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Fernsprecher Nr. 29.
87. Jahrgang.
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Schwäb. Landwirt.
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Areitag, den 17. Januar
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Amtliches.
K. Versicherurrgsamt Nagold.
Bekanntmachung betr. die Untersuchung von Unfällen.
Es ist Veranlassung gegeben, darauf hinzuweisen, daß noch § 1562 der Reichsverstchemngsordnung an den Unfalluntersuchungen auch das Bersichernngsamt teilnehmen kann.
Die Ortsbehörden für die Arbeiterversichernng haben daher von dem Zeitpunkt der Unfalluntersuchung jeweils rechtzeitig dem Bersichernngsamt Anzeige zu erstatten.
Nagold, den 15. Januar 1913. Amtmann
Mayer.
Die Chancen der sravzöMen 7 Kandidaten.
Frankfurt a. M., 15. Jan. Der Franks. Ztg. wird aus Paris telegraphiert: An der heute nachmittag erfolgten Abstimmung der republikanischen Parteien für die Aufstellung eines Kandidaten, bei der Präsidentenwahl nahmen die Mitglieder des Senats und der Kammer mit Ausnahme der Sozialisten, die sich selbst ausschlossen, teil:
Die Gemäßigten halten der Einladung zur Teilnahme an dieser Probeubstimmung Folge geleistet, so daß nur die Mitglieder der klerikal-liberalen Frakt on und die monarchistische Rechte fernblieben. Es sind also im ganzen 256 Delegierte und 407 Abgeordnete, die zur Abstimmung ein- gelaoen sind, und es ist wahrscheinlich, daß die Teilnahme ziemlich stark sein wird.
Man muß demnach voraussehen, daß etwa MO Stimmen abgegeben weiden. Diese Qiimmcri werden sich auf folgende Kandidaten verteilen: Deschanel, Dubost, Poincarö, Ribot und Pams.
Es ist demnach so gut wie ausgeschlossen, daß ein einziger dieser Kandidaten eine wirklich bedeutende Stimmenzahl erreicht. Es ist aber möglich, daß Herr Pams aus seiner Zugehörigkeit zur radikalen Partei einen wohl erwarteten Vorteil zieht, und daß er an die Spitze gelangt. Auf jeden Full ist das Ergebnis der Abstimmung sehr zweifelhaft.
Paris, 15. Jan. Eine Art Plebiszit, die Zählung der Amwortzettel die der „Excelsior" auf sein Pieisauf- fchreiben: Wer wird Präsident? erhallen, gibt Poincarö die meisten Aussichten. Von den lucher geöffneten 19541 Antwortzettein stimmen 12 034 für Poincarö, 2813 für Deschanel, 1924 für Pams. 1257 für Dubost. 1099 für Ribot, 41 für Delcassö, 31 für Doumer, 29 für Jean Dupuy, 17 für Pichon. 12 für Briand, 11 für Charles Dupuy^lO für Clemenceau, 9 für Bourgeois, 7sürCombes, 5 für Millerand und 4 für Fälliges!
Paris, 16. Jan. Die Vollversammlung der Republikaner trat gestern nachmittag im Palais du Luxemburg zusammen, um den Kandidaten für die Präsidentschaft der Republik zu bestimmen. 748 Parlamentarier Halen Einladungen erhalten. Bei der Abstimmung fielen von 633 abgegebenen Stimmen 180 auf Poincarö, 174 auf den Ackerbauminister Pams, 107 auf den Senatsprästdenten Dubost, 83 aus den Kammerpräsidenten Deschanel, 52 auf Ribot, 22 auf Jean Dupuy, 7 auf Delcassö, 4 auf Forichon und je eine Stimme auf Clemenceau, Pichon, Delaroche und Bernet. Es wurde darauf zum zweiten Wahlgang geschritten. Bei diesem erhielt Pams 283. Poincarö 272, Ribot 25. Deschanel 22. Dubost 8, Dupuy 7 und Delcassö 3 Stimmen. Da kein Kandidat die absolute Mehrheit erreicht hatte, wird heute eine dritte Abstimmung statrfinden. Nach dem Ergebnis der Probeabsttmmung zu schließen, wird sich wohl der Kampf in Versailles auf Poincarö und Pams beschränken, doch halt man trotzdem Ueberraschungen nicht für völlig ausgeschlossen. r,
Wetters.
Straßburg, 15. Jan. Der Abg. Wetterl ö widmet m der heutigen Ausgabe des „Nouvelliste d'Alsace-Lorraine" seiner Bortragsreise einen Leitartikel, in dem er die allgemeine Entrüstung, die er heraufbeschworen Hot, als „viel Lärm um nichts» hinzustellen sucht. Er behauptet, er habe sich immer streng an sein Manuskript gehalten, sei also in der Lage, Mißdeutungen zu widerlegen. Herr Wetterlö übersieht also immer noch, daß es weniger auf Einzelheiten seiner Reden ankommt, als vielmehr darauf, daß ausgerechnet er im gegenwärtigen Augenblick elsaß-lothringische Fragen
in Frankreich behandelt hat, die alle aufrichtigen Elsässer im Lande selbst erledigen wollen. Interessant ist die Eröffnung, daß Herr Wetterlö seinen zweiten Pariser Vortrag nicht etwa auf eigenen Antrieb oder auf Veranlassung seiner Straßburger Freunde hin unterlassen hat, sondern weil ihn seine Pariser Freunde nicht mehr reden ließen; Herr Wetterlö sagt, sie hätten für ihn eine Verhaftung befürchtet, verschleiert aber nur ungenügend, daß er von weitsichtigeren Freunden nach Hause geschickt worden ist, ein Erfolg, den er gewiß nicht erwartet hätte.
" Herr Wetterlö kündigt schließlich noch an, daß er die „Straßburger Post" wegen Beleidigung verklagen werde. Das Blatt hatte geschrieben, Wetters werde „in seiner bekannten feigen Art" die Berichte über seine Vorträge als falsch bezeichnen. Die Borträge des Herrn Wetterlö sind bekanntlich vorher gedruckt worden und wenn sie nunmehr dem Gericht als Beweisstücke eingereicht werden, könnte man das nicht gerade erhebende Schauspiel erleben, daß sie, die doch fast überall Anstoß erregt haben, nunmehr noch vom Richtertisch herab verlesen werden. Ein echter Wetters Streich!
r Straßburg, 16. Jan. In einer Protestversammlung nahmen heute abend weit über 2000 Personen Stellung gegen das Verhalten des Reichs- und Landtogsabgeordneten Wetterlö. Die Versammlung nahm einstimmig eine Resolution an. in der das verhetzende Treiben Welterlös verurteilt und der Landtag aufgefordert wird, Stellung gegen ihn zu nehmen. (Das letztere ist heute nachmittag bereits geschehen.)
Vom Landtag.
Bizepräsideut Dr. v. Kiene über die Präsideuteu-
wahl.
x Stuttgart, 16. Jan. Bei der Generaldebatte zum Etat widmete der Vizepräsident Dr. v. Kiene längere Ausführungen der Präsidentenwahl in der Zweiten Kammer. Er bedauerte, daß infolge des erstmaligen Stärkemessens zwischen Links und Rechts bei der Präsidentenwahl eine Zufallsentscheidung eingetreten sei und daß ausschließlich ein Rechtspräsidium gebildet worden fei. Dr. v. Kiene fuhr fort: Ich und meine politischen Freunde bedauern dies, haben aber das gute Bewußtsein, daß wir die Schuld daran nicht tragen. Das Zentrum war nicht nur vom ersten Augenblick an bereit, sondern auch aktiv tätig, um eine Verständigung jedenfalls mit der von uns bisher als sogenannte Partei der mittleren Linie angesehenen Deutschen Partei herbeizusühren. Schon am 27. Dezember war von Zentrumsseite unter ausgesprochenem Verzicht auf die erste Präsidentenstelle die Einleitung zu einer solchen Verständigung gegenüber der Konservativen Partei erfolgt und diese Verständigung ist mit unserer Absicht schon im Dezember zur Kenntnis der Nationalliberalen Partei gebracht worden. — Daß das Zentrum ein Opfer gebracht habe, sei im Grunde nicht zu bestreiten. Andererseits habe es aber auch darauf bedacht nehmen müssen, daß der durch die Wahlen geschaffenen gesamten Konstellaiion im Lande auch Rechnung getragen werde bei der Bildung des Präsidiums. Und diese Konstellation sei eben die Betätigung des Zugs nach.Rechts. Ec spreche nicht von einem Sieg der Rechten, aber es sei ein Erfolg dcr Rechten, daß die linke Mehrheit eben nicht als Mehrheit mehr bestehe und dieser Erfolg sei umso höher zu bewerten, als das liberale Wahlabkommen geschlossen worden sei mit dem ausgesprochenen Zweck, die Rechtsparteien zu schwächen. Das Gegenteil sei eingetreten. Dieser rechtskräftige Urteilsspruch der Wähler habe auch bet der Präsidiumsbildung zum Ausdruck kommen müssen und deshalb konnte die erste Präsidentenstelle nicht der tm Landtag geschwächt eintreten- dcn Linken zugestanden werden. Daß auch die Linke zu keiner Vertretung im Präsidium gekommen ist, sei ebenso zu bedauern.
Deutscher Reichstag.
Berlin, 15. Jan. In der Fortsetzung der Besprechung des Etats verurteilte aufs schärfste Frh. v. Ga mp (Rp.) das Auftreten des Abg. Wetterlö und bespricht die tnnerpo'.itischen Verhältnisse in Elsaß-Lothringen, die seine Partei mit ernster Sorge erfüllten. Redner erwähnt das Änschwellen der Konsumvereine, streift die Wahlrechtssrage in Preußen und verlangt eine Erhöhung der Goldbestände der Reichsbank.
Irl (Ztr.) mißbilligt gleichfalls das Auftreten Wetterlös. Redner, der dann die Mittelslandsfrage bespricht, dessen Notlage er anerkennt, wendet sich dann der Arbeiterfrage zu, in welcher er es für richtig hält, daß der Arbeiter in
gewissen Fällen ein Recht habe, zu streiken. Seine.Partet wolle aber nicht, daß diejenigen, die arbeiten wollen, daran gehindert werden. Irl verlangt Maßregeln, gegen die Auswüchse des Hausierhandels sowie ein Vorgehen gegen die Wanderlager.
Staatssekretär Delbrück hält seine früheren Ausführungen über die Grenze des Koalitionsrechts und der Gültigkeit des Reichsvereinsgesetzes aufrecht. Der Minister, der auch von seinen Auslassungen zur Gewerkschaftsenzyklika nichts zurückzunehmen erklärt, bezeichnet in seiner weiteren Rede den Ruf nach einem Verbot des Streikpostenstehens für ein untaugliches Mittel zur Beseitigung der Uebetständ«, deren Vorhandensein die Regierung gleichfalls beklage. Es sei deshalb eine grundsätzliche Aenderung des Strafgesetzbuchs notwendig. Redner wendet sich dann zu den Sozialdemokraten, denen er vorwirft, daß sie die Freiheit Anderer nicht unangetastet ließen. Das Vorgehen Welterlös habe auch die Regierung schwer empfunden.
Das Haus vertagt sich nach weiterer Besprechung auf Donnerstag. _
Tages-Nerrigkeiten.
Aus Stadt Md Amt.
Nagold, 17. Januar ISIS
* Der Liederkranz Nagold hat seine Teilnahme am Wettsingen auf dem Liedersest des Schwäb. Sänger- bundes in Tübingen am 22. Juni d. Is. beschlossen. Der Verein wird in der Abteilung „Gehobener Volksgesang" austreten. Wir wünschen den besten Erfolg. — Wie wir hören, wird auch der Liederkranz Calw in Tübingen preissingen und zwar in der Abteilung „Einfacher Kunstgesang".
r Statistik der höhere» Justizdieustprüfung t» Württemberg. Württembergische Studierende der Rechte gab es tm letzten Sommersemester auf der Landesunioersität Tübingen und auf anderen deutschen Universitäten 106. Im vergangenen Jahre haben die erste höhere Iustizdienstprüsung bestanden 53 (im Vorjahr 73) Kandidaten. An Referendaren waren im Iustizdienst am 1. August vorhanden 191 (im Vorjahr 185); die zweite höhere" Iustizdienstprüsung bestanden 1912 : 38 (1911: 59) Kandidaten. Am 1. Jan. 1912 hatten wir 115 (123) württemb. Gerichtsassessoren, von denen IM (103) im unständigen Iustizdienst verwendet waren. Bon diesen Gerichtsassessoren wurden 1912 tm Iustizdienst etatsmäßig angestellt 12 (10), als Rechtsanwälte zugelassen 42 (48), ausgcschieden sind 9 (7). Rechts- anwälte gab es bei den württembergischen Gerichten am 1. Januar 1912: 415 (380) und etatsmäßige Stellen des höheren Iustizdienstes 370 (370).
^bu Zur Vertilgung des Raubzeugs. Dem Raubzeug stellt jeder Jäger eifrig nach, weil es den Wild- bestand in Feld und Wald vermindert. Füchse und Marder sind wohl die bedeutendsten Feinde des Wildes; aber auch Iltis, Wiesel, Kreuzottern usw. schädigen den Wildbestand oft ungemein. Ihre Berti gung scheint daher mit allen Mitteln geboten. Allein Kurt Graeser verurteilt in seinem Werke: „Die Freude am Weidwerk" alle Grausamketten gegen das Raubzeug. Er schreibt: doch haben wir auch den Raubtieren gegenüber kein Recht, grausam zu sein. Aber leider wird ein solches Recht fast allgemein in Anspruch genommen, und wird geradezu der Grundsatz ausgestellt, daß gegen das Raubzeug alles erlaubt sei was nur dazu dienen könnte, diese Tiere unschädlich zu machen, gleichviel mit welchen großen und langen Qualen dies für sie verbunden sein mag. So hört man oft, wie sich Jäger rühmen, daß sie auf den Fuchs unter allen Umständen und auf jede Enisernung mit Schrot schießen, da ja immer die Möglichkeit vorhanden sei, ihn so zu verletzen, daß er mit der Zeit eingehen müsse. Wahrlich ein barbarisches Verfahren. Auch die Anwendung des Eisens ist eine unmenschliche und barbarische Grausamkeit, schon deshalb, weil der Fallensteller sich nicht einmal die Mühe macht, oft auch nicht die Zeit dazu hat, das Eisen so häufig zu besuchen, daß er das gefangene Tier alsbald von seinen unbeschreiblichen Qualen erlösen könnte. Dieses mutz daher immer viele Stunden, oft mehre Tage lang, die entsetzlichsten Folterqualen erleiden, so daß die Schrecken des Todeskampfes, welche bei der weidgerechten Jagd doch nur kurz begrenzt find, unendlich verlängert werden. Ich kann daher alles Fallen- stellen, auch wenn es glimpflich für die armen Opfer abläuft, nicht als weidgerechte Jagd anerkennen, soviel Mühe und Gewandtheit dabei auch aufgewendet werden mag." Die weidgerechte Jagd erfordert die Anwendung der Büchse, und es sollen auch die Säugetiere, wie Füchse, Marder usw., durch eine Kugel zur Strecke gebracht werden. Bei der