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Fernsprecher Nr. 29.
86. Jahrgang.
Fernsprecher Nr. 29.
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Beilagen:
Plauderstübchen.
Illustr. Sonntagsblatt und
Echwäb. Landwirt.
^ 207
Mittwoch, dm 4. Septemöer
1913
Amtliches.
Agk. Kbevairrt Wagotd.
Der neue Ortsoorsteher der Gemeinde Rohrdorf, Gottlob Killinger, wurde heute in sein Amt eingesetzt.
Dies wird hiemit zur öffentlichen Kenntnis gebracht.
Den 2. Sept. 1912. Kommerell.
Tages-Neirigkeiten.
Aus Stadt und Amt.
Nagold, 4. September 1912.
K. i». Unser Theater. „Der Allsrwelts-Better" hat gestern alle Vettern und Basen rc. rc. in seinem Musen- tempel sehen dürfen. Es war eine Zusammenkunft wie aus Verabredung,- wollten doch alle, alle hören und sehen, was den guten Vetter Siegel so beliebt gemacht haben mochte. Der Erfolg war großartig, denn der ganze Saal dröhnte wieder unter den Lachsalven, die den Darstellern zu Ehren gelöst wurden. So war dieser zweite „Allerwelts- Bettem"°Abend dazu angetan die Beziehungen zwischen Theater und Publikum enger und dauernd zu gestalten.
Aus den Nachbarbezirken.
Pfalzgrafenweiler, 2. Sept. Das gestern hier stattgefundene Missions fest, für das Pfaner Kurtz-Wittlens- weiler, Missionar Seeger-Nagold und Missionar Iannasch- Stuttgart als Redner gewonnen waren, war von hiesigen und auswärtigen Missionsfreunden gut besucht und verlief in schönster Weise. Daß das Interesse unserer Bevölkerung an der Mission nicht weniger wird, zeigt auch das gestrige Missionssest.
Landesnachrichten.
ex Zur Landesversammlung des Wurtt. Hauptvereins des Ev. Bundes in Schwenningen am Sonntag, den 22. Sept., wird nunmehr sorgendes Programm bekannt gegeben. Bei gutem Wetter, vormittags 11 Uhr: Versammlung aus dem Pauluskirchplotz: Ansprachen. Pauluskirchenchor. — Musikkapelle. Nachmittags präzis 2 Uhr: FestgOttesdienst in der Stadtkirche. Gesang des Stadt- ktrchenchors. — Predigt: Pfarrer Maas-Laufen (Mühlheim). Jahresbericht des tielloerlr. Vorsitzenden Schulrat Dr. Mosapp. — 3Vs Uhr: Festoersammlung im Saalbau. Gesangsvorträge der Kirchenchöre. Begrüßungen. Ansprachen des Bundesdirekkors Eoerltng-Halle a. S und des Vorsitzenden des österreichischen Hilfsausschusses. Prälat D. v. Hermann-Stuttgart. Schlußwort von Graf v. Uxkull-Kirch- heim u. T.
r Stuttgart, 3. Sept. (Spielplan der K. Hoftheater.) Großes Haus: Sonntag, 15./9. Eröffnungs- Festvorstellung : Festspiel — Demetrius — (Reichstags-Akt) (7Vs)> Dienstag 17./9. (6 1) Lohengrin (6Vs), Donnerstag (8 2) Die Räuber (?Vs), Freitag 20 /9. (L, 2 und v 1). Zum ersten Mal: Tosca (8), Samstag 21./9. (6 2 und v 2) Die Glocke — Demetrius — Wallensleins Lager (8), Sonntag 22 /9. (8 1) Undine (7). Montag 23./9. (^ 3)
König Richard II (8). Kleines Haus: Montag 16./9. (u. H,k.) Eröffnungsvorstellung: Figaros Hochzeit (7Vs), Dienstag 17./9. (^ 1) Iphigenie auf Tauris (8). Mittwoch 18./9. (0 1) Figaros Hochzeit (8), Freitag 20./9. (8 3) Was ihr wollt (8). Sonntag 22./9. (0 3) Die Journalisten (7). — Der Kartenverkauf für alle vorstehend angekündigten Vorstellungen beginnt am Montag den 9. September. (Am Sonntag den 15. und 22. September werden nur die Karten für die Vorstellungen dieser Tage verkauft.)
p Stuttgart, 3.;Sept. (Die Kosten der Stuttgarter Hoftheater.) Die Kosten der gesamten Bauanlage der neuen Stuttgarter Hoftheater einschließlich derjenigen für den Wettbewerb, die Möblierung, den äußeren und inneren künstlerischen Schmuck und das Architektenhonorar werden sich nach dem heutigen Stande der Abrechnung auf nahezu 7Vs Millionen Mark (genau 7454000 Mk.) belaufen. davon entfallen auf das Große Haus rund 4 Millionen, aus das Kleine Haus etwas über 2 Millionen auf die Verwaltungsgebäude und Berbindungsbauten etwas über 1 Million. Im einzelnen verteilen sich die Kosten in folgender Weise: Wettbewerb 69000 Großes Haus rund 3 993 500 Kleines Haus mit Verbindungsbauten nach dem Berwaltungs- und Magazinsgebäude rund 2163 500 Mark, Berwaltungs- und Magazinsgebäude mit Berbindungsbauten nach dem Großen Haus rund 1106000 Mark, Nebenanlagen 122000 Mark.
r Stuttgart, 2. Sept. (Zureden hilft.) Die jüngst veröffentlichte Beschwerde über den Mangel an Eisenbahnpaketadressen hat prompt gewirkt. Im Amtsblatt der K. W. Berkehrsanstalten ist zu lesen: In letzter Zeit waren bei verschiedenen Dienststellen keine Eisenbahnpaketadressen erhältlich. Die Dienststellen haben stets für einen genügenden Vorrat an verkäuflichen Drucksachen zu sorgen. Unterlassungen werden geahndet.
r Stuttgart, 3. Sept. (Unterstützung.) Der Witwe des Maurers Grob, der bekanntlich bei der Verfolgung des Taglöhners Pfrommer von diesem erschossen wurde, ist vom Justizministerium eine einmalige Unterstützung von 600 oerwilligt worden.
p Stuttgart, 3. Septbr. Der 12. Kompagnie des Inf.-Regts. Kaiser Wilhelm Nr. 120 und der 5. Batterie des 4. Fcldart.-Regts. Nr. 65 wurden in Anerkennung der von ihnen in diesem Jahr erreichten Gesamtleistungen im Schießen das Königsabzeichen verliehen.
— Ein Riefenpilz. Das „Neue Tagblstt" schreibt: Einen echten Ztegenbart, ein eßbarer Pilz von geradezu ungeheurem Umfang, zeigte uns gestern abend Herr Wilhelm Schneider. Olgastraße 67, der ihn in einem Walde bei Heilbronn gesunden hat. Das uns oorgelegte Stück, etwa ein Drittel des ganzen Pilzes, wiegt 10 Pfund. Dieser Pilz ist Hutlos, er sieht aus wie ein Kopf Kohl, der gekräuselt und etwas gebräunt ist. Der mächtige Pilz duftet angenehm. Der Standort ist fast ausnahmslos auf dem Grund von Kieserwurzeln. Das ungeheure Wachstum dieser Pflanze ist auf das feuchte Wetter zurückzuführen. Der Pilz ist in der Wohnung von Herrn Schneider zur Besichtigung aufgestellt.
r Cannstatt, 3. Sept. (Mannemer zum Volksfest.) Am Sonntag den 24. September geht von Mannheim aus zu dem weit über Württembergs Grenzen bekannten Cannstatter Volksfest ein Sonderzug mit ganz bedeutend ermäßigten Fahrpreisen, an dem sich jedermann beteiligen kann.
r Tübingen, 3. Sept. Am Samstag vormittag ist in Dettenhausen der 61jährige Steinhauer Karl Hirth in seiner Scheuer abgestürzt. Er war sofort tot.
Göppingen, 2. Sept. Die mit dem 14. September hier in Kraft tretende Aussperrung aller Arbeiter der Buntwebereien droht zu einer umfassenden Aussperrung in der gesamten württ. Textilindustrie zu führen, falls die in der hiesigen Buntweberei von W. Butz und Söhne bestehenden Differenzen nicht rechtzeitig beigelegt werden. Der Kündigung der Arbeiter in den Buntwebereien soll am 20. September die Kündigung aller Arbeiter in den hiesigen Rohwebereien folgen, so daß dann einige Tausend Ärbetter von der Aussperrung betroffen werden dürften. Im Falle der Nichtbeilegung der Differenzen bis zu diesem Termin ist eine weitere Ausdehnung der Aussperrung auf alle im Süddeutschen Verband der Arbeitgeber in der Textilindustrie organisierten Betriebe in Aussicht genommen. Die Aussperrung wird sich vor allem aus die Mitglieder des Deutschen Textilarbeiteroerbandes erstrecken; die Nichtorganisierten oder anderweitig organisierten Arbeiter sollen weiter beschäftigt oder im Falle der Stillegung der Betriebe angemessen unterstützt werden.
r Stimpfach, 2. Sept. (Die vermutlichen Autoschmuggler.) Der bei dem Automobilunglück überfahrene Knabe befindet sich auf dem Wege der Besserung. Don den Schmugglern (für die man sie hält), hat sich noch keine Spur gesunden. Allerdings hat sich, laut Ips- und Jagst- zeitung, das eine herausgestellt, daß die Namen, die sie hier angegeben haben, stimmen. Auch das Auto, das inBopf- ingen steht, wurde bis jetzt, wie man hört, noch nicht reklamiert. Man ist hier gespannt, wie die Sache noch abläust.
r Crailsheim, 2. Sept. (Sedan-Höhenseuer.) Auf allen Höhen der benachbarten Berge bis hinüber ins Bayerische konnten vorgestern und gestern abend Höhenfeuer beobachtet werden, die davon Kunde gaben, daß man sich auch bei uns dankbar und gerne jener großen Tage erinnert, die von so entscheidendem Einfluß aus die Geschicke unseres Vaterlandes gewesen waren.
Aus dem Leben der evangelische« Kirche Wüttembergs.
«p. Zu dem vom 10.—12. Sept. in Stuttgart tagenden Pfarrertag ist unter obigem Titel eine Festschrift erschienen, die Stadtpfarrer Mayer-Stuttgart herausgegeben hat. In 9 Abschnitten orientiert die stattliche und auch äußerlich hübsch ausgestattete Schrift über alles, was den Gästen der kommenden Tagung zu wissen nützlich sein wird. Den Anfang macht der Vertreter der Kirchengeschichte an der Landesuniversität, Prof. Dr. Müller, mit einer Darlegung der Geschichte der württ. Gottesdienstordnung. Eine kurze Geschichte des „Tübinger „Stifts"" bietet einer seiner früheren Repetenten, Dr. Alb. Ströle. Ueber die schwäb-
Arrs Amundsens Wolarwerk:
„Me Wordwest-Wassage".*)
Samstag, der 20. Mai, war ein großer Tag auf der Gjöa. Bis gegen abend verlief er ohne etwas Außergewöhnliches. Um zwölf Uhr mittags stand die Sonne im Süden an de,selben Stelle wie sonst; um halb vier hatte Lindström sein gewohntes Mittagsschläfchen beendigt; um halb sieben nahmen wir das Abendessen ein und gedachten, wie gewöhnlich, um halb zehn zu Bett zu gehen. Wiik kam vom Magnetgipfel zurück, wo er die meteorologischen Beobachtungen ausgenommen hatte, und meldete, er habe Leute übers Eis daherkommcn sehen. Aber das geschah sehr häufig. Da er indes bemerkt haben wollte — trotz der weiten Entfernung —, daß es ein mit besonders vielen Hunden bespannter Schlitten fei. der mit großer Geschwindigkeit näher komme, schickte ich Talumakto als Kundschafter aus.
Unsere Eskimofreunde pflegten ja nicht mit Eilzügen zu reisen. Als Talurnakto nicht zurückkehrte, glaubten wir sicher, es sei eine Eskimofamilte gewesen, die sich jetzt zum
*) Wir entnehmen diesen Aussatz dem nächste Woche in I. F. Lehmanns Verlag in München neu erscheinenden Werk „Die Nordwest- Passage" von Roald Amundsen. Der kühne Polarforscher hat bei der Entdeckung der seit Jahrhunderten gesuchten Nordwest-Passage die erste Probe seiner Fähigkeiten, die er nun bei der Entdeckung des Südpols so glänzend bewiesen hat, gegeben, indem er mit sechs Genossen in drei Jahren mit einer kleinen Jacht den Seeweg zwischen Amerika und dem Nordpol erforschte. Das reich illustrierte Werk kostet elegant gebunden 10
Uebernachten draußen eimichte. Ich legte mich also ruhig nieder; aber ich hatte noch nicht lange gelegen, als ich auf Deck eilige und unbekannte Fußtritte hörte und gleich darauf ein Mann in die Kajüte hereinplatzte:
mornivx! ^ou Aivo mv' moko!"
Es war Atangala. Mit seinem breitesten und trium- phierendsten Lächeln stand er vor mir und reichte mir die Hand, bat mich aber zugleich, sie nicht zu stark zu drücken, da er „ein Weh" daran habe. Was kümmerte ich mich viel um sein Lächeln, um seine Hand und „moke", ich sah nur nach, wo er die Postsachen habe.
„Hast du keine Briefe?"
„Briefe? Ei freilich, draußen auf dem Schlitten, einen ganzen Haufen."
Er war höchst überrascht und auch etwas gekränkt darüber, daß diese Briefe so große Eile haben sollten; aber ich warf nur ein paar Kleidungsstücke über, und dann hinaus mit uns beiden! In größter Eile hatten wir uns alle aus die Strümpfe gemacht und bald umringten wir Atangalas Schlitten. Aus allerlei Kram und Lumpen zog er schließlich eine hübsche, aber zugelötete Blechbüchse heraus.
Das war die Post?
Ich will es nicht einmal versuchen, meine Gefühle zu beschreiben, als ich diese Blechbüchse in der Hand hielt, die Botschaft aus der lebenden lärmenden Welt brachte. Wir wußten ja wohl, daß sie keine direkten Nachrichten von unsem Lieben daheim enthalten konnte. Aber es waren doch Nachrichten von der großen menschlichen Gesellschaft, der wir alle angehörten, und von der wir nun so lange aus
geschlossen gewesen waren. Eckon allein das Wort „Post" erweckte einen unbeschreiblichen Widerhall in unfern Herzen. .
Wir trugen unfern Schatz an Bord und drängten uns um ihn. In einem Nu hatte Lund die Lötlampe bereit, und bald war die Büchse geöffnet. Dos erste, was mir in die Hand kam, war ein Brief von Major Moodie, Chef of de Royal Norch-West Mounted Police und erster Kommandeur auf „The Arctic", die der kanadischen Regierung gehörte. Es war die frühere „Gauß", die für die deutsche Südpolexpedition gebaut und von dieser unter Professor Erik von Drygalski benützt worden war. „The Arctic" log jetzt zur Untersuchung der Verhältnisse in der Hudsonbai vor Kap Fullerton bei Rooes Welcome, einem Arm der Hudsonbai, wo sie überwinterte.
In einem überaus liebenswürdigen Schreiben bot Major Moodie alle erdenkliche Hilfe an. falls wir in seine Nähe kämen. Außerdem sandte er mir fünf Schlittenhunde. Bon dem ersten Offizier der „Arctic", Kapitän Vernier, erhielt ich auch einen langen liebenswürdigen Brief. Seine Ausschlüsse über die amerikanischen Walfischsänger auf der Nord- Westküste waren mir außerordentlich willkommen und von höchster Wichtigkeit. Der Kapitän schickte uns außerdem eine Menge Photographien und Zeitungsausschnitte, die wir begierig verschlangen. An demselben Ort überwinterte der amerikanische Walfischsänger „Era", von dessen Führer, Kapitän Comer, ich einen liebenswürdigen Brief bekam. Auch er schickte mir fünf Hunde. Da ich gehofft hatte, Atangala werde vor Leutnant Hansens Abreise wieder an Bord sein, hatte ich um die Hunde gebeten gehabt. Jetzt