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Donnerstag, den 5. SepLemöer

86. Jahrgang.

Fernsprecher Nr. 29.

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Beilagen: Plaudcrstübchen, Jllustr. Sonnlagsblatt und

Schwab. Landwirt.

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Uebertragen wurde dem Finanzassessor Scher bei dem Haupt­steueramt Stuttgart eine Finanzamtmannstelle bei dem Kameralamt Ellwangen.

Zu ihrem Kirchenumbau erhielt die Gemeinde Pfrondorf einen Staatsbeitrag von 380 die Gemeinde Gültlingen zu ihrem Volksschulgebäude einen solchen von 340^, die Gemeinde Mötzing'en 5200 >,<

Der Vorschlag bedeutet einen Fortschritt gegenüber dem Berliner Vertrage, indem nicht nur von der europäischen Türkei, sondern von der Türkei überhaupt gesprochen wird; also sind die asiatischen Provinzen inbegriffen, und man muß da unwillkürlich an Arabien und an all das, was dieser Gedanke in der Weltpolitik bebrütet, denken. Das erklärt auch die günstige Aufnahme dieser Anregung bei allen Mächten, um so mehr, als ja der erste Zweck dieser Konversation ein den Frieden auf dem Balkan för­dernder ist und die Staatserhaltung der Türkei bezweckt. Uud da liegt der weitere Fortschritt, daß diese Slaatserhal- tuug nicht eine Phrase ist, wie in dcn Pariser und Berliner Akten, nach denen ja die allmähliche Zerstückelung der Türkei einsetzte, sondern daß sie vom aufrichtigen Bestreben nach Erhaltung der Türkei diktiert wird.

Ueber die weitere Entwicklung und die Prozedur des Vorgehens bei den Besprechungen unter den Mächten scheint zunächst nur das Negative fcstzustehen, daß es sich nicht um eine Konferenz handelt, zu der die Mächte eingeladen werden, und nicht um eine Intervention. Die weitere Ent- w cklung hängt ganz von der Mitwirkung seitens der ein­geladenen Mächte ab. Man kann also vorläufig weder die R'chtung bestimmen, in der sich die Zentralisation be­wegen wird, noch die Art, in der die Stärkung der Türkei auf dem einmal gewählten Wege der Dezentralisation vor sich gehen soll. Ucdersehen läßt sich jedoch jetzt schon viel­leicht folgendes: 1. Es kann sich nicht um ein Problem handeln, das auf einmal und auf alle Teile der Türkei in eomploxu angewendet werden darf. Man wird vielleicht mit denjenigen Teilen beginnen, bei denen die Sache am leichtesten ist, dort, wo eine homogene Bevölkerung in einem bereits bestehenden administrativen Bezirk sich befindet, wie das z. B. bei den Aegäischen Inseln der Fall ist, um so mehr als dieses Problem infolge des Krieges schon gestellt erscheint nachdem das albanische Problem von selbst erledigt scheint. 2. Ueber die Art und den Grad der De­zentralisation scheint den Mächten seitens Graf Brrchtolds ein Programm nicht unterbreitet worden zu sein, auch scheint ein solches überhaupt nicht ausgearbeitet zu sein. Die Idee des österreichisch-ungarischen Kabinetts dürfte sein, daß aus den Konversationen der Mächte untereinander und aus deren Verständigung mit der Tür ei bezüglich der einzuführenden Dezentralisation die Art und das Maß derselben sich be­stimmen lassen wird. Doch hat man auf den ersten Blick den Eindruck, daß ein Vorschlag, der vom österreichisch- ungarischen Minister des Aeußern ausgeht, unwillkürlich an eine Dezentralisation ähnlich jener denken muß, wie sie in kinem Teile der Monarchie schon existiert; gewiß würden

Eine Msensprengung in einem Sieinbruch.

In Steinbrüchen sind öfter größere Sprengungen er­forderlich, um bessere Angriffsflächen für kleinere Spreng­ungen zu erhalten. Selten aber kommt eine Sprengung von so großem Umfange vor, wie sie vor einiger Zeit in Tenino (Washington) mit großem Erfolg ausgeführt worden ist. Der Zweck dieser großen Spreng >ng war dis Zerteilen eines Sandsteinfelsens von ungefähr 500000 Tonnen Gewicht. Der Sandstein sollte zu Hasenbauten benutzt werden. Die Felsmasse wurde durch die ungeheure Sprengung in Blöcke von verschiedenen Dimensionen zerteilt, die jetzt in bequemen Stellungen liegen, so daß sie leicht weiter zersprengt und verladen werden können.

DerHerkules", den es zu besiegen galt, befindet sich ungefähr eine englische Meile nördlich von Tenino, einer Stadt, die an der Hauptlinie derNorthern Pacific Rail- way", 59,5 Kilometer südlich von Tacoma liegt. Ueber 100000 Kubikmeter Sandsteine waren dem Steinbruchschon entnommen. Die übriggebliebene Felsmasse stand in Form einer großen Nase auf dem Boden des Steinbruches. Ihre Ausdehnungen waren ungefähr 152,5 Meter Durchmesser auf dem Boden bei einer Höhe von 15,25 Meter bis 21,35 Meter. Der Felsen bestand aus mittelkörnigem. grünlichem Sandstein von dichter Struktur. Ec lagerte auf einem Schieferboden dessen Mächtigkeit 36 Meter betrug, wie durch Bohrungen mit einem Diamantbohrer festgcstellt war.

bei der Bemessung der in der Türkei einzusührenden De­zentralisation die Fortschritte vorbildlich sein können, wie sie in Oesterreich in der Gewährung nationaler Rechte gemacht worden sind. Die österreichische Dezentralisation hat nämlich die Tendenz, von einer territorialen Gewährung nationaler Rechte zu einer personalen Gewährunng solcher nationalen Rechte hinüberzuleiten, so daß dem Individuum oder be­stimmten Gruppen von Individuen infolge ihrer Nationalität nationale Rechte gewährt werden. Dies muß sich auch für die Türkei dort empfehlen, wo nicht geschlossene territoriale nationale Einheiten vorhanden sind, sondern wo gerade in einem größeren territorialen Bezirk persönliche Agglomerati­onen sich untereinander gemischt vorfinden, wie dies z. B. in Mazedonien der Fall ist.

Auch bezüglich der Albanesen werden ähnliche Probleme aufgeworfen werden müssen, dort, wo die albanesische Be­völkerung mit bulgarischen, serbischen und griechischen Ele­menten gemischt ist, so in den Wilajets von Kossowo und Monastir und in Epirus. Und auch darin war die Initiative des Grafen Berchtold aktuell: In einem Augenblicke, da von den Albanesen eine Bereinigung der vier Wilajets zu einem autonomen Albanien angestrebt wurde, gewährt der Vorschlag den von der Herstellung eines solchen autonomen Albanien betroffenen anderen Nationalitäten die Sicherheit, daß ihre Rechte seitens Europas Berücksichtigung finden werden und daß weder das epirotisch-grtechische Element noch die nichtalbanesischen Christen anderer Teile der Türkei in eine albanische Agglomeration mit einbegriffen werden sollen. Darum dürste der Vorschlag zur Verflüchtigung jener Unruhen beitragen, die dieser Nationalitäten sich bereits zu bemächtigen beginnen.

Die Art, wie nach der günstigen Ausnahme des Vor­schlages seitens der Mächte sich auch die Balkonstaaten zu ihm zu stellen scheinen, beweist nicht nur, daß der österreichisch- ungarische Vorschlag die angestrebte Beruhigung bereits er­wirkt hat, sondern daß er sich auch mit den seitens der Balkanstaaten in der letzten Zeit betriebenen und auf Er­haltung der Türkei zielenden Politik verträgt. Denkt man weiterhin an das Programm, das die sich zusammen­schließenden Nationalitäten nach der Einführung der Konsti­tution im ottomanischen Reiche vor die türkische Kammer brachten und in dem geradezu die Dezentralisation als Postulat ihrer nationalen Existenz aufgestellt wurde, so ist nicht zu viel behauptet, wenn man sagt, daß die von Europa so günstig aufgenommene Initiative sich mit den Wünschen dieser Nationalitäten deckt. Die Initiative Gras Berchtolds ist aktuell, und ihrer Praktizierung muß man mit Interesse entgegensehen.

Tages-Neuigkeiten.

Aus Stadt und Amt.

Nagold, 5. September 1912.

* Hansa-Bund. Am Sonntag den 22. Sept. vorm. 11 Uhr wird der Geschäftsführer des Hansabu'ndes in Berlin, Herr Reichstagsabgeordneter Legationsrat a. D. Freiherr v. Nicht Hofen im Saale des Bürgermuseums in

Zwischen dem Schieferboden und dem Sandsteinfelsen lag eine Kalkschicht von ungefähr 25 Millimeter Dicke.

Um der Sprengladung die gewünschte Lage unter dem Felsen geben j zu können, mußten zwei Tunnels mit seitlichen Bohrungen getrieben werden. Die Tunnels liefen nicht recht­winklig zur Außenfläche des Fclsblockes, sondern unter einem Winkel von ungefähr 70 Grad zu dieser. Der südliche Tunnel, der 46 Meter lang war, hatte drei Paar seitliche Bohrungen von 9 Mrter bis 15 Meter Länge. 60 Meter von diesem Tunnel entfernt befand sich der zweite 56 Meter lange Tunnel mit 4 Paar seitlichen Bohrungen von 15 Meter Länge. Die Tunnels hatten 0,9 Meter bis 1;07 Meter Durchmesser: sie waren teilweise mit Hilfe von Bohrmaschinen hergestellt. In die von den beiden Tunneln abzweigenden seitlichen Bohrungen wurden 21550 Kilogramm Schwarz- puloer und 600 Kilogramm Dynamit gebracht. Der lcer- gebltebene Raum der Bohrungen wurde darauf durch ein­getriebene Felsstücke geschlossen, und in den letzten 1,5 Meter bis 2,0 Meter einer jeden Bohrung wurden solide Paß­stücke mit Keilen befestigt.

Die Mündungen beider Tunnels wurden hierauf eben­falls durch Felsstücke und Keile fest Zugepfropft. Dieser doppelte Verschluß hat sich als äußerst vorteilhaft erwiesen. Der Umstand, daß jede der Bohrungen direkt über der Schieferunterlage des Felsens angebracht war, hat ohne Zweifel mit dafür gesorgt, daß die Explosionskraft sehr gleichmäßig verteilt wurde. Zum Abfeuern wurden durch­weg zwei Satz elektrischer Zünder angewandt. Bei jeder Ladung befand sich ein Zünder am oberen und einer am

Stuttgart über die Tätigkeit und ferneren Ziele des Hansabundes sprechen.

r Spielberg, 4. Sept. (Das Messer). Im Ver­laufe von Streitereien versetzte der 19 Jahre alte Stein­hauergeselle Brenner dem 24 Jahre alten Silberarbeiter Proß mehrere Messerstiche in den Kops. Broß wurde schwer verletzt in Bezirkskrankenhaus geschasst. Der Täter ist verhaftet.

Landesnachrichten.

Stuttgart, 3. Sept. Der Staatsanzeiger veröffent­licht den Rücktritt des Direktors der Landw. Hochschule in Hohenheim o. Strebet.

r Stuttgart, 4. Sept. (Vom Hofe.) Der älteste Sohn des Herzogs Albrecht, Herzog Philipp Albrecht, wurde gestern dem auf dem Kasernenhof ausgestellten Grenadier­regiment Königin Olga, bei dessen 11. Kompanie er als Leutnant eingetreten ist, von dem Regimentskommandeur von Gräoenitz vorgestellt. Darauf nahm der Herzog an dem Mittagsmahl der Offiziere im Kasiono teil.

r Stuttgart, 4. Sept. (Staatsbeiträge.) Im Rechnungsjahr 1911 wurden an 458 Gemeinden des Landes zu den Schuilehrergehalten insgesamt 323 236 Mark; zu evangelischen Kirchen und Pfarrhausbauten an 24 Gemeinden 43220, zu katholischen an 9 Gemeinden 33670 Mark und zu Bolksschulgebäuden an 109 Gemeinden 230100 (zu­sammen 306 990 Mark) als Staatsbeiträge verwilligt.

Die Einheitsschule und die neuen Lehrpläne für die höhere» Schulen..

x Die neuen Lehrpläne für die höheren Schulen Würt­tembergs, deren Hauptinhalt vom Staatsanzeiger am 29. August in einer amtlichen Darstellung skizziert worden ist, bedeuten in einem wichtigen Punkt eine Annäherung an die sogenannte Einheitsschule. Die Forderung der Einheitsschule geht bekanntlich dahin, daß die ersten drei Schuljahre für alle Schüler, ohne Unterschied, ob sie in der Volksschule bleiben oder in eine höhere Schule übertreten wollen, gemeinsam sein, also die besonderen Vor­schulen für die höheren Schulen in Württemberg meist ^Elementarschulen" genannt aufgehoben werden und in einer allgemeinen Volksschule ausgehen sollen. Ein von den Stuttgarter Gemeindekollegien bei der letzten Etatsbe­ratung angenommener Antrag geht auch in dieser Richtung und will,daß der Lehrplan der Volksschule so gestaltet werde, daß die Volksschüler nach Zurücklegung von drei Schuljahren ohne besonderen Vorbereitnngsunterricht in die höhere Schule eintreten können". Ueber den künftigen Lehr­plan der Elementarschule heißt es nun im Staatsanzeiger: Die Lehraufgaben der drei ersten Schuljahre werden so weit beschränkt, daß es künftighin begabten Schülern, welche die Volksschule 3Vs Jahre besucht haben, möglich sein wird, wenn sie im letzten Halbjahr in einzelnen Fächern eine wettere Förderung erfahren, unmittelbar in die erste Klasse höherer Lehranstalten überzutreten."

Da das Schuljahr in Württemberg bei der Volksschule im Frühjahr, bei den höheren Schulen im Herbst beginnt,

unteren Teil der Ladung. Sowohl die oberen, als auch die unteren Zünder waren durch je eine elektrische Leitung ver­bunden. Beide Leitungen waren in Serien geschaltet. Sie führten zu einer Batterie, die 460 Meter vom Steinbruch entfernt auf freiem Felde stand.

Um 2Vs Uhr nachmittags wurde Strom durch die un­geheure Ladung gesandt. Hunderte von Zuschauern sahen, wie sich der Felsblock in größere Blöcke zerteilte, die vier bis sechs Meter hoch in die Lust gehoben wurden; darauf bedeckte im Augenblick ein dichter, schwarzer Rauch den Steinbruch. Viele kleinere Felsstücke wurden über hundert Meter wett in die Luft geschleudert, von denen einige die zu den Steinbrüchen gehörigen Gebäude unbedeutend be­schädigten.

Im allgemeinen war die Wirkung der Explosion so, wie die Besitzer des Steinbruchs sie erwartet hatten. Die Front des Felsens fiel nach vorne. Ihre Trümmer be­deckten eine Fläche von 18 bis 25 Meter Breite. Die Mehrzahl der Stücke waren mehrere Tonnen schwere Blöcke, doch waren auch einige darunter, die auf mehrere tausend Tonnen Gewicht geschätzt wurden. Ein besonderer Faktor bei dieser großartigen Sprengung war das Vorhandensein einer großen, flachen Fuge, die sich über die ganze Spitze des Felsens bis dicht an die Enden der Tunnels ausdehnte. Auf dem Entwurf für die Sprengung zeigte eine punktierte Linie die erwartete Wirkung der Explosion nach dem Innern des Steinbruches (unter dem Felsen). Nach der Spreng­ung sah man auf der Stelle, welche die punktierte Linie bezeichnet hatte, eine große Spalte, die ungefähr 120 Meter