liste an gerechnet, also spätestens am Mittwoch den 12. Februar d. I., zu erfolgen. Ist die Liste zu berichtigen, so ist genau nach Z 4, Abs. 1 des Reglements zu verfahren. Ergeben sich Streichungen, so ist der in Spalte 2 der Listen eingetragene Namen zu durchstreichen und in Spalte 11 die Beurkundung nach Vorschrift des Formulars (Reg.-Bl. 1871, Beil. 1, S. 13) zu geben; ergeben sich Nachträge, so sind solche nach Seite 14 dieses Formulars zu fertigen und ist der Abschluß in der daselbst bezeichnten Weise zu beurkunden.
6) Bemerkt wird, daß die beiden gleichmäßig berichtigten Exemplare der Wählerlisten nicht sofort am Schluß der öffentlichen Auslegung, sondern erst am 22. Tage nach dem Beginn der öffentlichen Auslegung, also am 13. Februar d. I., definitiv abzuschließen sind (ok. die den Listen aufgedruckte Belehrung.)
Endlich sind die in jeder Gemeinde vorhandenen Exemplare der amtlichen Belehrung über das Verfahren bei den Reichstagswahlen für den Gebrauch des Wahlvorstands bereit zu stellen.
Bezüglich des weiteren Verfahrens werden später die erforderlichen Bekanntmachungen erlassen werden.
Calw, den 15. Januar 1890.
K. Oberamt.
Supper.
Die Ortsvorsteher
haben auf den 1. Februar d. I. hieher zu berichten, wie viele Aenderungen in der Bodeneintheilung seit 1. April 1889 angefallen und über wie viele derselben die vorgeschriebenen Meßurkunden und Handrisse beigebracht sind (vgl. Ziffer 1 Abs. 4 der Min.-Verf. vom 22. April 1865 und Ziffer 3 des Erlasses vom 14. Oktober 1879, St.-Coll. Amtsbl. S. 247).
Calw, den 15. Januar 1890.
K. Oberamt.
S upper.
Die Ortsvorsteher
werden auf die in Z 9 der Ministerialverfügung vom 24. November 1885, betreffend die Vollziehung der Landesfeuerlöschordnung, erteilten Vorschriften zur genauen Nachachtung aufmerksam gemacht.
Calw, den 15. Januar 1890.
K. Oberamt.
Supper.
Amtliche Bekanntmachung,
betreffend die Anzeigeerstattung bei Unfällen in land- und forstwirthschafttichen Betrieben.
Das Oberamt sieht sich zufolge Ersuchens des
Genoffenschaftsvorstands veranlaßt, die landwirth- schaftlichen Betriebsunternehmer wiederholt darauf hinzuweisen, daß von jedem Unfall, durch welchen Tod oder eine Arbeitsunfähigkeit von mehr als 3 Tagen im Betriebe verursacht wird, binnen zwei Tagen der zuständigen Ortspolizeibehörde schriftlich oder mündlich Anzeige zu erstatten ist. Durch Verspätung der Anzeige setzt sich der Betriebsunternehmer nicht nur der Bestrafung aus, sondern es erleidet derselbe nach Umständen auch anderweitige nicht unerhebliche Nachtheile.
Die Ortspolizeibehörden werden im übrigen auf den oberamtlichen Erlaß vom 31. August 1888, Calwer Wochenblatt Nr. 104, hingewiesen und daran erinnert, daß über jeden Unfall der daselbst angeordnete Bericht an das Oberamt zu erstatten ist.
Calw, den 14. Januar 1890.
K. Oberamt.
Amtmann Bertsch.
Deutsches Reich.
Berlin, 11. Jan. Die Beisetzung der Kaiserin Augusta. Der heutige Morgen sah einen schwer bedeckten Himmel, aber gegen 9 Uhr begann sich der Himmel aufzuheitern, bis zuletzt der volle Sonnenschein sich Bahn brach. Von 10 Uhr ab begann die Auffahrt zum königlichen Schlosse. Dort füllte sich sehr schnell die Schloßkapelle mit all den geladenen Personen, welche das Programm aufgeführt hatte. Die Kapelle selbst bot ein überaus eindrucksvolles Bild. Zwölf hohe Armleuchter spendeten ihr Licht, sechs davon umgaben den Altar, sechs andere waren gegenüber im Halbrund verteilt, außerdem brannten in den Nischen weiße Lämpchen, und dieses gedämpfte Licht bildete dann einen harmonischen Gegensatz zu dem vollen Tageslicht, welches von der Kuppel aus in das Gotteshaus siel. Vor dem Altar stand der geschlossene Sarg, bedeckt mit einem hermelinverbrämten Purpurmantel. Das Kopfende, welches dem Altar zugekehrt war, schmückte eine Krone. Zu beiden Seiten fielen Flaggen herab, welche das preußische und das Reichswappen sowie das Wahrzeichen der Vereine vom Roten Kreuz trugen, das rote Kreuz im weißen Felde; um dasselbe waren im weiten Umkreise zahllose Kränze und Blumenspenden ausgebreitet.
Die Trauerfeier leitete der Domchor ein mit dem Gesang: „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt." „Christus der ist mein Leben." Darauf verlas der Geistliche folgende Sprüche: Psalm 90, 2, 3, 10, 12, Markus 14, 6, 1. Thim. 5, 5, Epheser 2, 8—10, Matth. 5, 7, Offenbarung 22, 17 und fuhr fort: „Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben, von nun an!" worauf der Domchorgesang antwortete: „Ja, der Geist spricht, daß sie ruhen von ihrer Arbeit, denn ihre Werke folgen ihnen nach." Nachdem die Gemeinde den Choral: „Was Gott thut, daß ist wohlgethan" gesungen, hielt Oberhofprediger Generalsuperintendent Dr. Kögel die Gedächtnisrede.
Nach dem Gottesdienste wurde der Sarg durch
betraten, von dessen Rückseite sie nur noch durch eine grüne Blätterwand und einen freien Sandplatz getrennt waren.
„Harald will — er will — heiraten" — stammelte sie.
Der Graf sah sie schweigend an. Sollte seines Herzens Wunsch sich erfüllen? Hatten Edith und Harald sich versprochen?
Sie erriet seine Gedanken und rief, gleichzeitig, als sich ihm die Ueberzeugung aufdrängte, so sehe keine glückliche Braut aus: „Es ist ein Mädchen in der Festung, eines Lehrers Tochter, die er liebt." Dabei wechselte sie fortwährend die Farbe und ihre Glieder schauerten.
„Das sieht ihm ähnlich," — brauste der Gutsherr auf, dennoch der Mitteilung seiner Nichte wenig Gewicht beilegend. — „Unsinn, daß er Dir den Kopf mit dergleichen Alfanzereien beschwert. Das soll er künftighin bleiben kaffen."
Sie sah ihn ängstlich bittend an. — „Es ist diesmal ernst — Papa — er wird eS thun. — Und Du, versprich mir, lieber Onkel-Papa — Ja — zu sagen."
Er hatte sich aufgerichtet und zornig ihren Arm von sich geschleudert. — „Daß Du seine Fürsprecherin bist, will mir nicht gefallen" — rief er hart und bettat mit schnellen Schritten das Pottal des Schlaffes. — „Leicht wird eS sein, dem Buben das thörichte Hirngespinnst auSzureden."
Hierin aber irrte der Graf. Harald blieb unerschütterlich. Es kam zu einem heftigen Austritt, in welchem der Offizier seinen Willen behauptete, trotz der heftigen Gegenreden des Oheims. Auf die erhoffte Unterstützung mußte er verzichten — das sah er ein — aber trotz alledem. Es würde auch ohne dieselbe gehen.
Eugen war nach Ediths Eintritt zu ihr getreten. Ihre Bläffe, ihre dunkel umränderten Augen erschreckten ihn. Willig ließ sie sich von ihm Hinausgelesten, sie konnte hier nichts mehr helfen und Harald sah aus, wie Einer, der seinen Willen durchzusetzen weiß, ohne Beistand.
Bis in die Vorhalle schallte der bestimmte Tonfall seiner Stimme. Fest legte sie ihre Hand auf des Vetters Arm. Sie sprachen beide kein Wort. An der Thür ihres, im ersten Stock gelegenen Zimmers blieb Edith stehen. Sie öffnete wiederhott die Lippm, ehe sie bat. — „Geh zu Harald — verlaß ihn nicht — hörst Du, Eugen?"
24 Kammerherren von der Estrade abgehoben und- zum Leichenwagen getragen. Acht Stabsoffiziere ergriffen die Zügel der Pferde, vier Ritter des schwarzen Adlerordens die Zipfel des über den Wagen gebreiteten Tuches, während zwölf der Kammerherren,, die den Sarg getragen, jetzt den Baldachin über denselben hielten. Zu beiden Seiten gingen je zwei Stabsoffiziere und zwölf Hauptleute. Dem Sarge voraus, an der Spitze des sich nun in Bewegung setzenden Zuges, ritt eine Eskadron des 1. Garde- Dragoner-Regiments, dieser folgte eine Eskadron des Garde-Kürassier-Regiments, dann eine Eskadron des Kürassier-Regiments „Königin" und ein Bataillon, des 4. Garde-Grenadier-Regiments. Nach ihnen kam eine Eskorte des Regiments Garde du Corps und auf diese folgte die königliche Dienerschaft. Hinter diesen schritten vier adelige Marschällc, die Ordensinsignien der Kaiserin und die Krone tragend.
Hinter dem Leichenwagen schritt als vornehmster- Leidtragender der Kaiser, allein. Als Nächste folgen der König von Sachsen, Prinz Ludwig von Bayern: als Stellvertreter des Prinzregenten, die Großherzoge von Baden und Weimar, dann die königlichen Prinzen und die sonstigen Mitglieder der königlichen Familie,, sowie die Abgesandten fremder Souveräne, bas Gefolge des Kaiserpaares, der Kaiserin Friedrich und- der übrigen, hohen Herrschaften. Es folgten nun in langer Reihe die Generalität, der Bundesrat, die Minister, die Präsidien des Reichstages und Landtages, Abgesandte der Reichsbehörden u. s. w.
Der Gesamteindruck der Feierlichkeit war ein großartiger. Großartig durch den Glanz der hohen. Namen, die man hier vereinigt fand, großartig auch durch die schweigende und doch so beredte Anteilnahme des Volkes.
Als der Zug bei der Siegesallee angekommen„ bestiegen der Kaiser und die übrigen hohen Herrschaften die dort bereitstehenden Wagen, welche sie nach Charlottenburg brachten, wo sie den Leichenkondukt erwarteten. Auf dem Luisenplatz in Charlottenburg machte der Zug für eine kurze Weile Halt^ die obersten Hofchargen, welche hieher ebenfalls zu Wagen gekommen waren, traten vor den Leichenwagen und geleiteten ihn bis zum Mausoleum, wo die Leibkompagnie des 1. Garde-Regiments zu Fuß Aufstellung genommen hatte.
Der Leichenzug langte um 2 Uhr 25 Minuten: in Charlottenburg an, wohin der Kaiser von der Siegesallee zu Pferde folgte. Nur wenige fanden außer den leidtragenden fremden Fürstlichkeiten Einlaß in das Mausoleum, wo Oberhofprediger Kögel das Gebet und den Segen sprach und der Sarg auf einen Katafalk gesetzt ward. Erst in später Nachmittagsstunde verliefen sich die Massen.
— Die „Post" meldet: „Wir hatten eurer Notiz Raum gegeben, wonach ein Befehl des Kaisers für alle am Hofe erscheinenden Zivilpersonen das Tragen von Escarpins (Kniehosen) angeordnet haben sollte. Dazu hat der „Hamb. Correspondent" gemeldet, daß ein solcher Befehl nicht ergangen sei. Dies wird uns auf genauere Erkundigung dahin bestätigt, daß die Frage sich noch in dem nämlichen Stadium befindet wie seit dem vorigen Sommer. Damals war eine Veränderung angeregt worden, aber die Ange-
Er fand kein Wort der Erwiderung. Als er die Terrasse erreichte, hatte der. Onkel sich bereüs zürnend zurückgezogen.
Die Großmutter sprach begütigend mit Harald. — „Mein Sohn zürnt zwar- — und mit Recht — doch wird er Dir wieder gewogen werden, wenn Du Dich als Mann von Ehre zeigst. Raten kann Ich Dir nicht, — des Menschen Wille ist sein Himmelreich — aber, überstürze nichts."
Damit reichte die alte Dame dem Neffen die Hand, die dieser küßte, und zog sich zurück.
Die beiden jungen Männer gingen einsilbig dem Herrenhause zu, wo Harald- Dairling eingestellt hatte.
„Es bleibt dabei" — rief der Lieutenant vom Pferde herab dem Bruder zu.. Dieser nickte zerstreut. — „Arme Edith!" — murmelte er, als er langsam den Flur seines Stammhauses betrat.
Der Regen rauschte strömend hernieder. Auf den sonnigen Tag von gestern war eine gewitterschwere Nacht gefolgt, die einen andauernden Regen mit sich führte.
Isolde saß am Fenster und blickte auf die Straße hinab. Sie sah zerstreut,, wie das rinnende Naß die Pflastersteine glättete, die Zwischenräume sauber auswusch.. Schäumend quoll das hervorstürzende Wasser der Dachrinnen in die untergestellten Fässer. In der Einsenkung zwischen Fahrstraße und Fußweg hatte sich ein gelblicher Bach gebildet. Einige kleine Knaben mühten sich ab, ihm aus Steinen und Lehm ein Wehr entgegenzubauen.
Die Gedanken des schönen Mädchens irrten weit ab. Heute mußte ihr Geschick sich entscheiden. Heute noch mußte ihr die Kunde werden, ob sie bestimmt sei, künftighin den stolzen Namen einer Gräfin von der Tann zu tragen. — Ein lockendes Ziel! Dennoch sah Isolde demselben mit großer Gelassenheit entgegen. Sie zweifelte nicht an einer günstigen Entscheidung. Sie war sich Haralds Liebe, der Macht ihrer berückenden Schönheit vollkommen bewußt und sah mit kühler Ruhe: die glänzende Zukunft sich eröffnen.
(Fortsetzung folgt.)