erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- nnd Festtage.
Preis viertelsShriich hier mit MSgeriohn l.LV im.Bezirks- vnd 10 Lw.-Brrkehr 1.35 im Adrigen V>rttemberg 1.35 Monats-Abonnements nach DerhSitnk«.
ss
Ms- iü Kyizk-Kilt flr den Gkmts-KrM N>M.
Fernsprecher Nr. 29.
87. Jahrgang.
Fernsprecher Nr. 29.
Anzekgen-Debühr sitr die einspatt. Feite au» gewöhnlicher Schrift oder deren Raum bei einmal. Einrückung 10 /H, bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.
Beilagen: Plauderstiibchen, Wustr. SonMagsblatt und
Echwäb. Landwitt.
Mittwoch, dm 12. März
isir
Amtliches.
Lt. Höerarnt Wagotö.
Die Gemeindebehörden
haben zuverlässig bis 2«. März ds. Js. hieher anzuzeigen, ob in ihrer Gemeinde im abgelaufenen Kalenderjahr GrenzbeMligungen und Vermarkungen landwirtschaftlich benützter Grundstücke im Gesamtmeßgehalt von mindestens 1 brr (gleichviel, ob sich das in Frage kommende Gewand für die Durchführung einer Bereinigung geeignet hätte oder nicht) beschlossen oder ausgesührt worden sind. Dabei wolle jeweils angegeben werden, wann der Zentralstelle die in K 34 Abs. 5 der Ministerialverfügung vom I. Sept. 1899 (Reg.Bl. S. 667) vorgeschrrebene Anzeige gemacht worden ist, wie groß die nsudemarkten oder für eine Neuvermarkung in Aussicht genommenen Flächen sind, welche Kosten auf bas du der schon vollzogenen durchgreifenden Bermarkungs- ergänzungen erwachsen sind (vergl. hiezu Seite 18 unten und Seite 19 ff. der Denkschrift „25 Jahrs Feldbereinigung in Württemberg" und wer für diese Kosten aufzukommen hatte. Zutreffendenfalls ist Fehlanzeige zu erstatten.
Den 11. März 1913. Kommerell.
Bekanntmachung.
Es wird zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß als Desinfektor für den Bezirk Nagold
Herr Ernst Schüttle, Friseur in Ebhause« bestellt und ausgebildet worden ist.
Für die ihm von den Polizeibehörden sowie von Privaten übertragenen Desinfektionen hat er folgende Gebühren anzusprechen:
a) ein Taggeld von 1 für die Stunde Irllorrsttum-- nis, wobei eine^angssangenesSiunde für voll gilt, bis zum Höchstbetrag von 6 »H, mindestens aber 3
b) Reisekosten bei Verlichtungen außerhalb seines Wohnorts und zwar wenn Eisenbahn oder Post benützt werden kann, das tarifmäßige Fahrgeld 3. Klaffe, sonst 15 ^ für jeden zurückgelegten Kilometer;
e) für notwendiges Uebernachien eine Zehrungsvergütung von 3
Dis Gebühren werden von der Oberamtspflege aus- bezahlt und zum Einzug gebracht. Die Desinfektionsmittel werden auf Kosten der Amtskörperschaft angeschafft.
Den 11. März 1913.
Kommerell.
K Werflchevungsarnt Wagotö.
Di ejenigen Ortsbehördcn, welche-den mit oberamtlichem Erlaß vom 21. Febr. d. 3., Amtsbl. Nr. 44 einverlangten
Fünf Jahre Fremdenlegionär.
Selbsterlebtes
während meiner fünfjährigen Dienstzeit.
Bon Franz KuU.
So lautet der Titel eines soeben in neuer Auflage in dem bekannten Berlage von Wilhelm Köhler. Minden in Westfalen, erschienenen, 138 Seiten starken, mit zahlreichen Illustrationsbeilagen und 41 Origii alzeiämungen versehenen Buches (Preis 80 300. Tausend).
Eine Welt von Verzweiflung uns furchtbarem Elend spricht aus diesem Buche, ein Schicksal, so grausam und entsetzlich, wie man es kaum für möglich halten soll. Deutschland verliert jährlich über 3000 seincr Landeskinder an die Fremdenlegion, von denen 90 v. H. den Tod finden. Die Anwerbung Deutscher wird nicht nur planmäßig in Frankreich von Behörden betrieben, sondern französische Agenten bereisen im Auftrag ihrer Regierung ganz Deutschland, wie die Erfahrung lehrt. Regierungen. Behörden. Schulen die Vereinigungen ehemaliger Angehöriger d-r Fremdenlegion usw. haben, da das Anwerben in Deutschland für die Fremdenlegion seitens der französischen Agenten immer mehr überhand nimmt, den Kampf gegen dieses schamlose Treiben energisch ausgenommen. Das vorstehende Buch unterstützt das Vorhaben der Regierungen pp. auf das Wirksamste. Es würde viel Kummer und Herzeleid erspart, wenn der Inhalt desselben allgemein bekannt würde.
Wir lassen ein Kapitel aus dem vorstehenden, interessanten, reichillustrierten Buche, welches in der G.W.Zaiser'schen Buchhandlung vorrätig ist, nachstehend folgen:
Die Expedition «ach Tonkin.
Es war ein trüber Februartag, als wir in Oran nach Tonkin eingeschifft wurden. Gleich nach der Witterung war
Bericht betr. Zahl der in ihrem Gemeindebezirk vorhandene« Gärtnereibetriebe noch nicht erstattet haben, werden zur umgehenden Berichterstattung ausgefordert.
Den 10. März 1913. Mayer Amtmann.
Die Vermögensabgabe.
Berlin, 10. März. „Ts wird nun darauf ankommen, den einfachen und klaren Gedanken der Vermögensabgabe sestzuhalten und Abwege bei den Erörterungen über die praktische Gestaltung zu vermeiden." So schreibt die „Nordd. Allg. Ztg." Diese Mahnung des halbamtlichen Blattes ist an diejenigen Kreise gerichtet, denen mit einer Abgabe vom Vermögen allein noch nicht genug getan ist, denen vielmehr auch Kriegszuschläge auf höhere Einkommen erwünscht wären. So halte man den Vorschlag gemacht, die hohen Einkommen von Aerzten, Rechtsanwälten, Opernsängern usw. mit einem Zuschlag belegen zu wollen, ohne zu bedenken, daß die hohen Einkommen von allen vernünftigen Menschen Zur Dermögensbildung verwandt zu werden pflegen und darum in der Vermögensabgabe ohne weiteres erfaßt werden.
In amtlichen Kreisen hat man den Plan von Einkommensteuerzuschlägen von vornherein abgelehnt, allein schon aus dem Grunde, weil in einer Reihe von deutschen Staaten, Einkommensteuern nicht bestehen und die bestehenden große Verschiedenheiten aufweisen, so daß eine gemeinsame Grundlage zur Bemessung der Zuschläge sich nicht leicht finden ließe. Derartigen Anregungen aus der Presse und aus privaten Kreisen ist denn auch keine Folge gegeben worden, ganz abgesehen davon, daß das von den besitzenden Klassen zu bringende Iahrhundertopfer laut der amtlichen Bekamumachuug nur in einer Bermö§cns»byai»r ^rftrhrn sollte. Es hält schon schwer genug die Grundlage für eine gerechte, gleichmäßige, alle Familien- und sonstigen Verhältnisse berücksichtigende Vermögensabgabe zu finden!
Zu den Abwegen gehört auch der Vorschlag eines Zentrumsblattes, in die Hauptbücher der Banken einzu- dringen, um festzustellen, ob etwa Kapiialien seit der Ankündigung der Bermögensabe aus der Bank entnommen und nach dem Auslande begeben worden sind, um der Sieuer zu entgehen. Das würde eine große Belästigung, um nicht zu sagen, eine Schikane für die Banken bedeuten und übrigens eine Feststellung, ob wirklich Kapital nach dem Auslande gewandert ist, nicht ohne weiteres ermöglichen. Die Gefahr einer Abwanderung scheint übrigens in der Regierung nicht allzu hoch veranschlagt zu werden. Der Entwurf wird wahrscheinlich eine Bermöqensanzeige zur Pflicht machen und hohe Geldstrafen für Steuerhinterziehungen vorsehen.
auch die Stimmung unter den Legionären trübe. Alle ihre Hoffnungen stützten sich auf die Flucht. Es sind Fälle vorgekommen, daß zehn und noch mehr an einem Tage desertiert sind. Sprang einer über Bord, so lies alles nach der betreffenden Seite. Diesen Augenblick benutzten nun wieder andere, um sich auf der entgegengesetzten Seite aus dem Staube zu machen. Auf manchen Dampfern, auf denen auch schon Legionäre auf diese Art verschwunden waren, wurden beim jedesmaligen Anlegen am Hasen sämtliche Luken des Schiffes geschlossen, um dke Mannschaften am Ausreißen zu verhindern. Sergeanten und Korporale mußten in solchen Fällen den Wachdienst versehen. Nu i hatte es aber, als ein Schiff im Hafen von Colombo vor Anker lag, gerade tüchtig geregnet. Ein Sergeant, weicher am Fallreep stand, beorderte seinem Burschen, ihm seine Pelerine zu bringen. Hilfsbereit half er seinen Vorgesetzten, dieselbe umzuhängen. Kaum aber hatte sich letzterer umgedreht, so schlug ihm schon der Legionär die Pelerine über dem Kopfe zusammen, versetzte ihm noch einen kräftigen Stoß, daß er vornüberfiel: dann sprang der Soldat in großen Sätzen das Fallreep hinunter auf die Landungsbrücke. Bis sich der Sergeant wieder aufgcrafst hatte, war der Legionär schon lange in Sicherheit. Aber wehe dem, welchen man erwischte! In einem engen, heißen Raum eingestellt, Hände und Füße in Eisen gefesselt, das ist das traurige Los bis zum Verlassen des Schiffes, außerdem abernoch eine lange, schwere Freiheitsstrafe.
Nach sechswöchiger Fahrt auf der schier endlosen Wasser- wüste langten wir in Hanoi an, dem Hauptwasserplatzc der Franzosen im nördlichen Tonkin. Zu den ostastatischen Kolonien Frankreichs gehört außer Tonkin auch noch das ehemalige Kaiserreich Annam. Der Kaiser wurde von den Franzosen adgesetzt und nach Algier gebracht. Durch eine Rente, welche man ihm bewilligte, war es ihm möglich, ein besseres Leben zu führen als Zu der Zeit, da er noch regierender Kaiser von Annam war.
Die französische Heeresverstärkung.
Paris, 10. März. Ackerbauminister David hielt gestern in Lille bei einem Festessen der Landwirtschaftlichen Gesellschaft des Nord-Departements eine Rede in der er zur Rechtfertigung des Gesetzentwurfes über die dreijährige Dienstzeit u. a. sagte: Die Nation hat bei dem grellen Schein der auswärtigen Ereignisse gesehen, daß Frankreich bisweilen vor einem Abgrunde stand. Sie will nicht, daß es Hineinstürze, sie will, daß Frankreich in aller Sicherheit das friedliche Land des demokratischen und sozialen Fortschritts bleibe. Frankreich steht nicht mehr allein. Es hat im europäischen Konzert die Aufgabe, einen bestimmten Ansturm auszuhalten und seinen Freunden und Verbündeten es zu ermöglichen, ihm zu Hilfe zu kommen. Wenn es im diplomatischen Konzert diese Rolle spielt, wird es die Demütigungen vermeiden, die es bereits gekannt hat und man ihm unaufhörlich anzutun sucht. Wir wollen nicht die Möglichkeit ins Auge fassen, daß Frankreich eines Tages geschlagen und zerstückelt für uns solch ein schmerzliches Schauspiel werden soll, daß wir es vorziehen müßten, mit sann seinen Verteidigern untergegangen zu sein. — In Lyon hielt der ehemalige Minister und sozialistisch-republikanische Deputierte Paul Boncour in einer von mehreren Deputierten und Senatoren veranstalteten Versammlung eine Rede, in der er erklärte, daß seine Parteigenossen die neue Wehrvarlage nur dann annehmen werden, wenn die Regierung laisächlich den Beweis erbringe, daß das Gesetz über die zweijährige Dienstzeit, selbst wenn es genau durchgeführt und eine bessere Verteilung der Truppen an der Grenze vorgenommen würde, nicht genüge, um die nationale Ber- tetdigung zu sichern..
Tages-Neuigkeitesr.
Aus Stadt und Amt.
-1- Altensteig, 12. März. Am Sonntag abend hatte der Friedensverein in den „Grünen Baum" Einladung ergehen lassen zu einem Bortrag von Frl. Math. Planck aus Stuttgart über „Bölkersried en und Frauenbewegung". Wir hätten der gewandten und für die Sache begeisterten Rednerin gern einen größeren Zuhörerkreis gegönnt. Ausgehend von den Bestrebungen der Friedensfreunde ging sie über zu der Regelung mancher internatio- naler Streitfragen auf gütlichem Wege durch Rechtsprechung des Haager Schiedsgerichtshoses, bemerkte sodann, daß allerdings der Friedensgedanke sich noch stärker entwickeln müsse, und daß es Hauptaufgabe unserer Diplomatie sei: Einigkeit zwischen unserem Vaterland und England zu
Ueberglücklich, die Seereise endlich Überstunden zu haben, traten wir ans Land. Aber wenige Tage gaben uns die schreckliche Gewißheit, daß es besser ist, jahrelang auf dem Meere zu fahren, als aus dem Schlammboden Tonkins dem Siechtum oder der feindlichen Kugel zu erliegen. Aller Jammer des afrikanischen Lebens fand sich hier wieder, nur noch in schlimmerem Maße. Dazu kam-m noch viele andere Uebel, von denen wir uns in Algerien! nichts träumen ließen. Betrügereien. Mißhandlungen, übermenschliche Strapazen hier wie dort. An Stelle des Absynths trat der zu wahre« WutanfLllen führende Reisschnaps, Schum-Schum genannt, welcher uns, nur in Mengen von V« Liter genossen, tierisch betrunken und rasend machte. Die trockene Hitze Algeriens ersetzte eine feuchte Glut, die dem unter unfern Füßen schwindenden Sumpfboden zu entsteigen schien. Zur Zeit der größten Hitze, im Monat Mai und Juni, ist es vorgekommen, daß Soldaten, vom Hitzschlag getroffen, tot zusammenbrachen, nachdem sie einen Augenblick den Helm, eine Art Sommerhut, abgenommen hatten, um den Schweiß auf der Stirn zu trocknen. Es war daher bei strenger Strafe verboten, im Freien den Helm zu lüften. Wie die Mücken erlagen die Menschen dem Sumpfficber und der noch mehr gefürchteten Cholera. Doch besser noch dies, als von den Schwarzflaggen überrascht, zu Tode gequält und schrecklich verstümmelt zu werden. Die Bevölkerung ist allerdings bedeutend zahlreicher als in Algerien, denn da» Land ist weit übersät von Dörfem, in denen es von schlitzäugigen Menschen wimmelt; aber nicht einen von dem mongolischen Gesindel ist zu trauen. Wer in diesem Augenblick mit grinsendem Gesicht jemandein einen Trunk bietet, ist im nächsten fähig, einem Legionär den Todesstoß zu versetzen und den Leib aufzuschlitzen. Der Teufel mutz die Franzosen geritten haben, als sie sich dieses häßliche, ungesunde Land zu eigen machten.
(Fortsetzung folgt.)