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Fernsprecher Nr. 29.
86. Jahrgang.
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8s Piauderstübchcn,
Illustr. Sonntagsblatt und
Schwab. Landwirt.
223
Montag, dm 23. September
1912
Amtliches.
Kgl. Hbevarnt Wagokd.
Die Herren Ortsvorsteher werden Mlder Bezugnahme auf die Mitteilung im redaktionellen Teil des „Gesellschafter" und „Aus den Tannen" daraus aufmerksam gemacht, daß in der Zeit vom SV. Sept. tris S. Oktober in Tübingen rin Wohlfahrts- pstegÄknrs durch den Verein für ländliche Wohlfahrtspflege veranstaltet wird.
Den 20. Sept. 1912. Kommerell.
Vom K. Evang. Oberschvirat ist am 20. September eine ständige Lehrstelle in Nagold dem Hmrptlehrer Dürr in Ueberberg Lbertragm morden.
Me Ichrt der Hansa nach Kopenhagen.
Gras Zeppelin hat mit der Fahrt nach Kopenhagen einen neuen glänzenden Erfolg errungen. lieber die Bedeutung der wohlgelungenen Fahrt schreib: ein Aeronaut im „Tag": Es ist weniger die Länge der zurückgetegten Strecke, Sie schon häufig von den Zeppelinschisst n übertroffen ist, sondern die Tatsache, daß ein deutscher Lenkballon Aber das Meer in ein fremdes Land hineingefahren ist, die der Fahrt einen besonderen Stempel ausdrückt. Die Luftfahrt im Norden des Deutschen Reiches ist um so höher zu veranschlagen, weil dort das Wetter weit unbeständiger ist als im Süden. Die Tiefdruckgebiete, die uns das schlechte Weiler bringen, nehmen vornehmlich den Weg über die Gewässer und Länder im Norden Deutschlands. Es ist also immerhin ein gewisses Risiko, so weite Fahrten ezu unternehmen, ein Wagnis, das nur in Andeiracht der grö- ßekewEigengeschlvinditzdett des Zeppelinlustschiffes vertrauensvoll unternommen werden konnte. Der alte Graf, den die Stürme des Lebens schon häufig umweht haben und bis zum i heurigen Tag noch umwehen, Hst es sich nicht nehmen lassen, die Wichtigkeit der Fahrt dadurch Zu dokumentieren, daß-er sich als Mltsnhrender betreute. Die Führung lag in ideistHäkden des bewährten Freundes und Luftschifführers Dr. Eckener, der schon so manches Zeppetinluftschiff durch große Fährnisse glücklich hindurchgesührt hat. Auch der Luftschifführer Dürr machte die Fahrt mit. sodaß cs an sachverständigen Führern nicht fehlte und die beste Gewähr für ein glückliches Gelingen von vornhercin gegeben war, zumal Dr. Eckener noch als besonders tüchnger Meteorologe bekannt ist. Die Fahrt hat aber noch eine kulturelle Bedeutung. Sie weist darauf hin, wie Graf Zeppelin schon vor einem IahrZehm voccmsgestrgt hat, daß die Luftschifffahrt doch noch mit Nutzen dem Berkehr dienstbar gemacht werden könne, wenn es heißt, sctstvienges Gelände und Gewässer zu ubersliegen. Wenn man aber den Luftflügen m.-: mililärische Bedeutung bemessen will, so Hai man an dieser Fahrt ein Beispiel, wie leicht es für die erfolgreichen deutschen Luftschiffe ist, Erkundungen über fremden Ländern zu übernehmen, wie leicht es beispielsweise ist, von der Lustschifshatle in Kötn nach England zu gelangen. Gerade die Fahrt nach England ist weit letchier als d-escnige nach
Kopenhagen, da bei einer Havarie in den meisten Fällen infolge der vorherrschenden westlichen Strömungen die Rückfahrt Außerordentlich leicht zu bewerkstelligen ist. Hieran mag vielleicht mancher Offizier des englischen Panzergeschwaders gedacht haben, das in Kopenhagen vom Zeppelinluft- schfff überflogen worden ist. Wir können hieran nur den Wunsch knüpfen, daß man endlich in Deutschland Gelder bewillige, um für unser Militär und unsere Marine eine größere Anzahl von Zeppelinluftschiffen bauen zu lassen.
Tages-Neuigkeiten.
Aus Stadt Md Amt.
Nagold, 23. September 1912.
5 . Beerdigung. Einen guten Mann haben sie vorgestern in Ebhausen zu Grabe gebracht. Davon gab die ehrenvolle Bestattung und das überaus stattliche Leichenbegängnis, die dem so unerwartet schnell dahingeschiedenen Oberlehrer Steinle zuteil wurden, beredtes Zeugnis. Die Kollegen des Entschlafenen hatten sich in schöner Zahl eingefunden, um dem l. Freunde die letzte Ehre, auch mit einem Choralgesang, zu erweisen. Den weiteren Grabgesang hatte der Liederkranz von Ebhausen, dessen Ehrendirigent der Verstorbene war, unter Leitung von Hauptlehrer Biermann übernommen, und auch der dortige Posaunenchor ließ es sich nicht nehmen, dem Freunde edler Musik eine letzte Huldigung darzubringen. Der Ortsgeistliche, Pfarrer Walt legte seiner trostreichen Grabrede Psalm 31, 15 und 16 ^ Grunde und dankte dem Dahingeschiedenen für alle seine der Schule, der Kirche und der ganzen Gemeinde gewidmeten segensreichen Dienste. Die treue, erfolgreiche Schularbeit des dienstfreudigen und stündlichen Lehrers, die von 1876 an unserem Bezirke (1876—79 in Egenhausen, 1879 bis 1893 in Ueberberg und 1893—1912 in Ebhausen) gewidmet war und die den Stempel eine.- künstlerisch veranlagten Mannes trug, schilderte und würdigte Bezirksschulinspektor Schott-Nagold in längerer wohltuender Rede. Fm Namen des Bezirkstehreroereins Altensteig legte Hauptlehrer Breitling mit poetisch schönen und gedankenvollen Worten, im Namen der Gemeinde Ebhausen und im Auftrag der bürgerlichen Kollegien daselbst Schultheiß Dengler und für den Liederkranz Ebhausen Gemeindepfleger Schüttle einen Kranz am Grabe nieder. Hauptlehrer Stotz widmete dem Freunde und Ortskollegen einen warmen Nachruf, in welchem er die Ausrichtigkeil und Hilfsbereitschaft des Dahingeschiedenen rühmte. Das schlichte Dankeswort einer Schülerin des Verblichenen, mit welchem sie einen Schülerkranz niederlegte, schloß die Reihe der ehrenden Abschiedsworte, die zusammen ein Bild des teuren Toten entwarfen, das in den Herzen seiner Familie nicht nur sondern auch bei den Schülem und Freunden in freundlicher Erinnerung sortleben wird.
r Uhlandfeiern. Am 13 November sind 50 Fahre verflossen, daß Ludwig Uhl and aus dem Leben geschieden ist. An verschiedenen Orten des Landes wurden bereits Vorbereitungen getroffen, für den Dichter, der, wie schon
Treitschke sich aussprach zu dem volkstümlichsten aller deutschen
Dichter geworden ist, Gedenkfeiern zu veranstalten. In seiner Vaterstadt Tübingen wurde der Anfang dazu gemacht, indem der Senat der Universität beschlossen hat, am 13. November eine Gedenkfeier abzuhalten. Die Burschenschaft „Germania" die Besitzerin des Uhlandhauses. wird einen Kranz am Grabe ihres Ehrenmitgliedes niederlegen und eine Ausstellung von Erinnerungsstücken an Uhland im Uhlandhause veranstalten. Die Witwe Uhlands, die neben ihrem Manne beerdigt ist, hat den Wunsch ausgesprochen, daß die Gräber nur mit Efeu oder Immergrün geschmückt werden sollen. Es wird deshalb gebeten, daß, dem schlichten Sinne Uhlands entsprechend nur grüne Kränze mit oder ohne Widmungsschleise zur Schmückung des Denkmals oder der Grabstätte gesandt werden. Für die Ausstellung haben viele Besitzer von Erinnerungsstücken, insbesondere die Verwandten und die Tübinger ihre Beteiligung zugesagt. Die Sammlung der Burschenschaft selbst weist bereits eine große Zahl von Gegenständen auf. Zur Ausstellung werden kommen besonders das Oelgemälde Uhlands von Morff aus dem Jahre 1822, und eine recht reichhaltige Sammlung von Uhlandbildern aller Art, viele Gegenstände, welche von Uhland selbst benutzt wurden, von dem noch existierenden Taushäubchen an bis zum Zylinderhut, den er ohne Zweifel getragen hat, als er sich bei der Beerdigung von Iustinus Kerner den Todeskeim holte. Mancherlei Autographien von Uhland selbst werden ausgestellt werden, doch werden .mch die Freunde und der Bekanntenkreis durch solche vertreten sein ^ Iustinus Kerner, Bischer, Wilhelm Hauff und andere. Auch die Haarlocke Hauffs, die kürzlich in den Besitz der Burschenschaft kam, wird ausgestellt werden. Die Tübinger Burschenschaft ersucht alle Besitzer von Erinnerungsstücken an Uhland, diese für die Ausstellung zur Verfügung zu stellen. Außer persönlichen Erinnerungsstücken sind besonders willkommen Illustrationen zu Uhlands Werken und Kompositionen, auch Abhandlungen über Uhland und seine Werke werden dankbarst angenommen. Alle Mitteilungen und Zuwendungen sind entweder an Prof. Dr. A. Hartmann in Heidenheim (Württ.) oder an den Archivar der Burschenschaft „Germania" in Tübingen zu richten.
Versäume niemand,
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Die Wahlagitation wird schon in den erste« Zage» des Oktober lebhafter eiusetzen, da die Wahlen jedenfalls anfangs Wovember beginnen.
Landwirtschaftliche Feste.
Herreuberg, 21. Sept. Das Landwirtschaftliche Gaufest des XIII. Gauoerbandes verbunden mit Prämierungen hat heute begonnen. Die Geflügel-, Obst- und Geräteausstellungen sind sehr zahlreich beschickt. Die Schau hat gestern startgefunden durch die Kommission: Oberjustiz-
Me Europäische Vefiedütug Deulfch-OstaWas.
Bon Gouverneur Dr. H. Schnee.*)
Das Klima an der ostafrikanischen Küste ist, auch abgesehen von den dort herrschenden tropischen Krankheiten, für die Anlage europäischer Ansiedelungen nicht geeignet. Sowohl die gleichmäßig hohe Temperatur, welche nur ganz geringe Schwankungen auiweist. wie besonders dec hohe Feuchtigkeitsgehalt der Lust machen das Klima auf Sie Dauer für den Europäer nicht erträglich. Er ist nicht im- srande, selbst das Land zu bestellen; die heißen Nächte beeinträchtigen feinen Schlaf: das Klima wirkt so erschlifffe id aus den Europäer, daß ec sich genötigt sieht, zur Erhaltung einer Kräfte in nicht zu langen Abständen Erholung tm Kühlen Ktima zu suchen.
Ganz anders liegen die Verhältnisse auf den Hochebenen des Innern; denn je größere Höhe über dem Meeresspiegel man erreicht, desto tiefer sinkt die Temperatur. In eine: Höhe von 1000 m über dem Meeresspiegel herrscht bereits eine um säst 5° geringere mittlere Jahrestemperatur als an der Küste. Außerdem aber bestehen dort größere Unterschiede zwischen Tages- und Nachttemperatur. In den höher gelegenen Gebieten sinkt in der Kühlen Jahreszeit die Nachttemperatur bis auf wenige Grad über Null,
*) Die interessanten Ausführungen dieser für uns so wichtigen Frage entnehmen wir dem vortrefflichen Buche des soeben zum Gouverneur von Deutsch-Ostasrika ernannten Verfassers. (Unsere Kolonien. ^88 8. 3n Originaleinband M. 1.25. Verlag von Quelle u. Meyer in Leipzig.)
so daß der Europäer-genötigt ist, sich durch Lagerfeuer und Elmvickeln in wollene Decken gegen die Kälte zu schützen. Er kann sich also dort einer erquickenden Nachtruhe erfreuen. Außerdem ist der Feuchtigkeitsgehalt der Luft ungleich geringer, als an der Küste. Die bisweilen erheblichen Tagestemperaturen wirken bei der Trockenheit der Lust nicht ss erschlaffend, wie die warm-feuchte Luft an der Küste. Das Klima aus diesen Hochebenen des Inlands gestattet dem Europäer die dauernde Arbeit im Freien Es ist damit für diejenigen Teile des Hochlandes, welche von tropischen Krankheiten frei sind, die Möglichkeit der europäischen Besiedlung gegeben.
Es ist nun sestgestellt worden, daß ein Teil der höhergelegenen Gebiete Deutsch-Ostafrikas frei von tropischen Krankheiten, besonders Malaria, ist. Die Träger der Malariaparasiten, die Anophelesmücken, kommen in einer gewissen Höhenlage, die allerdings für die einzelnen Teile des Schutzgebietes verschieden ist, nicht mehr vor, so daß eine Malariatnfeklion der dort lebenden Europäer nicht stattstnden kann. Insbesondere hat Robert Koch die Ma- lariasreiheit für Westusambara, ferner für das Hochland von Uhehe festgestellt, dessen mittlere Höhe zwischen 1300 und 2300 w sich bewegt. Die Höhenlage ist allerdings, wie erwähnt, nicht schlechthin für die Malariafreiheil maßgebend. Auch manche höher.gelegenen Gegenden Ostafrikas sind von Malaria nicht frei. So kommt sie z. B. in Tabora, welches zirka 1200 w hoch gelegen ist, vor, während das verhältnismäßig niedrig gelegene Amani mit nur 915 w Höhe nahezu frei von dieser Krankheit ist.
Es beruht das darauf, daß die Verhältnisse an den Ostabhängen der Gebirge, welche dem Winde vom Meere her freien Zutritt gestatten, ungünstigere Bedingungen für das Vorkommen der Anophelesmücke bieten.
Für die Besiedlung geeignet erscheinen weiter das Paregebirge mit Erhebungen bis zu 2000 w ferner neben sonstigen Gebirgsländern vor allem die hochgelegenen Njassa- länder tm südwestlichen Teile der Kolonie und die 1500 bis 2500 m hoch gelegenen Gegenden in der Nordwestecke des Schutzgebietes westlich vom Bictoriasee (die Sultanate Ruanda und Urundi.)
Ueber die Größe der Gesamtfläche des bcsiedlungs- fähigen Landes in Ostafrika gehen die Schätzungen auseinander. Während manche Kenner des Landes annehmen, daß ein Gebiet von der Größe des Königreichs Preußen, also rund 350000 qkm, sich für die Besiedlung durch Weiße eignet, gehen andere Schätzungen nur auf die Hälfte dieser Fläche, 175000 qkm. Dis besiedlungsfähige Fläche vermindert sich allerdings einerseits dadurch, daß manche der sonst geeigneten Gebiete scharf durchschnittene Gebirgs- länder sind, die nicht überall die Bebauung und die Anlage europäischer Siedlungen gestatten. Außerdem sind einzelne dieser Gegenden, vor allem das Ktlimandjarogebiet und die Sultanate Ruanda und Urundi bereits so stark von Ein- gedoreuen bevölkert, daß dort nur beschränkte Flächen für eine europäische Besiedlung in Betracht kommen können.
Die Annahme der Besiedlungsfähigkeit von Teilen des ostafrtkonischen Schutzgebietes stützt sich nicht nur auf die Erforschppg des klimatischen und Bodenbedingungen,