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diejenigen, die naturnotwendig wegen der Gleichartigkeit des Erwerbes zu einander gewiesen sind, künstlich auseinanderzureißen. Das geht jetzt nicht mehr; das Spiel, das man sonst getrieben, ist jetzt erschwert. Es hat. glaube ich, die heutige Auseinandersetzung zunächst keinen praktischen Zweck. Wir werden nicht veranlaßt sein zu irgend einer Abstimmung. Aber nachdem man, obwohl eine sofortige praktische Wirkung der Diskussion auch von den. jenigen, welche unsere Zollpolitik heute angriffen, nicht erwartet wird, mit solchem Nachdruck, mit solcher Hartnäckigkeit die alten falschen Behauptungen wieder ausgestellt hat, damit sie außen im Lande verbreitet werden, war er zweifellos angemessen, auch die gegenteiligen Anschauungen wieder zu ver- treten. (Zuruf links.) Es ruft mir jemand zu, meine Behauptungen seien auch falsche Behauptungen. Das glauben Sie, aber ich glaube es nicht; ich halte meine Behauptungen für richtig, und ich halte Ihre Behaupt- ungen für unrichtig. Uebrigens verzeihe ich Ihnen, daß Sie das entgegen- gesetzte Verfahren einhalten; aber ich wiederhole: e« war notwendig, daß ein Redner, der au« Süddeutschland stammt, der kein Großgrundbesitzer ist und auch keine Großgrundbesitzerinteresssn, sondern das allgemeine Interesse vertritt, der die Stimmung in unserer Bauernschaft kennt, den Mund öffnete und erklärte, daß er sehr viele Leute giebt, die ganz anderer Meinung sind, wie die Herren von der deutsch.freisinnigen Seite da. Ich werde an meiner Ansicht festhalten, und wir werden wahrscheinlich noch wiederholt Gelegenheit haben, in düsem Saale uns über die Frage zu unterhalten. Eins aber möchte ich heute noch berühren. Man hat früher, wenn von Getreidezöllen die Rede war, der Landwirtschaft den Rat gegeben, sie solle, wenn der Getreidebau sich nicht mehr rentiere, eben auf andere Branchen der landwirtschaftlichen Produktion sich werfen. Man hat von allen möglichen Handelsgewächsen gesprochen, die vielleicht in Deutschland rentabler sein könnten als Getreide. Man hat dann auch gesagt, die Leute sollen mehr Viehzucht treiben. M. H., es ist ja ohnehin nicht so leicht, einen Betrieb sofort ganz zu ändern. Aber einen besonders eigentümlichen Eindruck macht es, daß tn dem Moment, in dem man da und dort den guten Rat befolgt und sich etwas mehr auf die Viehzucht geworfen hat. auch schon wieder Versuche unternommen werden, die Rentabilität der Viehzucht ebenfalls zu bekämpfen. Wo ist denn da das Wohlwollen für unsere Landwirtschaft? Zuerst sagt man den Leuten, sie sollten den Getreidebau aufgeben und sich der Viehzucht widmen, und dann wenn sie sich anschicken, das zu thun, beeilt man sich danach zu streben, daß auch die Viehzucht keinen Vorteil mehr bringen kann. Von Seiten Rickerts ist versucht worden, eine heutige Aeußerung des Kollegen Holtz so darzustellen, als ob er eine Meinung ausgesprochen hätte, die eigentlich der Heiterkeit preisgegeben werden müßte. Ec hatte davon ge- sprechen, daß es noch nicht notwendig als ein Unglück betrachtet werden müsse, wenn infolge des der Landwirtschaft gewährten höheren Schutze« eine mäßige E.Höhung de« Getreide- und schließlich auch des BrodpreiseS ein- treten würde, falls dabei der Konsument in die Lage versetzt wird, diesen höheren Preis auch bezahlen zu können. Nun, ich betrachte diese Ansicht des Herrn Holtz als eine wohlbegründete und berechtigte, und ich will gestehen, daß ich, wenn wir es dahin brächten, daß unsere Landwirte einen höheren Ertrag aus dem, was sie produziert haben, erzielen, und daß gleichzeitig der kleine Mann, der diese Produkte konsumiert, daß der Arbeiter in die Lage versetzt wird, ohne sich Abbruch thun zu müssen, den höheren Preis auch bezahlen zu können, darin eine wesentliche Besserung unserer sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse erblicken würde. (Zuruf links.) Man ruft mir zu, das sei eben die große Frage. Ja, Herr Kollege, ich komme jetzt, obwohl wir heute nicht vx prolesso darüber sprechen, auf einen Punkt, bezüglich dessen ich wenigstens ein paar Worte noch sagen möchte. Ich bin der An
sicht, die Herren sollten ihren Einfluß geltend machen, daß unsere Arbeiter in der Industrie nach Möglichkeit besser gelohnt werden. Dann werden auch diese Arbeiter, dann wird auch der kleine Mann keine Ursache haben, sich über den Schutz zu beklagen, den wir der Landwirtschaft gewähren. Wenn wir das erreichen, so haben wir viel erreicht; wenn wir e« dahin bringen, daß infolge des Schutzes, den wir der nationalen Arbeit im Allgemeinen gewähren, jeder Arbeiter täglich 20 H mehr verdient, wird er es verschmerzen, daß er für sein Brot täglich 5 H mehr zahlen muß. (Zuruf. Glocke des Präsidenten.) Präsid.: Ich bitte den Redner nicht fortgesetzt zu unterbrechen. v. Fischer: Sie rufen, die Arbeiter warteten darauf schon lange. Es ist zwar den Arbeitern in dieser Richtung da und dort schon etwas ent« gegenkommen worden; aber so oft es sich darum handelt, den Arbeitern ihren Anteil zu verschaffen an dem Nutzen des Schutzes der nationalen Arbeit, dürfen Sie auf meine Mitwirkung rechnen. Sie werden dem Ganzen dienen, wenn Sie der Landwirtschaft den ihr gewährten Schutz belassen und dabei den industriellen Arbeitern ihren Anteil an dem Nutzen de» Schutze» der industriellen Arbeit verschaffen. Dazu mitzuwirken bin ich bereit. Aber dazu, daß man den Arbeitern, den Konsumenten zu helfen sucht durch Entziehung des für die Hälfte der Nation unentbehrlichen Schutzes der landwirtschaftlichen Arbeit, dazu helfe ich Ihnen nicht. (Bravo!)
Gages-Weuigkeiten.
Calw. Im Kirchenjahr 1888—1889 sind nach dem „Kirchenregister der Stadt Calw" 108 evang. Kinder zur hl. Taufe gebracht worden; konfirmiert wurden 41 Söhne und 64 Töchter; getraut wurden 28 Ehepaare; mit Tod abgegangen sind 27 Männer und ebensoviel Frauen, sowie 9 ledige Söhne und ebensoviel ledige Töchter; Kinder sind 33 gestorben. In der Stadtkirche und im Vereinshaus fanden zusammen 227 Gottesdienste und 16 Abendmahlsfeiern statt.
Calw. Wie man uns mittest, wird der Postschalter am nächsten Sonntag von 4—7 Uhr NM. (sonst 4—5 Uhr) geöffnet sein.
Aidlingen, OA. Böblingen, 17. Dez. Seit einem starken Vierteljahr grassiert hier die Diphtheritis so sehr, daß wöchentlich schon 4 und mehr Kinder im Alter von 3—9 Jahren starben. In einigen Familien starben mehrere Kinder nacheinander. Im ganzen hat diese tückische Krankheit gegen 70 Opfer gefordert und dadurch-manches Haus in Trauer versetzt. Leider will der Würgengel immer noch nicht weichen und liegen noch viele Kinder krank darnieder.
Sansibar, 19. Dez. Emin Pascha befindet sich außer
Gefahr, leidet aber noch immer an einem geringen Ausfluß aus dem Ohre.
Gottesdienste.
Samstag, den 21. Dezember 1889 (Hyomasfeterlag):
Vorm. V-10 Uhr Predigt: Hr. Helfer Eytel.
Sonntag, den 22. Dezember:
Vom Turm: Nr. 9t. Vormittagspredigt: Hr. Helfer Eytel. 1 Uhr Christenlehre mit den Töchtern.
Dienstag, den 24. Dezember:
5 Uhr im Vereinshaus: Weihnachtsandacht; Beichte für das Christfestabendmahl: Hr. Dekan Braun. (Für solche, welche verhindert sind, der Beichte am 24. Dezember beizuwohnen, wird am h. Christfest vorm. 9'/« Uhr Beichte in der Sakristei gehalten werden.)
Gottesdienste in der Methodistenkapelle:
Sonntag, den 22. Dez. 1889, morgens V-10 Uhr, abends 5 Uhr.
Amtliche KeklMiliiNlichililgrll.
Revier Hofftest.
Stattgen-Verkauf
:. am Montag, 8 den 30. Dez., .s; mittags 11 Uhr, rtim Lamm in "V Agenbach, aus ^ den Durchforstungen Frohn- wald, Abt. 25 Brühlebene, Abt. 27 Sautanne und 43 Staatsgut; aus Bergwald Abt. 2 Langhalde, Abt. 3 Mergelsberg, Abt. 7 Mergelsgarten und Abt. 25 Kapelle:
160 sichtene Hopfenstangen I., 1160 dto. II., 2600 dto. IV., 13200 dto. V. Klasse, 10000 sichtene Baum- und Rebpfähle und 1100 Bohnen- und Zaunstecken.
MW
E a l w.
Hkäuöiger-Aufruf.
Die Gläubiger des ff Johannes Mekchknger, gewesenen Tuchmachers dahier werden hiemit aufgefordert, ihre Ansprüche — soweit dies nicht bereits geschehen ist — binnen 8 Tage»
bei der Unterzeichneten Stelle geltend zu machen, widrigenfalls sie bei der
Verlassenschaftsteilung desselben nicht berücksichtigt werden könnten.
Den 19. Dezember 1889.
Namens der Teilungsbehörde: K. Gerichtsnotariat.
Röthenbach.
Aangkolz-Verhaus.
»Die Gemeinde t o verkauft am Mon-
tag, den 23. ds. ' Mts., vormittags 11 Uhr, auf dem ' Rathaus
!62 Stamm Forchen mit 292 Fm.
Genieindernt
Teinach.
Fahrnis-
Versteigerung.
Aus der Verlassenschaftssache der verst. Anna Lötterke kommt die vorhandene Fahrnis am
Montag, den 23. d. M., von vormittags 8 Vs Uhr an zum Verkauf, u. zw.:
Frauenkleider, Betten, Schreinwerk und allerlei Hausrat, sowie der noch vorhandene Metzgerhandwerkzeug, auch
einige Zentner Heu und Oehmd, wozu Liebhaber freundlich eingeladen werden.
Den 17. Dezember 1889.
Waisengericht.
Vorstand: Holzäpfel.
Privat-Aiueigen.
Danksagung.
Für die liebevolle Teil- > nähme bei dem Hinscheiden ! unseres l. Gatten, Vaters und Schwiegervaters Georg Wallkamm, die reichlichen Blumenspenden, sowie den Herren Ehrenträgern und für die ehrenvolle Begleitung zu seiner letzten Ruhestätte, sagen wir unfern innigsten Dank.
die trauernde» Kintervkievenen.
Frische
HeWk.
1 Pfund 35 Pfg., bei
Karl Sakmann.
Calw.
Feine sowie ord. kiqueure,
Arac, Pum, Punsche ssem,
Ekocokaäe
in allen Preislagen,
Osvso offen und in Packeten, sowie Vsnills u. s. w., zu billigsten Preisen, empfiehlt
G. Krimmel.
offen und in Paketen und Blechdosen, in schöner Verpackung, beste Qualität, zu Weihnachtsgeschenken geeignet, empfiehlt
Liiristbsum-konfevt!
(deliont im Oesedmnck nnd rsirend« Lenksiten kür den IVeiknnektsknnm)
1 Lisi« sntdÄt o«. 442 Ltüok, versend« xeASN 3 IllitrL Xkek-
nndms. Liste und Vsrxseknnx dsrsekn« nickt. 'WiedsrverkLnkern sskr ewpkoklsn. Lngo Viel«, Dresden, DMnttrsrstr. 47 k