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86. Jahrgang.

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Schwäb. Landwirt.

^ 354

Dienstag, dm 39. HKLoöer

1913

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und dem zweimal monatlich erscheinenden Schwäbischen Landwirt werden fortwährend von allen Postanstalten und Postboten, von der Expedition und von unseren Austräge­rinnen entgegengenommen.

Kgl. HbercrrnL Wagokd.

Bekanntmachung,

betr. Maßregeln zur Bekämpfung der Influenza der Pferde (Brustseuche und Pserdestaube oder Rotlaussenche.)

Unter Bezugnahme auf die Verfügung des K. Mini­steriums des Innern, betr. Maßregeln zur Bekämpfung der Influenza der Pferde, (Brustfsuchc und Pferdestaube oder Rotlllufieuche) vom 26. Sept. 1908 (Reg. Bl. S. 231, wird daraus Hw gewiesen, daß der Besitzer von Pferden ver­pflichtet ist, von dem Ausbruch der als Influenza der Pferde bezeichnten Krankheiten (Brustseuche und Pserde- staube oder Rotlausseuche- unter seinem Pserdebestande und von allen verdächtigen Erscheinungen bei demselben, welche den Ausdruck einer folcken Krankheit befürchten lassen, sofort der Ortspolizeibehörde Anzeige zu machen, auch die kranken oder krankheitsverdächligen Tiere von Orten, an welchen die Gefahr der Ansteckung fremder Tiere besteht, fern zu halten.

Die gleichen Verpflichtungen liegen demjenigen ob, welcher der Wirtschaft, zu der die Tiere gehören, in Ver­tretung des Besitzers vorsteht, ferner bezüglich der auf d-m Transporte befindlichen Tiere dcm Begleiter der­selben und bezüglich der in fremdem Gewahrsam befind­lichen Tiere dem Besitzer der betreffenden Gehöfte, Stallungen, Koppeln oder Weiden.

Zur sofortigen Anzeige sind auch die Tierärzte, die Fleischbcschauer und alle diejenigen Personen ver­pflichtet. welche sich gewerbsmäßig mit der Tierheilkunde oder mn der Beseitigung, Verwertung oder Bear­beitung tierischer Kadaver oder tierischer Bestand­teile beschäftigen, wenn sie, bevor ein polizeiliches Ein­schreiten stattgesimden Hai, von dem Ausbruch der genannten Krankheiten oder von Erscheinungen unter dem Pferdebestande, weiche Len Verdacht eines Seuchenausbruchs begründen, Kenntnis erhalten.

Die Ortspolizeibehördeu wollen Vorstehende- in ortsüblicher Weise bekannt machen; den Tierärzten, Fleisch- bkschauem und allen denjenigen Personen in der Gemeinde, welä e sich gewerbsmäßig mit der Ausübung der Tierheil­kunde oder mir der Beseitigung, Verwertung oder Bearbeit­ung tis:sicher Kadaver oder Bestandteile beschäftigen, ist besondere Eröffnung zu wachen, darüber, daß es ge­schehen ist, ist im Schultheißenamtsprotokoll Vormerkung zu machen.

Die Ortspolizeibehörden und die Pferdebesitzer werden darauf aufmerksam gemacht, daß sie die gemein- faßliche Belehrung über die als Influenza der Pferde bezeichneten Krankheiten vom Oberamt unentgeltlich beziehen können.

Im übrigen werden die Ortspolizeibehörden auf §§ 2 und 5 der gen. Verfügung zur genauen Beachtung hin- gewiesen.

Den 26. Okt. 1912. _ Komme rell

Bekanntmachung

betr. den Verkauf von Feuerwerkskörpern.

Es wird darauf hingewiesen, daß nach § 26 der Min.- Derf. vom 16. Aug. 1605 betr. den Verkehr mit Spreng­stoffen (Reg. Bl. S. 165) die Abgabe von Sprengstoffen und von solchen Feuerwerkskörpern, mit deren Ver­wendung eine erhebliche Gefahr für Personen oder Eigentum verbunden ist, Kanonenschläge, Frösche, Schwärmer und dergl.) an Personen, von welchen ein Mißbrauch der­selben zu befürchten ist, insbesondere an Personen unter 18 Jahren verboten ist.

Zuwiderhandlungen werden nach Z 367 Z. 5 Rstgb. strenge bestraft.

Die Ortspolizeibehörden werden ersucht, die in Betracht kommenden Gewerbetreibenden auf Vorstehendes noch besonders aufmerksam zu machen, auch die Polizetbe- dienstelen zur Ueberwachung des Verbots und unnachsichtlicher Meldung von Uebertretungen desselben anzuhalten.

Den 26. Okt. 1912. Kommerell.

Tages-Neuigkeiterr.

Aus Stadt Md Amt.

Ragow, 29. Oktober 1912.

* Investitur. Bor dem Beginn des Gottesdienstes fand im Stadtpfarrhaus in feierlicher Weise in Anwesenheit der Geistlichkeit und der Vertreter der Psarrgemeinde die Ableistung des Diensteides gegenüber der Staatsregierung und der Oberkirchenbehörde in die Hände des bischöfl. Kom­missärs Dekan Reiter-Horb-Bollmaringen statt. Hernach Abholung durch Schulkinder und Gesamtkirchenstifrungsrat zur reichdekorierten Kirche, wo alsbald nach Ankunft der Dekan das Beni Creator anfiimmte, worauf der durch Na­golder Herren verstärkte Kirchenchor der Filialkirchengemeinde Rohrdors unter Direktion von Frau Bareis das stimmungs­volle siebenstimmigeEmitte Spiritum" von Schüttky vor­trug. Ekhebend war die eigentliche Amtseinsetzung. Nach einer Ansprache des Herrn Dekans über Iudasbrief B. 20 u. 21 übergab der bischöfl.Kommissär dem neuen Stadtpfarrer nach dem römisch. Zeremoniell die Kirchen-,Taufbrunnen- u.Tabernakel- schlüssel, das Eoangelienbuch und Rituale. Auch hier wirkten Vertreter der Gesamtkirchengemeinde Nagold, Rohrdors, Altensteig mit. Einen seltenen Genuß bot hierauf der Kirchengemeinde und sicherlich auch den vielen anwesenden Gästen die Feier eines leoitierten Hochamtes, das der Stadtpfarrer unter Assistenz der HH. Lic. theol. Stolz- Ergenzingen als Diakon und Pfarrer Schwengcr-Untertal- heim als Subdiakon hielt. Während des Hochamts trug der Kirchcnchor eine vierstimmige Messe von Sephner vor. Me kostbaren kirchlichen Gewänder lieh in liebenswürdiger Weise die Heimatpfarrei des Herrn Stadtpfarrers. Nach dem Gottesdienst war Zurückbegleitung ins Pfarrhaus. Die übliche Beteiligung der Amtsbrüder wurde dadurch be­einträchtigt, daß die Investitur an einem Sonntag stattsand, an dem sie dienstlich abgehalten sind. Trotzdem versagten sich" Freunde des Herrn Stadtpfarrers, teilweise aus der weiteren Entfernung nicht, an der Feier teilzunehmen u. a. Pfarrer Geißinger-Dätzingen, den enge Bande an den Jo­hanniterort Rohrdorf knüpfen, den Kämmerer des Kapitels Horb Pfarrer Müller-Rohrdorf-Horb.

Um 12 Uhr war das Festessen im sinnig dekorierten Saale des Gasthoss z. Rößle. Der neuinvestierte Herr Stadt­pfarrer Stemmler war an festlich geschmückter Tafel umgeben von seinen geistlichen Amtsbrüdern, an deren Spitze Herr Dekan Reitter, von seinen Eltern und Geschwistern und vielen Gliedern der katholischen Kirchengerneinden Nagold, Rohr­dors u. a. Stadtschultheiß Brodbeck mar cls Vertreter der weltlichen Stadtgemcinde anwesend, ebenso Landtagsabg. G.R. Schaible imd Schultheiß Killinger von Rohrdorf, sowie verschiedene Glieder der evangelischen Kirchengemeinde Nagold, darunter der Vertreter der Presse. Dekan Reitter hielt eine eindrucksvolle Ansprache, beglückwünschte den In­vestierten und brachte ein Hoch auf ihn aus. Stadtschultheiß Brodbeck gratulierte im Namen der Stadtgemeinde, welche sich über die Ernennung mitfreue: er trank sein Glas aus ein gutes Einvernehmen beider Kirchen wie bisher so auch weiterhin. Gewerbelehrer Ratsch als Mitglied des Kirchen- stifiungsrats betonte, die Einsetzung des Herrn Stadtpfarrers in die hiesige Stadtpsarrei gebühre gerade dem letzteren, er gehöre hierher, da er die Neuorganisation durchgesetzt habe. Es sei nun Pflicht ihm seine schwierige Arbeit zu erleichtern durch die Unterstützung der katholischen Kirchengemeindeglieder. Schultheiß Killinger-Rohrdorf brachte die Glückwünsche der Gemeinde dar und dankte für das gute Einvernehmen, welches der Herr Stadtpfarrer stets gepflegt habe, besonders auch dafür, daß er sich bemühte und noch bemühe um die Geschichte der Kommende des Iohanniterordens: er schloß mit dem Wunsch seines langen und gesegneten Wirkens zum Wohl der kathol. Psarrgemeinde. Alfred Pöschel- Rohrdors sprach im Namen der kathol. Pfarrgemeindeglieder im gleichen Sinne. Pfarrer Geißinger-Dätzingen gab der Mitfreude Ausdruck an dem Fest des geistlichen Amtsbruders und trank sein Glas aus die freundlichen Beziehungen des­selben zu seinen Konfratern. Kaplan Stolz-Ergenzingen fand als Jugendfreund und Studiengenosse herzliche und tiefempfundene Worte der Freude und der Genugtuung über den Festtag, den er mit dem Freunde und Amtsbruder be­gehen dürfe. Dessen Sehnsucht nach dem Schwarzwald sei gestillt worden und nach langem Warten sei er nun sozu­sagen mit Nagold ocilobt, der Schwarzwald sei seine zweite Heimat geworden. Freilich ein bitterer Tropfen der Wehmut falle in die Freudengefühle durch den frühen Tod der treu- besorgten Schwester, welche sich so gefreut habe aus diesen Tag. Des Redners besonderer Festwunsch galt den Eltern. Stadtpfaner Heberle-Calw sprach humorgewürzte Worte über die gegenseitige Aushilfe der nachbarlichen Amtsbrüder.

Landtagsabg. G.R. Schaible gab als Bürger von Nagold der Tatsache Ausdruck, daß die ganze Bürgerschaft teilnehme an dem Freudentag der kathol. Mitbürger. Er habe die Ueberzeugung, es sei den Evangelischen wertvoll, daß gerade Herr Stadtpfarrer Stemmler hierher ernannt wurde, weil er stets mit.der evangelischen Einwohnerschaft ein schönes Ein­vernehmen gepflegt habe; das sei auch stets bei den bürger­lichen Kollegien anerkannt worden; es möge immer so sein und bleiben. Stadtpsarrer Stemmler dankte in fließen­der und formvollendeter Rede seinen hochwürdigen Herren Amtsbrüdern besonders Herrn Dekan Reitter und allen Rednern für ihre freundlichen Worte. Er wolle seine ganze Kraft auch in Zukunft dem Wohl der kirchlichen und welt­lichen Gemeinde einsetzen. Er ging dann über zum Dank gegenüber dem König und der hohen Regierung angesichts des vorläufigen Abschlusses der kirchlichen Organisation der Katholiken des Bezirks mit dem heutigen Tag, der defini­tiven Besetzung der Psarrstelle, und führte aus, das bisher betätigte Wohlwollen berechtige zu der Hoffnung, auch später­hin bei der endgiltigen Zuteilung weiterer Katholiken (der Diözese) Nagold zum Psarrbezirk geneigtes Gehör zu finden. Seinem Dank gab er weiter Ausdruck für das große Interesse, welches Bischof Keppler der Gemeinde und dem ganzen Kapitel entgegenbringe. Sein Hoch galt König und Bischof. Nach dem Festmahl, das Küche und Keller des Hauses Knödel alle Ehre mochte, war gesellige Unterhaltung der Kirchengemeinde bei Vorträgen des Kirchenchors und von Solisten.

* Wählerversammlung. Am Sonntag abend re­ferierte der bisherige Landtagsabg. Schaible im dichtbesetzten Saale des Gasthauses z.Traube" über den vergangenen und den künftigen Land'ag. Vorsitzender Amtsgenchts- sekretär Heyd begrüßte die Versammlung. Der Kandidat gab zunächst einen Rückblick auf seine parlamentarische Tätigkeit seit 1899, beleuchtete die Berfassungsresorm von 1906 sowie die Parteikonstellationen und sprach ein auf­klärendes Wort über seine Kandidatur. Dann ging Redner ein auf die vom letzten Landtag verabschiedeten Gesetze, hiebei die Tätigkeit seiner Partei und seine Abstimmungen in sachlicher Weise motivierend. Es war eine so erkleckliche Zahl von Gesetzen teilweise von einschneidender politischer, sozialer und wirtschaftlicher Bedeutung, daß nicht nur der Landtag eine der geschästereichsten Sessionen hinter sich hat, sondern auch der Redner volle zwei Stunden fließender Ausführungen dazu benötigte. Nach einer Pause sprach der Referent über die Aufgaben des künftigen Landtags, wobei er eine Bemerkung des Herrn Ministers wiedergab. dahingehend, es möchte mehr Ruhe in der Gesetzgebung eintreren. In klarer Weise belehrte er sodann die Versamm­lung über die vorgesehenen Gesetzentwürfe als Wegeordnung mit Uebernahme der Straßen aus den Staat, Volksschul- lasten-Uebernahme auf den Staat, Ausscheidung des Kirchen­vermögens, Arbeiterkammer oder Arbeitskammer, Landwirt- schaftskammer, Donauversickeiung, Abschaffung des Umgelds und gab die Erklärung ab, daß er und seine Partei, also die konservative Partei für diese Gesetze eintreren würden mit der Einschränkung, daß eine Arbeitskammer oorzuziehen sei. Die Gesetzesentwürfe betr. Frauenstimmrecht, Aufheb­ung der freiwilligen Gerichtsbarkeit, Trennung von Staat und Kirche könnten dagegen Kandidat und seine Partei nicht gutheißen, sie werden sich unter Motivierung dagegen stellen. Der Kandidat macht dann die Versammlung bekannt mit seiner Stellungnahme zur Wirtschaftspolitik des deutschen Reichs. Der Kardinalsatz dazu ist: Die Zölle sollen nicht zu hoch sein, sie müssen aber da sein. Auch dieses Referat hatte eine Dauer von rund einer Stunde; es war ^8 Uhr geworden. Es entspann sich noch eine kurze jaber interessante Diskussion, ausMie wir nicht weiter einzugehen brauchen, da sie keinen Einfluß auf den Gang der Dinge haben wird. Um 8 Uhr konnte der Vorsitzende die Ver­sammlung schließen.

Gegen häßliche Reklame in den Ortschaften

hat das bayerische Ministerium erneut in erfreulicher Weise Stellung genommen. Es hat die Beschwerde eines in Fran­ken verbreiteten Kasse-Geschäfts gegen die Entfernung seiner grellroten Reklametafeln abgewiesen und der Firma nahe­gelegt, die vom Bayerischen Heimatschutzverein für eine eiwandsreiere Gestaltung der Reklame gegebenen Anregungen zu beachten.

-r Ebhausen, 28. Okt. Der Fischereiverein Oberes Nagoldtal" hielt gestern im Hirsch seine diesjährige Generalversammlung ab, die von etwa 40 Mitgliedem besucht war. Der Vorstand, Oberamtmann Kommerell, begrüßte die Versammelten und wies auf die Ergebnisse des ablaufenden Jahres hin, die leider infolge der vielen Regen­güsse im Sommer keine so günstigen waren wie früher.