sekretär Stephan, der Kaiser verzichte auf die Herstellung eines kaiserlichen Absteigequartiers in demneuen Postgebäude in Frankfurt. Der Antrag der Kommission, die verlangten 535,500 auf 235,500 ^ herabzusetzen, wird daraufhin angenommen.
Ausland.
— Einer Meldung des Bureau Reuter aus Sansibar vom heutigen Tage zufolge hatte Emin Pascha einen Rückfall; sein Zustand soll ein sehr ungünstiger sein.
— Ein Brief an die „Köln. Volksztg." aus Sansibar, datiert 27. Dez., bringt die erste genauere Nachricht über den Unfall Emin Paschas: „Alle die Trinksprüche (beim Festmahl in Bagamoyo) brachten es mit sich, daß häufiger getrunken werden mußte. Nach Aufhebung der Tafel sagte Emin zu P. Girault: „Man hat mich heute abend ganz aus meiner Gewohnheit gebracht; seit fünfzehn Jahren habe ich keinen Wein mehr getrunken, ich bin gar nicht mehr an dieses Getränk gewöhnt und fühle mich darum jetzt gar nicht mehr behaglich." Hierauf empfahl er sich, trat in ein Nebenzimmer, und da er sehr kurzsichtig ist, hielt er eine bis zum Fußboden reichende Oeffnung in der Wand für eine Thüre; es war aber ein Fenster, aus welchem er mit voller Wucht, auf ein Zinkdach stürzte; von dort rollte sein Körper auf den Boden. Die ganze Höhe des Sturzes betrug an fünf Meter. — Von Buschiris letzten Augenblicken wird erzählt, daß, als er schon den Strick um den Hals hatte, er auf den gegenwärtigen Mali von Pangani, welcher hauptsächlich die Schuld an der Gefangennahme Buschiris trug, zeigte und sagte: „Hängt den auch auf; wenn ich schuldig bin, so ist er es eben so sehr wie ich."
— Bei einem Festmahl in Sansibar hielt Stanley eine Rede, worin er sich über die Z u- k unftAfrikas aussprach: Als ich vor 20 Jahren um erstenmal aus Afrika nach England heimkehrte, ragte man mich neugierig: „Sansibar, was ist das? Ist das eine Insel oder gehört es zum Festlande?" Und heute — wer kennt Sansibar nicht? Bekannt zu sein, ist schon ein Fortschritt. Wenn zur Zeit der Römer jemand zu einer Versammlung hervorragender Bürger gesprochen hätte: „Es liegt fern im Meere, hinter Gallien, eine kleine, verlorene Insel. Diese Insel wird einst das berühmte England sein, die Heimat des reichsten, bestgeordneten, am meisten handeltreibenden Volkes der Welt" — was würde man einem Propheten dieser Art zur Antwort gegeben haben? Man hätte ihm ins Gesicht gelacht. Und doch ist es eine Wahrheit. Nun wohl, meine Ueber- zeugung ist, daß der schwarze Kontinent eine Zukunft hat. In der Weise, wie die Ereignisse vorangehen, werden die Verbesserungen getroffen werden; mag seine Blüte in 20, 50 oder 100 Jahren eintreten, ich weiß es nicht, aber eintreten wird sie."
Tages Neuigkeiten.
— Egsdt. In Beinberg stürzte am 14. ds. ein schon mehrere Jahre baufälliger Anbau an dem
Wohnhaus des G. Schroth ohne äußere Veranlassung mit großem Gekrach vollständig ein. Der 8jähr. Knabe des Sch., welcher an dem darin lagernden Holz beschäftigt war, hatte den Bau eben zuvor verlassen. Sch. soll bereits vor 2 Jahren durch die Feuerschau auf den Defekt aufmerksam gemacht worden sein.
Neuenbürg, 45. Jan. Bei einem gestern nacht in Grunbach ausgebrochenen Brand sind 4 Haupt- und 4 Nebengebäude abgebrannt. Der Gebäudeschaden beträgt über 20000 Entstehungsursache ist bis jetzt unermittelt.
Stuttgart. Die widerwärtige Volkskrankheit „Influenza", welche zum Glück im Abnehmen begriffen zu sein scheint, hat nicht nur dem äußeren Leben einen düsteren Stempel aufgedrückt, sie griff auch fühlbar in das Erwerbsleben ein. Wohl selten sah man hier auf den Straßen so viele Leichenbegängnisse wie jetzt. Kein Tag ohne Trauergeläute; in den Zeitungen häuften sich die Todesanzeigen. Die Totenlisten der Standesämter fielen länger denn je aus. Alle Berufe, welche mit Kranksein und Sterben zu thun haben, waren überbeschäftigt. Die Aerzte hätten sich vervielsältigen sollen, die Apotheken wußten nicht genug Rezepte herzustellen, in den Blumenläden fehlte es an Arbeitskräften, um die letzten Gaben der Liebe und Freundschaft herzustellen, den Sargschreinern ging es ebenso. In den Krankenkassen war kaum anzukommen. Was die Verkehrsanstalten, fast alle Zweige der Verwaltung, was Fabriken und Werkstätten unter den Erkrankungen zu leiden hatten, darüber könnte man ganze Bogen schreiben, Theater, Konzerte waren leer, in Restaurationen, wo man sonst kaum einen Stuhl bekommt, zeigte sich eine schreckliche Oede.
Eßlingen, 14. Jan. Heute und morgen geht es im hiesigen Schlachthaus lebhaft zu, die Gebr. Schäfer, Metzger hier, schlachteten 170 Stück Hammel, welche nach Paris versendet werden. Kopf und Eingeschlächt werden hier zum verspeisen verkauft.
Kirchh eim u. T., 12. Jan. Reges Leben herrscht seit einigen Wochen im hiesigen Schlachthause, indem die Hammelsschlächterei, sowie der Versandt geschlachteter Hämmel nach Paris immer mehr an Ausdehnung gewinnt. So viel wir hören, sollen die hiesigen Metzger und Schafhalter, welche sich an diesem Geschäfte beteiligen, durchaus keine schlechten Geschäfte machen, was denselben auch zu gönnen ist.
Schorndorf, 13. Jan. Es wird nochmals der Versuch gemacht, die Errichtung emes Gaswerks an hiesigem Platze zu sichern. Es sind 675 Flammen gezeichnet, wozu noch diejenigen kommen, welche die Stadt für Straßenbeleuchtunng und Beleuchtung von Schulen und Kanzleien bedarf, sowie die Flammen, welche die K. Bahn- und Postverwaltung in Anspruch nehmen wird. Somit dürfte die Zahl von 800 Flammen, welche der Rentabilitätsberechnung zu Grund gelegt ist, nahezu erreicht sein. Aber unter diesen Flammen sind viele, welche nur selten angezündet werden, z. B. in Gesellschaftssälen der Wirtshäuser.
Gmünd, 14. Jan. Infolge der seit Sonntag eingetretenen äußerst nebligen Witterung scheint
die Influenza in unserer Stadt um so mehr um sich' zu greifen. Das Schullehrerseminar ward der unter Schülern und Lehrern rasch sich mehrenden Krankheitsfälle wegen, heute nachmittag genötigt, mit Zustimmung der K. Oberschulbehörde die noch gesunden Zöglinge in die Heimat zu entlassen. Der Unterricht m der Seminar-Uebungsschule erleidet vorerst keine Unterbrechung.
Wurmlingen, OA. Rottenburg, 14. Jan- In der Nacht vom Sonntag zum Montag ist hier ein großes Doppelhaus, der Mönchhof, ein Raub der Flammen geworden. Das rasendx Element griff so rasch um sich, daß in kurzer Zeit das ganze Haus nebst Scheuer abgebrannt war. Gerettet konnte" gar nichts werden. Der Besitzer, der im Bette lag erlitt den Flammentot. Sein Sohn entging diesem Schicksal, da er zur Zeit des Brandes in einer benachbarten Ortschaft sich befand. Verbrannt sind auch 5 Stück Vieh, 1 Pferd u. s. w. Man vermutet auch, daß eine größere Barsumme verloren gegangen ist, da der Besitzer ein sehr vermöglicher- Mann war.
Heidenheim, 14. Jan. Gestern nacht hatte, ein Dieb auf dem Felde einen Pferchkarren erbrochen und wollte sich eben mit den Bettstücken davon machen, als der Schäfer dazukam. Der Dieb ließ seinen Raub fallen und lief davon. Auf Anzeige des Schäfers wurde eine Verhaftung vorgenommen und man glaubt, den Richtigen erwischt zu haben. — Uhrenmacher Klemmer in Herbrechtingen machte bei einer Grabarbeit auf seinem Acker unweit des Orts, interessante Funde aus ältester Zeit. Er fand Grundmauern, eine Art Kellerraum, verschiedene Arten von. Platten, Gemäuer mit hübscher, gut erhaltener Malerei, und Bruchstücke eines Steinbildes. Man glaubt, es sei hier die Stätte gesunden, wo in frühester Zeit ein Götzenbild gestanden und verehrt worden war.
Friedrichshafen, 13. Jan. Die Influenza breitet sich täglich mehr aus. Auch unsere wetterfesten Seeleute werden von der Krankheit nicht verschont, namentlich ist Bayern schlimm daran, denn: die bayerische Verwaltung mußte wegen der Krankheit unter ihrem Personal bereits zwei Schiffe außer Dienst stellen, s'o daß gegenwärtig nur noch zwei Schiffe unter bayerischer Flagge fahren und ein Teil der Kurse durch die württ. Dampfschifffahrt ausgeführt wird.
Dortmund, 12. Januar. Ein abscheuliches Verbrechen ist bei Dortmund geplant worden. Als' am vorigen Freitag morgen nach 7 Uhr, also zu einer Zeit, da es noch dunkel ist, der Personenzug^ zwischen Marten und Kirchliude in einer scharfen Kurve fuhr, bäumte sich plötzlich die Lokomotive hoch auf, geriet aber beim Niedergehen zum Glück nicht aus deni Geleise, so daß die Jnsaßen des Zuges mit einigen unsanften Stößen davonkamen. Wie es sich herausstellte, hatten ruchlose Buben schwere Feldsteine auf die Bahn geschleppt, um den Zug zur Entgleisung zu brmgen. Nicht lange vorher hatten zwei. Güterzüge ungehindert dieselbe Stelle passiert.
Geestemünde, 13. Januar. Auf dem im neuen Hafen liegenden portugiesischen Dampfer „Olin-
Sophas eine Nachmittagspfeife zu schmauchen. Er selbst war solch übermütiger Regungen auch lange schon entwöhnt. Dazu war die Hinterstube da — „Vaters Stube", wie das kleine Gemach mit einem vorhanglosen Fenster, seinen, dünnbeinigen, tafelförmigen Clavier und den anderen Ausschußmöbeln genannt wurde. Dort mochte er seinen gemeinen Neigungen huldigen: Rauchen nach Herzenslust, Balsaminen ziehen und seine schmetternden Kanarienvögel füttern.
Dort durste er sich auch die Bequemlichkeit des Schlafrockes und der Pantoffeln gestatten. Im „Salon" hieß es die Dehors wahren. Dort sollte der von lästigem Musikunterricht ermüdete Mann in späten Jahren noch die Manieren eines Gentleman sich aneignen, dessen war er nimmer fähig. Er war durchdrungen von dem Bewußtsein, der Gatte einer „feingebildeten Dame von Adel" zu sein. — Isoldens Mutter sorgte dafür, daß er dies nie vergaß — und da er sanften und friedfertigen Gemütes war, gefiel er sich in der Rolle des Jndenwinkelgestelltseins ganz wohl. Er war es zufrieden, wenn es im Laufe der Jahre seltener geschah, daß man an ihn das Ansuchen stellte, im Frack und Zubehör als Herr des Hauses zu repräsentieren, in welcher Rolle er jederzeit ein meist stummes, recht klägliches Auftreten ermöglichte.
Isolde fand von Kindheit an dieses Verhältnis zwischen Vater und Mama ganz naturgemäß. Sie blickte, kaum daß sie gehen konnte, mit Naserümpfen auf den Papa herab, oder vielmehr hinauf, und gewöhnte sich ihm gegenüber eine nichts weniger denn töchterliche, impertinente Sprechweise an. Eines Tages äußerte sie gegen ihre Mutter, sie begreife nicht, wie Mama den Vater habe heiraten können, und diese erwiederte zerknirscht und mit einem Stoßseufzer, sie habe damals keinen Verstand gehabt.
Daß ihr Jntellect aber bedeutend an Schärfe gewonnen habe — dies wollte Frau Eberl bei der Wahl eines künftigen Schwiegersohnes beweisen.
Mit Wonneschauern gewahrte sie die Auszeichnungen, welche der eleganteste und vornehmste Kavalier der Festung Isolden während des letzten Balles widmete. Sie verlor keine Gelegenheit, sein erwachtes Interesse vor dem Erkalten zu bewahren.
Es zeigte sich, daß Jsolden's Gesundheit täglicher Spaziergänge bedurfte, I
auch wurde der arglose Vater angegangen, durch Spendung eines neuen Kleides und Hutes einem dringenden Bedürfnis abzuhelfen.
Dann lenkten Mutter und Tochter ihre Spaziergänge dem Paradeplatze zu,, wo die Offiziere um diese Zeit zu lustwandeln liebten. Dort pflegte Harald sich den beiden Damen regelmäßig anzuschließen. Bei den Klängen der Militärmusik, die zweimal wöchentlich konzertierte, schwirrte die Konversation. Man plauderte, scherzte,, lachte und wechselte Blicke.
Abends pflegten dann Mutter und Tochter ihre Wahrnehmungen auszutauschen.
„Du mußt den Kopf ein wenig mehr nach der rechten Seite halten, wenir Du an seiner Seite gehst. — Dein Profil kommt dann mehr zur Geltung. Den Schleier mußt Du stets vor dem Gesicht lassen . . . Lache nicht so viel und sprich, öfters ein Wort."
„Was soll ich sprechen? Er spricht ja so viel" war die phlegmatische Antwort.
„Heute gehen wir nicht" — hieß es ein anderes Mal. — „Er mag Dich- vermissen."
Dies geschah.
Als aber am andern Morgen Frau Ebert in der Küche stand und Spinat putzte, hielt sie plötzlich inne. Durch den Hausflur klirrte es verheißungsvoll wie von Sporen und kam der Treppe näher. Sie warf schleunigst die Küchenschürze ab, riß die Nebenthür auf und rief ihrer Tochter zu, schnell das blaue Kleid anzuziehen. Dann begrüßte sie mit dem Anstand, den Niemand ihr absprechen konnte, den- Lieutenant Grafen von der Tann.
Er kam sich zu erkundigen — „ob keine der Damm krank sei" — da sie gestern unsichtbar geblieben.
So war es gekommen — und heute fühlte Frau Ebert, daß sie am Ziele sei.
Gestern hatte sie den letzten Brief des Forstadjunkten ins Küchenfeuer zerworfen unv diesen Morgen ihm mit einigen kühlen Worten mitgeteilt: Es müsse nun ein Ende haben mit der Kinderei — Isolde sei im Begriff, sich mit dem Neffen- seines Gebieters zu verloben--Er werde einsehm u. s. w.
(Fortsetzung folgt.)