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86. Jahrgang.

Fernsprecher Nr. 29.

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Schwab. Landwrrt.

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Montag, den 16. Septernöer

1913

Vom K. Evang. Oberschulrat ist am 13. Sept. je eine ständige Lehrstelle inZwerenberg, Bez. Nagold, dem Unterlehrer Karl Scheut, in Zuffenhausen, in Berkheim, Bez. Eßlingen, dem tzauptlehrer Sauter in Oberjettingen, Bez. Tailfingen (Herrenbcrg) übertragen worden.

Tages-Nerrigkeiten.

Aus Stadt und Amt.

Nagold, 16. September 1912.

^ Feuerwehr. Die Schlußübung, welche die Einzel- Übungen und -arbeiten der hiesigenFreiwilligen Feuerwehr" im Laufe dieses Jahres zusammensaßte und in ihrer Ge- samtwirkung vorsührte, fand gestern in Anwesenheit des Bezirksvorstands, Oberomtmann KornmeW und des Be­zirksfeuerlöschinspektors Oberamtsbaumeister Schleicher statt. Der erste Kommandant, Stadtschulihsiß Brodbeck, war krankheitshalber am Erscheinen verhindert. Um ^ 3 Uhr sammelte sich auf das gegebene Signal die gesamte Feuer­wehr rasch und schnell beim Magazin in der Burgstraße. Nach einer kurzen Schulübung am Steige türm kamen zwei größere praktische Feuerwehrdienste zur Ausführung. Der ersten Uebuvg, die an dem Schneider Beatler'schen Wohn­haus vorgenommen wurde, lag die Idee einer Menschen­rettung aus Feuer und Rauch zugrunde und es trat dabei deswegen auch nur die Rettungsmannschaft in Tätigkeit. Der zweite Gedanke, den die Feuerwehr in Praxis umsetzen mußte, beschäftigte die ganze Feuerwehrmannschaft, denn es handelte sich darum, das Kupferschmied Waker'sche Hinter­haus zu löschen und die Nachbargebäude zu retten. Ober­amtsbaumeister Schleicher sowohl als Oberamtmann Kom- rnerell sprachen sich in der darausfolgenden Kritik anerkennend und lobend über die Leistungen und den Stand der hiesigen Feuerwehr aus und forderten die Führer der Mannschaften auf, sich auch fernerhin ihrer oft nicht leichten Arbeit und Aufgabe mit ebendemselben Eifer wie seither hingeben zu wollen.

r Der Aufwand auf Waldkulturen «nd Wald­wege. Das wichrigste Geschäft im Forstbetrieb ist das Kulturgeschäst. Von seiner richtigen Ausführung hängt der Bestand und Ertrag der Waldungen ab. Die staatlichen Forftämter wenden darum auch ihre Haupikraft diesem Zweig der Forsttechnik zu. Es wird gesät, gepflanzt, verschütt, entwässert, gebessert. Bon Jahr zu Jahr wird mehr für Kulturzwecke verausgabt. So zeigt eine Statistik aus dem Jahrfünft 1906/10, daß 1906 für Gradenziehungen im Staatsforst 4353,09 aufgewendet wurden, 1910 aber 4902,74 Die Saatfläche betrug 1906 133,4 du. 1910 aber 200,5 da, Samen wurden 1906 verwendet 16312 kss, 1910 dagegen 34 172 kg-, und dafür ausgeaeben 10658,51 bezw. 18675,26 was aus 1 du Kulturfläche 71,82 bezw. 87,47 ^ trifft. An Pflanzungen wurden auf 1 du 1906 verausgabt 89,13 1910 aber 101,26 Das Tausend

Pflanzen stellte sich 1906 auf 12.03^, 1910 dagegen auf 13,99 Dagegen gingen die Pflanzschulflächen von 204.2 du zurück auf 193.6 du. Der Gesamtaufwand auf Kulturen ist von 500998,36 ^ gestiegen aus 532 938,09 ^

oder von 2,60 ^ pro du Holzbodenfläche auf 2,69 Was den Aufwand aus Waldwege betrifft, so ist auch hier im ganzen ein Mehr zu verzeichnen. 1906 beträgt er 862 206,79 Fk, 1910 dagegen 926134,36 ^ bei einer Ertragsfläche von 189 693 bezw. 189 742 du. Neue Fahrbahnen wurden 1910 befestigt 49 237 w. Wegkörper wurden neu hergestellt in einer Länge von 61135 w, in Unterhaltung standen 1906 chauffierte Wege von 3252303 m Länge, 1910 von 3 573 840 m, die nicht chauffierten Wege waren 1901 lang 7180250 m, 1910 7 254276 m. Der Aufwand betrug 1910 auf 1 m Fahrbahn 2,62 aus 1 m Wegkörperneubau 2,10 auf 1 m chauffierten Weg 10,6 Unterhaltung, auf 1 m nichtchaussierten Weg 1,3 H. Für Unterhaltung der Altwege. Schlagwege, der Reit-, Schlitt- und Hutwege, für kleinere Wegverbesserungen, Be­seitigung von Hochwasserschäden. Erneuerung von alten Holzdohlen durch Zement oder Steinzeug, für Wegzeiger, Verbottafeln wurden 1900 verausgabt 40930,56, 1910 aber 41914,55 Die ganze statistische Aufmachung zeigt, daß der staatliche Forstbetrieb fortschrittlich beeinflußt ist, was auch im Reinertrag auf 1 Fm. Derbholzanfall ersicht­lich ist, 1906 waren es 11,66^6, 1910 dagegen 11,70^.

r Sparsamkeitsmastnahmen. Die württembergische Verwaltung hat durch besondere Verordnung bestimmt, daß Probefahrten und Diäten nach Tunlichkeit eingeschränkt werden müssen. Ein Beamter hat fortan nur dann mitzu- fahren, wenn größere Reparaturen an Lokomotiven vorge- nommen worden sind. Die Hin- und Herfahrt darf nur zwei Stunden dauern. Die Lokomotive ist als Vorspann zu benützen. Bei sonst nötigen Probefahrten kann der be­treffende Schlosser mit dem Lokomotivführer mitsahren usw. Ausgabe der Inspektionsvorstände wird es sein, für nach­drückliche Beachtung dieser Bestimmungen Sorge zu tragen. Da das Hin- und Herfahren als auswärtige Arbeit mit 5t)o/g Zuschlag in Anrechnung kommt und die Ambleibezeit nur zwei Stunden betragen soll, so wird in den neuen Dienststellen die angesangene Stunde für voll bezahlt, in den anderen die Zeit nach Minuten gerechnet, z. B. Abfahrt 3^2 Uhr Ankunft 5,35 Uhr 2 Stunden. Anders für die angefangene Stunde z. B. Abfahrt 4 Uhr, Ankunft 6.05 Uhr gleich 3 Stunden. Einheitliche Bestimmungen in dieser Frage müssen von der Eisenbahndirektion nachgeholt werden, um Differenzen zu beseitigen.

Altensteig, 16. Sept. (Korr.) In einer Versamm­lung des Deutschnationalen Handlungsgehilfenverbandes im Gasthof z.Waldhorn" hier hielt gestern das Vorstands­mitglied der Geschäftsstelle Stuttgart, Herr Schmidtpeter, einen Vortrag über das neue Gesetz der Angestelltenversiche­rung. Den Zuhörern war Gelegenheit geboten, sich in ein­gehender Weise in Umfang, Ausbau und Wirksamkeit dieses Gesetzes einzusühren, welches weiten Kreisen von bisher Unversicherten die Wohltaten sozialer Fürsorge zukommen läßt. Im Anschluß daran fand eine Besprechung über die Aufstellung von Vertrauensleuten für den Oberamtsbeztrk Nagold statt.

Aus den Nachbarbezirke«.

r Herrenberg, 14. Sept. (Schwerer Sturz.) Das 4 jährige Söhnchen des Farrenhalters Dengler in Affstätt fiel gestern durch das Garbenloch herab. Es be­steht Hoffnung, es am Leben zu erhalten.

Horb, 14. Sept. Das hiesige Amts- und Anzeige­blattHorber Chronik" bringt in seiner No. 210 zwei Ar­tikel aus einem benachbarten Blatt, nämlich demGesell­schafter" in Nagold. Der eine enthält die Anfrage betr. Mehlverbesserung, der andere die von der Redaktton des Gesellschafters dem nach Hall beförderten Herrn Stadtpsarrer Merz gewidmeten Worte der Wertschätzung. Beide ohne Quellenangabe.

r Horb, 14. Sept. (Brand.) In dem Anwesen der Witwe Gottf. Hipp in Wiesenstetten brach gestern abend Feuer aus, das sich rasch aus das Gebäude der Witwe Reinhard Epple ausbreitete und beide Häuser in Asche legte. Die Feuerwehr mußte ihre ganze Kraft aufbieten, um das Lachenmaiersche Wohnhaus zu retten. Den beiden Witwen ist auch die ganze Ernte mitverbrannt. Die Entstehungs­ursache des Feuers ist unbekannt.

r Stammheim OA. Calw, 15. Sept. (Schwerer Unfall.) Ein gräßliches Unglück ereignete sich hier vor­gestern früh. Die 30 Jahre alte ledige Margarete Kömpf war in den Morgenstunden ihrem Vater beim Dreschen be­hilflich. Die Transmission der Dreschmaschine befand sich an der Scheunenwand und die Transmissionswelle lies un­mittelbar vor einem in die Scheuerwand eingelassenen Loch. Unvorsichtigerweise steckte die Kömps den Kopf zu weit durch die Maueröffnung. Die Kopfhaube wurde von der Welle ersaßt, das Haar verwickelte sich darin und der Unglücklichen wurde die Kopfhaut vom Nacken bis zu den Ohren, teil­weise auch noch die Augenbrauen weqgerissen. Die erste Hilfe leistete geschickt ein Mann der Sanitätskolonne von Stammheim. Die Verletzte wurde ins Krankenhaus nach Calw verbracht. Die Verletzungen sind wohl sehr schwer, aber nicht lebensgefährlich. Die Unfallstelle wurde von einer amtsgerichtlichen Kommission besichtigt.

Landesuachrichteu.

Die Einweihungsfeier der neuen Stuttgarter Hoftheater.

x Stuttgart, 15. Septbr. Nun hat Geheimrat Litt- manns großartige Meisterschöpfung ihre festliche Weihe er­halten, zunächst mit einer am Samstag abend in Anwesen­heit des Königspaars und der Mitglieder des Königlichen Hauses im Großen Hause gegebenen Eröffnungsvor­stellung. Den lichterfüllten, vornehm-ruhigen Zuschauerraum belebte ein festlich geschmücktes, erwartungsfreudig gestimmtes Auditorium. Der Glanz ordengeschmückter Uniformen zeigte mit der Pracht geschmackvoller, kostbarer Damentoiletten ein farbenreiches, interessantes Bild ein würdiger Rahmen für den hohen Weihcakt, für dieses Fest des Schwaben­landes. Daß es sich um ein solches handelt, bewies die Anwesenheit vieler Mitglieder der Ständekammern, zahl.

Kleine Zeitung.

Die Einnahmen aus der Tabakbesteuerung.

Die Netto-Einnahmen aus der Tabakbesteuerang sind nach derSüddeutschen Tabakzeiiung" im Deutschen Reich von 69,9 Millionen im Jahre 1906/07 aus 150,7 Millionen Mark im Jahre 1910/11 gestiegen. Das macht auf den Kopf der Bevölkerung für 1906/07 1,13 Mk., für 1910/11 aber 2,32 Mark. Die Kopsquote ist hierbei natürlich aus der Zahl der Gesamtbevölkerung berechnet. Ließe sich die Zahl der Konsumenten seststellen, so würde sich die Ziffer ganz bedeutend erhöhen. Jedenfalls verdient cs Beachtung, daß die steuerliche Belastung des Tabaks infolge der Zoll- und Steuererhöhungen um 105 Prozent pro Kopf gewachsen str. Für das Jahr 1911/12 ergibt sich übrigens eine weitere, recht beträchtliche Steigerung. Dabei ist der Verbrauch pro Kopf nicht etwa gestiegen, sondern zurückgeaongen. Nach einer Berechnung des Statistischen Amtes kam auf den Kopf der deutschen Bevölkerung im Durchschnitt des Jahr­fünfts 1871/75 ein Verbrauch von jährlick 1,8 Kilogramm Rohtabak (Gewicht in fabrikationsreifem Zustand) und im Durchschnitt der folgenden fünf Jahre 1876/80 ein Verbrauch von 1,7 Kilogr. In den beiden Iahrfünften 1896/1900 und 1901/05 hat der Verbrauch noch 1,6 Kilogr. jährlich i etragen, und ebenso hoch berechnet sich der Durchschnitt dcr folgenden vier Jahre 1906/09. Für 1910, oder richtiger für die zwölf Monate Juli 1910 bis Juni 1911 ergibt die Berechnung aber nur noch 1,46 bis 1,47 Kilogr. Das ist ein recht bedeutender Rückgang, der, wie es scheint, im

laufenden Jahre noch anhält und sich auch in den folgen­den Jahren fortsetzen dürfte. Durch unsere Zoll- und Steuer­politik wird dafür gesorgt, daß der Tabakoerbrauch in Deutschland nicht zu groß wird. Trotz des Rückgangs im Verbrauch, der sich besonders im Import von Rohtabak kundgibt, ist der Tabak heute nächst dem Getreide derjenige Artikel, der dem Deutschen Reich am meisten Zoll ein- bringen muß.

Völkerwanderungen in der Gegenwart.

Vergleicht man die Auswandererziffern dcr europäischen Staaten mit der Bolkszahl der betreffenden Länder, so er­gibt sich, daß Italien in den letzten Jahren die stärkste Volksmenge ans Ausland abgegeben hat. Auf je 10000 Einwohner Italiens wanderten im Jahr 1910 durchschnittlich 187,4 Personen aus. Die erstaunlich hohe Ziffer erfährt freilich in mancher Hinsicht eine Einschränkung, ist es doch bekannt, daß die Mehrzahl der italienischen Auswanderer nicht beabsichtigt, zeitlebens außerhalb ihrer Heimat zu ver­bleiben. Aus Großbritannien wanderten 1911 auf je 10000 Bewohner 100,3 allein in außereuropäische Länder! zweifellos ist der Prozentsatz der darin enthaltenen Irländer nicht gering. Sehr viel Volkskrast verloren durch Aus­wanderung ferner Spanien mit 97,9 Auswanderern pro 10 000 Einwohner und Norwegen mit einer Indexziffer von 80,4. Portugal verlor im Jahre 1909 noch 66,4 Auswanderer auf je 10000 seiner Gesamtbevölkerung. während Finnland 1910 je 61,7 Personen pro 10000 Einwohner ans Ausland abgab. Die niedrigsten Aus­wandererziffern können Holland und Deutschland oer- I

zeichnen. Aus dem erstgenannten Land zogen 1910 auf je 10000 Einwohner 5.4 Personen in die Fremde; Deutsch­land aber verließen durchschnittlich im Jahre 1911 nur je 3,5 Auswanderer aufs Zehntausend der Bevölkerung. Bon den insgesamt 22 690 deutschen Auswanderern im ge­nannten Jahre gaben 18 900 die Union als Reiseziel an.

Eine Falschmünzerwerkstatt im Gefängnis.

Seit längerer Zeit war in Aegypten und besonders in Kairo eine große Menge von falschem Silbergelde im Umlauf. Die Behörden sahen sich den Falschmünzern fast hilflos gegenüber, und erst jetzt ist es ihnen gelungen, die Werk­stätte, in der das falsche Geld angesertigt wurde, aufzufinden. Das falsche Geld ist innerhalb der Gefängnismauern des Tourah-Gefängnisses angefertigt worden. Bei einem der Gefangenen fand man ein sehr geschicktes Instrument, das zur Anfertigung von falschen Fünspiasterstücken diente. Außerdem hatte er noch eine große Menge Silberbarren vorrätig. Der Mann, der eine längere Zuchthausstrafe zu verbüßen hat, bekannte, daß er während seiner Haft das Geld angefertigt habe, und bezeichnete einen Mitgefangenen als seinen Helfer. Die Aufklärung des Geheimnisses hat in Aegypten einige Ueberraschung verursacht, denn ein Ge­fängnis sollte doch der letzte Platz sein, in dem eine Falsch­münzerwerkstatt betrieben werden kann. Aber in Aegypten ist alles möglich. Die Angelegenheit liegt jetzt in Händen der Behörden und man glaubt, daß noch zahlreiche andere Personen daran beteiligt waren und zwar nicht nur Ge­fangene, fondem auch kleinere Beamten.