richterstatter haben den pflichtgetreuen Beamten bereits sterben lassen.
„Z »" das schnellste aller Luftschiffe.
Friedrichshafen, 23. Juli. Das Luftschiff „Z 3" wurde gestern, nachdem es noch eine Fahrt zur Erprobung der Geschwindigkeit gemacht hatte, vom preußischen Kriegs- Ministerium abgenommen. Die Geschwindigkeit wurde mit 21 V 2 , beinahe 22 Sekundenmeter sestgestellt. „Z 3" ist somit das schnellste aller Luftschiffe. Das Passagierluftschiff „Hansa", das anfangs nächster Woche seinen ersten Aufstieg unternehmen wird, dürfte, obgleich es um 8 Meter länger und mit einer Kabine versehen wird, dem „Z 3" an Geschwindigkeit nicht nachstehen, da die Maybach-Motoren in ihrer Kraftleistung noch verstärkt werden.
Gerichtssaal.
r Ulm, 23. Juli. („Räuberles".) Zwei jugendliche Missetäter standen gestern vor der Ferienstrafkammer, der 16jährige Taglöhner Gustav Barth von Stuttgart, in Göppingen in Stellung und der 15jährige Eisendreherlehrling Specht von Göppingen. Durch das Lesen von Räubergeschichten ist Barth aus den Gedanken gekommen, sich Handwerkszeug, Geschosse und Munition rc. zu verschaffen und damit so natürlich wie nur möglich Sonntag mit anderen Kameraden „Räuberles" zu spielen. Er vollbrachte deshalb einen schweren Einbruch in ein Gartenhäuschen in Göppingen und entwendete daraus eine Zimmerflinte, Patronen, eine Hängematte usw., aus einem Neubau holte er verschiedene Handwerkszeuge. Damit wurde Sonntags in den Wald gezogen und „Räuberles" gespielt und zwar gleich so natürlich, daß Barth und Specht gemeinsam in einem Prioatwald des Bauern Bührle in Bartenbach ganze Bäume umhieben. Barth ist der Diebstähle geständig und wurde zu vier Wochen Gefängnis verurteilt, während Specht freigesprochen wurde. Wegen des Forstschadens erhielten beide je 5 Geldstrafe. Hoffentlich werden sich die beiden
jungen Menschen diesen Fall zur Warnung dienen lassen.
Edinburgh, 22. Juli. (Spionageprozeß.) Bei Beginn des Spionageprozesses, der heute vor dem hiesigen Schwurgericht gegen den Deutschen Karl Graves begann, wurde zunächst die Anklageschrift verlesen. Graves wird zur Last gelegt, sowohl in Edinburgh wie in Glasgow sich Geheimdokumente, die sich auf die Verteidigung Englands zu Wasser und zu Lande bezogen, verschafft zu haben. Er soll sich in Glasgow alle Details eines dort sich in Konstruktion befindlichen neuen Geschützes verschafft haben. Nach der Uebersetzung der Gehetmpapiere ins Deutsche soll er seine Ermittlungen in Geheimschrift an feine deutschen Auftraggeber weitergegeben haben.
r Edinburgh, 23. Juli. Der wegen Spionage an- geklagte Deutsche Armgard Karl Graves ist zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt worden.
Deutsches Reich.
p Berlin, 23. Juli. Fürstin Schakowskoy, die erst kürzlich auf einem Wrightdoppeldecker ihr Pilorenexamen abgelegt hat, nachdem sie von Abrahamowitsch unterrichtet worden war, ließ sich gestern durch starke Böen nicht abhalten, einen Flug in Johannistal zu untemehmen. In der ersten Runde schon wurde die alte Wrightsche Schulmaschine von einer der Böen erfaßt und zu Boden gedrückt. Ruhig, ohne einen Augenblick die Ueberlegung zu verlieren, richtete die Fürstin die Maschine wieder auf, beschrieb mit ihr einige Kurven und landete nach einem kurzen Gleitflug unbeschädigt aus dem Platze.
vv Berlin, 22. Juli. Hauptmann Kostewilsch ist heute nachmittag in Begleitung zweier Beamten nach Leipzig gebracht worden. Mit demselben Zuge ist auch seine Gattin dorthin abgereist.
W Mannheim, 22. Juli. Das Luftschiff „Schütte- Lanz", das heute vormittag um 11 Uhr zu einer Fernfahrt nach Berlin aufgestiegen war, erschien um 1^ Uhr schon wieder über der Luftschiffhalle, in die es verbracht wurde. Wie es heißt, wurde die Fernfahrt wegen widriger Windverhältnisse abgebrochen. Heute nacht wird das Luftschiff bei günstigem Weiter die Fahrt nach Berlin antreten.
Gotha, 22. Juli. Das Luftschiff „Viktoria Luise" wird vom 10. August ab vorläufig auf 14 Tage in der hiesigen Halle stationiert werden. Das Luftschiff wird eine Reihe von Rund- und Fernfahrten unternehmen, u. A. auch eine solche nach Berlin. Außerdem nimmt es am Aeroplan- Tournier vom 17. bis 19. August auf dem Roßberg teil.
Hamburg, 23. Juli. Dieser Tage ging mit dem Dampfer „Capella" über Bergen nach Tromsö die deutsche arktische Expedition ab. An der Fahrt nehmen Oberlt. Haupt, D. Wedemayer vom Reichsmarineamt und Dr Rüdiger teil. Die übrigen Expeditionsmilglieder sind teilweise schon zu Studieuzwecken in Skandinavien, teilweise fahren sie auf dem Landwege nach Tromsö. Die Ausrüstung, Proviant und die wissenschaftlichen Instrumente befinden sich an Bord. Die Studienfahrt hat den Zweck, die Teilnehmer vorzubereiten für die auf 3 Jahre berechnete arktische Expedition, die am Juni nächsten Jahres beginnen und durch die Nordostpassage führen soll.
Ausland
Wien, 23. Juli. Am 26. Juli treffen 40 Oberleutnants, die soeben den 2. Jahrgang der Kriegsschule beendet baden, unter Führung von 2 Generalstabs-Oderleutnants und einem Generalstabsmajor in Metz ein, wo sie bis zum 2. August verweilen, um auf dem Schauplatz des ersten Teiles des deutsch- franz. Krieges taktische Hebungen vor- zunehmen. Es ist das erstemal, daß östreich-ungarische Offi
ziere im Ausland taktische Uebungen durchführen, denn bisher war es nur üblich, daß kleine Gruppen von Offizieren ausländische Schlachtfelder besuchten. Die östreich-ungari- scheu Offiziere reisen in Zivil, werden sich aber bei dem Stationskommandanten in Metz persönlich melden.
„Deutsche Arbeiter im Jnvalidendom !" Mit dieser Kunde wartet die nationalistische „Liberia" ihren Lesern auf. Aus der überaus leidenschaftlichen Darstellung geht nur hervor, daß das deutsche Gerüstsristem, das überall in Paris, so an der Madeleinekirche, an der Lobaukaserne usw, zur Verwendung kommt, auch für den Invalidendom als das beste erkannt worden ist, und daß selbstverständlich zur Aufstellung deutsche Zimmerleute gedungen worden sind. Daß aber die Verwaltung des Kriegs- Ministeriums sich so weit vergessen konnte, deutsche Arbeiter zu dingen, um das Gerüst für die Auffrischung des Gebäudes der Grabstätte Napoleons aufzurichten, das kann die „Libertö" nicht begreifen. Ihre Entrüstung wird einfach komisch, wenn sie hinzufügt, es sei seltsam, daß man in einem Hofe, den jeden Augenblick französische Soldaten passieren, deutsche Arbeiter walten lasse. Das klingt genau ebenso kindisch, wie die Meldung eines Versailler Blattes, die die „Aktion Fran^aise" gierig ausgreist, daß elf Angestellte der zur Zeit in Frankreich gastierenden Menagerie Hagenbeck an die Grenze spediert worden seien, weil sie eine zu eigenartige Neugier für gewisse militärische Lager und Kasernen bekundet hätten. Niemand weiß übrigens etwas von dieser Ausweisung, die die Braven „Camelots du Roi" in so großes Entzücken versetzt.
Paris, 22. Juli. Der aus Südamerika zurückkehrende Reisende Meyers berichtet, daß ein gewisser Suarez sich in dem Gebiet des Beni-Flusses, eines Nebenflusses des Amazonenstromes, ein Königreich gegründet hat. Das Land ist außerordentlich reich an Gummibäumen. Diese werden von Suarez durch die 200 000 Eingeborenen des Gebietes ausgebeutet. Die Eingeborenen werden grausam behandelt. Suarez zwingt sie, in gewissen Zeitabschnitten, ein genau bemessenes Quantum Gummi zu liefern, andernfalls die Eingeborenen gezüchtigt werden. Weder Frauen noch Kinder werden dabei verschont.
London, 22. Juli. (Unterhaus.) In Erwiderung einer Anfrage erklärte Parlamentsuntersekretär Acland, die britische Regierung sei nach wie vor bereit, in jeder Weise mit anderen Mächten zur Beilegung des Krieges zwischen Italien und der Türkei mitzuwirken. Gute Dienste anzubieten sei nur dann nützlich, wenn sie auf die Mitteilung hin erfolgten, daß sie für beide Mächte annehmbar seien.
Nach weiterer Debatte wurde der Ergänzungskredit für eine Erhöhung des Mannschaftsbestandes der Flotte um 1500 Mann angenommen. Gegen den Kredit stimmten die Mitglieder der Arbeiterpartei und einige Radikale.
Nach Churchill sprach Balfour. Er führte aus. die Schiffe, die auf Malta basiert sein würden, würden eine um vieles stärkere Streitkraft sein, als sie Großbritannien dort seit vielen Jahren gehabt habe. Es befinde sich im Mittelmeer eine Macht, die als Seemacht erst seit den allerletzten Jahren bestehe. Oesterreich sei jetzt im Begriffe, eine der starken Seemächte der Welt zu werden. Er wisse nicht genau, auf welche Eingebung hin. Das sei eine Tatsache von größter Bedeutung. Er hoffe, daß wenn England feine Schuldigkeit lue, es den Frieden erhalten würde, obschon er sich nicht verhehlen wolle, daß ein moderner Friede fast ebenso kostspielig sei wie ein Krieg in den früheren Zeiten, aber allerdings immer noch viel billiger als ein moderner Krieg. Ein moderner Krieg würde ein so niederschmetterndes Unglück sein, daß der unüberlegteste Staatsmann erschreckt vor ihm zurückweichen müsse. Ich kann mir nicht denken, daß eine der Mächte so unsinnig ist, Bündnisse zu schließen, die sie in einen Angriffskrieg verwickeln könnten in einer Sache, in der sie überhaupt keinen Streitpunkt hat. Das Resultat wird sein, daß jede einzelne Macht, die sich i-gend welchem rücksichtslosen offensiven Vorgehen hingibt, sich nicht nur von ihren Freunden getrennt sehen wird, sondern auch in einem Konflikt mit einem erdrückend stärkeren Feinde. Wenn es zu einem allgemeinen Kriege kommen sollte, so scheint es mir, daß die Flotten der Triple- entente nicht unzureichend sind. Sie dürften sich allen Anforderungen, die an sie gestellt werden, gewachsen zeigen. Die Lasten der Ausgaben müssen andauern, solange der unsinnige Wettbewerb im Schiffbau fortdauert.
r London, 23. Juli. (Oberhaus). Lord Sel- bourne lenkte die Aufmerksamkeit des Hauses auf die Regierungserklärung iber die Mittelmeerpolitik und sagte, der Schlüsse! zu der ganzen Situation sei die Tatsache daß Deutschland beinahe sofort in der Nordsee eine Flotte haben werde, die zu einem sofortigen Krieg bereit sei in einer Stärke, wie es keine Flotte bisher gewesen sei. Sie mache die Formalität einer Kriegserklärung zu einer reinen Höflichkeit, weil bei einer Flotte und einer solchen Bereitschaft gleichzeitig mit der Kriegserklärung ein Schlag ausgeführt werden könne. Außerdem werde es in nächster Zukunft eine Flotte von Schlachtschiffen im Miltelmeer geben, die dem Verbündeten Deutschlands gehöre. Er heiße die Darlegungen der Absichten der Admiralität im Mittelmeer willkommen,
Bestellungen
aus den
HeseNschcrfLer
für die Monate August u. September
tonnen jetzt schon gemacht werden.
I
aber er betrachte die Vorkehrungen nur als Notbehelf und erklärte, daß die Vorkehrungen schlagend bewiesen, daß England ein ganzes Geschwader von Schlachtschiffen zu wenig habe.
London, 22. Juli. Die Kontinentreise des englischen Königspaares ist nunmehr auf Oktober dieses Jahres festgesetzt. Das Königspaar wird seinen Antrittsbesuch bei den Höfen bezw. Regierungen in Berlin, Petersburg, Wien, Paris und Amsterdam machen. Der Besuch Brüssels und der Besuch in Rom sollen erst im Frühjahr kommenden Jahrs stattfinden.
London, 22. Juli. Die von den Italienern besetzten türkischen Inseln des Mittelmeeres werden ab 1. September der italienischen Zollgesetzgebung unterstellt. Der Einführung der italienischen Zollgesetzgebung wird die staatsrechtliche Einverleibung in Italien folgen. Die Notabeln der Inselbewohner haben den Mächten eine Eingabe zugestellt, die Unabhängigkeit der Inseln unter dem Schutze der Großmächte nachzusuchen.
Konstantinopel, 22. Juli. Hier trafen Nachrichten ein, daß in Nordalbanien anarchische Zustände herrschen. Im ganzen Sandschack, in Prizrend sowie in Kaza und Djakowa fraternisieren die Truppen mit den Aufständischen. Einem Gerücht zufolge demissionierte der Mutessarif (Statthalter) von Ipek.
An der Grenze des Wilajets Kossowa und Skutari sind drei Bataillone durch die aufständischen Stämme der Oraschi und Garnigi unter Jakob Ieronik umzingelt worden. Die Truppen mußten sich mit 400 Mausergewehren, drei Kanonen und vier Maschinengewehren ergeben. Ein Major ist von den Aufständischen gehängt worden.!
Konstautinopel, 22. Juli. Die Offiziere der Militärliga beginnen bereits, auch die Presse zu beeinflussen. Gestern erschienen acht Offiziere unter Führung des Obersten Avnt Bey in den Redaktionen der türkischen Blätter und verlangten die Nichtoeröffentlichung der von der Regierung mitgeteilten Informationen über die Verlesung der Proklamation an die Armee. Alle Redaktionen bis auf „Tanin" kamen der Forderung nach. Die Offiziere erklärten auf den Redaktionen, daß sie unbekümmert um das Kriegsgericht alles schreiben könnten.
Madrid, 23. Juli. Ein Telegramm aus Cordoba berichtet, daß in der Nähe von Torrcs Cabrera, 8 maskierte Räuber einen Personenzug arhielten und die Reisenden mit vorgehaltenem Revolver ausplünderten. Den den Zug begleitenden Zivilgardisten gelang es, drei der Verbrecher zu verhaften. Sie konnten es jedoch nicht verhindern, daß sich die übrigen mit ihrer Beute schleunigst flüchteten.
Die Monarchisten-Unruhen in Portugal.
Lissabon, 23. Juli. Das hiesige Blatt „Notitias" meldet aus Rom, daß der Herzog der Abruzzen, der Vetter des Königs von Italien, von einer Gruppe portugiesischer Monarchisten ein Schreiben erhalten habe, ob er bereit sei, gegebenenfalls die Krone von Portugal anzunehmen. Der Herzog erwiderte, es liege nicht in seinem Naturell, Herrscher zu werden und er wolle sich auch in die Parteistreitigkeiten anderer Länder nicht einmischen.
Zur Erkrankung des Kaisers von Japan.
Tokio, 22. Juli. Der Sekretär des kaiserlichen Hauses gibt bekannt, daß um Mitternacht eine Besserung im Befinden des Kaisers festzustellen war, die bis jetzt angehalten habe.
Die Acrzte gaben heute morgen folgendes Bulletin aus: Seine Majestät hat einen tiefen Schlaf gehabt. Die Körpertemperatur betrug gestern 37 Grad, der Puls 98, Atmung 28. Um 8 Uhr morgens betrug die Temperatur 39,5 Grad, der Puls 110, die Atmung 30. Die Zunge ist trocken, der Kaiser konnte aber ein wenig Nahrung zu sich nehmen.
Die Aerzte erklären, es sei möglich, von einer Genesung zu reden, wenn der gegenwärtige Zustand bestehen bleibe. Kapitän Smith von der „Titanic" noch am Leben?
Nerv-Nork, 22. Juli. Der Kapitän Peter Bryal, einer der ältesten Seeleute aus Baltimore, der in Schiffer- Kreisen sehr bekannt ist und zusammen mit dem Kapitän Smith von der „Titanic" auf der „Majestic" gedient hat, machte gestern nachmittag die gewiß aufsehenerregurde Mitteilung. daß er am Freitag den Kapitän Smith getroffen und mit ihm gesprochen habe. Dis Begegnung soll in der St. Paulsstreet vor sich gegangen sein. Kapitän Smith soll zu Bryal gesagt haben: „Lossen Sie mich gehen, ich habe Geschäfte, halten Sie mich nicht auf". Dann habe er ein Billett nach Washington gelöst.
Der Krieg rnn Tripolis.
Rom, 23. Juli. Das Amtsblatt veröffentlicht dis Einberufung von sämtlichen Reservejahrgängen der italienischen Kriegsmarine, womit der „Italia" zufolge eine Mobilmachung der Flotte zum letzten entscheidenden Vorgehen gegen die Türkei vollzogen werde.
Der Angriff auf die Dardanellen.
Rom, 22. Juli. König Viktor Emanuel richtete an den Vizeadmiral Mole folgende Depesche: „Ich bitte Sie, dem Schiffskapitän Millo, sowie den Mannschaften meine Bewunderung für ihre glänzende Haltung auszusprechen."
Konstantin opel, 23. Juli. Zu dem Angriff der Italiener in den Dardanellen verlautet jetzt, daß die in dunkler Nacht von den Türken für Torpedoboote angesehenen Schiffe zum Teil Unterseeboote gewesen seien, deren Untertauchen auf den Forts den Eindruck heroorcief, daß Torpedoboote gesunken seien. Dies würde es auch erklären, daß auf den einzelnen Forts eine verschiedene Anzahl seind- ! licher Schiffe beobachtet worden ist.