Erscheint >3glich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.
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Fernsprecher Nr. 29. 86. Jahrgang. Fernsprecher Nr. 29.
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Beilagen: Plauderstübchen, Illustr. Sonntagsblatt und
Schwab. Landwirt.
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Ireltag, dm 1. Kovrmöer
ISIS
Amtliches.
Bekanntmachung
-es Kgl. Ministerium des Innern, betr. Unfälle det -er Anwendung elektrischen Stroms.
Die Anleitung zur ersten Hilfeleistung bei Unfällen im elektischen Betriebe, die in jedem elektrischen Belriebsraum, insbesondere in Stromerzeugungsanlagcn, Unter- und Transformatorenstalionen angebracht fein muß (zu vergl. Anlage l Abschnitt ö Ziffer 8 Buchstabe u und Anlage III § 3 Buchstabe d der Verfügung des Ministeriums des Innern vom 17. März 1910, Amtsbl. S. 177, ist unter Mitwirkung des Reichsgesundheitsrats ausgestellt und von dem Verband Deutscher Elektrotechniker auf der Jahresversammlung in Hamburg 1907 angenommen worden. Sie ist tm Verlag von Julius Springer in Berlin Nr. 24, Mon- bijouvlatz 3, in Taschen- und Plakatformat erschienen und kann von dort bezogen werden.
Die Besitzer elektrischer Beiriebsräume einschließlich der Landwirte, in deren Betrieb elektrischer Strom zum Antrieb von Maschinen oder zur Beleuchtung verwendet wird (zu vergl. § 1 der Vorschriften über die Anwendung elektrischen Stroms in landwirtschaftlichen Betrieben, Anlage IV der obengenannten Mimsterialversügung vom 17. März 1910), werden hierauf aufmerksam gemacht. Gleichzeitig wird, nachdem beobachtet worden ist, daß Wiederbelebungsversuche nach Verletzungen durch den elektrischen Strom — bei anderen, zur Bornahme künstlicher Atmung Anlaß gebenden Unfällen kann es gleichzeitig zutreffen — nicht selten zu spar begonnen oder zu frühzeitig abgebrochen wurden, auf den Wert sachgemäßer, sofort begonnener und genügend lange fortgesetzter Wiederbelebungsversuche unter Befolgung der Regeln jener Anleitung hingewiesen.
Stuttgart, den 6. September 1912.
Pischek.
Bauernregeln im November. Ist Martinstag ein trüber Tag, folgt gelinder Winter nach. — St. Marti- nus (11.) sitzt mit Dank schon auf die warme Ofenbank.
— Kathrein (25.) stellt Geigen und Pfeifen ein. — Wenn im November die Wasser steigen, so werden sie sich im ganzen Winter zeigen. — Wie der November, so der folgende Mai. — Bringt Allerheiligen einen Winter, so bringt Martini einen Sommer. — Kommt St. Martin mit Winterkält i ist's gut, wenn bald ein Schnee einfällt i man hat ihn lieber dürr als naß. so hält sich's auch mit Andreas.
— Wie's um Kathrein trüb oder rein, so wird auch der nächste Hornung sein. — Schwacher Balg am Wilde zeigt an des Winters Milde. — Biel und langer Schnee gibt viel Frucht und Klee. — Später Donner hat dir Kraft, daß er viel Getreide schafft. — Baumblüte späht im Jahr nie ein gutes Zeichen war.
* Schiffsliste für billige Briefe nach den Verein. Staaten von Amerika (10 für je 20 Gr.) Die Portoermäßigung erstreckt sich nur auf Briefe, nicht auch auf Postkarten, Drucksachen uiw. und gilt nur für Briese nach den Verein. Staaten von Amerika, nicht auch nach andern Gebieten Amerikas, z. B. Canada.
„Amerika" ab Hamburg 7. Nov.
„Prinz Friedrich Wilhelm" Bremen 9. ..
„Kaiser Wilhelm der Große,, „George Washington" „Kaiserin Auguste Viktoria" „Kronprinzessin Läcilie" „Barba ossa"
„ 12 . .. 16. Hamburg 23. Bremen 26. .. 30.
Postschluß n. Ankunst der
Früh
züge.
Alle diese Schiffe, außer „Barbarossa" sind Schnelldampfer oder solche, die für eine bestimmte Zeit vor dem Abgänge die schnellste Beförderungsgelegenheit bieten. Es empfiehlt sich, die Briese mit einem Leilvermerke wie „direkter Weg" oder „über Bremen oder Hamburg" zu versehen.
Kgl. Hbevcnnt W«gokü.
Infolge Ausbruchs der Maul- und Klauenseuche ln Oberhaugsteit OA. Calw werden die Viehmärkte in Berneck am 4. Novbr. und in Wildberg am 8. Novbr. verboten.
Den 30. Okl. 1912. Mayer, Amtmann.
Durch Verfügung des K. Steuerkollegiums wurde u. a. den Steueraussehern Barth in Lalw, Schwarz Kops in Göppingen und Beige! in Nagold je das silberne Portepee am Osfizierscitengewehr verliehen.
Tages-Neuigkeiten.
Aus Stadl und Amt.
Nagold, 1. November I81L.
Erwerbet das Wahlbürgerrecht! Man schreibt r.us: In der letzten Gemeirid-raissitzun^ wurde eine größere Anzahl Arbeiter in das Gemeindewahlbürgerrecht ausgenommen. Sollte das nicht auch ein Fingerzeig für i>ie vielen hier wohnhaften selbständigen Gewerbe- und Handel- r eibenden, Beamten und Angestellten sein? Wenn ein Arbeiter den einmaligen Betrag der Bürgerrechtsgebühr von 2 aufbringen kann, warum sollten es die andern nicht auch können ? Je Lensalls sollten sie an Opferwilligkeit inbezug aus die Ausübung politischer Rechte und an Interesse für die städtischen Verhältnisse nicht zurückstehen. Wegen der Teilnahme an der heurigen Bürgerausschußrvstzl! ist die Einleitung der erforderlichen Schritte ohne Verzug ' worzunehmen. i
Wähk>srversaulrnl««g. Vom Vorstand der hiesige» konservativen Partei wird uns mitgeteilt, daß man. um Mißverständnissen und Mißdeutungen innerhalb und außerhalb ihrer Partei vorzubeugcn, den Bericht im „Gesellschafter Nr. 254 über die Wahlerversammlung des Herrn Kandidaten Schalble vom letzten Sonntag bezüglich der AmgLldssrage dahin ergänze» möchte, daß der Kandidat Schaikle nicht im Namen seiner Partei, sondern für sich sein endgültiges Eintreten für Abschaffung des Umgeldes (falls er wieder gewählt würde) begründete wie folgt s Erstens halte er es für ein Unrecht, wwn, wie bisher, die »ermöglichen Steuerzähler ihren Wein durch Einkauf an der Kelter und Einlagerung ohne Steuer viel billiger trinken können, als die große Mehrzahl der weniger bemittelten übrigen Steuerzähler, die ihren Wein aus dem Wirtshaus viel teurer beziehen müssen,
sodann sei er überzeugt, daß man durch Einführung einer allgemeinen, nicht an der Kelter, sondern bei der Kellerlagerung erhobenen Wein st euer dev bei der Abschaffung des Umgeldes eintretenden Gnnahmenaussall der Staaishssse wieder zu decken vermöge.
Altensteig, 31. Okt. Die bürgerlichen Kollegien haben beschlossen, die Storchenneststraße sowie die Hellesttaße zu bauen. — Gebr. Theurer kauften ca. Vs Morgen Platz hinter dem Anwesen von Fritz Lutz Witwe, den gui um 11.60^, im ganzen um 17000 — Heute scheidet der
Landvostbote Seeg er von Lengenloch auf Ansuchen aus dem Dienste. Er war in den 43 Jahren seines Dienstes stets dienstbeflissen und gefällig und hatte im Jahr 1899 die silberne Verdienstmedaille erhalten.
'W' Wildberg, 1. Nov. Am vergangenen Sonntag waren die Vierziger von hier und Esslingen bei ihrem Altersgenossen im Bären versammelt. Eine stattliche Anzahl Männlein und Weiblein waren gekommen, selbst aus weiter Ferne, um den für die Schwaben (? D. R.) so bedeutsamen 40 Geburtstag zu feiern. Nach einem gemeinsamen Festessen saßen alle in feucht fröhlicher Stimmung beisammen und freuten sich der mannigfachen Darbietungen. Gereimte und ungereimte Glückwünsche wurden dargeboten, heitere und ernste Lieder ertönten im Chor, Quartett, Duett und Solo. Wahre Lachsalven riefen die Vorträge von witzigen Dialektgedichten hervor. Für einen verunglückten Altersgenossen wurde eine hübsche Summe ersammelt. In harmonischer Weise ist der Abend verlausen und wird jedem Teilnehmer immer in angenehmer Erinnerung bleiben.
Laudesnachrichten.
Bo« der (Yordon Berinett-Wettfahrt.
Stuttgart, 31. Okt. Gestern abend ist noch Aufklärung über das Schicksal zweier weiterer Ballone gekommen. Die Nachrichten lauten: Dom schweiz. Ballon „Zürich", Führer V. de Beauclair: Nach 36 Stunden Fahrt, stürmische Schneelandung bei Sapronzipi, Gouvernement Wilna, südöstl. Polzk 80 km Wind, Entfernung etwa 1600 km. Vom italienischen Ballon „Andromeda" Führer Usuelli: 17 km östlich von Walkt i» Rußland gelandet, Dienstag Früh 4 Uhr 45 Mi«. Entfernung etwa 1950 km.
p Stuttgart, ZI. Okt. (DerBallon „Düsseldorf" nach vermißt.) Bo« den seither vermißten beiden Ballons der Gorkon-Bennett-Fshrt ist jetzt der eine gelandet. Heute abend traf bet der hiesigen Oberleitung die telegraphische Nachricht ein, daß der französische Ballon „Ile de France" (Führer Leblanc) am Dienstag nachmittag 1.18 Uhr bei Pouga zwischen Kalouga und Scrdoukhow (südlich von Moskau) gelandet ist. Dagegen wird der Ballon „Düsseldorf" noch immer vermißt.
Auf die Airstagen der Oberleitung bei den Marinestationskommandos in Kiel und Swinemünde sind heute abend bei der Oberleitung folgende telegraphische Antworten eingegangen: Dsm Stalionskommando Kiel: „Nachrichten som vermißte« Ballon bisher nicht eingegangen.
Marinestgnalstellen und Kriegsschiffe in See sind angewiesen, darauf zu achten." Bon der Kommandantur Swinemünde: „Bisher nichts gesichtet. Lotsenamt Swinemünde, Hafenbaumeister Swinemünde, Kolberg, Stralsund (Ost u. West). Küstenbezirksamt II Stettin und Funkenstalion Saßnitz befragt. Die Stellen werden nach dort Mitteilen. Zu jeder Hilfeleistung gerne bereit".
Stuttgart, 31. Okt. (Ein Freilichttheater in Stuttgart.) Aus durchaus zuverlässiger Quelle erfährt das „Neue Tagblatt", daß hier die Gründung eines Freilichttheaters geplant wird. Hinter dem Gedanken stehen verschiedene Mitglieder des Hoftheaters. Als Platz ist die Gegend der Kinderrodelbahn aus der Waldau ausersehen, die sich akustisch und szenisch für ein derartiges Unternehmen eignen soll. Vorläufig seien für nächsten Sommer fünf Aufführungen geplant.
r Talheim, OA. Rottenburg. 31. Okt. (Unglaubliche Roheit.) Der Fuhrmann Caspar Elßler hat in der letzten Nacht eines seiner beiden Pferde auf dem Wege von Mössingen nach Talheim, als es in erschöpftem Zustande zusammenbrach, hilflos auf der Straße liegen lassen, nachdem er das Tier ausgeschirrt hatte, ohne sich weiter darum zu kümmern. So lag das arme Tier bis gegen Mittag auf der Straße, wo ihm von mitleidigen Vorübergehenden noch Futter gereicht wurde, das es gierig aufzehrte. Nachdem durch den Mössinger Tierarzt sestgestellt worden war, daß das Tier nicht mehr zu gebrauchen sei, wurde es aus Anordnung der Polizeibehörde getötet. Der Besitzer des Tieres begab sich in der Frühe auf den Reutlinger Markt, als ob nichts geschehen wäre, doch wird ihn hoffentlich wegen dieser rohen Tierquälerei eine empfindliche Strafe treffen.
Tübingen, 31. Okt. Erschossen hat sich heute früh im Schwärzlocher Wald der Stud. med. Gustav Krayl aus Baihingen a. E.
r Reutlingen, 31. OKI. (Vereinfachung.) Die Zusammenlegung der vier württembergtschen landwirtschaftlichen Berufsgenossenschasten wird in den betreffenden Korporationen beraten. Die einschneidende Frage steht auf der Tagesordnung der demnächst stattfindenden Sitzung der Mitglieder der Genossenschaftsoersammmlung für den württ. Schwarzwaldkreis.
r Schwenningen, 31. Okt. (Vom Auto getötet.) Das Automobil einer hiesigen Firma überfuhr gestern nachmittag in Donaueschingen den 63 Jahre alten verheirateten Salinearbeiter Franz Bausch von Bad Dllrrheim, der mit seinem Schwiegersohn Vieh aus der Straße trieb. Bausch war sofort tot. Den Chauffeur trifft keine Schuld.
r Waldsee, 31. Okt. (O diese Fremdwörter.) Im gestrigen Wochenblatt ist folgende Anzeige zu lesen „Milchaufschlag? Vom 1. November ab kostet das Liter Milch 18 Pfg. Die Milchkonsumenten." — Wenn die Konsumenten schon selber die Milch aufschlagen, können es sich die Produzenten, die hier wohl gemeint sein werden, gar nicht bester wünschen.
Gerichtssaal.
Tübingen, 1. Nov. (Schwurgericht). In der gestern verhandelten Strafsache gegen Albert Proß, Gastwirt in Beihingen wegen Körperverletzung mit nachgesolgtem Tod lautet das Urteil auf zwei Jahre Gefängnis.
Tübingen, 30. Okt. (Schwurgericht.) Strafsache gegen die 20jährtgen Goldschmiede Karl Fischer von Btrkenfeld, Albert Ochner von Donnach, Otto Müller» Georg Rau und Paul Regelmann von Birkenfeld wegen gemeinsamen Verbrechens der Körperverletzung mit nachgc- solgtem Tod. Sie sind in der Nacht vom Samstag 17. aus Sonntag 18. August zu Birkenfeld von der Wirtschaft zum „Adler" aus nach oorausgegangenem Streit beim Kartenspiel dem Ringmacher Ernst Höll und dessen Bruder Karl auf der Ortsstraße nachgeeilt, haben sich an einer Holzbeige mit Prügel versehen und auf die beiden eingeschlagen. Karl Höll erlitt Wunden auf dem Kopf. Fischer versetzte mit einem Drstch dem Ernst Höll einen Stich ins Herz, infolge dessen er bald nachher starb. Die beiden Höll waren die Angegriffenen, zuerst aber hat Karl Höll dem Rau im „Adler" eine Ohrfeige gegeben. Belastend für Fischer war, daß er zuerst nicht sein Dolchmesser der Behörde abgab, sondern ein Taschenmesser. Sein Dolch war hinter einer Holzbeige versteckt und wurde durch Zufall aufgefunden. Drohungen aller Art kennzeichneten die vorhandene händelsüchtige Gesinnung. Die Angeklagten suchen sich gegenseitig rein zu waschen. Der Mitschuld verdächtig ist der Zeuge Mößner, welcher sich heute in ausfallende Widersprüche verwickelt gegemibtV seinen Aussagen in der Voruntersuchung.