Ein Anspruch auf Inslandhallung nach § 23, namentlich Z 82, steht also Tuttlingen, da deren Benutzungsrecht in Ermangelung einer solchen Instandhaltung benachteiligt und verletzt wird, jedenfalls Kraft des badischen Wassergesetzes Z 14 zu. Daß ein öffentliches Interesse vorliegt, ist selbst von Baden anerkannt. Um effektiv das Recht zu erlangen, wäre es vor allem angezeigt, daß die Stadt Tuttlingen, wie Ingenieur Baader dies schon früher vorgeschlagen hat, diesen ihren Rechtsanspruch aus zivilrechtlichem Wege gegen die Nachbargemeinde Möhringen-Immendingen, die Instandhaltungspflichtigen, unter Heranziehung der Werkbesitzer, (Anlieger) geltend macht, also die Nachbargemeinde bei dem zuständigen Gericht verklagt, Streitwert 5000 Ausrechnung Vorbehalten, um den Rechtsstreit und Rechtsanspruch durch alle Instanzen, incl. Reichsgericht durchzuführen. Jedenfalls würden dadurch die Verhältnisse geklärt, ob mit dem Anspruch auf ständige, fortwährende Erhaltung des Flußlauses eine StreitigkeN prioatrechtlicher Natur, die von den competenten Gerichten zu entscheiden wäre, oorliegt, oder ein Rechtsstreit mit Rechtsanspruch, oder auch nur Interessenkonflikt zwischen zwei Bundesstaaten, für dessen Austragung die Anrufung des Bundesrates nach 8 76 Anwendung findet und begründet wäre. Die Kosten für den Prozeß würden im Verhältnis nicht so groß werden, vielleicht findet sich in gleicher Weise wie für die technische Durchführung, für die juristische Behandlung ein schneidiger Rechtsanwalt, der seine Kraft für die Sache einsetzt. Um gleich die ganze Situation zu erklären, sollten die Unterlieger von Fridingen-Langenbrunn-Hausen-Neidingen, also die badischen Staatsangehörigen ihrerseits bet der zuständigen Behörde verwaltungsrechltiche Klage wegen der Versickerung bei Frtdingen erheben, dann würde es sich zeigen, was „oombensicher" geschieht. Die Verhältnisse sind allerdings hier etwas verwickelter Natur, weil in Baden bei Immen- dmgen-Möhringen die Donau nichtöffentliches Gewässer, in Württemberg — Tuttlingen — dann öffentlicher Flutzlauf. im Badischen nochmals nich.öffentliches Gewässer, dann nach preußischem Recht zu beurteilen ist, um dann w eder in Württemberg öffentliches Gewässer zu werden.
r Schnait, 21. Sept. Für das hier eingerichtete Siichermuseum ist es leider nicht gelungen, das Klavier Stlchers, die Geburtsstätte so vieler Silcherkompositionen, zu'erwerben. Der derzeitige Besitzer des Silcher'schen Klaviers, ein Wirt in Brackenheim, verlangt einen Preis, der über die verfügbaren Mittel weit hinaus geht. Sein Vorgänger hatte das Instrument vom Sohn des Komponisten, Pfarrer Silcher in Nordhausen, seinerzeit erworben. Neuerdings verlautet, daß. das Klavier nach Amerika verkauft werden soll. Es wäre zu wünschen, daß es gelänge, dieses wertvolle Andenken an den Altmeister des deutschen Volkslieds für das Museum zu bekommen.
r Heidenheim, 22. Sept. (Soziale Fürsorge.) Der Verein für Fmuentnteressen hat eine Wöchnerinnen- hauspflege gegründet mit d m Zweck. Arbeiterfrauen in der Zeit ihres Wochenbetts durch Hauspflegennnen den Haushalt besorgen zu lassen und ihnen eine mindestens sieben- tägige Bettruhe zu ermöglichen. Die Kosten dieser segensreichen Einrichtung hat die Stadt mit dem Wohltätigkeits- verein übernommen. Je noch Bedarf werden auch kleine Beiträge erhoben.
Die württemb. Landtagswahlen.
r Calw, 22. Sept. Die konservative Partei und der Bund der Landwirte oeranstalteten heute nachmittag im Anschluß an das landwirtschaftliche Dezirkssest in der Brauerei Dceiß eine stark besuchte Bertrauensmänneroersammlung. Nach einem Bottraqe des Parteisekretärs Krug-Stutigart über die politische Lage und dis Landtagswahlen wurde einstimmig Landwirt Fahrton (Dicke bet Stammheim) als Kandidat ausgestellt. Fohrion nahm die Wahl, für das Vertrauen dankend, an.
Gerichtssaal.
Tübingen, 21. Sept. (Strafkammer.) Strafsache gegen Johann Friedr. Brenner, Hausierer in Simmersfeld wegen erschwerter PrioalnrkundenMschung. Er ist beschuldig!, zu Fünsbromi m den Jahren 1908—11 seine Tante, die 74jähr. Christine O tmar ged. Brenner öfters benagen zu haben, durch Schreiben gefälschter Briese, in denen der Schreiber sie um Geld bat oder Grütze von ihrem unehelichen Sohn Jakob Brenner ausrichtele, welcher angeblich krank sei und vom Angeklagten unterhalten werde. Ein andermal sollte Jakob 80 ^ brauchen, um sich das Bürgerrecht in Simmersfeld zu erwerben, bezw. 30 zu einem Anzug. In Wirklichkeit hat Angeklagter diesen Jakob nicht gesehen. Oder log er: das Haus seiner Schwester sei abgebrannt und dazu brauche man Geld. Er erhielt 30 und 90 ^ und 5 Auch zwei Sparkossenscheine in Höhe von 482 auf Jakob Brenners Namen lautend, ließ er sich von der Tante ausfolgen mittelst setbstgefertiater Briese und erzählter Märchen. Der Angeklagte ist zum Teil a ständig, zum Teil behaupte: er, er habe aus Angst vor dem Untersuchungsrichter Geständnisse gemacht, die er widerrufen will. Wegen Testamentssälschung wurde er autzer Verfolgung gesetzt. Brenner halte srüher epileptische Anfälle oorgeheuchelt. Das Bürgerrecht in Simmersfeld wird gegen Bezahlung von 400 ^ erworben und verleiht bestimmte Holz- rc. Realrechie. Brenner wurde zu vier Monat Gefängnis verurteil!.
r Billingen i. B>, 21. Sept. (Preßprozeß.) Der Bierbraueretdesitzcr G. Braunmüllerz. Bären m Schwenningen halte sich im Sommer 1911 dazu hinreiß n lassen, den Buchdluckereibesitzec und Redakteur des „Schwarzwälder" Adolf Görlacher hier, aus geringfügiger Ursache durch einen Schlag ins Gesich: räjlich zu beleidigen. Es
handelte sich um einen Bericht über einen Automobilunsall. durch den sich Draunmüller beschwert fühlte. Das hiesige Schöffengericht verurteilte gestern Braunmüller zu 150 Geldstrafe und Tragung sämtlicher Kosten, sowie Urteile- publikation. Seine Widerklage wurde abgewiesen. Die lange Dauer des Prozesses rührt daher, daß einige Zeugen lange nicht auffindbar waren.
Deutsches Reich.
V Berlin, 22. Sept. Der Tapezier Erich Bittner beschäftigte sich seit längerer Zeit mit der Konstruktion eines Fallschirmes. Kleinere Versuche sind auch gelungen, sodaß er jetzt von der Siegessäule einen Fallschicmabstruz auszusühren gedachte. Als er sich heute vormittag gegen 11 Uhr von der höchsten Plattform der Siegessäule mit seinem Fallschirm herabschwang, versagte dieser und Bittner stürzte auf das untere Säulendach, wo er zerschmettert liegen blieb. Ein Photograph, der für eine Filmfabrik eine Aufnahme des Fallschirmabsturzes machen wollte, suchte schleunigst das Weite und konnte bisher nicht ermittelt werden.
r Pforzheim, 21. Sept. (Immer noch keine Spur.) Der Mörder, der in der Nacht Zum Montaa voriger Woche den zur Arbeit gehenden Maschinenheizer Xaver Kraus der Papierfabrik Weißenstein auf der Straße erschossen hat, ist noch nicht ermittelt worden. Die Staatsanwaltschaft hat 500 ^ Belohnung ausgesetzt. Der als verdächtig verhaftete Verwandte Wallner leugnet die Tat.
Donaueschiugen, 23. Septbr. Bei Bohrungen auf Soole wurde in einer Tiefe von 179 Metern Salz angetroffen.
r Hildesheim, 21. Sept. Zu dem Zusammenbruch der Hildesheimer Rohzuckeragentur Iüncke L Giesecke wird noch gemeldet, daß sich die unterschlagene Summe auf mehr als 1 Million beläuft. Die Unterschlagungen sind durch Buchsälschungen verschleiert worden. Beide Inhaber, die bekanntlich Selbstmord begangen haben, hatten sich kurz vorher noch in Lebensversicherungen aufnehmen lassen.
Chemnitz, 21. Sept. (Sozialdemokratischer Parteitag). In der Debatte über den Ausschluß Htldebrands schlägt Lautenberg-Hamburg einen Bermttt- lungsantrag vor, wornach die Partei jede Verantwortung für die Ideen Hildebrands und seines politischen Auftretens ablehnt. Hildebrand erklärt, daß die Gesinnungssreiheit in der Partei verletzt werde, wenn man ihn ausschließe: er werde demokratisch-sozial bleiben. Mit überwiegender Mehrheit wird der Ausschluß Hildebrands beschlossen. Verschiedene Anträge werden dem Parteivorstand überwiesen, dem auch die Wahl des Ortes für den nächsten Parteitag übertrügen wird. Haase schließt den Parteitag mit der Erklärung, daß die Partei geschloffen und einheitlich dastehe, und mit einem Hoch aus die Partei. Die Versammlung stimmt ein und singt zum Schluß die Arbeitermarseillaise.
Freiberg, 21. Scpt. Heute vormittag gegen 10 Uhr ist ein Eindecker nur zwei Offizieren, die auf Ler Fahrt von Chemnitz nach Berlin begriffen waren, zwischen Falkenberg und Niederschöna aus ziemlich beträchtlicher Höhe abgestürzt. Beide Offiziere sind tot. Ihre Namen sind Oberleutnant Berger vom 104. Infanterie- Regiment und Oberleutnant Iunghans vom 134. Infanterie- Regiment. Die Leichen wurden in die Totenhalle von Niederschöna gebracht.
>V Hamburg, 22. Sept. Das Luftschiff „Hansa" ist um 5.20 Uhr glatt vor der Lustschiffhülle gelandet.
Ausland.
r Genf, 21. Sept. Die Konferenz der Interparlamentarischen Union nahm den Antrag auf Schaffung eines Ständigen Ausschusses im Zusammenhang mit den Haager Konferenzen an und wählte zu neuen Mitgliedern des Interparlamentarischen Rates Eyckhoff und Gestournelles de Constant. Als Ott für die nächste Konferenz wurde Haag bestimmt. Die Konferenz soll zur Zeit der Einweihung des Friedenspalastes 1913 staltfinden. Daraus wurde die Konferenz geschlossen.
Wien, 21. Sept. Den hier tagenden österreichischungarischen Delegierten ist eine Regierungsvorlage auf Bewilligung von 400 Millionen Kronen für das Land Heer und 145 Millionen Kronen für die Kriegsflotte zugegangen.
Französische Taktlosigkeiten.
Nach einer Blättermeldung aus Nancy rissen Passanten das schwarz-weiß-rote Fähnchen von dem Automobil der Fürstin Coloredo Mansfeld, nachdem der Chauffeur der Aufforderung eines Schutzmanns, das Fähnchen zu entfernen, nicht nachgekommen war. Als die Fürstin ersuchte, das Fähnchen zurückzmrhalten, warf es der Schutzmonn in die Gosse. Die Fürstin erhob wegen des Vorfalls aus der Präfektur und bei der österreich-ungarischen Botschaft in Paris Beschwerde. Das Vorkommnis wird vielleicht noch Folgen zeitigen.
Der Krieg um Tripolis.
Mailand, 21. Sept. Die Italiener haben sich gestern nach zehnstündigem Kampfe des südlich von Zansur gelegenen Hügels bemächtigt. Der Kampf war furchtbar heftig und es kom zum Handgemenge, wobei die italienische Artillerie sogar mit den Bajonetten Vorgehen mußte. Die Italiener hatten 200 Tore und Verwundete, die Verluste der Türken sollen ungeheure sein.
r Rom, 22. Sept. Nach einer Meldung aus Tripolis wurden die sehr bedeutenden türkisch-arabischen Sireitkräfte! bei dem Kampfe an: 20. d. M. von N-.-rciu: Bey befehligt. '
Unter diesem befanden sich auch 1500 Mann türkische reguläre Truppen.
50 OVO Menschen ertrunken.
Paris, 21. Sept. Ein Lyoner Blatt verösfent- licht folgende Depesche des apostolischen Vikars für das östliche Tschekiang aus Ningpo.
Am 16. September hat sich im Süden meines Vikariats ein unerhörtes Unglück zugetrage», ein Taifun hat ganze Städte, unzählige Dörfer zerstört, hunderttausend Familien sind ruiniert, 50 66« Menschen sind ertrunken.
Landwirtschaft, Handel und Verkehr.
Stuttgart, 21. Sept. Dem heutigen Mostobstmarkt aus dem Wilhelmsplatz waren 700 Zentner zugcsührt Preis 4—4.80 Mark per Zentner. — Die Preise werden stetiger, die Nachfrage ist noch nicht sehr rege. Die ersten von Oesterreich auf dem Nordbahnhof angefah- rencn Aepfel wurden auf dem Wilhelmsplatz zu 3.50—3.60 per Zentner verkauft.
Bei der Zeutralvermittlungsstelle des Württ. Obstbau- Vereins i» Stuttgart, Eßlingerstraße 15, Telefon 7164, sind einge- lausen: Angebote: Große Mengen Herbst- u. Mintertafelobst, worunter ca. 600 Ztr. Boskoop, vorschriftsmäßig geerntet, sortiert und verpackt, ferner einheimisches Mostobst 400 Waggons, mehrere Hundert Zentner Zwetschgen, Hagebutten, reinen Apseisaft und Kirschwasser. Nachfragen: nach allen Obstarten von zahlreichen einheimischen und auswärtigen Abnehmern.
Taselobstpreise auf dem Stuttgarter Engros-Markt am 21. September: Äepfe! 5—9, Birnen 3-18, Zwetschgen 7-10, Nüsse 28 bis 35, Quitten 15-18, Himbeeren 45-48, Preiselbeeren 30—32, Brombeeren 28-30, Tomaten 12—14 ^ per 50 Kg. Marktlage: Der Verkehr stockt noch etwas, die Zufuhren sind überaus reichlich in Zwetschgen, genügend in allen andern Obstarten, ausgenommen Nüsse, die Heuer meist erfroren sind.
r Stuttgart, 21. Sept. Schlachtviehmarkt. Zugerrteden: Großvieh Kälber Schweine
156 126 439
Erlös aus V, Xx. Schlachtgewicht.
Pfennig Psennig
Ochsen von 102 bis 105 Kühr von — bis —
Bullen " 90 " 93 Käiber
.. 89 „ 90 Jungvieh u. „ 102 „ 107
Iungrinder „ 98 „ 102 Schweine
„ 95 „ 98
I 110 I 114 „ 105 „ 109
I 90 I 91 .. 87 „ 89
Auswärtige Todesfälle.
Katharine Bökle, gcb. Wangner, 64 Jahre, Nagold.
Nor 26392.
..... 3 ^
perle Aurrein
hat vr. eyompson's Seilenpulver in Trillionen von Haushaltungen gefaßt. Zn Verbindung mit dem modernen Bleichmittel „SeiliX" ist es das beste selbsttätige Waschmittel I
Der Herbst, der wunderbare Maler, färbt sitzt in der Natur das Laub in ollen möglichen Nuancen. Auch die Frauenwelt sucht sich jetzt zu schmücken in Gewändern aller Farben. Das neue farbenprächtige, hercliche Moden-Panorama neben Hunderten von Modellen in dem beliebten Modenblatt „Große Modeuwelt, mit Fächeroignette (Abonnementspreis vierteljährl. nur 1.—), dessen erste neue Quartals-Nummer soeben erschienen ist, gemahnt unsere Frauen, daß cs Zeit ist, sich mit neuer Herbst-Garderobe zu schmücken durch billige Selbst-Herstellung der Herbstkostüme. „Große Moden- melt, Verlag John Henry Schwerin, Berlin W. 57 bringt alle 14 Tage immer das Neueste auf dem Gebiet der Mode: dort findet man einfache und elegante Kostüme für jeden Geschmack und jedes Alter, ober auch eine vorzügliche Anleitung, sich die Kleidung mit Hilfe des mustergültigen Schnittbogens selbst herzustellen. Die Rubrik: „Neuestes aus Paris", der äußerst spannende Roman, eine vornehme, reich illustrierte Belletristik, eine große Erlra-Handarbeitcnbeilage zeugen weiter von dem reichen Inhalt'des Blattes. Abonnements auf Große Modenwelt nimmt die 6. X»i^i-'sche Buchhandlung in Nagold entgegen, die auch Gratis-Probenumniern abgibt.
Mutmahl. Wetter am Montag und Dienstag.
Die Wetterlage hat sich kaum geändert. Der Hochdruck im Nordosten beherrscht sie nach wie vor und für Montag und Dienstag ist trockenes, wenn auch bisweilen bedecktes Wetter zu ermatten.
Für die Redaktion verantwortlich: Karl Paur. — Druck u. Verlag der G. W. Zatser'scheu Buchdrücke»! skmil Zaiscr) Nagold.