r Leutkirch, 5. März. (Schweres Automobil- l Unglück). Heute früh 4 Uhr verunglückte das Auto des I Medizinalrats Moosbrugger bei Wuchzenhofen, indem es aus einen Baum aufsuhr und in Trümmer ging. Der Chauffeur Kugler von hier ist tot. Die beiden Insassen. Leutktrcher Geschäftsleute, sind nicht verletzt. Der Chauffeur htnterläßt eine Frau und drei unmündige Kinder.
Deutsches Reich.
Pforzheim, 4. März. Gestern nachmittag erschoß sich im Stadtteil Dillweißenslein mit seinem Jagdgewehr der 27 Jahre alte Bijouterietechniker Max Theodor Trautz, ein Sohn des Maschinensabrikanten K. A. Trautz. Was den jungen Mann zur Tat veranlaßt haben sollte, ist bis jetzt nicht bekannt geworden.
r Köln, 5. März. Am Hellen Tage wurde einer Dame auf einer belebten Straße ein Täschchen mit 20000 Mark, die sie soeben auf einer Bank erhoben hatte, von einem Radfahrer entrissen wurde. Bei der Flucht öffnete sich die Tasche und das Geld flog aus die Straße. Die Borbeigehenden beteiligten sich an dem Einsammeln des Geldes, sodaß die Dame wieder in den größten Teil ihres Besitzes gelangte.
r Hamburg, 3. März. Nachdem die amerikanische Regierung die von der Hamburg-Amerika-Linie nachgesuchte Erlaubnis zur Verlängerung ihrer Piers in Newyork in vollem Umsange bewilligt hat, sind die Arbeiten zur Verlängerung sogleich in Angriff genommen worden und werden Mitte Mai vollendet sein. — Der Dampfer Imperator tritt seine erste Fahrt nach Newyork am Sonnabend, den 24. Mai. an. Das Schiff wird vor dieser Fahrt ausgedehnte auf 8 Tage berechnete Probefahrten unternehmen. Die Hamburg-Amerika-Linie hat ferner einen Vertrag mit der Stadt Newyork abgeschlossen, nach welchem ihr eine neuerbaute Landungsstelle in Brook yn für eine Reihe von Jahren verpachtet worden ist. Diese Anlage ist so umfangreich, daß 4 große Dampfer zu gleicher Zeit daran abgesertigt werden können.
Hannover, 5. März. Aus Anlaß des Hennigedorser Raubmordanschlags auf das Automobil des Juweliers Plunz hat der Allgemeine deutsche Automobilklub für künftige derartige Fälle zur Ergreifung der Attentäter 5000 Mark Belohnung ausgesetzt.
Große türkische Flugzeugankäufe bei einer deutschen Firma.
Frankfnrt a. M., 4. März. Die türkische Regierung bestellte bei einer Leipziger Flugzeugfabrik dringend 12 Doppeldecker mit kurzer Lieferungsfrist, von denen drei sofort ebgeschickt werden sollen. Eine Bestellung von weiteren 16 Flugzeugen wird erfolgen, sobald die erste Bestellung ausgeführt sein wird.
Zum Autounglück bei Berlin.
r Berlin, 4. März. Von den Leuten, die den Anschlag auf das Automobil am Sonntag verübt haben, hat man noch keine Spur. Das Befinden der im Kranke! Haus untergebrachten Tochter des Plunzschen Ehepaares ist den Umständen nach befriedigend, es besteht aber noch immer Lebensgefahr. Das junge Mädchen weiß noch nichts von dem schrecklichen Tode seiner Eltern.
r Berlin, 5. März. Während nach dem Befund des Anschlags auf Automobile auf der Chaussee zwischen Schulzendorf und Heiligenweg vielleicht angenommen werden kann, daß dumme Jungen den D aht fanden und ihn zu einer Automobilsalle benützten, scheint es sich um einen wirklich verbrecherischen Anschlag in einem onderen Falle zu handeln, der d.r Bosstschen Zeitung nachträglich aus Brandenburg gemeldet wird. Die Polizei hatte es für zweckmäßig gehalten, den Fall geheimzuhalten und die Nachforschungen in aller Stille zu betreiben. Am 16. Februar wurde ein Landauer in der Nacht plötzlich von einem quer über die Chaussee gespannten Telephondraht aufgehalien. Der Draht schlug dem Kutscher direkt ins Gesicht, sodaß der Mann schwere Verletzungen daoontrug.
Der Kaiser in Bremen.
Bremen, 5. März. Der Kaiser traf im Automobil von Wilhelmshaven komnund um 12 Uhr 10 Min. mit Gefolge vor dem neuen Rathaus ein, wo er vom Senat, von den Spitzen der Behörden und dem Offizierskorps empfangen wurde. Das Wetter hat sich aufgeklärt.
r Bremen, 5. März. Bei dem Frühstück in dem Festsaal des Rathauses hielt der Präsident des Senats, Bürgermeister Dr. Barck Hausen, eine Begrüßungsansprache, m der er auf das in diesem Jahre stattfindende 25jährige Regierungsjubiläum des Kaisers hinwies und sodann den Dank des Senats dafür aussprach, daß der Kaiser das neue Rathaus in Augenschein genommen habe. Er wies ferner auf die Zeit vor 100 Jahren und die Befreiung von fremdem Joch unter Führung Preußens hin. Die Rede schloß mit einem dreifachen Hurra aus den Kaiser. Der Kaiser erwiderte. — Die in Aussicht genommene Tafelmusik war auf allerhöchsten Wunsch in Anbetracht des schweren unglückssalles bei Helgoland ausgefallen.
Torpedoboot 8 178 gesunken.
rmr- ^elsoland, 5. März. (Teleph. vormitt. 11 Uhr.)
> holt gus einem Teil der letzten Nummer.) Bon »m durch den Kreuzer „Porck" gerammten Torpedoboot 8 *78 wurden nur 15 Mann gerettet,
—60 Mann sind ertrunken.
Sckneiu^-i.^pedoboot 8 !78 ist 1909 vom Stapel gelaufen: seine Kräfte 32,0 Seemeilen: es hatte 16000 indizierte Pferde-
^ März. Bon der Besatzung des unter- 8 3 ngrnen Torpedobootes 8. 178 wurden, wie jetzt ge-
medet wird, gerettet: Marineingenieur Kühn, Marineassistenzarzt Nancke, Obermafchinistenmaat Byttlik und Rüderer, Bootsmannmaat Meier, Maschtnistenmaat Schönbeck, Obermatrose Franz Kabisch und Kroschkops, Oberheizer Koch. Klein und Vigo, Matrose Mallin, Maschinistenanwärter Lyekin und Albert Cordes, Heizer Morlock.
r Berlin, 5. März. Die Anzahl der infolge des Verlustes des Torpedobootes „S 178" Vermißten beträgt:
2 Offiziere. 2 Deckoffiziere und 66 Unteroffiziere und Mannschaft. Gerettet sind: 1 Marineingenieur, 1 Arzt, 13 Unteroffiziere und Mannschaften.
r Wilhelmshaven, 5. März. Der Werstdampfer „Fleiß" ist heute zur Unfallstelle bei Helgoland abgegangen. Das gesunkene Boot ragt mit der Mastspitze aus dem Wasser hervor. Die Geretteten von „S. 178" sind heute nachmittag auf „S. 177" hier eingetroffen.
Trauerkundgebungen.
Wilhelmshaven, 5. März. Der Kaiser hat dem Kommandanten von Wilhelmshaven, Grafen Baudissin, sein tiefstes Beileid zu der Katastrophe ausgesprochen und angeordnet, daß sämtliche Schiffe zum Zeichen der Trauer Halbmast zu flaggen haben; auch die Kaiserin drückte in einem Telegramm von Berlin aus ihre innigste Anteilnahme aus und erbat sich Mitteilungen über Hilfsaktionen für die Hinterbliebenen.
Berlin, 5. März. Im Reichstag gab Staatssekretär v. Tirpitz der tiefen Trauer Ausdruck; im preußischen Abgeordnetenhaus der Vizepräsident Dr. Porsch.
Berlin, 6. März. Weitere Beileidskundgebungen liefen im Marineamt in Wilhelmshaven ein vom dänischen Marineminister, von der deutschen Kolonialgesellschast, vom Verein ehemaliger Matrosen der Kaiser!. Marine, vom Manneoerein Düsseldorf und der Stadt Bonn, die das Torpedoboot im vorigen Jahre aus dem Rhein bewundern konnten, sowie vom Norddeutschen Lloyd.
r Wien, 5. März. Kaiser Franz Joseph richtete heute nachmittag anläßlich der Schiffskatastrophe bei Helgoland eine telegraphische Beileidskundgebung an Kaiser Wilhelm. — die „Wiener Abendpost" schreibt: Die Nachricht von der Katastrophe des Torpedoboots „S. 178" wird nicht verfehlen, überall einen schmerzlichen Widerhall zu wecken. Namentlich in Oesterreich-Ungarn wird das Unglück, das die Kriegsflotte des befreundeten und verbündeten Deutschen Reiches betroffen hat, mit den Gefühlen inniger und herzlicher Teilnahme ausgenommen.
Gerichlssaal.
Darmftadt, 4. März. In der Verhandlung des Schwurgerichts wegen der Studentenausschreitung am 13. November v. I. sprachen die Geschworenen heute abend um 10 Uhr den Wahrspruch. Der Ingeneur Bahr aus Soldin, der den Studenten Weiser aus Szenstochau bei der Schlägerei erstochen hatte, wurde der Körperverletzung mit tödlichem Ausgang für schuldig befunden unter Zubilligung mildernder Umstände, der Student Allstädt aus Frankfurt a. M. und der Student Bauer aus Rußland der Teilnahme an einem Raufhandel. Das Gericht verurteilte Bahr zu 1 Jahr 3 Monaten Gefängnis, abzüglich 3 Monaten 2 Wochen Untersuchungshaft, Allstädt zu 3 Monaten und Bauer zu 3 Wochen Gefängnis.
Ausland.
r Zürich, 5. März. Im Zeughaus von Brieg ist der Diebstahl von 3800 scharfen und 4800 blinden Ge- wehrpatronen entdeckt worden.
Gmunden, 5. März. Die Kaiserin und Prinzessin Luise sind nach überaus herzlicher Verabschiedung von den Fürstlichkeiten gestern abend 10 20 Uhr nach Berlin abgereist. Prinz Ernst August reist heute nach München.
Wien, 4. März. Der österreichische Hof wird keinen Vertreter zum Romanow-Jubiläum nach Petersburg entsenden.
r Paris, 5. März. Der Oberste Kriegsrat hat einstimmig erklärt, daß es unbedingt nötig sei, die Effektivstärke der Truppen zu erhöhen. Nach verschiedenen Vorschlägen sprach er sich für unbedingte gleichzeitige und ausnahmslose dreijährige Dienstzeit aus.
r London, 5. März. Nach einer Lloyds-MUdung aus Leith ist der Torpedobootszerstörer „Hydra" in vergangener Nacht mit einem anderen Torpedobootszerstörer im Firth of Forth zusammengestoßen und mit schweren Beschädigungen in den Hafen von Leith eingeschleppt worden.
Die Polizeikorruption in New Aork.
New Aork, 2. März. Der zähen Ausdauer des Staaatsamvaltes Withman scheint es nun doch zu gelingen, die anläßlich der Ermordung des Spielers Rosenthal aufgedeckte Polizeikorruption bis in den entferntesten Ausläufer zu verfolgen. Anfangs konnte Herr Withman keine höheren Beamten als Sergeanten mit den Erpressungen und der Annahme von Bestechungen, die in gewissen Polizeikreisen gang und gäbe waren, in Verbindung dringen; jetzt aber hat er die Spuren bis zu Kapitänen, Inspektoren, ja bis in das Bureau des Chefs der hiesigen Sickerheitsmannschasten Waldo verfolgen können. Einer der Gehilfen des Herrn Waldo steht unter dem Verdacht, an dem von Untergebenen eingetriebenen „Schutzgelde" partizipiert zu haben. Es liegt jetzt Material gegen zwölf Kapitäne und zwei Inspektoren vor. Seit Iahrzenten find die korrupten Beamten nicht in solcher Panik gewesen wie jetzt, denn zunächst haben Bordellbesitzer und Spieler über von ihnen bezahlte Gelder ausgesagt und dann haben mehrere Polizisten und sogar ein Kapitän in dem Bestreben, sich selbst vom Zuchthaus zu retten, umfassende Geständnisse, durch die andere Kapitäne und auch
Inspektoren kompromittiert sind, abgelegt. Nicht nur Straßenmädchen, Bordellbesitzer und Spielhaller mußten sich den Schutz der Polizei erkaufen, nein, dem von dieser ausgespannten Netz konnten auch Straßenhausierer. Ladenbesitzer, Wirte, Hoteliers, wie überhaupt kein Geschäftsmann entgehen, den die Polizei durch strenge Durchführung gewisser Verordnungen und Gesetze „zwiebeln" konnte. Alle entrichteten Tribut; ein enormer Geldstrom, etwa 2400000 Dollars jährlich, ergoß sich in die Taschen der Polizei beamten. Don den einqetriebenen Geldern nahmen „Kollektoren". gewöhnlich Detektivs, und Kapitäne die Hälfte, 600 000 Dollnrs gingen an Inspektoren und der Rest kam ins Zentralpolizeibureau. Herrn Waldo, den Chef der Polizei, verdächtigt man aber nicht; er ist ein sehr reicher Mann und hat eigentlich seinen Posten nur übernommen, weil er es für seine Pflicht hielt, sich im Dienste des Gemeinwesens nützlich zu machen. Das ist ihm allerdings nicht mit besonderem Erfolge gelungen, denn er sowohl wie auch Mayor Gaynor, der ihn ins Amt gebracht hat, haben versucht, der Untersuchung des Staatsanwalts in jeder Weise hinderlich zu sein, wobei vornehmlich politische Motive inaßgebend waren.
Der BalkanLrieg.
r Belgrad, 5. März. Die serbische Presse fährt fort, die Haltung der Bulgaren in der serbisch-bulgarischen Grenzstage in schärfster Weise zu bekämpfen. D-e Angriffe richten sich insbesondere gegen den bulgarischen Abgeordneten Ma- linow, der in der Sobranje die Erwartung aussprach, daß Serbien seine Forderungen fallen lassen werde. Einzelne serbische Blätter greifen auch die serbische Regierung an, indem sie ihr den Borwurf machen, daß sie sich tu den die serbischen Interessen in höchstem Masse berührenden Grenzfragen zu passiv verhalte.
London, 5. März. Das Reutersche Bureau erfährt von hoher türkischer Seite: Nachdem die Türkei formell die Vermittelung der Mächte angenommen hat, kann sei ens der Pforte von neuen Vorschlägen oder Bedingungen nicht die Rede sein.
Die neuen Forderungen der Sieger.
Adrianopel. Gallipolst Die Inseln.
Kriegsentschädigung.
Bevor noch die Balkanstaaten den von der Türkei den Großmächten unterbreiteten Vermiltlungsvorschlag angenommen haben, treten sie mit einer Formulierung ihrer Ansprüche auf den Plan, die die Absicht, Unmögliches zu fordern um das Mögliche zu erreichen, deutlich verraten. Es genügt, nur auf das Verlangen einer Abtretung Gallipolis, der Inseln und einer Kmgsentschädigung hinzuweisen, um zu erkennen, daß auf einer solchen Basis keine Verhandlungen geführt werden können. Wir erhalten folgendes Telegramm:
Paris, 4. März. Der „Exzelsior" meldet aus Rom: Hier wird bekannt, daß die verbündeten Balkanstaaten folgende Bedingungen unterbreiten werden: 1. Alle Feindseligkeiten müssen sofort eingestellt werden, 2. die Türkei tritt Adrianopel, Skutari und Iannia ab, 3. die türkisch-bulgarische Grenze geht über Rodosto und Midia; sie wird in ihren Details von einer militärischen türkisch-bulgarischen Kommission festgesetzt. 4. die Halbinsel Gallipoli wird an Griechenland abgetreten, 5. die Inseln, die die Griechen im ägäischen Meere besetzt haben, fallen Griechenland zu, 6. die Türkei zahlt den Alliierten eine Kriegsentschädigung, die verschiedentlich bemessen werden soll, 7. die Kriegsgefangenen iverden bei möglichst kurzer Frist ausgewechselt, 8. dem Sultan wird die Genehmigung erteilt, in den Balkanstaaten einen religiösen Repräsentanten zu unterhalten, dem die Verwaltung der Moscheen unterstellt ist.
Auswärtige Todesfälle.
Michael Burz, Wagner, 74 I., Ahldorf: Friederike Stanzer. Kinderschwcster, Karlsruhe.
Neue Bücher von denen man spricht:
2 .-
Bazle«, Nachschlagebuch für Haus, Hof und Fel- Des Deutsche« Vaterland. Deutschland in landschaftlicher, geschichtlicher, industrieller und kulturgeschichtlicher Hinsicht unter besonderer Berücksichtigung des Volkstums. Das Werk erscheint in 45 Lieferungen L — .80
Krüger, DiakonuS Kanfung. Santa Elisa. Geschichten 1 — Der württembergifche Landtag 1912—1917 1.—
Strecker, Friedrich Hebbel. Mit 32 Abbildungen —.60
Sudermanu, Der gute Ruf. Schauspiel 2 —
Supper, Vom Wegrsrand. Erzählungen 1.—
Lübke—Semrau—Haack, Grundriß der Kuustgeschichte.
5 Bände mit zusammen 2700 Seiten Text, 2550 Ab- bildungen im Text und 96 Kunstbeilagen.
Neue Ausgabe in 44 Lieferungen L 1.—
Schaff, Unsere Singvögel ! —
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Eil. Holl- 3. M. d. deutschen Kaiserin, Xiiricii.
Mutmaßt. Wetter am Freitag und Samstag.
Ueber Island ist ein neuer tiefer Lustwirbel erschienen, der auf seinem Wege nach Osten auch uns in Mitleidenschaft ziehen wird. Für Freitag und Samstag ist deshalb "aßkaltes Wetter zu erwarten.
Für dir Redaktion ornmtworrltch: Karl Pavr. — Druck«, vrrra-- oer G. W. 3aistrichen Bochdruckrrei (Emil I3aisrr) Nagold