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Fernsprecher Nr. 29.

86. Jahrgang.

Fernsprecher Nr. 29.

Anzcigen-Tebühr für die einspalt. Zeile aus gewöhnlicher Schrift oder deren Raum bei eininal. Einrückung 10 /H, bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Beilagen: Plauderstübchen, Illustr. Sonntagsblatt und

Schwab. Landwirt.

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Amtliche«.

An die Ortspolizeibehörden.

Betreff: Nacheichnng.

Den Ortspolizeibehörden derjenigen Gemeinden, in welchen die Nacheichung im Jahr 1913 statlfinden soll, werden die Formulare zu den Verzeichnissen der Besitzer nacheichpflichtiger Meßgeräte (§ 35 der Eichversügung, Reg.- Dl. 1912 S. 139) demnächst durch das K. Eichamt zuge­sandt werden. Die Termine zur Anlegung der Verzeichnisse mußten das erste Mal mit Rücksicht auf die rechtzeitige Fertigstellung des Geschäftsplans für die Nacheichung vor­gerückt werden. Die Ortspolizeibehörden werden demgemäß ersucht, die Verzeichnisse sogleich anzulegen und bis spätestens 1. Oktober dem Eichamt zurückzusenden Bei der Anleg­ung der Verzeichnisse sind die auf der ersten Seite enthalt­enen Vorbemerkungen, sowie die auf der letzten Seite ge­gebenen Belehrungen über die nacheichpflichtigen Meßgeräte genau zu beachten.

Nagold, den 31. Aug. 1912. K. Oberami:

Amtmann Mayer.

Tages-Nerrigkeiten.

Aus Stadt und Amt.

Nagold, 3. September 1912.

.. Oberschulrat Brägel i« Eßlingen abge­schieden. Der Tod dieses ersten Rektors des Nagolder Seminars wird auch hier, wo er von Juni 1881 bis September 1903 wirkte, Teilnahme erwecken und uns das Bild des Verstorbenen in die Erinnerung zurückrufen. Vom Eenrnar Eglingen, wo er e.wa zwölf Jahre lang Professor gewesen war, kam er hiehcr mit der Aufgabe, das damals jüngste Seminar Württembergs zu organisieren. Er tat dies mir starkem Willen, kundigem Blick und ausgeprägter Oronungsl ebe. Seinen Lehrern und Zöglingen ging er mit dem Beispiel der peinlichsten Pflichterfüllung voran und halte darum auch ein Recht, sie von andern zu fordern. Aber nach dem bekannten Dichterwort:Saure Wochen, frohe Feste" fühlte er auch von Zeit zu Zeit das Bedürfnis, mir den Seminarzöglingen und -Familien gesellige Abende zu veranstalien, die er durch launige Ansprachen zu würzen wußte. Nicht vergessen sei ihm auch die Gründung der Hustgen Privatmädchenmittelschule, deren Leitung lange Jahre h »durch in seinen Händen lag. Die Oberschulbehörde würdigte seine Verdienste auch in schriftstellerischer Beziehung durch Verleihung des Ritterkreuzes vom Friedricheorden und des Oberschulratstilels und versetzte ihn im Jahre 1903 aus seinen Wunsch in gleicher Eigenschaft an das Eßlinger Seminar, wo er noch annähernd 9 Jahre wirken durste und im vorigen Jahre anläßlich der Hunderljahrseier des Seminars mit dem Ritterkreuz des Ordens der Württ. Krone mit den Löwen ausgezeichnet wurde. Der Stätte seines e-sten Rektorats bewahrte er jedoch treue Anhänglich­keit. In den letzten Jahren nahmen seine körperlichen Kräfte, namentlich auch die Sehkraft, zusehends ab, und dieser Umstand legte ihm den bei einem 70jährigen Mann so wie so begreiflichen Gedanken nahe, nächstes Frühjahr in den Ruhestand zu treten. Aber nach einem letzten Besuch, den er seinem lieben Nagold in der Frühjahrsvakanz ab- nattete, wurde er von einer Lungen- und Rippfellentzündung darniedergeworsen, deren Folgen nun seinem arbeitsreichen Leben ein Ziel gesetzt haben. Wir fügen dem an, daß der Verstorbene in den 22 Jahren seiner hiesigen Wirk­samkeit neben anderen mannigfacken Geschäftsverbindungen insbesondere unserem Geschäfte, Buchhandlung und Buch­druckerei, ein treuer Freund war und blieb. Ehre seinem Andenken!

vp. Cin schöner Lebensberus. Durch die wachsen­den Ausgaben der inneren Mission ist tüchtigen und gesunden jungen Männern ein schönes und großes Arbeitsfeld als Lebensberuf eröffnet worden. Für die Erziehung ver­waister. verlassener und entarteter Kinder in Anstalten, für die Pflege der Heranwachsenden männlichen Jugend, für den Helferdienst in der großen Kirchengemeinde, für Herbergen zur Heimat, Arbeiterkolonien und andere immer neu ent­stehende Arbeiten der bewahrenden und rettenden Liebe werden Männer, welche für alle diese Wer e nicht nur ein warmes Herz, sondern auch eine berufliche Ausbildung Und Tüchtig­keit mitbringen, gefordert. Die Brüderanstolt Karlshöhe hat den Zweck, dergleichen Männer auszubilden, zu erproben und schließlich auszusenden. Die Aibeit fordert eine feste Gesundheit und ausreichende Begabung. Zu verlangen ist, daß der um Aufnahme Nachsuchende die Volksschule mit günstigem Erfolge besucht hat. Der sich Meldende darf nicht jünger als 19 und nicht älter als 27 Jahre sein. Der

Dienstag, dm 3. Septemöer

Umstand, daß sich sein Militärverhältnis noch nicht ent­schieden hat, ist kein Hinderungsgrund für die Aufnahme. Die Ausbildung geschieht unentgeltlich; auch genießen die Zöglinge vollständig freie Station. Nähere Auskunft erteilt das Inspektors der Karlshöhe.

Turnverein. (Mitgeteilt.) Unter den Klängen der hiesigen Stadtkapelle marschierten letzten Sonntag eine statt­liche Anzahl Turner von Haiterbach, Hochdorf und Rohr­dorf mit dem hiesigen Verein auf den Schloßberg zum Waldfest, wo ein fröhliches Wetteifern der Turner an den Geräten sowie exakt vorgesührte Freiübungen der älteren, ein Stafettenlauf der jüngeren Turner, und prächtige Lieder- oorträge der Sängerriege reiche Unterhaltung boten; auch das Tanzbein wurde tüchtig geschwungen. Nur zu bald mußte man infolge der Kühlen Witterung den schönen Schloß­hof verlassen; abends waren imRößle" bei Tanz. Sang und Klang die Turner noch einmal vergnügt beieinander. Zum Schluß dankte Vorstand Braun der Stadtkapclle für ihr frdl. Entgegenkommen mit dem Wunsche, dieselbe möge für die Zukunft blühen und gedeihen. Der Dirigent, Kaminfegermeister Klingler, unter dessen Leitung die neu organisierte Stadtkapelle recht gute Leistungen zeigt, dankte mit dem Versprechen des ferneren Dorwärtsstrebens.

^ X. landw. Gauverband. Die Heuer im Sim­mental ausgekausten 24 Zuchtfarren wurden heute nach Ablauf der zehntägigen Beobachtungsfrist auf dem hiesigen Stadtacker an die Besteller versteigert. Die Kaufpreise bewegen sich zwischen 790 und 1160 -6; als Uebererlös wurde erzielt 2805 ^ und betragen die Kaufpreise zus. 22 545 Mark. Es kamen ins Oberamt Calw 8 Stück, Freudenstadt 1 Et., Nagold 5 St. und Neuenbürg 10 St. Die Farren wurden im Simmental ausgekauft durch Ober- omtstierarzt Böpple in Neuenbürg und Viehzuchtinspektor Hummel in Tuttlingen.

* Hühnerjagd. Für unsere Jäger beginnt nun bald wieder eine Freude und Lust, die Zeit, in der sie mit Flinte und Rucksack versehen und in Begleitung des treuen Hundes hinausziehen können in Feld und Wald, um dem edlen Weidwerk zu obliegen. Am 1. September beginnt die Jagd auf Rebhühner, Wachteln, Fasanenhennen und Hähne sowie auf Auer-, Birk- und Haselhähne. Das Alter der Rebhühner erkennt man, wie bei jedem Geflügel in erster Linie an der Farbe des Schnabels und der Füße. Die Jährlinge prangen im Schmuck ganz hellgelber Füße die mit spitzen Krallen besetzt sind, außerdem haben sie einen fast völlig schwarzen und ebenso spitzen Schnabel aufzuweisen. Alles das verschwindrl von Jahr zu Jahr immer mehr. Hühner mit hellgrauen Füßen sind 2 jährige, sie sind zwar nicht so zart wie die jüngeren, aber für viel feister.

Vom Tage. Am Samstag abend 9 Uhr fuhr die letzte Personenpost ohne Sang und Klang von hier nach Haiterbach. Damit ist wieder ein weiteres Stück aus der guten alten" Zeit verschwunden.

js Rohrdorf, 2. Sept. Der heutige Sedantag war für dre hiesige Gemeinde von ganz besonderer Bedeutung. Heute nachmittag fand dahier im festlich geschmückten Rathaus in Anwesenheit der bürgerl. Kollegien, der Geistlichkeit beider Konfessionen, sowie einer großen Anzahl Gemeindemitglieder die feierliche Amtseinsetzung des neuen Ortsvorstehers durch Herrn Oberamtmann Kommerell-Nagold statt. Der­selbe entwarf ein kurzes Bild von der umfassenden, neuer­dings fast unerschöpflichen Tätigkeit eines Ortsvorstehers und gab dem lebhaften Wunsche Ausdruck, daß die Gemeinde wie seither, auch unter der neuen Führung gute Fortschritte mache. Dem Herrn Altschulcheißen sprach der Oberamtsvorstand be­sonders warmen Dank für die langjährige treffliche Amts­führung aus. Namens der kirchlichen Gemeinde entbot Herr Pfarrer Lörcher dem neuen Schultheißen herzlichen Will­kommen. Herr Fabrikant Alb. Koch sprach namens der Kollegien herzliche Begrüßungsworte und widmete dem seit­herigen Ortsvorstand in warmen und trefflichen Ausführungen Worte wohlverdienten Dankes. Als Angebinde überreichte er ihm namens der Bürgerschaft einen prächtigen Ruheseffel. Herr Altschultheiß sprack für diese Anerkennung und Ehre tiefbewegt seinen Dank aus. Der neue Ortsvorsteher dankte für alle ihm und seinem Vater erwiesenen Ehren und guten Wünsche und ver­sprach sich seinem neuen Amt mit ganzen Kräften zu widmen. Anschließend an diese überaus würdig verlaufene Feier fand in den geschmackvoll dekorierten Lokalitäten zurSonne" ein Festessen statt, das der Küche des Herrn Seeger alle Ehre machte. Im Verlauf desselben wurden Toaste auf den König, den Herrn Oberamtmann usw. ausgebracht. Wir wünschen auch an dieser Stelle dem neuen Orlsoorsteher Glück und Segen und der ganzen Gemeinde unter seiner Führung eine gute Zukunst.

1912

H Walddorf, 2. Sept. Gestern versammelte sich im Gasthaus zum Waldhorn der hiesige Veteranen- und Miilitärv erein um die Gedenktage von Sedan zu feiern. Vorstand Kirn hob in seiner Begrüßungsansprache die Be­deutung jener Ereignisse hervor. Veteran Walz erzählte von feinen Erlebnissen von Wörth bis Sedan. Die Versamm­lung war leider nur schwach besucht, was dem Vorstand auch Anlaß gab sich in bittern Worten über die Interesselosigkeit mancher Vereinsmitglieder zu beklagen, zumal er darin auch wenig Anerkennung seiner Arbeit und Mühe im Dienste des Vereins erblickte. Wer Rechte hat, der hat auch Pflichten!

Berueck, 2. Sept. Im Garten des Gasthauses zur Krone" ist ein blühender Apfelbaum zu sehen.

Aus den Nachbarbezirken.

Herrenberg, 3. Sept. Am Sonntag fand im Hirsch in Nebringen die Hauptversammlung des deutschen Hopfenbauvereins Schwarzwaldkreis statt, wobei Oekonomierat Faißt über den Stand des Hopsengeschästs berichtete und zu successivem Absatz, also Verkauf in mehreren Teilen, riet. Der Export nach England werde wohl hinter den Ermattungen Zurückbleiben, weil dort eine volle Durch­schnittsernte anfalle. Die Preise für 1912 sollten doch auf 100 den Zentner kommen. Der Saazer iHopfen ffollte zum Schutz des einheimischen Produkts tüchtig mit Zoll belegt werden; um dies zu erreichen müßten alle Produ­zenten Zusammengehen, um bei den betr. Instanzen ihre Stimme zu erheben. Steueranwalt Kühnle teilte bezüg­lich der Steuerzuschläge zu den Ertragskatastern der Hopfen­gärten mit, daß diese als unzeitgemäß im Verwaltungsweg aufgehoben werden könnten. Die Voraussetzung, mit Hopfen­bau fei mehr zu verdienen als mit anderweitiger Bewirt­schaftung, treffe nicht mehr zu. Dieser Gegenstand müßte immer wieder betrieben werden. Aus Anfrage eines Abge­ordneten beim Finanzministerium sei übrigens die Antwort erfolgt, daß die Sache in Behandlung fei. Auf Anregung von Stadlschultheiß Haußer wird zugesagt, künftig bei Ex­kursionen des Vereins zwecks Feststellung des Standes der Hopfenanpflanzungen einen Sachverständigen aus dem Be­zirk Herrenberg zuzuziehen. Damit waren die Verhand­lungen geschloffen.

Herrenberg, 1. Sept. Gestern abend fuhr zum letzten­mal die Post von hier nach Unter- und Oberjettingen. Der Postillion ließ hiezu aus seinem sonst nur wenig benutzten Posthorn ein munteres Stückchen ertönen. Der Wagen wird jetzt nur noch von hier über Haslach nach Sindlingen verkehren.

Laudesnachrichteu.

Stuttgart, I.Sept. (Totenfeier.) Wie alljährlich, so fand auch Heuer am Vorabend des Sedanfestes aus dem Fangelsbachfriedhof eine Gedächtnisfeier an den Gräbern der dort beerdigten Krieger statt. In dem Zuge, der sich unter dem Geläute sämtlicher Glocken und unter dem Vor­antritt der Stadtgarde vom Vorplatz zu den Gräbern be­wegte, befanden sich Mitglieder der bürgerlichen Kollegien mit Oberbürgermeister Lautenschlager an der Spitze, Präsi­dialmitglieder des Württ. Kriegerbundes, Kriegsminister von Marchtaler, zahlreiche aktive und inaktive Offiziere, die militärischen Vereine mit umflorten Fahnen und die Sani­tätskolonne. Die Gedächtnisrede hielt Stadtpfarrer Fischer. Nach der Rede des Geistlichen wurden Kränze niedergelegt namens der Stadtverwaltung und der Militäroereine Groß- Stuttgatts. Der Krieger- und SängerbundHerzogin Wera" eröffnete und schloß die Feier mit einem Gesang.

Elektrizität in der Landwirtschaft.

r Aus bäuerlichen Kreisen wird uns geschrieben: Das Landwirtschaftliche Wochenblatt gibt ein Merkblatt von Prof. Dr. Holldack in Hohenheim, dem Landessachoer- ständigen für das Landwirtschaftliche Maschinenwesen, her­aus. Das Merkblatt ist aber zu groß ausgefallen, es um­faßt vier Druckseiten. Verschiedene Landwirte wären für Zusammenfassung dankbar, da ja ausführliche Beratung von der staatlichen Beratungsstelle für das landwirtschaftliche Maschinenwesen in Hohenheim kostenlos zu erhalten ist. Die Hauptpunkte des Merkblattes liegen in'den Rätschlägen für elektrische Beleuchtung und für Beschaffung von Elek­tromotoren. Das elektrische Licht im Bauernhof ist kein Luxus, sondern ein feuer- und windsicheres Beleuchtungs- Mittel, das im Stall bei später Heimkunft mit IPferden, beim Melken und besonders bei Krankheitsfällen sehr große Vorteile bietet. Die einzelnen Lampen aber wähle man nicht zu stark, in Gängen. Kellern, Kammern genügen zehnt erzlge, für die meisten Zwecke 16 oder 25 kerzige Lampen, die ziemlich hoch in niederen Räumen dicht unter der Decke auszuhängen sind. In Wohnräumen soll man Glühbirnen aus halbmalten oder mattem Glas verwenden.