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Fernsprecher Nr. 29.

87. Jahrgang.

Fernsprecher Nr. 29.

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Schwäb. Landwirt.

Der Ausschuß.

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licher, kräftiger Junge, at, die Bäckerei gründ­en, kann bis Frühjahr

Nottfried Seeger Bäckermeister.

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3,11! französischen PrWenischastsivahl.

Paris, 16. 3an. Das Ergebnis des dritten Mahl­ganges der Plenarversammlung der republikanischen Par- teien ist folgendes: Es haben 653 Abgeordnete u. Senatoren an der Abstimmung teilgenommen. Davon haben erlangt: Pams322, Poincarö 310 Stimmen; 20Stimmen haben sich auf De'schanel, Dupuy und Ribot zersplittert. Eine absolute Mehrheit ist auch jetzt weder von Pams noch von Poincars erreicht worden, doch war norauszusehen, daß bei diesem dritten Wahlgang die relative Mebrh-tt zur Verkündig­ung der gemeinsamen Kandidatur der Linken genügen sollte. Es bleibt nunmehr abzuwarten, ob Pams und Poincarö ihre Kand datur ausrecht erhaltrn oder nicht.

Paris, 17. Jan. Im Senat fand gestern Abend noch eine Versammlung der lindsrepublikanischen Gruppen statt, die sehr stürmisch verlief, Poincarö ließ nochmals er­klären, feine Kandidatur nicht zurückziehen zu wollen. Mmenceau bat daraus Brisson, im Interesse der republi­kanischen Partei, seine Kandidatur auf ustellen. Brisson lehnte aber unter Hinweis aus seinen Gesundheitszustand ab. Schließlich beschloß die Bersamm'ung, siir Pams zu stimmen. Der Kampf wächst sich immer mehr zu einer Kraftprobe zwischen demokratischen Republikanern und den gemäßigten Gruppen aus.

r Versailles, 17. Jan. (Nationalversammlung ) Saal und Galerien sind bis auf das letzte Plätzchen dicht besetzt. Bei der Eröffnungsrede des Senatsprästdenten Du- dost erscholl eine Stimme: »Vivo 1s roll«. Die Stimme wurde sofort niedergeschrieen. Sodann versuchte derBona- parlist Dijon eine Kundgebung, indem er auslief, daß der Präsident der Republik durch das Volk gewählt werden solle. Die Radikalen erhoben stürmische Protestrufe und schrieen Dijon nieder. Die Abstimmung begann mit dem Buchstaben D.

Versailles, 17. Jan. Eine Deputation von Parla­mentariern begab sich zu Pams, um ihn zur Zurückziehung seiner Kar dida ur zu veranlassen. Pams hat hierauf keine Antwort erteilt.

Piimre zm Prüsidenieu MM.

p Versailles, 17. Jan. Im zweiten Wahlgang wurde Poincar« zum Präsidenten der Republik gewählt.

p Versailles, 17. Jan. Im zwe ien Wahlgang ent­fielen auf Pomcars 483 Stimmen, auf Pams 296, auf Baillant 69 Das Resultat wurde von dem Kongreß mit Beisall angenommen.

r Versailles, 17. Jan. Als das Ergebnis des zweiten Wahlganges verkündet wurde, wurde der Name Poincark mit tanganhaltendem Beifall im Zentrum, auf der Rechten und auf zahlreichen Bänken der Linken begrüßt. Bon der Rechten ertönten mehrere Rufe: Er ist gewählt!" Die Zahl der auf Pams gefallenen Stimmen wurde auf verschiedenen Bänken der Linken mit lebhaftem Beifall, im Zentrum und aus der Rechten mit Lachen begrüßt. Die äußerste Linke applaudierte mit frenetischem Beifall die auf Baillant ge­fallenen Stimmen. Ein Sozialdemokrat rief: Nieder mit dem Diktator! Die Rechte klatschte ironisch Beifall. Poin- carö wurde unttr lebhaftem Beifall zahlreicher Bänke auf sieben Jahre zum Präsidenten der Republik proklamiert. Die Session der Nationalversammlung wurde sodann geschlossen.

Cine französische Präsidentschaftskandidatin.

Paris, 15. Jan. Die deutschen Frauenrechtlerinnen werden mit Vergnügen hören, daß eine ihrer Kolleginnen jenseits der Vogesen Frl. Marie Denizard den, sage und schreibemännlichen" Mut hat, mit Ribot, Deschanel und Poincare um den Präsidentenstuhl im Elysee zu kon­kurrieren. Ob sich die würdigen Herren aus der hohen Politik darüber sonderlich aufregen, war bisher nicht festzu­stellen wahrscheinlich werden sie für ihre Rivalin nicht viel mehr übrig haben, als ein liebenswürdiges Lächeln.

wetterlö.

Straßburg, 16 Jan. Ein Strafverfahren gegen denNouvelliste", das Blatt des Abbö Wetterls, "ist, wie verlautet, wegen seiner die Deutschen im Lande schwer beschimpfenden und die nationalen Gegensätze aufreizenden Aeußerung überDie unverschämten Sprößlinge der Hunger­leider. die nach dem Unglück von 1870 über das Land hergesallen", eivgeleitet worden.

r Berlin, 17. Jan. DieNordd. Aüg.Zig." fchrcibt: Der Reichskanzler o. Bethmann-Hollweg hat heute vormit- rag den Kaiserlichen Statthalter in Elsaß-Lothringen. Grafen v. Wedel, empfangen.

Samsiag, den 18. Januar

Vom Landtag.

r Stuttgart, 16. Jan. In Gegenwart sämtlicher Minister und vor dichigefüllten Galerien begann die Zweite Kammer heute die Generaldebatte zum Etat. Der Finanz­minister hob den relativ günstigen Stand der Siaatsfinanzen die Tatsache hervor, daß der Etat einen kleinen Ueberschuß aufweise. Die Schuldentilgung sei freilich immer noch un­genügend. Auch müsse darnach getrachtet weiden, einen besseren Kursstand der. Anleihen durch Maßregeln ähnlich wie in Preußen zu erzielen, wo die Sparkassen veranlaßt wurden, die Einlagen mehr in Staaisschuidverschreibungen anzulegen. Die 1. Preußisch-Süddeutsche Klassenlotterie habe den erwarteten ungenügenden Losabsatz gehabt. Bei der 2. Lotterie habe sich der Absatz um 800 Lose gebessert. Den Reigen der Parteiredner eröffnete Dr. v. Kiene (Ztr.), der auf die schwierige auswärtige Lage hinwies und sodann auf die Präsidentenwahl zu sprechen kam, bet der es das Zentrum an Berständigungsversuchen nicht habe fehlen lassen. Es sei auch falsch zu behaupten, daß es den Minister von Pischek gestürzt habe. Mtnisterstürzen sei nicht Sache des Zentrums. Die Festsetzung des Wahliermins sei unpraktisch gewesen und das Proporzwahloerfahren habe manche Aus­wüchse gezeitigt. Die Wahlen hätten der Rechten einen Erfolg gebracht. Er hoffe aus ein Zusammenarbeiten aller Parteien im Hause. Auch werde seine Partei dem Fortschritt dienen, den sie aus allen Gebieten pflegen wolle, aber auf christlicher Grundlage. Für cine Trennung von Staat und Kirche sei das Zentrum nicht zu haben. Der Präsiden! des Evang. Oderkonsistoriums sei Kultusminister geworden, ohne daß von katholischer Seite dagegen etwas angewandt wurde. Man hätte aber den Sturm der Entrüstung im Lande hören müssen, wenn der Vorstand des Katholischen Oberkirchenraies Kultusminister geworden wäre. Darauf kam nach dem Beschlüsse des Eeniorenkonoenls ein Ver­treter der Linken zum Wort. Liesching (D.) blieb dabei, daß in dem Landtag zwei gleichstarke Gruppen sich gegen­über stehen. Die Linke sei kein Block, aber doch ein festes Gebilde, in dem jede Partei ihre Selbständigkeit gewahrt habe. Bon einem Ruck nach rechts könne keme Rede sein. Der Proporz habe seine Mängel, dürfe aber nicht schon wieder geändert werden. Nach Worten des Bedauerns über den Rücktritt Pischeks forderte der Redner Auskunft über die Verhandlung der Finanzminiskr in Berlin wegen einer Besitzsteuer und über die geplante neue Wehrvorlage. Er verlangte eine baldige Vorlegung der Denkschrift über die Ausscheidung des Kirchenguts und die Uebernahme der persönlichen Schullasten auf dm Staat. Zu begrüßen sei der günstige Abschluß des Etats. Einkommen unter 500 ^ müssen steuerfrei bleiben und die nächst höheren Stufen sollten ermäßigt werden. Das Umgeld müsse abgeschafft werden. Mildernde Bestimmungen bezüglich des Kocli- tionsrechts der Beamten könnten nichts schaden. Liesching wünschte schließlich unter anderem noch energische Schritte der Regierung hinsichtlich der Donauversickerung, ferner Auskunft darüber, ob im Falle der Aushebung des Iesuiten- gesetzes für Württemberg das Gesetz von 1862 automatisch wieder i» Kraft tritt, das die Zulassung der Jesuiten an ein besonderes Gefttz knüpft, und schloß mit dem Wunsche, daß die jetzt seit 100 Jahren bestehende Verfassung dem Lande allzeit fortschrittliche und freiheitliche Zustände garan­tieren werde. Morgen nachmittag Weiterberatung, vorher Anfrage betr. Bekämpfung des Notstands bei den Wein­gärtnern.

r Stuttgart, 17. Jan. Beim Beginn der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer erklärte der Kultusminister auch im Namen des Finanzministers, daß die Beantwortung der Zentrumsanfrage über die Notlage der Weingartner nach der ersten Lesung des Etats erfolgen werde. Darauf ergriff Ministerpräsident Dr. v. Weizsäcker zu einer Erklärung das Wort, die die vielfach erwartete Sensation nicht enthielt. Er besprach zunächst die Thronrede und betonte die Wich­tigkeit der neuen Wegordnung, die jetzt vor jeder anderen Reform den Bortritt haben müsse. Ueber die gestern ge­schilderten Auswüchse des Proporzwahlrechtcs sei die Re­gierung natürlich ebensowenig begeistert, wie schon seinerzeit über die Einführung des Proporzes überhaupt, da man sich aber erst am Anfang der Praxis befinde, könne die Klinke der Gesetzgebung nicht schon wieder in die Hand genommen werden. Die Vereinfachung der Staatsverwoliung gedenke die Regbiung nicht zmückzustellen. Ueber die Ausscheidung des Kirchengutes werde der neue Kultusminister Auskunft geben. Die Einführung portugiesischer Verhältnisse liege dabei der Regierung ebenso fern wie Portugal von Württem­berg. Del einer ettvaigen Aufhebung des Iesuitengesetzes durch das Reich müsse das württ. Gesetz wieder in Kraft treten. Für eine Reichsbesttzsteuer lehne die Regierung

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freiwillige Hebammendienste ab. Ueber eine Wehrvorlage sei ihr keine Mitteilung zugegangen. Auch lägen keine Anzeichen über eine Aenderung der Wirtschaftspolitik des Reiches vor. Was da alles über cine veränderte Stellung der Regierung nach dem Wahlausfall geredet und geschrie­ben worden sei, gehöre in das Reich der Fabel, desgleichen wenn man etwa politische Schlüffe aus dem Rücktritt Pischeks ziehen wolle. Trotz der veränderten Zusammen­setzung des Hauses hoffe die Regierung auch ferner einen Ausgleich der Gegensätze herbeizuführen. Sie trete deshalb den Marsch in die neue Periode mit Zuversicht an. Den Reigen der Etatsredner setzte sodann der Abg. Vogt- Weinsberg (B.K) fort. Er erinnerte daran, wie wenig die Haußmann'sche Prophezeiung eingetreten sei, daß man die Fraktion des Bundes der Landwirte nächstens in einem Nachen den Neckar hinunterfahren könne. Die weitere Polemik gegen die Linke zog dem Redner häufige Zuruse und Unterbrechungen zu, durch die er sich aber nicht stören ließ. Er forderte mehr Sparsamkeit in den Bauten, eine Einschränkung der übereilten Verhaftung, mehr Mittel für die Zentralstelle für Landwirtschaft und äußerte Bedenken gegen eine Verringerung der Straßen- wärter. Das Umgeld solle abgeschafft werden, der Ersatz dürfe aber die Weingärtner nicht belasten. Redner empfahl dafür eine Besteuerung der Warenhäuser und der Konsum­vereine. Keil (Soz.) besprach den Wahlkampf und die dabei zur Anwendung gekommenen Agitationsmittel und polemisierte scharf gegen die Rechte, insbesondere gegen den Abg. Körner. Daß die Parteien der Rechten so viele Sitze einnehmen, beweise die Rückständigkeit des Volkes. Das liberale Wahlabkommen habe freilich Fiasko gemacht und bei den Nattionalliberalen sei Hopsen und Malz verloren. Ein Hund, den man zum Jagen tragen müsse, fange keinenHasen. Die Behauptung von dem Zug nach rechts sei falsch; jeder dritte Wähler, stehe hinter der Sozialdemokratie, aber die Einteilung der Wahlbezirke sei ungerecht und die Zahl der Kandidaten beim Proporz viel zu klein, weshalb alle Mit­glieder des Hauses durch den Proporz gewählt werden sollten. Die Regierung habe dem schwarzblauen Präsidium eine Ver­beugung gemacht, indem sie Pischek zur Ruhe setzte. Dieser sei jetzt verurteilt, dem anderen Hause anzugehören (Rüge des Präsidenten). Die Thronrede sei von behutsamer Aengst- lichkeit erfüllt, ohne Saft und Kraft, ohne Klarheit und Entschlossenheit. Die Abschaffung des Umgelds müsse ohne Warenhaus und Konsumverei.issteuer erfolgen können. Redner polemisierte sodann gegen die angebliche neue Wehroorlage und verlangte eine Einschränkung des Wettrüstens das den Frieden g sährde. Diese Aeußerungen riefen nochmal dm Ministerpräsidenten Dr. o. Weizsäcker auf den Plan, der zunächst bemerkte, alle Redner hätten bis jetzt die Thron­rede mit einem Parteiprogramm verwechselt, dann aber die heutige Sitzung nicht zu Ende gehen lassen wollte, ohne festzustellen, daß der Abg. Keil 5en Anschein erwecke, als ob das Wettrüsten von Berlin aus ginge. Dafür habe er nicht den mindesten Beweis erbracht. Die Belastung auf den Kopf der Bevölkerung sei bei unseren westlichen Nach­barn für Heer und Marine erheblich höher als Hei uns. Der Ministerpräsident stellte es unter dem Beifall der Rechten dem Hause anheim, ob die in dem gegenwärtigen Augen­blick von dem Abg. Keil gegen das eigene Land gerichtete Beschuldigung gerechtfertigt sei. Alsdann wurde die Weiterberaiung von ^7 Uhr auf morgen vormittag 9 Uhr vertagt.

Deutscher Reichstag.

Berlin, 16. Jan. In der Fortsetzung der allgemeine« Aussprache über den Etat des Reichsamts des Innern gibt der Abg. Dr. H äg y (Eis.) eine Erklärung ab, wonach die Zentrumsfraktton des Reichstags für das Tun und Lassen des Aba. Wetterlö nicht verantwortlich gemacht werden könne. Ueber die außerparlamentarische Tätigkeit des Herrn Wetterlö gelle für seine engeren Irak- tiom genossen das gleiche. Redner steht aus dem Stand­punkt, daß den elsaß-lothringischen Abgeordneten die Ausgabe zufällt, zwischen Frankreich und Deutschland versöhnend zu wirken. Sollten die Vorträge die Revanchegelüste der französischen Bevölkerung aufgestachelt haben, so müßte« auch wir unser Bedauern darüber aussprechen. Wir hatte« es für richtig, daß derartige Borträge nicht gehalten werden. In seinen weiteren Ausführungen tritt der Redner für eine gesunde Mittelstandspolitik ein.

Hoch (Soz.) kritisiert die Sozialpolitik der Regierung abfällig und erwähnt eine Aeußerung des Staatssekretärs in der Budgetkommission, die lautete, daß ihm. dem Minister, die Hände durch Preußen gebunden seien.

In feiner Erwiderung stellte Staatssekr. Dr. Delbrück die Aeußerung in dieser Faffung entschieden in Abrede. Er

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