Geschäft bereitet. Naß und blau gefryren kam er in den Laden, in der Hand vier deutsche Rcichspfennige. Er möchte gerne ein „Gäule" haben, meinte er mit bittenden Blicken. Um das Geld freilich gab es kein „Gäule", aber der rührenden Unschuld des armen Kleinen konnte das Herz des wackeren Kaufmanns nicht widerstehen und der Kleine erhielt einen schönen großen Hotlogaul. Das ist wirklich ein Christkindle.
r Stuttgart, 22. Dez. (Neuer Tenorist.) Aus dem Wettstreit der drei Tenöre um das Heldentenorfach am Hoftheater ist Joses Tyssen vom Stadttheater in Kiel als Sieger heroorgegangen; sein Engagement ist soeben perfekt geworden.
Stuttgart, 23. Dez. (Neuer Kopf.) Mit dem neuen Jahr beginnt der 65. Jahrgang der bisherigen „Blätter für das Ärmenwesen" unter dem neuen Titel „Blätter der Zentralleitung für Wohltätigkeit in Württemberg". Die Blätter ziehen alles, was das Wohl des Volkes zu fördern geeignet ist. in den Rahmen ihrer Besprechungen. Für die Redaktion verantwortlich zeichnet Amtmann Dr. Haußmann in Stuttgart.
Reutlingen, 20. Dez. Redakteur Hugo Kramer am „Reutltnger Generalanzeiger" hat sich an der Universität Tübingen auf Grund einer Arbeit Mer „Kleinhandel und Konsumvereine, besonders in Württemberg" den Grad eines Doktors der Staatswissenschaften mit Auszeichnung erworben.
r Leuzeudorf OA. Gerabronn, 20. Dez. (Die Wünschelrute). Da in diesem Zahre so viele Brunnen versagen, wird Schuhmacher I. Stöhr von hier vielfach darum angegangen, mit der Wünschelrute gute Quellen aufzusuchen. Bis jetzt hat ihn dabei sein Haselnußzweig nicht im Stich gelassen. Einer hiesigen Familie gab er neulich ebenfalls einen Platz an, wo Wasser anzutreffen sei. In der Tat stieß man beim Graben eines Brunnens in einer Tiefe von etwa 3 Meter auf eine starke Quelle.
Unwetter.
p Stuttgart, 22. Dez. Durch einen gewaltigen Sturm, der vielfach in einen förmlichen Orkan übergegangen ist, wurde gestern nachmittag und im Laufe der vergangenen Nacht in Stadt und Land erheblicher Schaden angerichtet. In Stuttgart wurden verschiedene Buden der Weihnachtsmesse schwer beschädigt. Eine Bude wurde durch den Sturm umgeworfen und der Inhalt zertrümmert. In Waldsee wurden durch den Sturm die Dächer verschiedener Häuser abgedeckt, Kamine umgerissen und viele Bäume entwurzelt. Durch einen umfallenden Baum wurde gegen Abend die Hochspannungsleitung nach Waldsee zerstört, sodaß der Licht- und Kraftbetrteb etwa 3 Stunden lang stillag. Der Sachschaden ist sehr erheblich, Personen wurden glücklicherweise nicht verletzt. In den Hochwäldern des Schwarzwalds hat ein orkanartiger Föhnsturm schweren Baumschaden angerichtet. Telegraphen-, Fernsprech- und Lichtleitungen wurden zerstört und unterbrochen. In Zimmern o. R. wurde die gegen 300 Jahre alte mächtige Rottanne am Gassenbühl mit krachendem Getöse entwurzelt.
Waldsee, 22. Dez. Seit gestern nachmittag von Vs2 Uhr wütete ein kräftiger orkanartiger Sturm, begleitet mit Gewitterregen, der sich von Stunde zu Stunde steigerte, Häuser abdeckte, Kamine umriß und eine große Anzahl von Bäumen in Wald und Feld entwurzelte. Um 5 Uhr abends mußte der Betrieb in den Fabriken eingestellt werden, da die elektrische Leitung zerstört war. Um ^8 Uhr war die Stadt in vollständiges Dunkel gehüllt. Zwischen 11 und 12 Uhr nachts hatte sich der Sturm etwas gelegt.
Karlsruhe, 22. Dez. Seit einer Reihe von Stunden wütet im Schwarzwald ein Orkan unter söhnartigem Sturm, der in den Wäldern großen Baumschaden verursacht hat. Die Bäche sind hoch angeschwollen.
GerichtSsal.
Heilbron«, 31. Dez. Als sich die Richter zur Beratung über das Urteil gegen 3 schwere, vielfach in Baden vorbestrafte Einbrecher, die auch in Württemberg zahlreiche Einbrüche in -Pfarrhäusern unternommen halten, zurück- gezogen, zog ein Angeklagter namens Michelon aus Meran
seinen schweren Zuchthausstiefel aus und warf ihn dem die Anklage vertretenden Staatsanwalt Backmeister ins Gesicht, der leicht verletzt wurde. Für diese Tat erhielt der Täter eine Zusatzstrafe von 8 Monaten Zuchthaus.
Konstanz, 22. Dez. Der bekannte „Seebo1en".Prozeß wurde gestern vor dem Reichsgericht verhandelt. Die Revision des „Seeboten" wurde verworfen. Der Verlag des „Seeboten" hatte gegen die katholischen Kaplane des Ueberlinger Bezirks Klage aus Schadenersatz erhoben, wegen eines inhaltlich und formell äußerst scharfen Protestes, den die Geistlichen an einem Sonntag nach der Kirche in einem Extraflugblatt hatten verteilen lassen. Das Landgericht Konstanz und das Oberlandesgericht Karlsruhe hatten die Klage abgewiesen. Dieses Urteil ist nun vom Reichsgericht bestätigt worden.
Paris, 22. Dez. In der Klage der Frau Professor Langevin gegen ihren Gatten wurde gestern das Urteil verkündet, demzufolge die beiden Knaben bis zu ihrem 15, Lebensjahr und die beiden Töchterchen bis zu ihrer Volljährigkeit bei d r Mutter verbleiben. Die geistigeZAusbil- dung der Knaben zu überwachen, ist dem Vater gestattet. Die Strafanzeige wegen Ehebruch gegen Professor Langevin und die Madame Curie hat Frau Langevin zurückgezogen, nachdem der Professor sich verpflichtet hatte, zu ihrem und der Kinder ^Unterhalt dauernd 800 Francs monatlich szu zahlen.
Toulon, 22. Dez. In dem Prozeß gegen die ange- klagten Offiziere des Linienschiffes Liberia erklärte nach Beendigung der Zeugenvernehmung der Regierungskommissar, jeder habe seine Pflicht getan, nichts habe die Katastrophe aushalten können, und er bitte daher um ein Urteil, das den Offizieren Genugtuung gewähre und der Billigkeit entspreche. Die Verteidiger beantragten die Freisprechung sämtlicher Angeklagter. Das Kriegsgericht sprach darauf sämtliche Angeklagte frei. Nach der Verkündigung des Urteils ließ der Präsident des Kriegsgerichts die Leutnants Garnier und Bignon zu sich rufen und sprach ihnen für ihr Verhalten im Augenblick der Katastrophe seinen wärmsten Glückwunsch aus.
Deutsche» Reich.
Berlin, 21. Dez. Die „Nordd. Allg. Ztg." beendigt heute die Mitteilungen über den Reichshaushaltsetat 1912. Vom Etat 1911 unterscheidet sich der neue Etat hauptsächlich in folgenden Punkten: 1. die Einnahmen an Zöllen und Steuern sind 78,1 Mill., die Ueberschüsse von Posten und Telegraphen einschließlich Ausgleichungsbeträge 20,2 Mill., die Ueberschüsse der Reichseisenbahnen 4,8 Millionen höher veranschlagt. 2. Die Ausgaben des ordentlichen Etats erhöhen sich. An der Spitze der Mehrausgaben stehen diejenigen für das Heer, die sich' einschließlich der Rayonent- schädtgungen und der Ausgaben für strategische Bahnen auf > 59 Mill. belaufen. 3. Der außerordentliche Etat wird mit 82,5 Mill. entlastet. Die Anleihe vermindert sich um 53,7 Mill. Die Matrikularbeiträge von 80 ^ aus den Kopf der Bevölkerung bleiben unverändert.
LuSltm».
Paris, 22. Dez. „Echo de Paris" meldet, daß der Senatsausschuß für Auswärtige Angelegenheiten, der das Marokkoabkommen zu beraten hat, heute zusammengesetzt wird. Wie bestimmt verlautet, wird der Ausschuß zu seinem Vorsitzenden Leon Bourgeois wählen. Der frühere Minister Pichon wird dem Vertrag, an dessen Zustandekommen er ebenfalls beteiligt ist, seine Unterstützung leihen. Mit großer Spannung erwartet man die Intervention Clemenceaus, der angekündigt hat, daß er das Abkommen einer scharfen Kritik unterziehen wird. Aus alledem geht hervor, daß das Abkommen im Senat auf heftigen Widerstand stoßen wird.
Paris, 21. Dez. Heute vormittag wurde ein Kassenbote der Soctetö Gönörale in dem Augenblick, als er deren Filiale in der Rue Ordener auf dem Montmartre verließ, von vier Leuten überfallen, mit Revoloerschüssen verwundet und seiner Tasche beraubt. Die Räuber flüchteten sich in ein Automobil, das auf sie gewartet hatte, und vertrieben
die Menge, welch- sie verfolgen wollte, mit Reoolversch Offen. Es heißt, daß die Tasche des Kassenboten 20000 Francs in Banknoten und für 100 MO Francs Wertpapiere ent- halten habe.
r Newyork, 22. Dez. Der Fahrstuhl eines Wolkenkratzers stürzte sechs Stock tief in den Keller hinab. Von den neun Insassen wurden zwei tätlich verletzt.
Der Krieg um Tripolis.
r Tripolis, 21. Dez. Ueber den Kampf bei Bir- tobras am 19. ds. wird u. a. noch folgendes gemeldet: Oberst Fara brach um 3 Uhr früh mit seiner Abteilung von Ainzara auf und gelangte gegen Vzll Uhr in die Nähe der Oase. Nach kurzem vorbereitendem Artilleriefeuer ging ein Bataillon Grenadiere gegen die Befestigungen des Feindes vor, der ein lebhaftes anhaltendes Feuer eröffnete. Gleichzeitig versuchte der Feind die Italiener aus der rechten Seite einzuschließen, aber diese wiederholten Angriffe wurden mit schweren Verlusten des Feindes zurückgeschlagen. Gegen 4 Uhr früh wurde festgestellt, daß der Feind die Oase verlassen und sich zurückgezogen hatte. Nachdem die Italiener ihre Gefallenen an Ort und Stelle beerdigt hatten, trat die Kolonne den Rückzug nach Ainzara wieder an, der ungestört verlief. Die italienischen Verluste betrugen sechs Tote, zwei Offiziere und 78 Mann sind verwundet. Die feindlichen Verluste werden allgemein für sehr beträchtlich gehalten.
Konstantinopel, 21. Dez. Nach einer Mitteilung des Oberbefehlshabers in Tripolis haben italienische Kriegsschiffe am 8. Dezember Sirt bombardiert und einige Häuser zerstört. (Sirt ist ein kleiner Ort etwa in der Mitte der Küste der großen Syrte.)
r Konstantinopel, 22. Dez. Amtlichen Meldungen zufolge hat ein italienischer Kreuzer das Wachhaus auf der Insel Safer an der Küste vom Pemen beschossen. Ferner hat ein italienischer Kreuzer im Roten Meer das von dem Roten Halbmond gescharterle türkische Schiff „Kaißerich" aufgebracht.
Eine italienische Flottenaktion?
Salonik, 21. Dezbr. Drei italienische Kriegsschiffe gingen heute vor Durazzo vor Anker. Kurz darauf folgten drei weitere. Man nimmt an, daß eine feindliche Aktion geplant ist. Die Truppen wurden verstärkt und erhielten Weisung, einen eventuellen Landungsversuch der Italiener energisch zurückzuweisen. Die Bevölkerung flüchtet in das Innere. (Durazzo ist eine befestigte Stadt im Wi- lajet Skutari, aus einem Vorgebirge im Adriatischen Meer, an der gleichnamigen Bucht gelegen, und zählt über 12M Einwohner. D. Red.)
Landwirtschaft, Handel nvd Verkehr.
Wildberg, 21. Dez. Auf den heutigen Jahrmarkt »,«>-8-» r>>- geführt 7 Paar Stiere, 42 Kühe» 27 Kakdinn»», 32 St. KUlNvteh, 130 St. Läuferschweine, 570 Milchschwrine. Verkauft wurden 13 Kühe zu 275--491 7 Kalbinnen zu 380-475 16 St. Kleinvieh zu
110—225 110 Läuferschweine, das Paar zu 50—120 480
Milchschwcine zu 12—34 ^ das Paar.
AM.« devwcd-i
ps^s/^/cH/ Hsī ms//
ck/sss/Hs vo/r besser* ArrakttÄt, ssh/- arrssrsbrLf «/rc/ brkkiM /§/.
/ra-s/r /n o//e/r -ssss/'s» OsscLS//s-r, mo n/c/r/ ms/rc/s -nan s/ck a/r ck/e
Mutmaßt. Wetter am Samstag und Sonntag.
Es steht meist bedeckter Himmel, mäßig milde Temperatur ohne wesentlichen Niederschlag bevor.
Hiezu das Illustrierte Sonntagsblatt Nr. 52 und Schwäbischer Landwirt Nr. 24.
Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchdruckerei (Emil Zaiser Nagold). — Für die Redaktion verantwortlich: K. Paur.
Konkursverfahren.
Ueber das Vermögen des
Gottlieb Schüttle, Sägers in Oberschlvandors
wurde heute am 22. Dez. 1911, vormittags 9 Uhr das Konkursverfahren eröffnet.
Der sto. Bezirksnotar Häfele in Haiterbach ist zum Konkursverwalter emannt.
Konkurssordemngen sind bis zum 19. Januar 1912 bei dem Gerichte anzumelden.
Es wird zur Beschlußfassung über die Beibehaltung des ernannten oder die Wahl eines anderen Verwalters, über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und eintretenden Falls über die in § 132 u. 134 der Konkursordnung bezeichneten Gegenstände und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf
Freitag, den 26. Januar 1612, vormittags 11 Uhr,
vor dem Unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt.
Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird ausgegeben, nichts an den Gemeinschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 19. Januar 1912. Anzeige zu machen.
Njagold, den 22. Dezember 1911.
Amtsgerichts
d.
SeMkMksMkl.
Das Kokursverfahren über das Vermögen des Josef Bischofs, jung, Schäfers in Obertalheim ist nach erfolgter Abhaltung des Schlußtermins
aufgehoben worden.
Nagold, den 21. Dez. 1911. Gerichtsschreiberei K. Amtsgerichts:
Sekretär He yd.
K. Forstamt Nagold.
Am Donnerstag, de« 28. Dezember, 2 Uhr in Oberjettingen „Traube" aus Staatswald Forst Abt. Azlenbsrg, Burgstall und Kuppingersteig: 6 Wagneretchen und 1 Buche, 15 eichene Derbstangen, 110 fichtene Baustangm, 245 Hagstangen. 825 Hopfenstangen, etwa 35 Reislose ungebunden; aus Sulzersteig: 12 Flächenlose Stangenreisig.
Beihiugen.
Langholz- u. Stangen-Verkauf.
Am Freitag, den 29. Dezbr. 1911,
nachmittags 1 Uhr,
erden aus dein Gemeindewald Brand und Scheifelwald
250 Stück Langholz
mit 125 Fm. ». bis tl Klaffe im Submissionsweg in 4 Losen verkauft. Auszüae sind bei Waldmeister Großmann
erhältlich.
Anschließend kommt ferner im öffentl. Ausstreich auf dem Rat- ms zum Verkauf:
177 Stück Baustangen I. bis HI. Klaffe,
167 „ Haagstangen I. bis 111. .
76 „ Hopfenstangen I. u. LL. „
MM— lauter fichtene. WA
K°uMbh°b-.Gemeinderat.
LakiM kür M 2
empfiehlt
g. V. r,ker.