Deutsches Reich.
Berlin, 31. Okt. In der Eröffnungssitzung der diesjährigen Winterkurje für staatswissenschaftliche Fortbildung behandelte gestern das bekannte Mitglied des Kultusministeriums Geheimrat Elster das Bevölkerungsproblem unter bejonderer Berücksichtigung des Geburtenrückganges ln Deutschland. Er betonte, daß hervorragende Dolkwirt- schaster eine ständige große Beoölkerungszunahme nicht immer als einen Segen für die Nation angesehen haben. Mit dem Dogma des Segens der großen Kinderschaar müsse ein wenig gebrochen werden. Lieber sollte dafür gesorgt werden, daß eine kleinere Schaar in geistiger, sittlicher und körperlicher Hinsicht besser erzogen werde.
Berlin, 31. Okt. Wegen Unterschlagung von etwa 15000 X Kirchengeldern ist der Bossischen Zeitung zufolge der Vorsteher der Neuapostolischen Gemeinde in Charlot- tenburg, Kaufmann Johannes Kienasch, verhaftet worden. Die Unterschlagungen liegen teilweise schon längere Zeit zurück.
München, 31. Okt. Die feierliche Beisetzung der Prinzessin Rupprecht von Bayern fand heute vormittag unter überaus zahlreicher Anteilnahme der Bevölkerung in der gegenüber der Residenz gelegenen Lheatiner Hofkirche statt.
München, 30. Okt. Heute vormittag stürzte der zur Fliegerabteilung kommandierte Leutnant Hamburger (16. Inf.-Reg.) mit einem Zweidecker der Militärverwaltung über dem Oberwiesenfeld ab, wobei er schwere Verletzungen da- oontrug. Nach 2^ Stunden starb er im Garnisonslazarett. Leutnant Hamburger, der im Juli d. I. sein Pilotenzeugnis erworben hat, galt als ausgezeichneter Flieger.
Ausland.
London, 31. OKI. Einem Newyorker Telegramm des „Daily Telegraph" zufolge wurde in St. Antonio im Staate Texas das Waisenhaus St. Jean durch Feuersbrunst vollständig zerstört. Fünf Schwestern, darunter die Vorsteherin, fanden bei dem Versuch, Kinder zu reiten, ihren Tod in den Flammen. Nur zwei Kinder sind umgekommen. Eine Nonne wurde so schwer verletzt, daß an ihrem Aufkommen gezweifelt wird.
r Saloniki, 31. OKI. S. M. S. „Loreley" mit dem Exsultan Abdul Hamid an Bord ist nach Konstantinopel in See gegangen.
Der Balkankrieg.
Vom bulgarisch-türkische« Kriegsschauplatz.
Wie», 31. OKI. Der Kriegsberichterstatter der „Reichspost" meldet aus dem Hauptquartier der bulgar. Armee vom 30.: Der Angriff begann gestern auf beiden Flügeln. Der Anmarsch der bulgar. Armee zur Schlacht erfolgte in zwei Gruppen. Stärkere bulgarische Kolonnen sind aus das südliche Erqene-Ufer dirigiert. Die Türken sind hier nach heftigem Kampf bereits auf Ciflikköj (Seidler, an der Bahn zwischen Lule Burgas und Corlu) zurückgewichen, sollen aber mit stärkeren Streitkrästen nördlich von Unsun- köpri (65 Km. westlich) oorgehen. Die bulgarische Ost- gruppe ist im Vorgehen durch die Wälder an der Straße Bisa-Saraj. Bei ihr ist infolge der schlechten Wege und des ungünstigen Wetters eine Stockung eingetreten. Vormittags wird aber der allgemeine Vormarsch wieder begonnen. Die türkische Armee soll ihre neuen Stellungen noch nicht erreicht haben und versucht, den Vormarsch der Bulgaren durch Gegenangriffe aufzuhallen.
r Sofia, 31. Okt. In der Schlacht, die mit den Hauptstreitkrästen der türkischen Armee in Stärke von 150000 Mann auf der Linie Bunar—Hisiar—Liste—Burgas seit 3 Tagen im Gange ist, hat die bulgarische Armee den Feind geschlagen und ihn gezwungen, sich aus seinen befestigten Stellungen unter stürmischem Nachdrängen der Bulgaren zurückzuziehen. Die bulgarische Armee hat die energische Verfolgung des Feindes ausgenommen, der in Unordnung und Panik sich auf Rasbj und Tschorlu zurück
zieht. Eine große Zahl von Kanonen, Fahnen, Munition und andere Kriegstrophäen sind den Bulgaren in die Hände gefallen, ebenso zahlreiche Gefangene. Die bulgarischen Verluste sind verhältnismäßig unbedeutend. Die Dörfer Aiwali bei Lüle-Burgas und Marasch im Westen von Adrianopel sind von den Türken eingeäschert worden. Die gesamte christliche Bevölkerung haben die Türken niedergemetzelt. Auch sämtliche Dörfer in der Gegend von Melnik haben die Türken in Brand gesteckt.
Sofia, 31. Okt. Nach zweitägigem Kampfe hat die bulgarische Armee einen völligen Sieg über die Hauptstreit- kräste des türkischen Heeres davongetragen. Die Türken haben sich in voller Unordnung zurückgezogen. Lueleh Burgas ist von den Bulgaren eingenommen worden.
v Wien, 31. Okt. Die Neue Freie Presse meldet aus Sofia vom 31. : Infolge der Einnahme von Lüle Burgas durch die Bulgaren ist auch der östliche türkische Flügel auf dem Rückzug gegen Serai und Straza begriffen. Die westlich von Ieniköj gewesene türkische Reserve in Stärke von 9 Divisionen ist gegen das Zentrum der Schlachtsront verschoben worden, um einem weiteren Vordringen der Bulgaren Einhalt zu tun. Die Schlachtsront, die gestern sich von Lüle Burgas nach Visa erstreckte, wird heute durch die Orte Dschorlu-Serrai-Stcanza gekennzeichnet.
Vom serbisch-türkischen Kriegsschauplatz.
n Belgrad, 30. Okt. Wie aus Wranja gemeldet wird, kam es nach der Schlacht bei Kummanooe zwischen den türkischen kommandierenden Generälen zu heftigen Zerwürfnissen. Dschavid Pascha, der für die Fortsetzung des Kampfes eintrat, soll von einem türkischen Offizier niedergeschossen worden sein.
v Belgrad, 31. Okt. Aus Branja wird gemeldet, daß von der Abreise des Königs nach Uesküb mit Rücksicht auf die noch nicht beendeten Vorbereitungen für den festlichen Empfang des Königs vorläufig Abstand genommen worden ist. Der König begab sich heute früh wieder nach Vranskabanja. Gleichzeitig ist das serbische Hauptquartier nach Uesküb abgegangen. Nach einer Meldung des Blattes „Samouprava" werden in den nächsten Tagen mehrere Freiwilligen-Abteilungen von Kosaken in Serbien eintreffen.
Vom montenegrinisch-türkischen Kriegsschauplatz.
r- Rieka, 31. Okt. König Nikolaus begab sich mit den Militärattaches nach Antivari, um sich über den Fortgang der Operationen am Tarabosch zu informieren. Kronprinz Danilo ist nach dem Hauptquartier in Gruda zurückgekehrt.
r Rieka, 30. Okt. Unweit von Bardonjoll, östlich von Skutari, unternahmen gestern die Türken einen Ausfall aus montenegrinische Truppen, die Aufklärungsdienste versahen. — Eine große Abteilung Weiß-Türken, die zwar
: Wölkerkampf:
! und »
s Wahlkampf;
I wird die Spalten des I
: Gesellschafters -
im Monat November füllen.
Dabei wird den lokalen Ereignisse« wie den sozialen, wirtschaftlichen u. kulturellen Vorgängen und Erscheinungen in der weiten, weite« Welt eine gewissenhafte Verzeichnung zu teil werden.
Mcrn abonniere sofort aus die Monate
Wovernber nnb Dezember.
serbischer Zunge, doch Anhänger des Islam sind, gaben durch mehrere weiße Fahnen ihre Bereitwilligkeit zu Unterhandlungen kund, worauf eine starke Truppe von Montenegrinern oorging. In einer Entfernung von 30 Schritt gaben die Weiß-Türken unvermittelt eine Salve. Vierzig Montenegriner wurden getötet, mehrere hundert verwundet. Das Feuer der Angreifenden wurde sofort erwidert. Die Weiß-Türken, die große Verluste erlitten haben, wurden zersprengt. Der König entsandte, nachdem ihm von dem Kampfe Meldung erstattet worden war, heute früh eine Sanitätsabteilung aus Cetinje mittels Sonderschiffes auf den Kampfplatz. Er erschien dann persönlich und ließ sich Bericht erstatten.
r Rjeka, 31. Okt. Heute vormittag um 10.50 Uhr traf die amtliche Meldung ein, daß Ipek von den Truppen des Generals Wukotitsch eingenommen worden ist.
Rjeka, 31. Okt. Seit gestern nachmittag 3 Uhr ist um Skutari heftiges Geschütz- und Gewehrfeuer hörbar.
Vom griechisch-türkischen Kriegsschauplatz.
Athen, 31. Okt. Vizeadmiral Counduriottis, Kommandant des Geschwaders im Aegäischen Meer, hat c-n das Marlneministerium folgende Depesche gesandt: Thasos und Imbros sind besetzt worden. Ans beiden Inseln wurde die griechische Flagge gehißt. Heute früh wurde der Kreuzer „Canaris" mit einigen Torpedobooten zur Besetzung der kleinen Insel Strato abgeschickt.
Die Haltung der Mächte.
r London, 31. Okt. Wie das „Reutersche Bureau" aus diplomatischen Kreisen erfährt, besteht kein Grund zu der Befürchtung, daß Oesterreich-Ungarn auf dem Balkan eine Aktion unternehme, die zu europäischen Komplikationen führen könnte. Es wird vielmehr erklärt, daß Oesterreich- Ungarn mit den anderen Mächten in dem Entschluß, den Frieden aufrecht zu erhalten, einig sei und nicht dis Absicht habe, eine militärische oder eine andere Aktion ?u unternehmen, die dazu angetan wäre, den entgegengesetzten Erfolg herbeizuführen.
r Wien, 31. Okt. Die in verschiedenen Blättern enthaltene Meldung, daß zwischen Oesterreich-Ungarn und Serbien Verhandlungen stattfinden, entbehrt, wie demHNeuen Wiener Abendblatt von informierter Seite mitgeteilt wird, der Begrün düng.
Landwirtschaft, Handel nvd Verkehr
Reutlingen, 30. Okt. Der gestrige Krämer- und Viehmarkt, der in früheren Jahren recht bedeutend gewesen ist, war trotz des schönen Wetters hinsichtlich des Umsatzes für die daran beteiligten Handelsleute wenig befriedigend. Auf dem Marktplatz hatte sich zwar ein ganzer Bazar der verschiedensten Verkaufsstände aufgetan, aber selbst die billigen und billigsten Sachen fanden keine Liebhaber, denn die Landkundschaft fehlte fast ganz, und was die Städter kaufen, beschränkt sich ziemlich auf die „Marktkromete" für die Kinder. Eine Ausnahme hiervon macht nur der Geschirrmarkt, der immer noch stark frequentiert wird. Dagegen litt der Mehmarkt unter einer großen Lustlosigkeit des Geschäfts, der Handel ging flau: nur die Schweine fanden ihre Abnehmer. Aufgetrieben waren 216 Ochsen, von denen nur 92 zu Preisen von 400—700 per Stück verkauft werden konnten, und von 19! Kühen wechselten 83 zu 350—680 ihren Besitzer. Kalbinnen und Rinder waren 254Ieil: es wurden aber nur 118 zu 100-390 ^ ob- gesetzt, und von 29 Kälbern fanden 11 zu 70 bis 90 per Stück Käufer. Bon 110 Läuferschweinen konnten dagegen 94 zu 30—60 -, von 320 Milchschweinen 308 zu 15—30 ^ per Stück verkauft werden. Auf dem Pferdemarkt standen 36 Tiere zum Verkauf, und davon wurden 18 zu Preis e n von 50—860 ^ abgesetzt. __
Auswärtige Todesfälle.
W Barbara Raible, geb. Lohmüller, Nordstetten: Christine Gaiser, geb. Widmann, B csenfeld: Katharine Glas brcnner, Calw.
Briefkasten der Redaktion.
I. Sch. in Schönbronn. Der Bericht ist gut abgefaßt; leider müssen wir aber von dem Abdruck absehsn, da schon einigemal ü ber das gleich e Thema berich tet wur de.
Mutmaßt. Wetter am Samstag und Sonntag.
Für Samstag und Sonntag bleibt die Wetterlage unsicher. Es ist zwar noch vorwiegend trockenes, aber elwas kiihleres und unbeständiges Weiter zu erwarten.
F»r dir Redaktion verantwortlich: Karl Paur. — Druck u. Verlag der G. W. Za iser'scheu Buchdruckeret (Emil Zabers Nagold
Konkursverfahren.
Ueber das Vermögen der
Bauern-Eheleute Johann Georg Schwarz in Böfingen
wurde heute am 31. Oktober 1912, vormittags 11 Uhr, das Konkursverfahren eröffnet.
Herr sto. Bezirksnotar Häfele in Haiterbach wurde zum Konkursverwalter emannt.
Konkursfordemngen sind bis zum Dienstag, den 19. November 1912 bei dem hiesigen Gerichte anzumelden.
Es wurde zur Beschlußfassung über die Beibehaltung des ernannten oder die Wahl eines anderen Verwalters, über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und eintretendenfalls über die in §§ 132 u. 134 der Konkursordnung bezeichneten Gegenstände und zur Prüfung der ange- meldetrn Forderungen auf
Dienstag, den 26. November 1612, vormittags 10 Uhr,
vor dem Gerichte hier Termin anberaumt.
Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemeinschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Fordemngen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 19. November 1912 Anzeige zu machen.
Nagold, den 31. Oklober 1912.
Heyd, Amtsgerichtssckretiir.
K. Forstamt Altensteig.
Wiesen-
Verpachtung.
Am Dienstag, de» S. Nov.,
nachmitt. 3 Uhr, im „Anker" in Altensteig werden diejenigen Parzellen der Stock-und Sägmühl- wiese« im Nagmdtal, deren Pacht- zeit an Martini abläuft, sowie die Wiese im Bömbach, Parz. Nro. 464/1, Markung Egenhausen, auf 12 Jahre neu verpachtet.
Me» lmö Ivicker
empfiehlt
L1LA«I>, Uhrmacher.
Nagold.
Einen guterhaltenen
Regulier-Ssen
hat zu verkaufen Ernst Schuo«, Schuhgeschäft.
NeraMssparW Nagold.
— Müttdelsicher. —
- MM für alle und neue Spareinlagen
vom 1. Januar 1913 ab.
Beträge bis zu 5000 ^ werden jederzeit angenommen.
I Zclmeiue-Zclmslr
M mit feinstem Griebengeschmack in emaillierten
feinstem Griebengeschmack
Eimer «"
Ringhafen .
Schwenkkeffel g) Teigschüsfel « Wasfertopf L
garantiert
reines
echtes
20-55 Pfd.
15-20-35 „
30 40-60 „
15-30-50 ,
20-30 50 „
sowie in 10 Psd.-Dosen S. ^ 7.-0 gegen Nachnahme oder Vorschuß. In Holzgeb. Preis!, zu Diensten.
Ueber Rauchfleisch bitte Preise einzuholen.
IV. »vnrlvii, Kirchheim-Teck 75, Württ