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Amts und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw
65. Jahrgang.
23
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Erscheint Di en s t a g » Donnerstag und SamStag. Die Einrückungsgebühr beträgt im Bezirk »nd nächster Umgebung S Pfg. die Zeile, sonst 12 Psg.
Dienstag, den 25. Jebruar 1890.
XbannementSpreiS vierteljährlich in ber Stadt A) Pfg. nutz 20 Pfg. Trägerlohn, durch die Post bezogen Ml. 1. 15, sonst 1» ganz Württemberg Mk. 1. 35.
Amtliche Kekalmtmachungeu.
Calw.
Grgeöniß der Heichslagswaöt im VII. Württ. Wahlkreis.
Die am 20. d. M. vollzogene Wahl eines Abgeordneten zum deutschen Reichstag im VII. Württ. Wahlkreis hat das nachstehende Ergebniß geliefert:
Oberamtsbezirk
Wahl
berechtigte
Abstimmende
Gütige
Stimmen
Hievon fielen auf
Zer
splittert
Kreitz. W. von HülMrigen,
Landgerichtsrath in Stuttgart
Rechtsanwalt
Kart Schicklcr
in Stuttgart
Hheod. Lutz, Apotheker in Baden
Minister a. D. Wtndtzorst in Hannover
Landrichter Hrööer in Heilbronn
Calw ....
5044
3931
3919
2421
1453
40
1
—
4
.Herrenberg . . .
4925
3199
3189
2346 -
758
1
41
38
5
Nagold ....
4856
3413
3409
2703
691
I
9
—
5
Neuenbürg . . .
5102
4018
4007
2824
1041
141
—
—
1
19927
14561
14524
10294
3943
183
! 51
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38
15
Hienach ist Herr Landgerichtsrath Freiherr Wilhelm von Gültlingen, Königlicher Kammerherr in Stuttgart, als gewählt verkündigt worden. Calw, den 24. Februar 1890. Wahlkommissär:
Oberamtmann Supper.
Amtliche Bekanntmachung
betreffend die Durchführung der Bestimmungen der Landesfeuerlöschordnung.
Desjenigen Gemeinden, denen durch die Kgl. Verwaltungskommission der Centralkasse zur Förderung des Feuerlöschwesens Beiträge zur Durchführung der Bestimmungen der Landesfeuerlöschordnung^ver- willigt sind, werden angewiesen, in Bälde dafür Lorge zu tragen, daß die sämtlichen an die Gewährung der Verwilligungen geknüpften Bedingungen bei den demnächst stattfindenden Visitationen durch den Bezirksfeuerlöschinspektor erfüllt sind.
Calw, den 21. Februar 1890.
K. Oberamt.
Supper.
Diejenigen Ortsvorsteher,
welche noch mit der Erstattung des durch oberamt
lichen Erlaß vom 5. d. M. — in Nr. 16 des Calwer Wochenblatts — einverlangten Berichts betreffend die Vorbereitungen für den Vollzug der Uebergangsbe- stimmungen des Jnvaliditäts- und Altersversicherungsgesetzes un Rückstand sind, werden aufgefordert, dies alsbald nachzuholen.
Calw, den 21. Februar 1890.
K. Oberamt.
Supper.
Amtliche Bekanntmachung
betreffend das Erlöschen der Schafräude.
Die unter der Heerde des Schäfers Andreas Reutter in Liebelsberg ausgebrochene Räude ist als erloschen zu betrachten.
Calw, den 22. Februar 1890.
K. Oberamt.
Amtm. Bert sch.
Deutsches Reich.
Wahlresultate in Württemberg.
1. Wahlkreis: Gesamtergebnis: Geh. Kommerzienrat Siegle, K. 12,511, Privatier Lotter, Dem. 4641, Schreiner Kloß, Soz. 10,446, Windthorst 470. Stichwahl zwischen Siegle und Kloß.
2. Wahlkreis: Gesamtergebnis: Veiel, K. 8933, Schnaidt, Dem. 6723, Stern, Soz. 3419, zersplittert und ungültig 221. Stichwahl zwischen Veiel und Schnaidt.
3. Wahlkreis: Gesamtergebnis: v. Ellrichshausen, Kart. 10,370, Härle, Dem. 8487, Kittler, Soz. 2410, Gröber, Zentr. 1128. Stichwahl zwischen Ellrichshausen und Härle.
4. Wahlkreis: Gesamtergebnis: v. Göz, Kartell 7194, Kercher, Dem. 7241, Bronnenmaper, Soz. 409. Stichwahl zwischen Göz und Kercher.
5. Wahlkreis: Gesamtergebnis: Weiß K.
Jeuilleion. -«...-n.
Mccch dem Sturme.
Novelle von C. Voll brecht.
(Fortsetzung.)
„O nein — Papa — o nein. Isolde war gestern sehr, sehr unglücklich und jeder That fähig."
„Aber" — sagte er veränderten Angesichts, und schon griff seine Hand nach einigen Gegenmitteln — „wie ist sie hierhergekommen?*
„Ich selbst führte sie, die einer Ohnmacht nahe war, hierher, als die Gäste eben ausbrachen. Sie saß in diesem Stuhl.
„Und auf diesem Tisch vor ihr stand das Gift. Laß uns eilen, Kind.*
Er ergriff seinen Hut und sagte weüer kein Wort.
Durch den morgenfrischen Park, den Heckengang entlang am Forsthaus vorüber, gingen sie. Edith vermochte dem Voranschreitenden kaum zu folgen.
In dem leeren Wirtschaftshof — dessen weitoffene Thorflügel zeigten, daß die Knechte mit ihren Gespannen schon ihrer Thätigkeit nachgegangen seien — stand ein Mädchen vor einer der Stallthüren und streute Körner aus einer Schüssel unter die schnatternde, pipsende, rucksende Schaar des Federviehs, welches sie umdrängte. Sein Gruß und tiefer Knicks blieb unbeachtet. Der Graf und seine Nichte betraten das Herrenhaus. Die Thür zum Speisezimmer stand halb offen. Eben trat Fritz, Eugens Diener, daraus hervor. Er trug ein silbernes Kaffeebrett mit den Ueberresten des Frühstücks in den Händen.
Sein Herr sei bereits ausgeritten. Ob die junge Gräfin schon aufgestanden sei, wisse er nicht — berichtete er auf des Grafen Fragen— erwerbe aber sofort...
„Nein* — wehrte dieser ab und wendete sich dem Aufgang zu, dessen Stufen Edith bereits hinanschritt.
Das war das wohlbekannte traute Knarren der alten Treppe. Wars nicht thöricht, solch zitternde Angst hier emporzutragen? Vielleicht trat in der nächsten Minute schon Isolde ihnen in blühender Gesundheit entgegen. Sie hegten fast Beide denselben Gedanken, zu sprechen wagte keines — und doch suchte eines des Anderen Hast noch zu beflügeln. Auf dem breiten Vorsaal, auf welchen die dunklen, reichgeschnitzten Thüren mündeten, blieben sie einen Augenblick lauschend stehen, dann öffnete des Grafen Hand die zunächstgelegene.
Minna, Isoldens Kammermädchen, hatte den Frühstückstisch geordnet und dann, wie der Augenschein lehrte, sich in Betrachtung der „Modenwelt* vertieft. Sie warf das Journal verlegen zur Seite und trat knicksend der Herrschaft entgegen.
„Ist meine Nichte schon aufgestanden?* — fragte der Graf, durch den Anblick der Alltäglichkeit, wie ihn Zofe und Zimmer boten, wohlthätigt beruhigt.
„Nein, gräfliche Gnaden. Seit einer Stunde erwarte ich das Schellen, aber es regt sich nichts.*
„So gehen Sie unverzüglich und sehen Sie nach.*
„Aber die gnädige Gräfin hat mir strengstens —*
„Gehen Sie sofort nachzusehen und bringen Sie unS Bericht.*
Das Mädchen gehorchte verschüchtert. Hatte man je den Gutsherrn so streng befehlen gehört?!
(Fortsetzung folgt.)