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M 15. Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw. 65. Iahr-allg.

Erschkmt Dienstag, Danneritag nnd EamStag. Die Einrückangsgebühr betrigt im Bezirk und nächster Um­gebung S Pfg. die Aeile, sonst 12 Pfg.

Donnerstag, den 6. Jebruar 1890

UbonnementSpretS vierteljährlich in der Stadt SO Pfg. uud 20 Pfg. Trägerlohn, durch die Post bezogen Mk. 1. IS, sonst i« ganz Württemberg Mt. 1. 35.

Amtliche Bekanntmachungen.

An die Ortsvorsteher.

Reichstagswahl.

Nachdem mit oberamtlichem Erlaß vom 3. d. M. Amtsblatt Nro. 14 für die Reichstags­wahl die Wahlbezirke festgestellt und die Wahlvor­steher ernannt worden sind, werden den Ortsvorstehern hiemit noch folgende Weisungen gegeben:

1. Aus beiden Wählerlisten ist die Nummer des Wahlkreises (VII ) und die Nummer des Wahlbezirks, wie solche aus der Bekanntmachung vom 3. d. M. ersichtlich ist, beizusetzen. Beide gleich­mäßig berichtigte Exemplare der Wählerlisten sind am 22. Tag nach dem Beginn der öffentlichen Ausleg­ung, also am Donnerstag, den 13. Februar d. I., von dem Gemeinderath, bezw. Theil- gcmeinderath definitiv abzuschliesten <H 4 des Reglements). Dieser definitive Abschluß ist-genau nach Maßgabe des Formulars im Regierungsblatt von 1871, Nr. 1, Wahlreglement, Anlage V, (Seite 14 in der Mitte und die kleingedruckte Anmerkung unten) zu fertigen. Nach dem definitiven Abschluß der Wählerlisten ist jede spätere Aufnahme von Wählern in dieselbe untersagt. Die pünktliche Ausstell­ung dieser Beurkundungen, wird den Gemeinde­hörden mit dem Anfügen eingeschärft, daß fehler­hafte Listen seiner Zeit durch besondere Boten zur Ergänzung znrückgegebcn werden müßten.

2. ' Nach Vollziehung der Beurkundungen ist

u. Das ^Hauptexemplar der Wählerliste nebst Belegstücken in der Gemeinderegi­stratur aufzubewahren; b. Das zweite Exemplar sofort dem Wahlvorsteher gegen Bescheinig­ung zuzustellen.

3. Sofort ist hieher anzuzeigen, daß das Erkenntnis des Gemeinderaths über Ein­sprachen gegen die Wählerliste (Z 3 des Reglements) spätestens am Mittwoch, den 12. Februar d. I. den Betheiligten .eröffnet worden ist, daß beide Exemplare der Wählerliste am Donnerstag, den 13. Februar d. I. vom Gemeinderath, bezw. Theil- aemeinderath definitiv abgeschloffen worden sind, sowie daß das zweite Exemplar der Wähler­liste dem Wahlvorsteher ausgefolgt worden ist.

^MWen keine Erkenntnisse nötig geworden sein, so ist dieß in dem Bericht zu erwähnen. (Die Wähler­liste für diejenigen Wahlbezirke, welche aus mehr als einer Gemeinde bestehen, bilden die Wahlvorsteher durch Zusammenheften der einzelnen Listen, der dein Wahlbezirk zugehörigen Orte). Diese Anzeige, Ziffer 3, hat am Freitag, den 14. Februar d. I., chier einzukommen.

4. Abgesondert von der in Ziffer 3 ge­nannten Anzeige haben die Ortsvorsteher nach dem definitiven Abschluß der Wählerliste die Zahl der Wahlberechtigten bis Samstag, den 13. Febr. d. I., hieher zu berichten.

5. Die Ortsvorsteher der Abstimmungsorte haben dafür zu sorgen, daß am Tag der Wahl das Wahllokal sich in vorschriftsmäßiger Ordnung be­findet, eine unmangelhafte Wahlurne vorhanden und ein Exemplar des Wahlgesetzes und Wahl- reglements während der Wahl aufgelegt ist.

6. Neben dem nach voraängiger Ausfüllung zum sofortigen Anschlag am Rathhaus bestimmten Plakat gehen den Ortsvorstehern die erforderlichen Formulare für die Wahlvorsteher zu, welchen die­selben alsbald auszufolgen sind. Die Wahlvorsteher und ihre Stellvertreter sind unter Hinweisung auf ihren früher abbelegten Diensteid anzuweisen, sich mit aller Genauigkeit an die gesetzlichen Vorschriften zu halten, ihre Obliegenheiten gewissenhaft zu erfüllen.

insbesondere die Stimmzettel sorgfältigst zu sichern. Hiebei ist auf die den ihnen früher zugegangenen Bestellungsschreiben beigedruckte Belehrung Bezug zu nehmen.

Insbesondere sind die Wahlvorsteher auf den vorletzten Absatz des Ministerialerlasses vom 14. Januar 1890 Amtsbl. S. 6 und daraus hin­zuweisen, daß sie

u. für einen tüchtigen Protokollführer und dafür zu sorgen haben, daß das Wahlprotokoll und die Gegenliste richtig geführt wird. Die Protocoll- führer, wie die Beisitzer, müssen Wähler sein und dürfen kein unmittelbares Staatsamt bekleiden. Häufig wird sich die Verwendung von Schullehrern empfehlen, wofern sie sonst die gesetzlichen Eigenschaften besitzen, insbesondere Wähler und nicht Acciser sind.

Die Zahl der Beisitzer, welche die Wahlvor­steher rechtzeitig aus der Zahl der Wähler ihres Be­zirks zu ernennen haben, (36), sollte nicht zu klein sein, da zu keiner Zeit der Wahlhandlung weniger als drei Mitglieder des Wahlvor- ständs zugegen sein dürfen.

Wenn und soweit Mitglieder des Wahlvor­stands als solche schon bei einer früheren Reichstags­wahl thätib waren, genügt statt erneuter Vornahme der Verpflichtung die Hiniveisung derselben auf ihre frühere Verpflichtung.

b. In Betreff des Verfahrens bei der Wahl­handlung ist hauptsächlich zu beachten, daß über die Dauer der Wahl das hinausgegebene Plakat am Wahllokal angeschlagen sein muß und im Lokal ein Abdruck des Wahlgesetzes und Wahlreglements aufzulegen ist, daß den Wählern der Zutritt zu der ganzen Wahlhandlung einschließlich der Eröffnung der Stimmzettel offen steht, und daß vor dem Beginn der Abstimmung sich der gesammte Wahlvorstand zu überzeugen hat, daß die Wahl­urne leer ist.

ZeuMeion. .«».t«,.

Weich dem SLrnme.

Novelle von C. Voll brecht.

(Fortsetzung.)

Im wunderschönen Mai-"

Das war eine Bewegung, ein Locken, Trillern, Schluchzen und Jubeln in 1>er Dogelwelt des Parkes und Waldes, ein Hinüber und Herüber ohne Ende. Kaum ein Strauch, der nicht sein Nestgeheimnis trug, kaum eine Nachtstunde, in der vollkommene Stille herrschte. Vor der Sonne schon begann es sich zu regen, ein vereinzeltes Zirpen, verstohlenes Glucksen halb im Traum, dann eine versteckte Antwort da und dort, auch von gegenüber und nein wer wollte auch schlafen bei solchem Morgen, wie die auftauchende Sonne ihn eben verkündete nun be­gann Hellem Hallelujah das Frühkonzert der leicht beschwingten Sänger.

Tief senkte der Goldregen seine leuchtenden Blütenketten nieder, Akacien und Syringen wetteiferten im Ausströmen süßen Duftes. Kein Strauch, kein Baum, der ungeschmückt zurückgeblieben wäre von diesem Prunkfeste der Natur. Was aber im Park die Kunst des Gärtners auch noch hinzugethan an farbenprächtigen Teppich­beeten, reizenden Blumen dem Wald und allen seinen Herrlichketten durfte er sich doch nicht messen.

So meinte Edith und täglich nahm er sie auf. Sie fand dort stets neue Schönheiten. Nie blieb er sich gleich. Niemals glich das Heute dem Morgen.

Wie sie die alten Bäume liebte! Manch verwitterter Stamm hatte es schon erlebt, daß sie die Arme um ihn geschlungen, die Stirn an seine knorrige Rinde gelehnt und ihm vertraut hatte, was sonst Keines mehr wissen durste. Und wunder­bar, wie dieser dann stumm und verschwiegen zu trösten verstanden! Allezeit war sie erheitertem Antlitz und erleichtertem Sinn dann ins Altägsleben zurück- gekehrt. Ja wie konnte es auch anders sein war sie doch ein Kind des Waldes.

Diese« Jahr, hatte sie gefürchtet, werde durch Isoldens Anwesenheit ihr ein­sames Wandern eine Beschränkung erleiden, doch geschah dies nicht. Die junge Frau verhielt sich sehr zurückhaltend und obgleich sie viel allein war, da Harald oft tagelang in der Festung zurückgehalten wurde, schloß sie sich doch fast niemals Edüh zu einem Spaziergang an.

Auch in das Schloß, wo man sie freilich nicht vermißte, kam sie höchst selten- Es schien die Neigung zum träumerischen Sichgehenlassen in der Ruhe des Land­aufenthaltes sie vorwiegend einzunehmen. Sie konnte stundenlang in ihren Gemächern dahmdämmern und das Erscheinen ihrer Mutter, welche zuweilen einen Nachmittag kam,meine Tochter, die Gräfin* zu besuchen, erregte in ihr nicht immer Vergnügen.

Es waren in diesem Frühjahre viele neue Pfade durch den Wald geschlagen worden. Zur besseren Orientierung sollten dieselben benannt und mit Täfelchen bezeichnet werden. Edith wurde von ihrem Pflegevater mit der Aufgabe bettaut, entsprechende Namen zu wählen. Mit dem zunächst gelegenen wurde sie bald fettig die erhielten die Namen ihrer Anverwandten dann kam einPoetenweg,* eineSeufzerallee*, einPhilosophengang*.

Heute stieg sie den Wald nach einer Richtung hinan, die sie lange nicht ein­geschlagen. Dunkle Tannen traten, je höher sie kam. desto dichter zusammen, bis zur Erde herab reichten die breit sich vorstteckenden Zweige. Lautlos glitt ihr Fuß über den kurzen Rasenwuchs des Aufstieges. Zs.ck ging mit gesenktem Kopf an ihrer Sette, er war müde, wie seine Herrin. Sie wußte, daß dieser melancholische Pfad in eine kleine Lichtung endigen mußte. Dort stand eine Bank, dort wollte sie ruhen.

Sie nahm dm Hut ab und sah auf den Weg zurück, den sie herausgestiegen. Zwischen den dunklen Nadelhölzern schien er sich ins Bodenlose, in düstere Nacht zu verlieren. Kein Sonnenstrahl fand seinen Weg hier herab, kein Ton unterbrach die fast beängstigende Stille, obgleich außerhalb dieser Waldeinsamkeit der sommer­liche, warmpulsierende Mittag webte.

Laß alle Hoffnung hinter Dir* drängte es sich plötzlich auf Ediths Lippen