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S«mfp«echer Nr. 29.
86. Jahrgang.
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Samstag, de» 8. Auni
1912
Agk. Höevarnt 'Nagold. Bekanntmachung betr. die Ma«l- «nd Klauenseuche.
Die Maul- u. Klauenseuche in Emmingen ist erloschen.
Die ergangenen Sperrmaßnahmen (vgl. Ges. Nr. 101) werden aufgehoben.
Verboten ist in Emmingen auch fernerhin die Abhaltung von Rindvieh- Schweine- und Pserdemürkten sowie der Hausierhandel mit Wiederkäuern und Schweinen.
Nagold, 8. Juni 1912. Amtmann Mayer.
Jakob Dürr von Pfrondorf ist als MMäranwärter nach bestandener Prüfung zum^Bahnhof-Assistenten in Böblingen ernannt worden.'
Der Wetterwarl.
N-ktttsch« Amscha«.
x Den sozialdemokratischen Zeitungsgründungen, die in unserem kleinen Lande in letzter Zeit etwas gar zu üppig aus dem Boden geschossen sind, ist ein kleiner Dämpfer ausgesetzt worden durch die aus finanziellen Gründen notwendig gewordene Fusion zwischen der Freien Dolks- zeitung in Göppingen und der Donauwacht in Ulm, die zugleich dadurch noch eine besondere politische Bedeutung erlangt, weil mit der Fusion dem geradezu berüchtigt gewordenen Göppinger Radikalismus die Flügel gestutzt werden. Die Kaltstellung Lindemanns für die nächsten Landtagswahlen war das spezielle „Verdienst" der hyper- radikalen Bolkszeitungsredaktion in der Person des Herrn Dr. Thalheimer, der nun einem gemäßigteren Genossen weichen muß, bevor der Karren vollends ganz verfahren ist. Ganz ins Gleis läßt er sich jedenfalls aber auch dadurch nicht mehr bringen, denn die Gegensätze innerhalb der Göppinger Sozialdemokratie sind unter der Acgide Kinkel-Thal- heimer so schroff geworden, daß die Sozialdemokratie ihre Helle Freude daran haben könnte, wenn das im bürgerlichen Lager irgendwo der Fall wäre. Dem sozialdemokratischen Landesoorstand ist die Aufgabe zugefallen, zu bremsen, ob es ihm durch die vorgesehenen Aenderungen gelingt, ist noch die Frage.
Wollte sich die sozialdemokratische Fraktion des Landtags noch ein besonderes Denkmal setzen durch Einbringung eines Antrags auf Einführung der allgemeinen Verhältniswahl, einer Frage, deren Behandlung im jetzigen kurzen Tagungsabschnitt ein Ding absoluter Unmöglichkeit ist, so mutz das Gleiche gesagt werden von der vom Bund für Handel und Gewerbe und dem Verband der Rabattsparvereine ausgehenden und von den Konservativen und dem Bund der Landwirte natürlich von vornherein unterstützten Eingabe, die von den Konsumvereinen ihren Mitgliedern gewährten Rabatte einer besonderen Besteuerung zu unterwerfen. Der ganze Charakter dieser Eingabe ist sinngemäß dazu angetan, eine der bekannten und ausgedehnten Mittelslandsdebatten heroorzurusen, die immer das eine Ergebnis haben, ohne Ergebnis zu verlaufen. Die Zweckmäßigkett der Behandlung dieser Frage darf also doch zum mindesten in Zweifel gestellt werden zu einer Zeit, wo es für den Landtag gilt, sein altes Pensum noch recht und schlecht zu erledigen. Der neue Landtag liegt ja nicht gar zu fern, und da kann dann mit Muße und Ruhe über eine Frage gesprochen werden, die für unser volkswütschaftltches Leben doch immerhin ihre Bedeutung hat. Mit Wahlagitationssragen aber sollte man diesen kurzlebigen Landtag doch nicht mehr beschäftigen, das kann von berufener Seite in der Agigation doch hinreichend besorgt werden.
Die „hohe" Politik im Reiche ist durch die Vertagung des Reichstags etwas zur Ruhe gekommen, aber einige ganz interessante Fragen geben der Oefsentiichkeit genügend Stoff zur Debatte. Der alte Etreitruf: Hie Köln, hie Berlin! ertönt wieder von neuem. Es sind die bekannten Divergenzen im Zentrumslager» die in der Zenlrumspreffe selber am schärfsten amgesochten werden. Es sei kurz in Erinnerung gebracht, worum es sich im wesentlichen dreht, denn es wird hier noch mancher Strauß ausgefochten werden, zumal wenn sich Dinge ereignen wie bei der letzten Reichstagsersatzwahl im Bezirk des seitherigen Abgeordneten Roeren, wo die christlichen Gewerkschaften dem offiziellen Zentrumskandidaten einen Gegenkandidaten gegenüberstellten, ohne freilich, nebenbei bemerkt, damit einen Erfolg zu erzielen. Bei den beiden Richtungen handelt es sich darum, ob das Zentrum rein konfessionellen, rein katholischen Charakter haben soll, oder ob es sich wenigstens nach außen hin interkonfessionell geben, nur den christlichen Standpunkt vertreten soll. Die erstere Richtung ist die „Berliner" in der Politik verfochten durch das Berliner Zentrumsblatt Germania, die letztere die „Kölner" unter Führung der Kölnischen Bolkszeitung des Zenimmsabgeordneten Bachem. Die gegenseitigen Anklagen
der beiden gingen mehrfach bis nach Rom mit dem Resultat, daß die Berliner Richtung obsiegte. Bon dieser Remt- niscenz wäre überzuleiten aus die neueste Erscheinung auf diesem Gebiete. Es handelt sich dabei um die gewerkschaftliche Frage.
Der Sachverhalt ist in gedrängter Form folgender: Auf dem diesjährigen Kongreß des Verbands der katholischen Arbeitervereine machte ein Pfarrer Beyer, durch den der Verband dem Papste hatte eine Huldigung überreichen lassen, die Mitteilung, deren Inhalt dahin ging, der Papst habe sich ganz bestimmt auf die Seite der „Berliner Richtung" gestellt, also sich für die rein katholischen Arbeitervereine ausgesprochen und die von der „Kölner Richtung" verteidigten christlichen Gewerkschaften mit großer Schärfe verurteilt. Damit ist der alte Streit auch auf das Gebiet der Gewerkschaften verpflanzt. Der Gesamtverband der christlichen Gewerkschaften hat zwar dazu sofort Stellung genommen und sich hiebei in einer scharfen Erklärung namentlich gegen die erwähnte Huldigungsadresse der Berliner Fachgenossen gewandt, aber dadurch ist der Streit nicht aus der Welt geschafft, sondern erst recht entfacht, denn die Stellungnahme des Vatikans wird nicht ohne Einfluß auf die weitere Entwicklung der Angelegenheit bleiben. Die Kölnische Bolkszeiiung wendet sich zwar mit aller Schärfe gegen die „Infamien" der klerikalen Presse Italiens, die natürlich in dieser Frage aus Seiten der „Berliner" steht, aber der Zankapfel selber bleibt eben bestehen, und es wird noch mancher Streit darob ausgefochten werden müssen.
Eine Frage, die der politischen Welt ebenfalls Stoff zur Erörterung und auch zu überflüssiger Kannegießerei gegeben hat. ist die Braunschweigische Frage, die durch den tragischen Tod des Prinzen Georg Wilhelm von Cumberland, der aus einer Automobilsahrt tödlich verunglückte, heraufbeschworen ist. In ritterlicher Art hatte der Kaiser dem Vater des Verunglückten sein herzliches Beileid ausgesprochen. Der Herzog zeigte sich wieder ritterlich und sandte seinen noch lebenden Sohn zur Dankesabstattung an den Berliner Hof. Es war seit 1866, wo das Königreich Hannover infolge seiner Stellungnahme gegen Preußen aushörte zu existieren und woher der Haß des Welfentums, die immer noch mit der Wiederherstellung des Königreichs rechneten, stammte, das erstemal, daß ein Nachkomme des früheren hannoverschen Königshauses, dessen Erbe die Cumber- länder angetreten haben, am deutschen Kaiserhof bezw. preußischen Königshos geweilt, ein Ereignis, das, mag es zunächst auch nur einem reinen Höflichkeitsakt entsprungen sein, immerhin bemerkenswert ist, zeigt es doch, daß auch hier die Zeit allmählich die Wunden zu heilen vermag, daß man mit der Zeit damit rechnen kann, das unversöhnliche Welfentum dahin zu bringen, wohin es durch die geschichtliche Entwicklung nun einmal gehört wie die Reichslande, daß es sich als Glied des Deutschen Reiches fühlt.
In derFrage der auswärtigen Politik spukt immer noch das angeblich in der Lust liegende englisch-französische Bündnis, aber — „nix Gewisses weiß man nicht." Das Bemerkenswerte am Ganzen ist zunächst jedenfalls die englische Zurückhaltung in der Frage. Selbstverständlich arbeitet hier die Diplomatie nur hinter den Kulissen, aber Zustrom muß ihr doch eigentlich die Sympathie derOesfent- lichkeit geben, und die ist bislang jenseits des Kanals noch recht spärlich. Die Erkenntnis, daß England bei einer Allianz mit Frankreich so ganz und gar der gebende Teil sein würde, hat bei den nüchternen Leuten drüben dazu beigetragen, etwas weniger hitzig dreinzufahren als seinerzeit bei der Marokkoaffäre, wo viele schon von den Lorbeeren träumten, die die aus das Festland geworfenen 150000 Mann einheimsen würden. Man scheint „drüben" auch eingesehen zu haben, daß Deutschland noch nicht gar so Unrecht hatte, als es Frankreichs Marokkoplänen entgegentrat — denn die Klagen über Beschränkungen der Handelsfreiheit etc. kommen gerade aus England — und dann möchte man wohl auch füglich abwarten, was aus Marschalls Mission für die Beziehungen zwischen Deutschland und England herausspringt. Das ist durchaus natürlich, und man braucht deshalb noch lange nicht so weit zu gehen, wie es teilweise in der deutschen Presse schon geschieht, und von einerTrübung der englisch-französischen Freundschaft reden.
Die anderen Tagessragen, der türkisch-italienische Krieg und Frankreichs Marokko feldzug, bieten nichts weiterer Ausführungen Wertes; sie sind das ewige Frage- und Antwortspiel, mit dem sich der Leser ohne irgendwelche Aufregung tagtäglich etwas die Zeit vertreibt. Die Türkei hat es für notwendig befunden, in einer Note an die Mächte die Ausweisung der Italiener zu begründen. Das ist hergebrachte internationale Höflichkeitspolitik ohne praktischen Wett, denn ein vernünftiger Mensch streitet ihr das gute Recht bei ihrem Vorgehen gar nicht ab.
Vom Landtag.
p Stuttgart, 7. Juni. Die Zweite Kammer erledigte in der heute fortgesetzten Beratung der Denkschrift über Pereinsachungen in der Staatsverwaltung das Departement des Innern. Im allgemeinen wurden die Vorschläge der Denkschrift ohne Debatte angenommen. Der Finanzausschuß beantragte die Umgestaltung des Medizinalkollegiums in eine Ministerialabteilung für das Gesundheitswesen. Das Haus nahm aber nach längerer Debatte einen Antrag Liesching an, der sich nicht für die Mintsterialabtei- lung sondern nur für die Austeilung der Geschäfte des Medizinalkollegiums an das Ministerium und seine Behörden aussprach. Ohne Debatte wurden die Ausschußanträge angenommen, von der in Aussicht genommenen Maßnahme, die kostenlose Beigabe des Gewerbeblatts zum Staats- anzeiger auszugeben, Abstand zu nehmen, ferner die Landesgestütskommission sofort aufzuheben. Bet der Bezirksverwaltung beantragte der Finanzausschuß, die geplante Aenderung in der Organisation der Bezirksämter im Departement des Innern, abgesehen von der Stadt- direktion, dem Amtsoberamt Stuttgart und dem Oberami Cannstatt, nicht weiter zu verfolgen. Die Abgeordneten Kübel und Hildenbrand beantragten die Streichung der Worte „abgesehen von der Stadtdirektion, dem Amtsoberamt Stuttgart und dem Oberamt Cannstatt." Dieser Antrag wurde angenommen. Somit bleiben jetzt sämtliche Oberämter nach wie vor bestehen. Bei den Vereinfachungen im Geschäftsbetrieb wurde die Regierung ersucht, in Erwägung darüber einzutreten, ob nicht eine noch weitergehende Vereinfachung des oberamtlichen Rechnungs-Revisionswesens. namentlich bei den von Haupt- und nebenamtlichen Berwal- tungsaktuaren abgeschlossenen Rechnungen eintreten kann.
TageS-Neuigkeite«.
«u« Stadt iwd Amt.
Nagold, 8. Juni 1812.
* Vom Tage. Bezüglich des traurigen Vorkommnisses in Feuerbach wird uns mitgeteilt, daß auch hier solche freche Buben Hausen. Im Gatten des Herrn Weinhändlers Schuon wurde ein Nistkästchen zerstörtund dieMeisen- brut in rohester Weise getötet. (Da können nur Hiebe Helsen. D. R.)
r Die Macht der Presse. Ein kleines Blatt veröffentlichte kürzlich folgende Notiz: „Infolge Raummangels mußte eine Anzahl Geburten und Todesfälle aus die nächste Woche verschoben werden"._
-t. Ebhansen, 7. Juni. In vergangener Nacht gegen 1 Uhr zog ein schweres Gewitter mit Donner, Blitz und heftigem Regen über unsere Markung. Noch schwerer aber war das Gewitter, das heute sich über unsere Fluren hinzog in der Zeit von 1—2 Uhr. Durch heftige Donnerschläge und grelle Blitze wurden die Bewohner erschreckt. Ein wolkenbruchattiger Regen, vermischt mit Hagelkörner bis zur Größe von Ackerbohnen ging nieder, so daß in allen Straßen das Wasser wie in Bächen flutete. Ob und in welchem Grade die Hagelkömer, die teilweise sehr dicht fielen, auf den Feldern und in den Obstgärten Schaden an- richteten, läßt sich zur Stunde noch nicht feststellen.
Pfrondorf, 7. Juni. Lt. Staatsanzeiger hat der König der hiesigen Kirchengemeinde zu den Kosten einer neuen Orgel und Heizungseinrichtung einen Staatsbeitrag von 380 oerwilligt.
Ans den Nachbarbezirken.
Rottenbnrg, 5. Juni. Don dem hochwürdigsten Bischof wurde Dr. Johann Baptist Sproll, Pfarrer in Kirchen, zum Domkapitular ernannt.
Pfalzgrasenweiler, 7. Juni. Bei dem Gewitter.in vergangener Nacht schlug der Blitz in das Haus des Schuhmachers Brösamle, glücklicherweise ohne zu zünden. Eine Wand wurde dabei hinausgefchlagen.
Calw, 7. Juni. Die Versicherungsbeiträge zur staatlichen Brandoersicherungsanstalt im Oberamt Calw betrugen im Jahr 1911 62416,16 die verwilltgten Brandentschädigungen 40608,18 -6. Die Zahl der Brandsälle betrug wie im Nachbaroberamt Nagold 10. Durch Brand zerstört wurden 6 Gebäude, beschädigt 7 und betroffene Besitzer sind es 15.
Horb, 7. Juni. In die Freude über das gute Gelingen der Fronleichnamsprozession mischte sich bitteres Leid, indem dem verheirateten Leichenschauer und Totengräber Franz Rimmele beim Abfeuern von Böllerschüssen infolge Zerspringens eines Böllers der linke Arm so schwer verletzt wurde, daß derselbe abgenommen werden muß. Er wurde in die chirurgische Klinik nach Tübingen übergefühtt.