagsblatt und
Schwäb. Landwirt.
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Zlreltag, den 14. März
NIL
Amtliches.
K. HSsramt Wagotd.
Bekanntmachung betr. die Anzeige ansteckender Krankheiten.
Es werden die Ortspolizeibehörden darauf hingerissen, daß die Anzeigen über den Ausbruch einer ansteckenden Krankheit unter Benützung des vorgeschriebenen Formulars sowohl dem Oberamt als dem K. Oberamts- Physikat zu erstatten sind.
Nagold, 12. März 1913. Amtmann Mayer.
Bekanntmachung
betr. die Einleitung von Abwasser in die Nagold.
Die Stadtgemeinde Nagold hat seit 1902 in folgenden Straßen Sammelkanäle für die Ableitung dös gewerblichen und häuslichen Abwassers errichtet: in der Bahnhosstraße, Kirch- pcaße, Burgstcatze, Hercenbergerstraße, Haiterbacherstraße, Leonhardtstraße und dem zwischen Geb. Nr. 262 und 263 Zur Bahnhofstraße führenden Sätzchen.
Sämtliche Sammelkanäle mündnr in den Hauptsammelkana!, der durch die Hintere Gasse, die Markt- und Calwerstraße führt und unterhalb des Wehrs des Elektrizitätswerkes in die Nagold mündet.
Bei der Kanalisierung der Herreubergerstraße wurde auch der Lauf des Kreuzertalbache; geändert, insofern er nicht mehr in den Oberkanal der Rapp'schen Mühle, sondern in den Sammelkanal mündet uid damit in die Nagold.
Die Stadtgemeinde hat um Genehmigung der Abwasser« Leitung nachgesucht.
Einwensungen gegen dieses Gesuch müssen binnen 14 Tagen dei n Oberamt angebracht weroen, wo auch die Pläne und die Beschreibung zur Einsicht ausliegen. Nach Ablauf dieser Frist können Einwendungen im schwebenden Verfahren nicht mehr oorgebracht werden.
Nagold, 13. März 1913. Amtmann Mayer.
Gne WliiMW der „Rordd. Mg. Zeitung".
Berlin, 12. März. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" bringt heute abend folgenden offiziösen Artikel:
In einigen deutschen Zeitungen sind in diesen Tagen alarmierende^Ariikel mit Bezug auf die gegenwärtige Lage oder die zunächst zu erwartende europäische Lage verbreitet worden. Wie die amtlichen deutschen Stellen — die diesen Artikeln gänzlich fernstehen — die Situation beurteilen, ist wiederholt in d.r „NorSd. Mg Ztg." ausgesührt worden. Die gemeinsamen Bemühungen der Großmächte haben bereits — wie auch der englische Premierminister Asquith si-stgestellt hat — wertvolle Ergebmsse erzielt. Wir halten daran fest, daß es dieser gemeinsamen Arbeit gelingen wird, auch der noch verbleibenden Schwierigkeiten Herr zu werden. Diese Zuversicht hat eine besondere Stärkung durch die von ganz Europa dankbar begrüßte Vereinbarung erfahren,
welche Oesterreich-Ungarn und Rußland soeben über die Reduktion ihrer militärischen Maßnahmen geschlossen haben.
Wenn in den erwähnten Artikeln andererseits die geplante deutsche Heeresverstärkung mit einer erheblichen Verschlechterung der Beziehungen Deutschlands zu dem einen oder anderen seiner Nachbarn motiviert wird, die zu einem kriegerischen Konflikt drängen, so sind derartige Ausführungen aufs entschiedenste zurückzuweisen. Daß das europäische Machtoerhältnis durch die Vorgänge auf dem Balkan eine Verschiebung erlitten hat, von der mittelbar auch Deutschland berührt wird, ist eine Jedem einleuchtende Tatsache. Solange der ewige Welsfrieden noch nicht garantiert ist, muß Deutschland damit rechnen, daß es in einem Kriege genötigt sein kann, seine langgestreckten Grenzen nach mehreren Seilen zu verteidigen und daß es dabei um seine Existenz ringen wird. Für eine solche Eventualität, die Deutschland gegen seinen Willen aufgenötigt werden kann, soll die neue Wehrvorlags Vorkehrungen treffen, indem sie in Ausführung der allgemeinen Wehrpflicht die militärtauglichen, aber bisher freigelassenen jungen Mannschaften zum Dienste mit der Waffe heranzieht.
Kein Deutscher wird dis Verantwortung dafür auf sich nehmen wollen, daß in einem Kampfe, der uns aufgenötigt werden sollte, nicht alle Wehrkrästigen auch als Soldaten zur Verteidigung von Haus und Hof bereitstehen. Die Ueberzeugung, daß es unsere Pflicht ist, hierfür Sorge zu treffen, ist so sehr Gemeingut unseres Volkes geworden, daß sie durch die jeder Grundlage entbehrenden Kriegstreibereien nicht entstellt werden kann. Indem wir das nachdrücklich betonen, müssen wir gleichzeitig gegen die maßlose Sprache Front machen, mit der einige französische Zeitungen unsere Heeres-Borlage als eine Herausforderung und Drohung gegen Frankreich hinzustellen versucht haben. Unserer nationalen Ehre entspricht es, solchen Hetzereien enlgegenzutrelen, aber kaltblütig und ohne Stimmungsausbrüche, die im In- und im Auslande Mißverständnisse Hervorrufen und die auf Wahrung des Friedens unter den Großmächten gerichtete Haltung unserer Politik verdunkeln könnte.
Die Londoner „Westminster Gazelle", das dem Londoner Auswärtigen Ami nächststxhends Organ läßt sich also vernehmen;
„Einige deutsche Blätter sagm, daß der Schlüssel der Situation in lettischen Händen liege. Das ist vielleicht ein zu großes Kompliment sür uns. aber wir können nachdrücklich betonen, daß, soweit wir Einfluß besitzen, wir ihn rücksichtslos gebrauchen werden, um der wahnsinnigen Idee eines Präventivkrieges zu steuern. Wenn Frankreich wirklich eine europäische Verschwörung gegen Deutschland ausheckte, die unsere und Rußl mds Zustimmung bedürfte für dm Krieg, von dem General Bemhardi geträumt hat, so können wir die absoluteste Versicherung abgeben, daß wir keinerlei Anteil daran nehmen würden. Wir freuen uns, die Franzosen als unsere Freunde betrachten zu können, aber wenn unsere Freunde solchen Wahnsinns
fähig wären, so wäre es unsere Freundespslicht, sie zurückzuhalten und nicht aufzuhetzen. Natürlich halten wir diese ganze Panik für grundlos, aber die Verhältnisse in Europa sind so, daß wir nicht nur nichts tun dürfen, was falsche Besorgnisse oder falsche Erwartungen erwecken könnte, sondern wir müssen unermüdlich und unenlmutigt sür die Entspannung zwischen der Tripleentente und dem Dreibund wirken, die heute Europa am meisten notlut und deren Durchführung die stärkste Sicherheit für den Frieden sein würde."
Das läßt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig, und belehrt hoffentlich auch die Herren Delcaffe, Iswolski und Genossen, daß alle ihre Bemühungen, ein Feuerchen anzumachen, bisher vergeblich waren und es hoffentlich auch bleiben lassen. Für jene aber, die in Deutschland jeden Morgen sich ängstlich die Frage vorlegen: „Obs einen Krieg gibt", mag die vorstehende Auslassung immerhin ein« Beruhigung sein. Denn daran, daß sie ernst und ehrlich gemeint und der Auffassung der maßgebenden englischen Stellen angepaßt ist, ist so wenig zu zweifeln, wie daran, daß sich die französischen Herrschaften schön ruhig verhalten werden, solange sie niemand hinter sich wissen, der mit ihnen oder für sie die Kastanien aus dem Feuer holt, an dem sie sich — isoliert — nur allzuleichl wieder die Fingerchen verbrennen könnten. ^
Lages-Neuigkeiten.
Aus Stadt und Amt.
Nagold, 14. März 1S13.
r Führung der „Gesprächsnachweisung" auf den Fernsprechämtern. In der „Gesprächsnachweisung" wird von jetzt an die Spalte „Gesprächsdauer" allgemein nicht mehr ausgcfüllt. In der Spalte 1 wird bei allen Anstalten die Stunde und Minuten der Anmeldung nur noch dann angegeben, wenn eine von einem Fernsprechteilnehmer angemeldete Gesprächsverbindung nach auswärts oder ein von einer auswärtigen Anstalt angemeldetes Gespräch mit einem Fernsprechteilnehmer oder einer anderen Person nicht alsbald nach der Anmeldung ausgesührt werden kann. 5 Psg.-Gespräche und 10 Pfg.-Gespräche in ankommender Richtung, die sofort nach der Anmeldung ausgeführt werden und für die weder eine Herbeiholungsgebühr noch ein Zuschlag sür die Vermittlung außerhalb der Dienst- zeit zu verrechnen ist, w rden bei der Ankunftsanstall überhaupt nicht ausgezeichnet, soweit nicht auf Verlangen des Rechnungsbureaus der Generaldirektion vorübergehend zu Kontrollzwecken Aufschriebe auch über diese Gespräche zu führen sind.
r Verhütung von Wald- und Böschrmgsbrärr- de«. Im Frühjahr ist erfahrungsgemäß schon bei kurzer Trockenheit mit dem Auftreten von Wald- und Böschungsbränden infolge von Funkenflug oder Aschenauswurf aus Lokomotiven zu rechnen. Die Lokomotivführer werden unter Hinweis insbesondere auf Waldstrecken, angehalten, Blase
Fünf Jahre Fremdeulegionär.
Selbsterlebtes
während meiner fünfjährigen Dienstzeit.
Bon Franz Kull.
(Schluß.)
Es dauerte jedoch nur einige Tage, da kehrten die Tonkinesen in weitaus größerer Zahl z nück, fest entschlossen, uns von dem ihnen den Weg nach Bac-ninh verlegenden Berge herunterzuschlagen. Es wäre ihnen vielleicht auch gelungen, hä ten wir uns nicht verschanzt und inzwischen Verstärkung erhalten. Sie mußten dann abermals rach zweitägigem Morden zurückgehen; der Weg nach Bac-ninh stand uns offen. Der Vormarsch nach diesem Ort wurde auch bald angetreten. In der Nähe angekommen, bemerkten wir, daß es schwere Arbeit kosten würde, Bac-ninh zu nehmen. Rings um die Stadt erhoben sich starke Berschanzungea, die von Tausenden mutiger Feinde verteidigt wurde. Gegen ein seitwärts liegendes Dorf wurde unser Bataillon sorge- sandt. Nur mühsam brachen wir uns Bahn durch die bald unter Wasser stehenden Reisfelder. Die Kugeln pfiffen ohne Aufhören um unsere Köpfe. Hin und wieder brach ein Soldat zusammen, oder er stürzte in die großen Schöpfgraben, welche die Tonkinesen inmitten der Reisfelder angelegt haben, um das Land zur Zeit der Reife zu entwässern. Mit großer Bravour wurde das Dorf verteidigt, doch nützte es dem Feinde nichts, der Sieg war unser, allerdings unter großen Opfern erkauft. Am folgenden Tage wurde der Sturm auf die besetzten Derschanzungen und die
Stadt unternommen. Nach einem den ganzen Tag über andauernden, grauenhaften Morden gelang es, Bac-ninh zu erobern. Das Blutbad, welches nun folgte, spottet jeder Beschreibung. Die französischen Truppen wüteten wie die Kannibalen. Es wurde gemordet, geschändet, weder Frauen noch Kinder geschont. Dann gab der General auch noch den Befehl, zu einer achtundoierzigstündigen Plünderung. Was von größerem Werte und leicht transportabel war, wurde eingesteckt, das andere im tollsten Uebermute zerstört. Am zweiten Tage steckten sich Hunderte von Soldaten in die bunten Gewänder von Chinesen und tanzten auf der Straße umher. Da als Folge dieser Ausschweifungen und Greuel der Ausbruch einer Krankheit zu befürchten war, verließen wir nach einigen Tagen Bac-ninh und besetzten einen vier Stunden entfernt liegenden Ort. Hier lagen wir mehrere Monate im Quartier.
Es ging wieder gegen den Feind, der in den Flußniederungen vord-ang. Wir waren noch nicht weit auf unserem Vormarsch gegen Hog-Kuang, dessen Eroberung diesmal in Aussicht genommen, gekommen, als am jenseitigen User des Flusses die feindlichen Signale ertönten. Zugleich wurden wir mit einem Kartätschenhagel überschüttet, so daß wir mit aller Beschleunigung Deckung suchten. Mannschaften wurden kommandiert, welche die am anderen Ufer sichtbaren Kähne herüberholten und dann begann unter heftigem Kugelregen die Ueberfahrt. Der Kampf wogte mit wechselndem Glück bis zum Abend des folgenden Tages. Zweimal schlugen wir den Feind zurück, zweimal drang derselbe vor und zwang uns schließlich, auf einer Anhöhe am Flusse die Nacht zu verbringen. Unsere Lage war schwer
gefährdet, unter Umständen hoffnungslos. Erhielt der Feind Verstärkung, so waren wir verloren. Unter solchen Umständen wurde mitten in der Nacht Befehl gegeben, eine Schleichpatrouille zu bilden, um die Bewegungen des Feinde« zu beobachten. Lautlos zogen wir durch das Dunkel der Nacht dahin. Wir waren bis zu einem Hohlwege gekommen, als wir erst eine, dann zwei und mehr Fackeln erblickten. Es war ein Vortrupp der zum nächtlichen Ueberfall entschlossenen Schwarzflaggen.
Es gelang uns, zwei derselben unschädlich zu machen; bei dem dritten ging jedoch der Stoß fehl. Dieser sprang auf die Seite und schlug Alarm. Ein furchtbares Feuer erhellte das Dunkel; wenige Minuten darauf knallte es von allen Seiten. Kein Durchbruchsversuch, nur schleunige Flucht konnte uns noch retten. Durch das Gewirr der Maulbeerwaltungen, durch Wasser und Sumpf ging der Weg ohne Unterbrechung bis zum anderen Morgen. Zwei Tage dauerte es, ehe wir, nur noch vier Mann stark, gänzlich erschöpft und halb verhungert, an den Fluß gelangten, wo uns eine zur Verstärkung nachgerückte Abteilung aufnahm; 43 Mann hatten bei der nächtlichen Rekognoszierung ihr Leben eingebüßt. Mit abgeschnittenen Köpfen hat man die Unglücklichen später gefunden.
Auch mein Schicksal ereilte mich hie . Ich erkrankte an dem schrecklichen Sumpsfieber und wurde mit noch 80 Leidensgenossen, nachdem absolut keine Besserung eintreten wollte, nach Afrika zurückbesördert. Täglich wurden einige Tote über Bord geworfen, wie mir später erzählt wurde; ich selbst war zu krank, um darauf achten zu können. Meine Hoffnung, auf der Expedition nach Tonkin desertieren zu