Trschcinl täglich «ikt Ausnahme der Sonn- und Festtage.
Preis vierteljährlich hier mit Trägerlohn 1.20 im Bezirks, and 10 Lm.-Verkehr i.25 >!, im übrigen Württemberg 1.35 -4, Monats-Abonnements nach Verhältnis.
8
4
Ms- mi> Mche-KIÄ stt!>ci> Wnmts-KeM NM
Fernsprecher Nr. 29.
87. Jahrgang.
Fernsprecher Nr. 29.
Anzeigen-Gebühr für die einspalt. Zeile au» gewöhnlicher Schrift oder deren Raum bei einmal. Einrückung 10 >4, bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.
Beilagen: Piauderstübchen, Jllustr. Sonnlagsblatt uud
Schwäb. Landwirt.
Samstag, den 11. Januar
1913
Amtliches.
K. evang. Bezirksschulamt Nagold.
Die Herren Schulvorstände, ersten und einzigen Lehrer des Bezirks ersuche ich. mir sofort auf Postkarte die Zahl der Heuer zur Schulentlassung kommenden Knaben mitzuteilen.
Nagold, 10. San. 1913.Schott.
Der Wetterwart.
Wokltische Umschau.
x Wir sind jetzt wieder glücklich mitten im politischen Fahrwasser, und das Einerlei der „aktuellen Tagesfragen" ist um einige Nuancen lebhafter gefärbrt. Unser Landes- Parlament hat am Donnerstag seine Pforten geöffnet, und am Mittwoch hat sich bereits das Reichsparlament wieder aufgelan, beide für rege, emsige Arbeit, denn angesichts der heurigen baldigen Ostern muß es rüstig vorwärts gehen, wenn di; dringendsten Aufgaben rechtzeitig erledigt werden sollen. Es handelt sich vor allem darum, den Haushalt in Ordnung zu bringen, für das Reich eine umso dringendere Aufgabe, als es hier im Frühjahr gilt, die große Frage dieser Session zu lösen, die heikle Besitzsteuervortage zu erledigen. Hier handelt es sich nicht bloß darum, dich zuwege zu bringen, ohne die bürgerlichen Parteien, unter denen sich mit der Zeit doch wieder gewisse Annäherungspunkte gezeigt haben, aufs neue zu entzweien. Die Tatsache, daß die Nationalltberalen und das Zentrum sich >im Prinzip in dieser Frage geeinigt hatten, indem sie gemeinsam den Antrag aus Einbringung einer Besttzsteuer stellten, ist ja seinerzeit als ein günstiges Omen ausgefaßt worden, aber es hat sich dann gleich wieder gezeigt, daß der scharfe Streit um die Erbschaftssteuer damit nicht bei- gelcgt werden konnte, und man wird mit absoluter Sicherheit damit rechnen können, daß diese Sleuerfrage von den verbündeten Regierungen gar nicht mehr aufs Tapet gebracht werden wird. Es ist auch bei der augenblicklichen parteipolitischen Loge das Beste, wenn diese Frage, so gerecht und berechtigt sie weiten Kreisen e-scheinen mag, vorerst ousgeschaltct bleibt, denn die Zeiten sind zu ernst, als daß wir unser parlamentarisches Leben ihretwegen gerade jetzt mit Parteikämpfen nnd inneren Konflikten durchsetzen könnten.
Unterer Politik ist sowieso schon ein schwieriges Problem aufgelegt, dadurch, daß gerade jetzt, wo so viele kritische Fragen zu lösen sind, in das Auswärtige Amt ein „neuer Herr" einzieht. Dem Nachfolger unseres Landsmannes, dem so j«jh aus dem Leben gerissenen Herrn von Kiderien-Wächter dem seitherigen Botschafter in Rom, Herrn v. Iligow, wird zwar speziell vom Auslände nachgerühmt, daß er nnt den geschickten Mitteln der Diplomatie nnd großer Liebenswürdigkeit und Sanftheit seine Ziele zu erreichen suche. Das sind ja ganz gute Tugenden für den Diplomaten beruf, aber wir möchren wünschen, daß Herr v. Iagow die anderen Tugenden, die nicht minder zählen, Ener- gie, Kraft und Entschiedenheit, darob nicht abgehen, damit man auch von ihm sogen kann: „cs wächst der Mensch mit seinen höheren Zielen".
Ein Mann aus der Ruhmeezcit Deutschland ist zu der großen Armee eingeruckt: GemralfeldmarschaU o Schiieffen. dem Lebensalter nach der Senior der GeneraUeldmarsckälle Deutschlands. Gras Schlieffen. geboren 1833. war im Feldzug gegen Frankreich dem Generalstabc des Großherzoas von Mecklenburg zugeteilt und hat namentlich die schweren Kämpfe an der Loire und bei Le Mans mitgemacht. Im bahr 1891 zum Chef des Gencralstabes ernannt, hat er seines großen Lehrmeisteis Moltke mit großer und als Bahnbrecher der Theorie des ^oken «en-^l^^Enheeren diese der Armee und dem n, Gemeingut gemacht. Me Epoche.
Masse« dirinieeen dEe gewaltig anwachsenden Heeres-
Pfunden ^ ^ lernen, hafte in ihm den richtigen Mann
""6, gegenwärtig eine besondere ^ Kriegsrüstlmg gegen Deutschland getrieben Das «Made m Germany" hals unfern lieben Nackbarn ana»ian und sie inszenieren eine planmäßige Hetze ge^n die deutsche Warenemsuhr nicht nur sondern überhaupt geg?n alle deutsche Ä"^"bhmungen. sich nach Frankreich betätigen. In Paris haben sich bereits zwei Bereinigungen gebildet die ^ Ziel gesetzt haben. Wenns da nur nicht 'geht
Me in England, wo einige besonders Schlaue die Stimmung
E^eri Deutschland auck ausnützen wollten und zu dem famosen Mittel griffen, ihren Produkten die Marke „Made
Eany" aufzudrücken, um die Waren besser -an den ^ ^ b.ingen, dieweil eben die deutschen Waren durch
ihre besondere Güte zu dekannt waren.
Vom Landtag.
r Stuttgart, 10. Jan. In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer, die um 11'/^ Uhr von dem Alterspräsidenten Tauscher eröffnet wurde, erstattete zunächst der Abg. v. Kiene (Z.) den Bericht des Ständischen Ausschusses über das Legitimationsgeschäft. Darauf wurden sämtliche Abgeordnete als legitimiert erklärt. Nachdem die vier neuen sozialdemokratischen Abgeordneten Westmeyer, Sperka. Hoschka und Engelhardt den Eid in die Hand des Alterspräsidenten abgelegt hatten, wurde durch Namensaufruf die Anwesenheit von 90 Mitgliedern (mit dem Präsidenten 91) festgestellt, der Abg. Reihling fehlte. Bei der darauf folgenden Präsidentenwahl wurden für Kraut (BK.) 45, für Haußmann (F.B.) 32, für Dr. v. Hieber (natl.) 9. für Dr. v. Kiene (Z.) 1, für Wieland (natl.) 1, für Liesching (F.B.) 1 Stimmzettel abgegeben. 1 Stimmzettel war unbeschrieben. o. Kraut ist somit zum Präsidenten der Zweiten Kammer gewählt. Er nahm die Wahl dankend an und versprach, die Geschäfte gerecht und unparteiisch zu führen. Mit Wmten des Dankes an den Alterspräsidenten Tauscher übernahm er sodann die Geschäfte. Nächste Sitzung morgen vormittag 11 Uhr. TO. Wahl der Vizepräsidenten.
Rechtsanwalt v. Kraut Präsident der Zweite» Kammer.
Stuttgart, 10. Jan. (Wiederholt aus einem Teil der gestrigen Nummer.) Bei der Präsidentenwahl in der Zweiten Kammer entfielen heute im ersten Wahlgang auf v. Kraut 45 Stimmen, Haußmann 32, Hieber 9, die übrigen sind zersplittert, ein weißer Zettel ist abgegeben, also ungültig. Die absolute Mehrheit hat Abg. v Kraut, der mit Dankesworten die Wahl annimmt.
r Stuttgart, 10. Jan. (Der neue Landtagsprästdent.) Der heute von der Zweiten Kammer mit 45 Stimmen gewählte konservative Abgeordnete Heinrich von Kraut steht im 55. Lebensjahre. Er ist von Beruf Rechtsanwalt. Bereits tn den 80er und dann Mitte der 90er Jahre war er Mitglied des Stuttgarter Bürgerausschusses, davon von 1889—1903 dessen Obmann. Seit 1900 ist er Landtags- abgeordneter. Er vertrat zunächst den Bezirk Calw und wurde dann 1906, wie jetzt wieder 1912 als Proporzab- geordnetec im nördlichen Landeswahlkreis gewählt. Seit 1906 war er 2. Vizepräsident des Hauses.
Die Thronrede
zur Eröffnung des Landtags wurde verschiedentlich von Beifall seitens der Mitglieder beider Häuser unterbrochen und hat folgenden Wortlaut:
Liebe Getreue! Zu Beginn des neuen Landtags heiße ich Sie herzlich willkommen. Ihre erste und wichtigste Aufgabe wird die Feststellung des Staatshaushalts für die nächsten zwei Finanzjahre bilden. Mit Befriedigung stelle ich fest, daß die Finanzen des Landes sich in wohlgeordnetem Zustand befinden. Die Ausdehnung des Kreises der Staatsaufgaben bedingt auch in Württemberg höhere finanzielle Ansiedelungen als je zuvor. Die Hebung der Lebensansprüche aller Kreise und das gleichzeitige Sinken des Geldwertes erfordern größere Mittel. Die Ausgaben für kulturelle und Wohlfahrtszwecke, besonders in den Departements des Innern und des Kirchen- und Schulwesens, sind unablässig gestiegen: es werden heute Wünsche erfüllt, denen zu entsprechen früher für unmöglich gegolten hätte. Solchen Fortschritt ermöglicht die wirtschaftliche Blüte Meines Landes. Ich hoffe, wir können die eingeschlagenen Wege weiter verfolgen und sortbauen an der Vervollkommnung derjenigen öffentlichen Einrichtungen, welche dem Leben des deutschen Einzelstaates seine besondere Weihe geben. Me erfreuliche Weiterentwicklung des Verkehrs wird für die Vermehrung und Verbesserung von Betriebsanlagcn und Betriebsmitteln wie bisher bedeutende Aufwendungen verursachen. Wie die Stuttgarter Bahnbauten in stetiger Arbeit gefördert werden müssen, so soll durch Nebenbahnen und Einrichtungen des Kraslwagenbetriebs der Berk; hr im Lande entwickelt werden. Die planmäßige Fürsorge für alle Zweige des Unterrichtswesens -wird Meine Regierung unverrückt als eine ihrer vornehmsten Aufgaben betrachten. In der inneren Verwaltung steht neben den Maßnahmen zur Neuordnung auch dieses Zweiges des öffentlichen Dienstes eine Reihe gesetzgeberischer Arbeiten in Aussicht. Die berechtigten Wünsche der Körper- schaftsbeomten nach weiterer Anpassung der für ihre Pensionierung maßgebenden Vorschriften an die Bestimmungen des staatlichen Beamtenrechts sollen durch eine besonders auch die Unterbeamten berücksichtigende Vorlage erfüllt werden, die Ihnen sofort zugehcn wird. Die Unfallsürsorge für die im Dienst-Verunglückten Beamten der Körperschaften
soll gleichzeitig im Gesetzeswege geregelt werden. Um den Gemeinden die Tragung ihrer wachsenden Lasten zu er- leichtern, ist eine Erweiterung ihres Besteuerungsrechts, namentlich im Sinne einer angemessenen Erhöhung des Anteils an der Einkommensteuer, vorgesehen. Hierüber wird in Bälde eine Vorlage an Sie gelangen. Im Laufe der Landtagsperiode wird der Entwurf einer neuen Wegordnung der ständischen Beratung unterstellt werden. Ich gebe Mich der Hoffnung hin, daß die finanziellen Verhältnisse die Durchführung auch dieser für den Staat mit großen Opfern verknüpften Reform gestatten werden. Für die Neuordnung der Gebäudebrandvecstcherung nach den Anforderungen 'der Gegenwart ist ein Gesetzentwurf zu späterer Borlage bereit. Endlich wird Ihnen Meine Regierung die fertig gestellten Gesetzentwürfe zur Regelung der Verwaltung der Staatseinnahmen und Staatsausgaben, sowie zur Einführung eines Rechnungshofes demnächst zugehen lassen. Ich vertraue darauf, daß Ihre Arbeit erfolgreich und fruchtbringend sein wird. Möge unter dem Schutz und Schirm des deutschen Vaterlandes, unter den Segnungen des Friedens den uns allein die Stärke der Nation erhalten kann, auch die Zukunst Meinem Volke in allen seinen Teilen Glück und Gedeihen bringen. Das ist Mein innigster Wunsch.
Deutscher Reichstag.
Berlin, S. Jan. 1918.
Auf der Tagesordnung steht die Fortsetzung der Debatte über den Wagenmangel, in der als erster Redner der Abg. Frhr. o. Ga mp (Rp.) sich aus die Seite der Regierung stellt und betont, daß ein Wagenmangel nicht vorhanden gewesen sei. Die Aufgabe der Tarifpolitik sollte sein, durch ermäßigte Tarife bis zum August die Berkehrsmonate Oktober und November zu entlasten.
Mumm (w.Bg.) fordert Abhilfe der Mißstände und weist auf den Vorteil der Errichtung von Reichsetsenbahnen hin, die eine Besserung erzielen ließen.
Präsident des Reichseisenbahnamtes Wackerzapp erklärt, die Interessenten des Ruhrreoiers hätten die bevorstehenden Verkehrszunahmen wiederholt falsch eingeschätzt.
Die Erörterung schließt nach kurzer weiterer Besprechung: die Angelegenheit ist erledigt.
Die Wahl des Abg. Schwabach (natl.) und Dr. Wirr (Ztr.) wird für giltig erklärt. Die Wahl des Abg. von Halem (Rp.) der inzwischen sein Mandat niedergelegt hatte und unlängst wiedergewählt worden ist, beantragt die Wahlprüfungskommission, den Reichskanzler zu ersuchen, den Wahlkommissar des Wahlkreises Schwetz auf das Ungesetzliche seiner Handlungsweise hinzuweisen.
Es folgt die Beratung der Denkschrift über die Be- amten-Organisation der Post- und Telegraphenverwaltung, in welcher Abg. Ebert (Soz.) die vorgeschlagenen Aender- ungen der Denkschrift scharf kritisiert und namentlich hervorhebt, daß die Unterbeamten dabei wieder am schlechtesten wegkommen.
Tages-Nerrigkeiten.
Aus Stadt uud Amt.
Nagold, 11. Sanuar 1S18
* Frühliugskiuder. Also der Nagolder Reporter unseres Rachbarblattes „Aus den Tannen" gesteht, daß er in die tieferen Gedankengänae seines „Partners" (??) weder eingehen kann noch will. Wir wollen ihm deshalb verraten, daß wir seinen Iagdeifer auf Zeilen in etwas treffen, wollen. Wie es uns freut, daß er uns freundlicher»eise als Partner bezeichnet, so ist es uns leid, daß er sich ärgert. — Der heute gefallene Schnee macht der Frühlingskindergeschichte ein Ende.
Die Handwerkskammer Reutlingen hat dieser Tage an die Bolksjchu en sowie an die höheren Lehranstalten ihres Bezirks die Auflage ihres „Ratgebers zur Berufswahl" zum Zweck der Verteilung an die zur Schulentlassung kommenden Knaben versandt. Das Büchlein ist wiederum neu durchgesehen und auf den neuesten Stand ergänzt worden und dürste in dieser Form manchem Vater oder Vormund nützliche Winke für die Berufswahl der ins Leben tretenden Knaben geben. Bon Wert ist insbesondere auch das am Schluß angehängte Verzeichnis der für die Handwerker in Betracht kämmenden Fachschulen und sonstiger Weiterbildungsgelegentzetten.
Ans den Nachdarbezirke«.
Hochdorf OA. Horb. 11. Jan. Bei der Geburt des 7. lebenden Knaben des Conrad Bogt, Schmieds hier hat der König die Palenstelle übernommen und demselben ein Geldgeschenk überreichen lassen.