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87. Jahrgang.
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Beilagen:
Plauderstitbchen.
Mustr. Sonutagsblatt und
Schwäb. Landwirt.
Ikreitag, den 14. Ieöruar
1S13
Deutscher Reichstag.
Berlin, 12. Febr. Der sozialdemokratische Wahlrechts-Antrag verlangt die Einführung des Reichstags-Wahlrechts für alle über 20 Jahre alten Staatsbürger beiderlei Geschlechts, für alle gesetzgebenden Körperschaften des Reiches.
Wels (Soz.) verspricht sich vom Wahlrecht der Frau einen heilsamen Einfluß auf die Gesetzgebung.
Dr. Spahn (Ztr.) gibt die Erklärung ab, seine Partei halte an der Auffassung fest, daß die Gestaltung des Wahlrechts in den Einzelstaaten der Zuständigkeit des Reiches entzogen ist. Was aber das Reich seinen Bürgern gewährt, wird ihnen in den Einzelstaaten auf die Dauer nicht vorenthalten werden können.
Bassermann (Natt.) erkennt dem Reiche das Recht zu, für jeden Einzelstaat eine Vertretung zu verlangen, deren Zustimmung zum Zustandekommen jeden Gesetzes und des Etats notwendig ist. Darüber hinauszugehen lehne seine Partei ab.
Graf Kanitz (Kons.) erklärt, seine Partei lehne den Antrag, da er gegen die Reichsverfassrmg oe,stoße, ab und werde sich auch an weiteren Erörterungen nicht beteiligen.
Die erste Lesung schließt. Da Verweisung an eine Kommission nicht beantragt ist, tritt das Haus sofort in zweite Lesung ein. Nach unerheblicher Debatte schließt die Diskussion. Ja der Abstimmung wird der Antrag in ollen Teilen abgelehnt.
Tages-Neuigkerteu.
Aus Stadt und Amt.
Walddorf, 13. Febr. In den letzten Wochen hat Oderamtebaumwa.t Bihker-Walddorf in mehreren Gewenden des Bezirks die Gcmeindebaumwätter versammelt, um mit denselben über das Umpfropfrn und Verjüngen von ungeeigneten und nicht tragbaren Obstbäumen zu sprechen. Je bäldcr nach dem Laübabfall die Odstbäume zum Umpfcopsen vorbereitet werden, je besser ist cs für den Baum und für den Baumwatt, weil da die Reseroestoffe noch im Boden (und i't den stärkeren Holzteiien) sind; man braucht weniger Zugäste stehen zu lassen, als wenn der Baum schon im Wachstum ist, auch gehr die Arbeit beim Umpfropfen schneller vor sich und der Erfolg ist ein besserer. Deshalb sollten die Eigentümer und Gemeinden j tz! schon die Baumwärter beauftragen, die in Betracht kommenden Bäume oorzubereiten. Auch sollte man nicht so viele Sorten zum Aufpfropfen verwenden und nur erprobte. Es wäre ferner sehr wünschenswert, wenn die Gemeindebaumwärtec zu diesen Borträgen von dm Gemeindebehörden eine Retsevergütunz erhalten würden, da ja auch andere Gemeindebeamten zu derartigen Zwecken Vergütungen erhallen. Und zudem stellt ja dee Obstbau ein nicht zu unterschätzendes Kapital für Gemeinde und Private dar.
Aus den Naehdarbezirken. i Calw, 13. Febr. (Militärische Uebung). Das Bezirk-Kommando veranstalrete am Dienstag nachmittag eine Probefahrt mit zehn Wagen. Die Fahrt führte über Oberreichmbach, Zainen, Liebenzell nach Calw. Hiesige Fuhrwerksbesitzer hatten die Bespannung gestellt.
r Freudenftadt, 12. Febr. (Neue Autolinie.) Mit einem Grundkapital von 33000 Mark hat sich aus Interessenten von Forbach bis Raumünzach eine Mmgtal- Kraftwagengcsellschaft gebildet. Sitz derselben ist Klosterreichenbach. Die Gesellschaft kam in einer großen Versammlung in Schönegründ zu stände. Vom 1. Mai d. I. ab sollen täglich 5 Autofahrten zwischen Forbach und Klosterreichenbach für das ganze Jahr eingerichtet werden. Während badischerseits die Bahn von Forbach nach Raumünzach in Angriff genommen wird, ist es über die württ. Fortsetzung noch still. Die Postocrwaltung soll das Auto- unternehmen unterstützen.
r Neuneck OA. Freudenftadt, 13. Febr. (Der Tod in der Ferne). Der bei dem Eisenbahnunfall bei Erfurt nmgekommene Ludwigsburger Artillerist Wölber stammt von hier. Er ist der Sohn des Schuhmachers Wölber hier.
Larldesnach richten.
p Stuttgart, 13. Febr. Der König ist, wie der „Staatsanzeiger" meldet, gestern nachmit ag bei schönstem Weiter wohlbehalten in Cap Martin eingetroffen.
p Stuttgart, 13. Febr. (Ein Gesetzentwurf über das Kinematographenwesen.) Dem Präsidium des Ständischen Ausschusses ist vom K. Staatsministerium der Entwurf eines Gesetzes, betr. öffentliche Lichtspielvorstellungen, zugegangen.
p Stuttgart, 13. Feb. Die Stuttgarter Friedhoffrage ist nunmehr gelöst. Die bürgerlichen Kollegien haben in ihrer heutigen Nachmittagssitzung neben der Schaffung des Zentralfriedhofs bei Cannstatt auch die Anlage eines Waldsriedhoss im Viereichenhau bei Heslach genehmigt.
Bagdadbahnvau-Bortrag.
r Stuttgart, 12. Februar. Gestern Abend hielt Regierungsbaumeisler Link im Vortragssaäl des Landesgewerbemuseums an Hand zahlreicher Lichtbilder einen sehr interessanten und lehrreichen Bortrag über „Erlebnisse und Verhältnisse beim Bagdadbahnbäu". Die ersten Bahnen in der europäischen Türkei waren, so führte der Redner aus, ein Werk des Baronen Hirsch. Nach den im Jahre 1888 gepflogenen Unterhandlungen mit dem türkischen Minister und dem Direktor der württ. Bereinsbank war bereits 1892 die große Strecke bis Koja, die sog. anatolische Bahn, in Betrieb. 1902 erhielt der Vertrag, diese Bahn bis Bagdad wetterzuführen, seine Gültigkeit, während die Engländer nichts unversucht ließen, die Deutschen vom Bahnbau aus- zuschiießen. Die Reise auf der Bagdadbahn führt von Konja über den Taurus in die durch umfassende Wasseranlagen fruchtbar gestaltete cilicische Ebene nach Adaua, von hier nach Aleppo in östlicher Richtung über den Euphrat nach Mossul, wo der bekannte kurdsche Häuptling Ibrahim Pascha dem Weiterbau der Bahn große Hindernisse in den Weg legte. In der Nähe finden wir die Trümmerfelder Ninive. Wild ist das Land und ihre Bevölkerung; jedoch treffen wir 65 Km südlich von Mossul zahlreiche Aephalt- lager und Naphtaquellen. Weiter sehen wir Assor, die letzte der Hauptstädte Syriens, dann Samaria, die heilige Stadt der mohamedanischen Sekte der Schiiten, bis wir das in flacher Ebene liegende, säst ausschließlich von Arabern bewohnte Bagdad erreichen. Bei dem Ergebnis seiner Ausführungen kommt der Redner zu dem Schluß, daß der augenblickliche Stand der Bahn z. Zt. schwer unter den jetzigen Verhältnissen des Krieges zu leiden hat, zumal bei den aeringen Einnahmen der Bahn (25°/o) von den Türken zur Erhaltung derselben 70°/o aufgebracht werden müssen. Dazu kommt, daß es an einer geordneten Verwaltung fehlt, daß das durchzogene Gebiet mit wenig Ausnahmen nicht besonders nutzbringend ist, die Wasserverhältnisse wenig günstig, die Bevölkerungsdichte sehr gering ist und die Rührigkeit der Leute oft durch den mohammedanischen Fatalismus gehindert wird; auch die jungiürkische Regierung rcch fett-gte nicht die Hoffnungen, die man auf sie setzte. Sache der Deutschen, so schloß der Redner seinen von den zahlreich erschienenen Zuhörern mit großem Beifall aufge- non menen Bortrag, muß es daher sein, die gefährdeten deutschen Interessen durchzusetzen.
Vom Hansabund.
Ulm, 8. Febr. Die hiesige Ortsgruppe des Hansa- Bunds hielt gestern abend unter der Leitung ihres seitherigen Vorsitzenden, Kommerzienrat Magirus ihre Generalversammlung ab, wobei der Vorsitzende den Geschäftsbericht und Bankdirektor Bührlen den Kassenbericht erstattet. Im Anschluß an die Generalversammlung fand ein Vortrag des Landesgeschästsführers statt über das Thema: „Handwerk, Detailhandel und Hansa-Bund". Geschäftsführer Bayer beleuchtete die Stellung dieser beiden Erwerbsgruppen im modernen Wirtschaftsleben und wies nach, daß bei beiden nicht von einer Ausschaltung die Rede sein könne, daß sich vielmehr neue Entfaltungsmöglichkeiten in beiden Berufsgruppen bieten, sobald die Voraussetzungen dafür da seien, nämlich Anpassungsfähigkeit, Betätigung der Selbsthi.se und Förderung besserer Ausbildung. Daneben sei, wo die Selbsthilfe nicht ausreiche, die Beeinflussung der wirtschaftlichen Gesetzgebung im Interesse von Handwerk und Detailhandel anzustreben. Der Honsabund habe seine Stellung zu Handwerk und Detailhandel von Anfang an in den Richtlinien sestgelegt und seine handwerkerfreundliche Stellungnahme noch besonders niedergelegt in seinem Mittelstandsprogramm, das ebenso das warme Cintre en des Hansa-Bunds für die Forderungen und Wünsche des Einzelhandels darlege. Getreu dieser prinzipiellen und programmatischen Stellung habe der Hansa-Bund auf diesen Gebieten praktische Arbeit geleistet, so beim Mittelslandskongreß 1911 und in der Hansa- Woche 1912, vor allem durch die nachdrückliche Tätigkeit der Submisstonszcntrale und der Zewralausschüsse für die gesamten Interessen des deutschen Handwerks und des deutschen Einzelhandels. Aus dieser Arbeit wurden eingehend behandelt die Submisstonsfrage, das gewerbliche Bildungs- wesen, die Frage des § 100 q, die Handwerkerbuchfüh- runaskurse, die geplante Enquete über die Lage des Detail- Handels, das Petroleummonopok, Postscheckgesetz, die Aufhebung des Scheckstempels u. a. m. Mit einer Schilderung des glänzend verlaufenen 2. Deutschen Hansa-Tags schloß
der Redner seine Ausführungen, sie dahin zusammensaffend, daß die vom Hansa-Bund angestrebte Solidarität von Handwerk und Detailhandel mit den länderen Erwerbsgruppen in den Ortsgruppen weiterhin gepflegt werden möge zu Nutzen uud Frommen des gesamten erwerbstätigen Bürgertums. Der neue Vorsitzende, Bankdir. Bührlen dankte unter dem Beifall der Versammlung dem Referenten. Die Einzelfragen des Handwerks und des Detailhandels sollen in der Ortsgruppe Ulm wettere eingehende Behandlung finden.
r Ravensburg, 13. Febr. (Besondere Freude.) Die geschichtlichen Beziehungen zwischen Ravensburg und dem Hause der Welsen haben hier besondere Freude über die Verlobung im deutschen Kaiserhaus verursacht. Dieser Freud; gab Oberbürgermeister Reichte in der letzten Sitzung den Gemeindekollegien mit folgenden Worten Ausdruck: „Meine Herren! Ein großes, in ganz Deutschland mit freudigem Widerhall begrüßtes Ereignis: „die soeben bekannt gewordene Verlobung der Prinzessin Mkloria Luise von Preußen mit dem Prinzen Emst August von Cumberland", soll auch in diesem altehrwürdigen Saal vor den versammelten Vertretern der Bürgerschaft Ravensburgs unbeachtet nicht vorüberztehen. Ist es ja doch ein Sprosse des alten Welfengeschlechts, das hier auf dem jetzigen Vettsberg seinen Stammsitz hatte, der mit der einzigen Kaisertochter ein Herzensbündnis schließt, das zugleich von großer ganz Deutschland erfreuender politischer Bedeutung ist: die Aussöhnung zweier deutscher Fürstenhäuser. Unsere altehrwürdigen Türme und Mauern haben das stolze Geschlecht der Welfen gesehen, das in den Cumberlands heute noch sortlebt, deren Ahnen im Jahre 1002 unter Kaiser Heinrich III. die Burg in Ravensburg erbauten, nachdem sie den Sitz in Altdorf verlassen hatten. Welf III. wird schon in einer Urkunde von 1055 genannt als Welf de Ravensburg, die Rauens- purg wird zum. Huuptsitz der Welfen, die Geburisstätte Heinrichs des Löwen im Jahre 1128. Gerade jetzt, wo wir im Begriff stehen, die alte Ringmauer der Welfenburg wieder in Stand zu setzen, nimmt die Erinnerung an das Welfengeschlecht unseren historischen Sinn lebhafter in Anspruch. Als willkommenen Anknüpfungspunkt unserer Be- Ziehungen zum Welsengeschlecht und deren Nachkommen Cumberland, die Verlobung der beiden Fürstenkinder benützend, bitte ich die Gemeindekollegien, mich zu ermächtigen, die Glückwünsche der Stadt Ravensburg zum freudigen Ereignis gegenüber dem Herzog von Cumberland auszusprechen!' (Beifall.) Es wurde sodann einstimmig die Absendung eines Glückwunschtelegramms beschlossen. Aus Anlaß der Verlobung trugen gestern Mehlsack, Beitsburg und Rathaus Flaggenschmuck.
Gerichtssaal.
Tübingen, 12. Febr. (Strafkammer.) Wegen Beleidigung des Gemeindeförsters Stahl von Teinach und Widerslands stand der verh. Taglöhner Jakob Pfrommer von Teinach vor der Strafkammer. Wegen eines Holz- diebstahls hatte der Oberförster den aus Liebelsberger Markung mit Steinbrechen beschäftigten angetrunkenen Angeklagten zur Rede gestellt, woraus Pfrommer in ange- irunkenem Zustand Schimpfworte gebrauchte, in die Tasche griff, mit der Schaufel drohte und rief: was will der Kerl aus Liebelsberger Markung? Der Oberförster sah vom „Kühlen-Brunnen"-Gasthof aus, wie ein Wagen gestohlenes Holz vorbeigeführt worden war und befahl dem A. im Namen des Königs zu folgen, um das Holz sestzustellen, wobei sich der Auftritt ereignete. Das Holz wurde vom Angeklagten nachher in den Bach geworfen, der Polizeidiener hat es beschlagnahmt. Oberförster Stahl war an der betr. Oertlichkeit nicht örtlich zuständig. Er befolgte nur eine unter Forstbeamten übliche Sitte, sich um gestohlenes Holz zu bekümmern, wo es auch ist. Der Widerstand wurde daher verneint, dagegen wegen Beleidigung nnd Berstrickungsbruchs das Urteil auf 1 Monat 15 Tage Gefängnis festgesetzt, nebst Anschlag« am Rathaus zu Teinach. Erschwerend kamen die vielen Vorstrafen wegen Raufereien, strafmildernd die Aufgereiz'heit und Angetrunkenheit des, wie Medizinalrat Müller von Calw schilderte, schlecht erzogenen Angeklagten in Betracht.
r Stuttgart, 13. Febr. (Prozeß Gauß-Röder.) Die Beleidigungsklagesache des Oberbürgermeisters a. D. v. Gauß gegen Chefredakteur Röder wird nächsten Samstag vor der hiesigen Strafkammer als Berufungsinstanz verhandelt.
Ttuttgart, 13. Febr. (Schwurgericht.) Wege : Tötung des Schutzmanns Wahl II in der Nacht auf zehnten November wurde nach zweitägiger Verhandlung der Angeklagte Johannes Röder zu neun Jahren Zuchthaus und zehn Jahren Ehrverlust, der Angeklagte Her-