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Srnüfpsechrs Nr. 23.
86. Jahrgang.
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Schwüb. -rrrbmikt.
Mittwoch, de« 22. Mai
1912
Amtliches.
Bekanntmachung der K. Zentralstelle.
Landesausstellung vou Lehrliugsarbeite«.
Die diesjährige Landesausstellung von Lehrlingsarbeiten findet im Saalbatt in Ulm statt.
Die Ausstellung beginnt am Sonntag, den 26. Mai, und dauert bis 9. Juni einschließlich. Sie ist täglich von 10, an den Sonntagen von 11 Uhr vormittags bis 5 Uhr nachmittags unentgeltlich geöffnet.
Die Gewerbetreibenden, insbesondere die Aussteller und ihre Lehrmeister, werden zu zahlreichem Besuche eingeladen.
Stuttgart, den 13. Mai 1912. Mosthaf.
Bei der Eisenbahnassistentenprüfung sind u. a. Kandidaten für befähigt erkannt worden: Karl Kallfaß von Gompelscheuer, Hugo Setzer von Nagold, Rudolf Stätter von Wildberg.
Deutscher Reichstag.
(Schluß der Sitzung vom 26. Mai.)
Staatssekr. Kühn: Nach den neueren Erfahrungen sind wir nicht begierig, neue Bei Handlungen in Szene zu setzen. Den Antrag, den Kriegsteilnehmern die 16 Millionen zugute kommen zu lassen, können wir ablehnen, da die Regierung es übernommen hat, die nöt-gen Mittel flüssig zu machen. § 1 besagt im ersten Teil, daß das Kontingent der Branntweinbrennereien für die süddeutschen Staaten aufrecht erhalten, im übrigen aber beseitigt wird. Der frühere Abgabensatz von 1.05 ^ für das Liter Alkohol wird aus- gehoben.W Die Sozialdemokraten beantragen zu sagen: der frühere Abgabensatz von 1,25
Dieser Antrag wird in namentlicher Abstimmung mit 211 gegen 141 Stimmen abgelehnt, ein Abgeordneter enthält sich der Abstimmung. § 1 Absatz 2 will aus dem Ertrag der Verbrauchsabgaben der Einnahme an Beiliebsauslagen jährlich 16 Millionen zusüh:en, die zur Erhöhung der Vergütung für vergällten Branntwein zu verwenden sind. Die Sozialdemokraten beantragen, diese 16 Millionen zur Unterstützung hilfsbedürftiger Kriegsteilnehmer teilweise zu verwenden. Auch über diesen Antrag wird namentlich abgestimmt. Dafür stimmen 147, dagegen 203 Abgeordnete. Der Antrag ist also abgclehnt. Der Paragraph wird in der Fassung der Kommissionsbeschlüsse angenommen.
Bei Z 2 beantragt Abg. Dr. Südekum (Soz.) die Streichung der Bestimmung, daß die Staffelung für die süddeutschen Staaten ohne deren Anhörung nicht geändert werden kann.
Staatssekretär Kühn bittet, den Antrag abzulehnen, der nur begründet sein würde, wenn es sich um die Schaffung eines Reservatrechts handelte.
Der Antrag wird in. namentlicher Abstimmung abgelehnt. Für die Ausrechterhaltung in der Kommissionssassung stimmen 219, dagegen 136 Abgeordnete, 2 Stimmen sind ungültig. § 2 wird in der Kommissionssassung angenommen, desgleichen die KK 3, 4 und ff. unter Ablehnung eines sozialdemokratischen Abändemngsantrages.
K 7 u, drr die Herabsetzung des Kontingents für ge
werbliche Brennereien auf 3000 Hl. oorschreibt, wird aus Antrag des Abg. Dietrich (Kons.) gestrichen.
Fm § 7 d sind Vergünstigungen für eine Anzahl von Industrien gewährt, auch für Alkohol, der nur unvollständig vergällt ist. Zu diesen Industrien gehört auch die Blei- weißindustrie. Hierzu begründet
Davidsohn (Soz.), der vom Vizepräsidenten Paasche aus Versehen Isaaksohn genannt wird, was stürmische langanhaltende Heiterkeit im ganzen Hause und bei den eigenen Parteigenossen hervorruft, stellt einen Antrag, die Vergünstigungen für die Bleiweißindustrie zu streichen.
Schweickhardt (F.D.) begründet einen Antrag auf Ermäßigung der Ueberbrandstrasen und zwar namentlich im Interesse der kleinen Brennereien. Der Antrag wird abgelehnt. Dagegen wird der sozialdemokratische Antrag aus Beseitigung der Vergünstigungen für die Bleiweißindustrie angenommen. — Eine Anzahl von den Sozialdemokraten bereits in der Kommission gestellter Anträge wird abgelehnt, ebenso ein Antrag der Fortschrittlichen Volkspartei, der die Bestimmung streichen will, daß der Ueberbrand in allen Fällen der vollständigen Vergällung unterliegen soll. Angenommen wird dagegen ein Antrag Schweickhardt (FV.), der es bei der bisherigen Berbrauchsabgabe für Essig läßt.
Der Rest des Gesetzes wird entsprechend den Kommissionsbeschlüssen angenommen.
Das Haus vertagt sich um V^9 Uhr aus morgen vormittag 11 Uhr. T.-O.: Militärlustfahrersürsorgegesetz, Etatsreste und kleinere Vorlagen.
Berlin, 21. Mai.
Am Bundesraistisch Staatskommissare. Präsident Dr. Kämpf eröffnet die Sitzung um 11.20 Uhr. Aus der Tagesordnung steht zunächst die erste Lesung eines Gesetzentwurfes zu einem Militärluftfahrersürsorgegesetz
Frank-Mannheim (Soz.) führt aus: Unverständlich ist die ungeheure Hast, mit der die Ausbildung der Flieger vorgenommen wird. Das ist ein Spielen mit Menschenleben, das durch nachträgliche Entschädigung der Hinterbliebenen nicht aut zu machen ist.
Die Abgg. Erzbeiger (Z.). Schulenbmg (Natl.) und Doormann begründen dte Vortage.
Bernstein (S.): Es muß feftgelegt werden, daß die Flugzeuge nur zu AufklärungsUensten verwendet werden, nicht aber zum Werfen von Brennstoffen.
Die Vorlage wird ohne Kommissionsberatung auch in 2. Lesung angenommen. Sodann wird ein Zusatzvertrag zu dem Auslieferungsvertrag mit Luxemburg gleichfalls in 1. und 2. Lesung ohne Debatte angenommen. Es folgen E t a 1 s r e st e.
Ohne Debatte werden angenommen die Etats für das Schutzgebiet Kiauijchou und das ostasiatische Marinedelachement in 2. Lesung, ferner das Etatsgesetz, der Rest des Etats des Ministeriums des Innern, des Postetats, des Etats der Reichsctstnbahnen und des Etats der Reichsschuld. Beim Etat der allgemeinen Finonzverwaltung wird von der Kommission für die Deckung der Wehrvorlagen die Hinausschiebung der Herabsetzung der Zuckersteuer und die Einbringung eines Gesetzes zur Einführung einer am 1. OKI.
1916 in Kraft tretenden Besitzsteuer beantragt. Weiter liegt ein von der Kommission beantragter Entwurf für die Einführung der Erbschaftssteuer zum 1. April 1913 vor.
Erzberger (Ztr.) berichtet über die Verhandlungen in der Budgetkommission.
Bassermann (ntl.): Uns wäre am liebsten, wenn heute schon über die völlige Regelung der Deckungsoorlagen eine Einigung erzielt werden könnte. Mit unserem Antrag aus Einführung einer Besitzsteuer haben wir eine Bindung der Regierung herbeisühren, aber den Weg offen lassen wollen, ob eine Vermögens- oder die Erbschaftssteuer gewählt wird. Die Ueberschüsse aus dieser Steuer könnten zur Herabsetzung der Altersgrenze bei der Altersversicherung verwendet werden, oder den Kriegsveteranen zugute kommen.
Ledebour (Soz): Die Hinausschiebung der Herabsetzung der Zuckersteuer ist eine verschleierte Konsumsteuer. Bei der kommenden Steuer werden wir uns alle Rechte Vorbehalten und uns für eine Erbschaftssteuer entscheiden.
Spahn (Ztr.): Die Herabsetzung der Zuckersteuer tritt spätestens am 1. Oktober 1916 in Kraft, jedenfalls aber 6 Monate nach dem Inkrafttreten der bis zum 30. April 1913 dem Reichstag zugehenden Besitzsteuer. Ueber die Gestalt dieser Besitzsteuer soll der Regierung freie Hand gelassen werden, ob sie die Form einer direkten Reichssteuer oder eine einzelstaatliche Abgabe wählt.
Graf Westarp (Kons.): Der Antrag aus Vorlegung einer Erbschaftssteuer bis zum 1. April 1913 ist nicht geeignet, eine einmütige Regelung -dieses Teiles der Wehrvorlage herbelzusühren. Auch für die Freunde der Erbschaftssteuer sollte dieser Antrag nicht annehmbar sein» da er nicht vereinbar ist mit dem Kompromißanirag, der die allgemeine Besitzsteuer fordert. Die Regierung wird sich gleichfalls nicht aus die Erbschaftssteuer sestlegen lassen. Eine Bindung der Regierung ist nicht ganz unbedenklich, aber wir sind auch hierzu bereit. Ueber die Form der Besitzsteuer soll später entschieden werden. Dem Kompromißanirag stimmen wir zu. Die Erbschaftssteuer werden wir ablehnen. Das mobile Kapital muß erfaßt werden.
Fischbeck (F.V.): Wenn wir nicht bindende Verpflichtungen schaffen für unsere Einnahmen, so kommen wir durch die Wehrvorlagen wieder in die alte Schuldenwirtschast hinein.
Staatssekretär Kühn: Auf die Frage, was die Regierungen unter einer Besitzsteuer verstehen, antworte ich: Wir verstehen darunter Steuern vom Vermögen oder Nachlaß in den verschiedensten Formen. Auch die Erbschaftssteuer gehört dazu. Schon der erste Entwurf enthält die Forderung der Erbschaftssteuer. Ihm würden sich die verbündeten Regierungen nicht entgegenstellen, sofern der zweite Absatz fallen würde, wonach die Höhe der Steuerquote alljährlich durch den Etat sestzusetzen ist. Wir sind bei Annahme des Kommissionsantrags bereit, den verlangten Gesetzentwurf in der angegebenen Frist vorzulegen.
Mumm (W. B.): Wir stimmen für beide Entwürfe, um unsere grundsätzliche Zustimmung zur Erbschaftssteuer auszudrücken.
Gamp (Reichsp.): Die Erbschaftssteuer, für die wir
Auf der Waljagd.*)
Bon R. Vahsel
Kapitän des Schiffes „Deutschland" der Deutschen Antarktischen Expedition.
Ganz im stillen hat sich auf der weltfernen Insel Süd-Georgien eine Industrie entwickelt, die ihren Unternehmern alljährlich viele Millionen einbringt. Dort haben sich eine Reihe von Gesellschaften niedergelassen, die sich mit dem Fang und der Verwertung von Walen beschäftigen. Welchen Umfang der Walfang dort genommen hat, zeigt die Tatsache, daß allein im letzten Jahre in Grytoiken 1677 gefangene Wale verarbeitet wurden, die einen Ertrag von 56156 Tonnen Oel ergaben. Außerdem werden dis Barten verwendet und Fleisch und Knochen zu Dünger verarbeitet. Der Leiter der Station in Grytoiken. Kapitän Larsen, hatte mir die Erlaubnis erteilt, auf dem größten argentinischen Fangdampfer mich an einem Fang zu beteiligen. Die Besatzung des Schiffes bestand aus 12 Mann. Um in aller Frühe aus den 40 Meilen nördlich von Lumberland-Bay liegenden Fanggründen sein zu können, gingen wir nachts um 2 Uhr in See: das Wetter war ziemlich rauh, und unser mit voller Fahrt dampfender „Don Ernesto" rollte und stampfte so heftig, daß es selbst mir altem Seemann
*) Vom Kapitän des Expeditionsschiffes „Deutschland", R. Vahsel, ist aus Süd-Georgien der vorstehende Bericht über einen Walfang eingegangen, an dem er sich an Bord des Fangdampferr „Don Ernesto" beteiligen konnte, während der Expedilionsleiter Dr. Filchner sich zu wissenschaftlichen Beobachtungen in der Royai-Bey befand.
etwas Unbehagen einflößte. Für zartbesaitete, zur Seekrankheit neigende Gemüter ist also eine Fahrt auf einem Fangdampser nichts.
Schon gegen 5 Uhr sichteten wir den ersten Wal, aber erst gegen 8 Uhr mehrere zusammen, sogen. „Schulen", wo es lohnend schien, Jagd darauf zu machen. Das Vorhandensein der Wale ist an der mit großer Kraft von Zeit zu Zeit beim Atmen aus den Nasen- oder sogen. Spritzlöchern heroorgcstoßenen, mit Wasserdampf vermischten Luft erkenntlich, welches das Aussehen einer Fontäne hat. Wie Jagd gemacht wird, bekommt die Maschine den Befehl „Klar zur Jagd", ein Mann geht in die am Mast angebrachte Ausguckstonne, um die Bewegungen der Wale besser beobachten zu können, der Harpunier an das Geschütz, ein Mann steht klar bei der Leine, um das Auslaufen zu regulieren, und der Mann am Ruder besorgt das Manövrieren des Schiffes nach Anweisung des im Buge stehenden Harpuniers, Ruder und Maschinentelegraph zugleich bedienend.
Die Harpunenkanonen sind moderne 9 cm Rohr- rücklausmiktelpioogeschütze. Das Geschoß selbst ist die zirka 1,50 w lange und zirka 60 KZ schwere, aus bestem schwedischen Eisen hergestellte Harpune, die Kartusche besteht aus Vs gewöhnlichem Schwarzpulver. Der untere etwas verdickte Teil der Hapune dient als Geschoßboden, vome hat sie ein Gewinde, auf das die gleichzeitig als Spreng- granaie dienende gußeiserne Spitze ausgeschraubt wird. Unter der Spitze sitzen die vier ca. 0,35 w langen, charnierariig beweglichen Widerhaken, die beim Schießen beigeklappt und leicht beigebunden sind. Die Sprengladung in der Spitze
wird durch einen Zeitzünder, sieben Sekunden nach Abfeuem des Schusses, zur Explosion gebracht. In der Harpune selbst ist in einem kurzen Drahtstropp der ca. 80 m lange, 50 mm Umfang habende, aus bestem Hanf hergestellte „Vorläufer" eingesplißt, der klar zum Auslaufen auf einer kleinen Plattform unter dem Geschütz liegt. Dieser Vorläufer ist wieder auf eine 7 bis 900 m lange. 75 mm Umfang habende gute Maniloleine gesplißt, die im Schiffsraum liegt und beim Auslaufen um die Köpfe einer sehr starken, auf dem Vordeck stehenden Winde geleitet wird.
Kurz vor 8 Uhr kam uns ein Wal schußgerecht vor den Bug, es war ein Finnwal, ich sah nur seinen Rücken zirka 30 m vor uns aus dem Wasser austauchen, dieser genügte aber auch dem Kapitän, um Ziel zu nehmen und zu feuern. Der Wal verschwand, aber an der schnell auslaufenden Leine sah man, daß die Harpune saß. Im Nu waren alle Mann auf Deck und es begann jetzt ein aufregendes Spiel. Der angeschossene Wal suchte, vom Schmerz geplagt, untergeiaucht zu entfliehen. Um ein Brechen der Leine zu verhüten, mußte viel „Lose" gegeben werden und der Dampfer mit schneller Fahrt dem fliehenden Wale folgen, bis unter fortwährendem Bremsen die Harpunenleine bis fast zum Ende ausgesteckt war. Nach einiger Zeit sah man den Wahl dann auch wieder auftauchen, aus seinen Spritzlöchern kam Luft, mit reichlichem Blut vermengt, das Meer um ihn her rot färbend, ein sicheres Zeichen, daß innere Organe durch den Sprengschuß mit verletzt waren und daß der Todeskampf nun nicht solange dauern würde. Die Fahrt des Dampfers wurde, wie eine stetige Zugkraft