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Fernsprecher Nr. 28.

87. Jahrgang.

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Beilagen: Plauderstübcheu, Illustr. Sonntagsbla« und

Schwäb. Landwirt.

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Amtliches.

A. Hbercrrnt Woegotd. >

Die HH. Ortsvorsteher und Verwaltungsaktnare ^ werden beauftragt, das

Brandschadensumtagegeschäft

so zu beschleunigen, daß sämtlkhe Akten spätestens dis IS. März ISIS dem Obersmt zur Prüfung vorgekegt weilen können.

Durch Minist.Berf. vom 27. Dez. 1912 (Reg.Bl. S. 922) ist der Beitrag vou IOV Mark Brandverstche- ruugsanschlag bei den Gebäuden der III. Klasse, welche 'die Regel und die GruMage sür die Berechnung des Bei­trags in den höheren und niederen Klassen bildet, uns St Pfennig festgesetzt worden. ^ .

Den 12. Jebr. 1913. Kommerell.

Uebertragerr wurde die Stelle des Vorstand« des Lehrerseminars in Künzelsau dem Stadtpfarrer und Bezirksschvlausseher «S ch o tt in Böblingen unter Verleihung des Titels eines Rektors.

Zum Tode Scotts.

Am 12. November des vorigen Jahres fand eine Httssexpedirion, die zur Suche des längst vermißten Leiters der englischen Südpolexpedition, des Kapitäns Scott, und seiner vier Gefährten ausgesandl war, zwischen Schneehügeln das züsamm-engebrocheM ZM der Forscher und unter den Trümmern dir Leiche» von Scott, Wilson und Bowers. Bei Scott fand man Las Tagebuch vor, das der Forscher anscheinend so lange -geführt har, wie es ihm die Klüfte, die unter Lem Mangel an Lebensmitteln und unter der unmenschlichen Kälte langsam schwandst:, erlaubten. Aus diesem Tagebuch, in dem Scott sachlich und nüchtern die Umstände ausiManderjetzl, an denen seine Expedition zu­grunde gehen Wstzte, tritt uns dieses seltsame und einzigartige ! Heidentum eruZrgm, das das ^Chavakteristikum des großen ^ Forschungsreise-^« unserer Zeit ist. :

Während Scott Die letzten Aufzeichnungen in sein Tagebuch schrieb, erkannte er mit der Sicherheit des er­fahrenen Pom; so^chers, daß chm derKod beoorstand. Nichts konnte ihn retten. Das Stück Leben, das ihm noch blieb, halte für ihn nur: noch den einen Zweck: die Verteidigung seiner Forschungsmerhode und die Feststellung der Tatsachen, dse seinen Änrekgang herbeigeführt haben. Er setzt in dem Bewußtiern, das; seine Auszeichnungen späteren Expeditionen von unschätzbarem Nutzen sein 'würden, in votier Ruhe auseinander, daß fern Versuch, die Polachundc durch Psnies zu ersetzen, al; mißlungen zu bezeichnen sei, 'da ihm schon in den ersten Tagen die Halste Der Ponics erfroren. Trotz aller Beschwerden erreichte er den Südpol. Auf der Rück­reise stießen sie «Ns eine jener gefiirchteten Eisbarrieren, d-.e mit der Kältewelle, die sie zu umgeben psiegt. den Forschern zum Verhäng« wurde. Entgegen den Zweifeln erfahrener Poiarsorscher wie Shacklcton und Amundsen. ist es nach den letzten Zeilen des Verunglückten mit Sicherheit

Am>: Zwischen Himmel And Erde

von DttS Ludwig.

(Schluß.)

Ahnungsvolle Fr:rcht Wien ihm, -in lichten Zwischen- blicken omüverpatterüL, von diesem Kommen Zu sagen, das veränderte Bervehme« gegen seine Frau müsse es beschleun­igen. Dvnn war er plöhitch doppelt freundlich und jovial gegen sie, aber auch diese Jovialität trug ein (Etwas von der Natur des schwülen Bodens an sich, aus dem sie erwuchs.

Man preist ein Heilm .tel gegen solche Krankheit; es heißt Zerstreuung, VerMsen seiner selbst. Als ob der Sieuermcmn beim Erblicken des drohenden Riffs, als ob man da sich vergessen müsse, wo es doppelt Borsehen gilt. Fritz Nettem« air nahm es.

Von nun an -fehlte er bei keinem Balle, bei keinem öffentlichen Vergnügen; er empfand sich für immer der Ge­fahr entflohen, war er nur eine Srunde lang fern von dem Orte wo er sie drtchen sah. Er war mehr außer als in seinem Haus. Und nicht er allein. Seiner Frau hielt er das Heilmittel noch nötiger als ihm. Das rächende Schulübe- wußtsein nahm, was nur als möglich in der Zukunft war, als schon wirklich in die Gegenwart oo.aus. Und seine Frau stand noch so sehr auf seiner Sette, baß sie dem Bruder nun zürnte, besten Einfluß sie in dem veränderten B suchmen des-Gatten mnannte, nur nicht .in dem Sinne.

Donnerstag, den l3. Aeöruar

anzunehmen, daß sie einem Schneesturm, der mit unerhörter Kälte verbunden ist, einemBlizzard" zum Opfer gefallen sind.

Scotts Schicksal erinnert an das eines anderen For­schers. Bor mehr als einem halben Jahrhundert entdeckte Franklin die nordwestliche Durchfahrt, setzte den magnetischen Nordpol fest und verschwand spurlos in den Eisfeldern der Mackenzieebene. Scotts Heldentum erscheint uns noch größer, weil wir aus seinen Tagebuchaufzeichnungen erfahren, wie dieser Forscher angesichts des sicheren Todes nur den einen Gedanken hatte, der Wissenschaft ohne alle sentimentale Romantik bis zum letzten Atemzuge zu dienen. Nüchtern konstatiert er, daß ihm und seinen Gefährten der Tod be­vorstehe.

Uns Deutschen geht das Schicksal Scotts und seiner Gefährten Wilson und Bowers besonders deshalb nahe, weil die Besorgnis besteht, daß die Schröder-Stranzexpedition, die zur Erforschung der Nordpolarregionen ausgezoqen war und die nur aus Deutschen besteht, ein ähnliches Los hat, wie Scott, Andröe, Franklin und so manche andere, deren Namen in der Geschichte ebenso hell leuchten wie die Namen der großen Kriegshelden.

Hoff«! wir, daß es der Hilfsexpediiion, die aus dem Wege nach Spitzbergen sich befindet, recht bald gelingt, die

Vermißten doch noch lebcnd aufzusinden.

* * *

lieber ben Untergang des Kapitäns Scott wird der Franks. 3tg." von der Preßzenträle u. a. noch folgendes telegraphiert:

Am 21. März schlugen sie, Scott und drei Gefährten, 11 Meilen vom Einwnnenlager, ihr letztes Quartier auf, das ihnen zur Totenstatt werden sollte. In klaren Worten beschreibt Scott die Gründe, die ihn und seine Begleiter zwangen. Halt zu machen. Die ungewöhnliche Kälte des Jahres, die zwischen dem 82. und 86. Breiicgrad bis auf -45 Grad Celsius unter Null hemnterging, die Todesfälle der Gefährten, sowie die Verringerung des Brennmaterials machten ihm die Erreichung des Eintonnenlagers unmöglich. Der Schneesturm, der dann emsetzte, machte es den Expe- dilivnemilgliedern vier Tage lang unmöglich, ihr Zelt zu erreichen.Wir sind außerordentlich schwach. Das Schreiben ist furchtbar schwierig. Wir beugen uns der Vorsehung, wenn wir unser Leben für unser Vaterland lassen. Wir appellieren an den Hochsinn nnserer Landsleute, für unsere Hinterbliebenen zu sorgen. Wären wir am Leben geblieben, hätten wir von großem Mut und großer Ausdauer erzählen können. Diese Notizen und unsere Leichen werden für sich davon sprechen. Aber sicherlich wird ein sehr großer Teil unserer Landsleute wie unser Vaterland es sich nicht nehmen lassen, für unsere Nachkommen zu sorgen. Robert Scott, Kapitän der Kgl. Marine. 25 März 1912." Dr. Atkinson beerdigte die Toten. Die Suche nach Hauptmann Oates war vergeblich. Außer den wissenschaftlichen Auszeichnungen ist nur die 35 Pfund schwere geographische Sammlung geborgen.

* ch

Eine tiefe Tragik liegt in dem Geschick der wackeren Pioniere der Wissenschaft, denen es ncch vergönnt war,

in dem er es wirklich war. Sie hatte ja nur Beleidigendes von dem Brüder erwartet. Diese Erwartung hatte schon dem Kommenden nur die eine Wange zugewandt und die Wange so mit Rot gefärbt, als wäre sie schon erfüllt. Wußte sie denn nicht, er war nur gekommen, um sie zu beleidigen?

Apollonius, wie eine unverstandene Ahnung, begriff nur das eine: der Bruder und die Schwägerin wichen ihm aus. Er vermied die Orte, die sie aufsuchten. Er hätte sie schon vermieden aus dem innersten Bedürfnis seiner Natw, das auf Zusammenfassen, nicht auf Zerstreuen ging. Die Einsamkeit wurde ihm ein besser Heilmittel, als den beiden die Zerstreuung. Er sah, wie anders die Schwägerin war, als sie ihm vordem geschienen. Er mußte sich Glück wünschen, daß seine süßesten Hoffnungen sich nicht erfüllt. Die Arbeit gab ihm genug Empfinden seiner selbst; was sie frei ließ, füllten die K uder aus. In dem natürlichen Be­dürfnis ihres Alters, sich an einem fertigen Menschenbilde auszurankev, das, Liebe gebend und nehmend, ihr Muster wird, und ihr Maß der Personen und Dinge, drängten sie sich um den Onkel, der ihrer so freundlich pflegte, als fremd die Eltern sie vernachlässigten. Wie konnte er wissen, daß er damit die Schuld wachsen machte in seiner Rechnung beim Bruder.

Und der alte Herr im blauen Rock? Hatte er von den Wolken, die sich rings aufballten um sein Haus, in seiner Blindheit keine Ahnung? Oder war sie es, was ihn zuweilen anfaßte, wenn er, Apollonius begegnend, gleich­gültige Worte mit ihm wechselte. Dann kämpften zwei MäAe auf seiner Stirn, die der Sohn vor dem Augen-

ISIS

das ersehnte Land zu schauen und zu erkennen, jdaß ihnen ein glücklicher Mitbewerber in der Entdeckung zuoorge- kommen war, und die dann aus dem Rückweg einem jener fürchterlichen Schneestürme, von denen uns auch Amundsen Schreckliches zu berichten wußte, zum Opfer gefallen sind. Am 15. Dez. 1911 hatte Amundsen den Südpol erreicht; etwa einen Monat später, am 18. Januar 1912, stand Scott vor der von Amundsen aufgepflanzten norwegischen Flagge. Kapitän Scott war einer der verdientesten Süd- polsorscher. Seine Südpolexpedition, die er mit derDis- cooery" 1901 bis 1904 ausgeführt hat, nimmt in wissen- schastlicher Beziehung in den Annalen der Südpolsorschung einen hohen Rang ein. Bei dieser Expedition wurde 1902 östlich vom Bictorialand das König Eduard VII.-Land ent­deckt. Auch diese Expedition befand sich in einer mißlichen Lage. DieDiscovery" mußte durch zwei Ersatzschiffe, die Morning" und dieTerra Nova" im Januar 1904 aus dem Eise vom Bictorialand befreit werden.__

Dir ,»lUW Seile da LerlMmg I« deilsche» Kaiserhmse.

Die Verlobung bedeutet die endgültige Aussöhnung zwischen dem Hohenzollern- und dem Welfenhause. Bis jetzt bat die ehemalige tzannooer'sche Königsfamilie die 1866 von König Georg V ausgesprochene feierliche Verwahrung und den Anspruch auf ihre Thronrechte in Hannover aus- recht erhalten. Sie hat dies auch getan, als 1884 nach dem Aussterben der älteren welfischen Linie für sie die Nach­folge im Herzogtum Braunschwetg in Frage kam. In Voraussicht dessen war die braunschweigische Regierung schon in den siebziger Jahren veranlaßt worden, für ein Regent­schaftsgesetz Sorge zu tragen, das den Herzog von Cumber- land für behindert erklärte, die Regierung des Landes anzu­treten, und demgemäß die Einsetzung einer Regentschaft vor- sah. Auf Grund dieses Gesetzes wurde 1884 Prinz Albrecht von Preußen und nach dessen Tod 1907 Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg zum Regenten gewählt. Der Wahl des zweiten Regenten waren Verhandlungen über eine Verständigung mit dem Haus Eumberland vorangegangen. Am 2. Okt. 1906 hatte der Herzog von Eumberland an den Kaiser und an den Reichskanzler zwei Schreiben ge­richtet, worin er sür sich und seinen ältesten Sohn, den Prinzen Georg Wilhelm, den Verzicht aus Braunschweig, und für seinen zweiten Sohn, den Prinzen Ernst August, den Verzicht aus Hannover anbot, in der Hoffnung, so dem zweiten Sohn den Weg auf den braunschweigischen Thron frei zu machen. Nur sür den Fall, daß die Linie des Prinzen Ernst August erlöschen sollte, wollte der Herzog sich und seinem ältesten Sohn den Anspruch auf Braunschweig Vorbehalten. Wegen dieses Vorbehalts wurde aber der ganze Vorschlag abgelehnt, weil doch die Möglichkeit offen war. daß eines Tages ein hannoverscher Prätendent Herzog von Braunschweig würde. Obwohl also die Verständigung scheiterte, trug die neue Regentschaft von Anfang an ein anderes Gepräge als die erste. Der Herzog-Regent Johann Albrecht stellte nicht seine ganze Tätigkeit auf ein lebens­schirm nicht sah. Er will etwas fragen, aber er fragt nicht. Der alte Herr hat sich so tief in die Wolke eingesponnen, daß kein Weg mehr von ihm herausführt in die Welt um ihn und keiner mehr hinein. Er gibt sich das Ansehen, als wisse ec um alles. Tut er anders, so zeigt er der Welt seine Hilflosigkeit und fordert die Welt selber auf, sie zu mißbrauchen. Und wenn er fragt, wird man ihm die Wahrheit sagen? Nein! Er hält die Welt so verstockt gegen ihn, als er gegen sie ist. Er fragt nicht. Er lauscht, wo er weiß, man sieht ihn nicht lauschen, fieberisch gespannt auf jeden Laut. Aus jedem hört er etwas heraus, was nicht drin ist; seine gespannte Phantasie baut Felsen daraus, die ihm die Brust zerdrücken, aber er fragt nicht. Er träumt von nichts als von Dingen, die Schande bringen über ihn und sein Haus; er leert die ganze Rüstkammer der Ent­ehrung und fühlt jede Schmach durch, die die Welt kennt. Was keine Schande ist, steigert sich seinem krankhaft ge­schärften Ehrgefühl dazu, das keine Ruhe wohltätig ab- stumpst, aber trägt lieber, was die tiefste Schande ist. als daß er fragt. Er tut das Ungeheure in Gedanken, die drohende abzuwenden, aber er fragt nicht. Wie manches Tun zeigt ungeboren schon der Mutter Seele sein Bild vor­her. Wird eine Zeit kommen, wo des alten Herrn Gedanke Wirklichkeit wird?

Die Naiuc der Schuld ist, daß sie nicht allein ihren Urheber in neue Schuld verstrickt. Sie hat eine Zauberge- walt, alle, die um ihn stehen, in ihren gärenden Kreis zu ziehen, und zu reifen in ihm, was schlimm ist, zu neuer Schuld. Wohl dem. der sich dieser Zauberkraft im unbe-