Es ist dies derselbe Vorgang, den Aerzte durch die sogenannte Lungengymnastik Hervorrufen.

Die Herzthätigkeit steigt beim Beginn der Fahrt ebenfalls auf ca. 100120 Schläge, kehrt jedoch in kürzester Zeit zum normalen Puls, das sind ca. 70 bis 80 Schläge zurück und bleibt während der ganzen Dauer der Fahrt, selbst bei beschleunigterem Tempo, normal. Wenn wir uns nun fragen, ob die geschil­derten Symptome irgend welchen Schaden oder Nutzen für den -betreffenden Radfahrer im Gefolge haben, so muß vom medicinischen Standpunkte aus für einen gesunden Menschen die unbedingte Nützlichkeit des Radfahrens constatiert werden. Die ruhigen, tiefen Atemzüge bringen einen Gasaustausch in der Lunge hervor, wie er wohl bei keiner anderen Be­wegung außer der schon oben erwähnten Lungen­gymnastik hervorbracht werden kann. Daß da­durch die Sauerstoffaufnahme im Blute eine raschere und lebhaftere wird, ist wohl Jedermann einleuchtend. Circuliert aber im Körper sauerstoffreicheres Blut, so ist es erklärlich, daß auch der ganze Stoffwechsel ein rascherer und ausgiebigerer wird, so daß Radfahrer auf größeren Touren, wenn keine Uebermüdung ein- tritt, nach 1 bis 2 Stunden ein starkes Hungergefühl verspüren und die eingenommene Nahrung in kür­zester Zeit verdauen.

Ebenso ist die reichlichere Schweißabsonderung die beim Fahren stattfindet, für den Körper wohl- thätig und erquickend, wie die Anhänger der Schwitz­bäder gewiß gerne zugestehen werden. Es werden dadurch Stoffe ausgeschieden, welche durch ihr Ver­weilen im Körper einen ungünstigen Einfluß ausüben könnten.

Was die Thätigkeit der Muskeln anbelangt, so werden beim Radfahren sämtliche Muskeln, ins­besondere die der unteren Extremitäten in Anspruch genommen. Die Muskeln des Rumpfes und der oberen Extremitäten werden durch das Erhalten des Gleichgewichts in Thätigkeit gesetzt. Jeder Radfahrer weiß, daß bei den ersten Straßentouren nach 1, bis höchstens 2 lcm. die Fußmuskeln derart ermüdet sind, daß man nicht mehr im Stande ist weiter zu treten. Nach mehreren gesteigerten Straßentouren legt man 5060 km. ohne irgend welche Anstrengung zurück eine Erscheinung, welche die Kräftigung dieser Muskelpartien deutlich beweist. Ebenso zeigt sich, wenn auch nicht so in die Augen springend, die Kräftig­ung der anderen und in Folge dessen auch der Brust­muskeln. Welchen Vorteil aber die Kräftigung der Brustmuskeln für schwächliche Personen besitzt, kann hauptsächlich derjenige ermessen, der in der Lage ist, viele schwächliche Brustkörbe zu sehen.

Mit der Kräftigung der Brustmuskeln erweitert sich der ganze Brustkorb und es tritt dadurch ein besseres Atmen ein, da die gestärkten Muskeln, die beim Atmen entgegenwirkenden Widerstände leichter überwinden. Durch das kräftigere Atmen wird aber, wie schon oben angedeutet, der Stoffumsatz ein gün­stigerer und der Körper erstarkt in jeder Hinsicht.

Aus all dem Angeführten ergiebt sich, daß unser .Sport für jeden gesunden Menschen, in welchem Alter er auch stehen möge, eine vorzügliche Leibesüb­ung ist. Die Beteiligung sämtlicher Muskeln an den Bewegungen, der regere Stoffwechsel und insbesondere der Aufenthalt in frischer Luft sind heilsame Factoren,

wie sie annäherungsweise wohl nur beim Rudersport Vorkommen.

Das Turnen, welches gewiß eine vorzüg­liche Leibesübung ist, hat in großen Städten den Nachteil, daß es meist in geschlossenen Räumen geübt wird, wo die Luft in kurzer Zeit verdorben und zum Atmen minder tauglich wird.

Daß das Tourenfahren nicht nur allein in körperlicher, sondern auch in geistiger Beziehung von Vorteil ist, wird gewiß jeder Radfahrer zugestehen. Setzt man sich noch so übelgelaunt auf's Rad, so wird nach einer etwas größeren Tour die üble Stim­mung verfliegen und einer zufriedenen Platz gemacht haben. Ich möchte daher das Radfahren allen schwächlichen, in der Entwicklung zurückgebliebenen jungen Leuten und allen denjenigen, welche mit den sogenannten bureaukratischen Leiden, als Schwindel, Kofschmerz, träge Verdauung, Muskelschwäche rc. be- haftet sind auf das beste anempfehlen. Ebenso glaube ich, daß es eine vorzügliche Wirkung bei der Mode­krankheit unseres Jahrhunderts, der Neurasthenie oder allgemeinen Nervenschwäche ausüben würde.

Für Fettleibige und insbesondere für jene, welche mit beginnender Herzverfettung behaftet sind, dürfte es das beste und am schnellsten zur Heilung führende Mittel sein. Ich spreche hier natürlich nur vom mäßigen Tourenfahren, da ich über das Renn­fahren zu wenig Erfahrung besitze.

Entschieden zu verbieten wäre das Radfahren jedoch den mit ausgesprochener Tuberculose Behafteten, sowie den an Herzklappenfehlern Leidenden.

(Oe.-1l. R.-Z.)

Amtliche Krkimntllillchllvgkll.

Aieliunntmuctwnft

betreffend den Umtausch der Schuldverschreibungen der gekündigten 4>/sprozentigeu wiirtrembergischen Ltaatsanlehen vom 1. Jauuar

und k Juni 1878.

Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung des ständischen Ausschusses und des K. Finanzministeriums vom 29. November d. I., betreffend die Kündigung bezw. Umwandlung der4*/-prozentigen württembergifchen Staats- anlehen vom 1. Januar und 1. Juni 1878 in ein 3'ftprozentiges Staats- anlehen (Staatsanzeiger Nr. 282), werden die Besitzer von Schuldverschrei­bungen der gekündigten Anlehen darauf hingewiesen, daß von dem den Gläubigern ei »geräumten Recht zum Umtausch der gekündigten Schuldverschreibungen gegen Schuldverschreibungen des gleichen Nennwerts eines Z'/sprozentigen württembergifchen Staatsanlehens zum Parikurse, d. h. zum Umtausch ohne Aufzahlung

innerhalb der auf den 8. Dezember 1889 bis 15. Februar 1899

festgesetzten Konversionsfrist Gebrauch gemacht werden kann.

Zur Erteilung von Auskunft über die näheren Bedingungen des Um­tausches ist die Unterzeichnete Anmeldestelle bereit, von welcher auch For­mulare zu Anmeldeverzeichnissen unentgeltlich bezogen werden können. Hirsau, den 9. Dezember 1889.

K. Kamerakamt.

K e m m e l.

Gerichtstag

wird von^BH Amtsgericht Calw am Montag, den 17. ds. Mts., von vor­mittags 1012 Uhr auf dem Rathaus zu Neuweiler abgehalten werden. Calw, den 3. Februar 1890.

Amtsgerichtsschreiber Nagel.

Revier Liebenzell.

Wegsperre

betr. den Zickzackweg in Abt. Oberer Kaffeeberg wird hiemit aufgehoben.

Revier Calmbach.

Aus den Abtei­lungen Plattenteich, Steinbruch, Schloß­brunnen, Steinrück .Distrikts Eiberg; Hengsthalde Distnkts Hengstberg; Lux­brunnen, Buchbusch und Kälblingswiese, Distrikt Kälbling, kommen 1659 Stück tannen Lang- und Sägholz I.IV. Kl. in 18 Losen mit 1106 Fm. in aufbe­reitetem Zustand im Weg des schriftlichen Aufstreichs zum Verkauf.

Termin zur Einreichung der Gebote an K. Revieramt Calmbach: 12. Februar mittags 3'/- Uhr.

Jede weitere Auskunft erteilt das

Revieramt, welches auch Losverzeichnisse und Formulare für Angebote unentgelt­lich abgibt.

Revier Calmbach.

Stammholz- und Beugholz-Uerkanf

.am Samstag, Iden 15. Febr., i vormittags 11'/r ^UHr,nachZugs- 'ankunft auf dem Rathaus in Calmbach, aus den Abteilungen I. 4 Steinbruch, 3 Plattenteich, 12 Schloßkopf, 13 Katzen­buckel, 20 Kreuzstein, 55 Steinrück, II. 1 Hengstberghalde, V. 10 Lurbrunnen, 21 Buchbusch:

Laubholzstammholz: (Wagnerstücke) 4 Eichen mit 0,78 Fm., 3 Birken mit 1,14 Fm., 1 Buche mit 0,11

Fm., sowie 6 Rotbuchen I. und II. Kl. mit zus. 3,1 Fm.

Nadelholzstammholz: 716 Stück Lang­holz V. Kl. mit 106 Fm., 5 St. Sägholz Aussch. III. Kl. mit 1,34 Fm.

Beugholz: Rm. 1 Nadelholzspälter, 5 Papierroller, 84 Nadelholz- Prügel, 11 buch. Anbr., 1 Ahorn und 101 Nadelholzanbruch, 10 buch, und 7 Nadelholz-Rersprügel.

Bei der Stiftungspflege Welten­schwann, Zavelsteiner Seite, sind

600 Mark

gegen gesetzliche Sicherheit zu 4'/-"/» aus- zuleihen.

Stiftungspfleger Kusterer.

Prirrat-Auzeigen.

Kottesdienst-Anzeige.

Dienstag, Mittwoch, Donners­tag und Freitag dieser Woche findet in der Methodistenkapelle je abends 8 Uhr Predigt statt, wozu Jedermann freundlichst eingeladen ist.

Aer Vorstand.

Revier Enzklösterle.

Der Kall»erthalweg

Weg von der Külbermühle nach Aichelberg ist durch Windfallholz ver­sperrt und kann bis auf Weiteres nicht befahren werden.

Enzklösterle, den 31. Januar 1890.

K. Revieramt.

Calw,

Oberamtsstadt.

Im

Konkurse

gegen Jakob Bertschinger, Kaufmann hier, werden die Gläubiger unter Ver­weisung auf ZZ 140 und 141 der Kon­kursordnung hiemit in Kenntnis gesetzt, daß bei der vom Gläubigerausschuß und dem K. Amtsgerichte genehmigten Schluß­verteilung der verfügbare Massebestand nach Befriedigung der bevorrechteten Gläubiger, aber ohne Abzug der Kosten 7215 ^ 38 ^

und die Gesamtsumme der zu berücksich­tigenden, nicht bevorzugten Forderungen 87,201 ^'52 öj

beträgt.

Den 1. Februar 1890.

Der Konkursverwalter: Gerichtsnotar Nuffer.

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