erscheint täglich mlt Ausnahme der Sonn- und Festtage.
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m den MlMs
Fernsprecher Nr. 28.
86. Jahrgang.
Samstag, den 23. Dezember
Fernsprecher Nr. 29.
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Beilage»«
Plauderstiibcheu,
* Mustr. Souut«v»blatt und
Schwäb. lauinvirt.
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Die nächste Ausgabe des Blattes erfolgt am Mittwoch nachmittag.
K. Höeramt Aagokd.
Bekanntmachung, betr. Maul- und Klauenseuche. Die Teilgemeinde Mohnhardt sowie '.die Gemeinde Rohrdorf werden aus dem zu der verseuchten Gemeinde Walddorf gebildeten Beobachtungsgebiet herausgenommen.
Sie sind für den Verkehr mit Wiederkäuern und Schweinen wieder freigegeben.
Nagold, den 22. Dez. 1911.
Amtmann Mayer.
Bei der vorgenommenen Prüfung für den mittleren Justizdienst
ist u. a. Kandidaten für befähigt erklärt und zum Notariatspraktikanten bestellt worden: Otto Kempf von Altensteig-Stadt.
MeihnachlSgtanI.
In all den ernsten feierlichen Kirchen dieses lustige Flimmern der Lichter an den Weihnachtsdäumen — wie die Sterne flimmern sie. Nimm dazu den Widerschein in den Augen der kleinen Menschen und auch der großen. O was für ein Weihnachtsglanz!
Aller Weihnachtsglanz geht aus von Jesus Christus. Er ist in d!e Welt gekommen wie ein Helles Licht: da merkte man, daß es in der Welt dunkel ist. Es gibt düstere Mienen und schwere Sorgen auch am Weihnachtsfest. Dazu kommt das finstere Gesindel, das wir kennen: Selbstsucht. Lieblosigkeit, Neid, Zorn, Lüge. — Hast du schon einmal beobachtet, wenn man mit Licht in ein dunkles Zimmer tritt, wie die Schalten in alle Ecken fliehen und sich Nt-rberaen? So dringt das Evangelium von Jesus Christus in vir W-lt hinein: die Helle Wahrheit nimmt Besitz von den Herzen; nun geht ein Mensch, der die Wahrheit liebt, umher, als wenn er einen Strahlenkranz auf hat. Die Liebe setzt sich in den Herzen fest und treibt die Gleichgültigkeit und die Selbstsucht hinaus. Kinder sehen es an den Augen von Vater und Mutter, sie hören es am Klang der Stimme, daß Liebe in ihnen wohnt. Ja, es ist, als wenn die Eltern sich damit noch nicht genug tun können, als ivenn noch viel mehr Liebe in ihnen ist, die heraus will. Und sie kommt heraus und hat zu Weihnacht für die Kinder allerlei Geschenke und Gaben. Da merken die Kinder, daß Jesus Christus die Elternherzen angerührt hat, daß sie des Weihnachtsglanzes voll sind.
Es gibt keinen, den Christus zu Taten der Finsternis angestistet hat, sondern der Segen ist unendlich, den er in
die Welt gebracht hat. Darum schweigen an diesem Fest
die lauten, lärmenden Stimmen des Weltmarktes, und alle, alle horchen auf die Weihnachtsglocken. Die Wogen der Politik legen sich, die Bersammlungssäle und Gerichtsstuben sind verlassen, denn alles muß Weihnacht feiern. Jeder will des Weihnachtsglanzes voll werden.
Laßt uns dafür sorgen, daß das Licht des göttlichen Wortes nicht mit den Tannenbaumlichtern auslöscht, sondern mit uns geht, uns im täglichen Leben beeinflußt und uns zu allem Guten antreibt. Wir wollen die Weihnachtsbltte mitnehmen:
Lehre mich die selige Kunst,
Wie ich, des Weihnachtsglanzes voll,
In Deinem Lichte wandeln soll!
Tages-Neuigkeiten.
R«» Gtadt rurd Land.
Nagold, 23. Dezember tSIt.
r Sitte» und Gebräuche in der Christnacht.
In der Christnacht steckt man im Oberamt Heilbronn drei Messer ins Brot und schreibt auf eines Wein, auf das andere Frucht, auf das dritte Obst. Das Messer, das am Christtag .rostig ist, bedeutet, daß im kommenden Jahr das gedeiht, was darauf steht. In der gleichen Gegend umbindet man am Heiligen Abend die Obstbäume mit Strohseilen, damit sie fruchtbar werden. Schaut man in der Christnacht in einen Brunnen, gucken einem die entgegen, die da folgende Jahr sterben. Läuft ein in der Heiligen Nacht aufgestellter Schoppen Wein über, so gibt es ein gutes Weinjahr. Vor Seuchen schützt Garbenstroh, das in der Christnacht dem Vieh gefüttert wird. Ob ein gutes Eierjahr folgen wird, läßt sich in der Christnacht erkennen. Ist es sternenhell wird es viele Eier geben und umgekehrt. Ist die Heilige Nacht dunkel gibt es im Sommer auch dunkle Städel, ist sie hell, bleiben auch die Städel hell, d. h. es wächst wenig und die Scheuern bleiben ungefüllt. Wenn jemand in der Heiligen Nacht einen Siegel in den Boden eingrabt und ihn später wieder herausnimmt, so kann er darin alle sehen, die ihm feindlich gesinnt sind. In der Christnacht soll man ein Stückchen Brot in den Garten werfen, dann gedeiht im nächsten Jahr das Kraut recht gut. Wer in der Christnacht dreierlei Frucht in der Tasche mit in die Kirche nimmt, dem soll im kommenden Jahr der Sperber keine Trauben rauben.
* Vom Tage. Gestern hat Herr Forstwart Seybold in der Kehrhalde einen schönen Edelmarder in der Falle gefangen.
* Z»r gefl. Beachtung. Infolge Ausbleibens der
Frühpost können wir heute nur einen beschränkten Nachrichtendienst einstellen. _
Haiterbach, 22. Dez. (Korr.) Der im Laufe dieses Jahres ins Leben gemsene Iünglingsverein hielt gestem se ne Weihnachtsfeier. Herr Stadtpsarrer Mezger hieß die Anwesenden herzlich willkommen und bat dieselben, das gute begonnene Werk zu fördern. Jünglinge, meinte er, zu Männern für Gott und Vaterland zu erziehen, sei unsere ernste Pflicht. Die Weihnachtsfreude kam in zwei Bildem aus dem Leben zum Ausdruck. Das eine stellte ein Bild aus den Kriegsjahren 1870 „Weihnachten vor Champigny" dar, in der anderen Handlung wurde man in das alltägliche Leben „Weihnachten im Försterhause" versetzt. Den Anfängern wurde großer Beifall zu Teil. Es wäre von großem Wert, wenn die Eltern ihre Söhne in noch größerer Zahl zu diesem Verein schicken würden.
p Emmingen, 22. Dez. Der 63 Jahre alte Schuhmacher Johann Georg Weitbrecht wird seit 13 ds. Mts. vermißt. Er hat sich unter Mitnahme einer jedenfalls nicht bedeutenden Barschaft in der Richtung nach Nagold entfernt. Nach seinem Verbleib wird gefahndet.
Obertalheim, 22. Dez. (Korr.) Bei der gestrigen Gemeinderatswahl haben von 110 Wahlberechtigten 95 abgestimmt. Gewählt wurde das seitherige Mitglied, Gemeindepfleger K. Schlotter mit 83 St. Als neues Mitglied Jos. Kreidler, Bauer mit 62 St. Weitere Stimmen erhielt Farrenhalter Lutz 36. Die anderen waren zersplittert.
Herrenberg, 21. Dezbr Waldmeister Grät er von Haslach verunglückte heute vormittag bei einer Treibjagd im Revier Nagold dadurch, daß er von einem Schrotkorn, das vermutlich abprallte, ins Auge getroffen wurde. Der Verunglückte begab sich sofort in die Augenklinik nach Tübingen.
Rottenburg a. N., 22. Dez. Beim Graben in der Nähe der neuen Pfarrkirche in Dettingen wurden von dem Maler Wütz aus Weller verschiedene Gegenstände aus der Röinerzeit, wie Ohrringe, Schmetter usw. gefunden. Me Funde wurden dem Sülchgauer Altertumsverein überwiesen.
Stuttgart, 22. Dez. Das Kuratorium der Carnegie- Stiftung für Lebensretter hat dem Vater des bei der versuchten Errettung der Gattin des Hauptmanns Freiherrn v. Hügel vom Tod des Ertrinkens im Ebnisee am 18. Juli tödlich verunglückten Dienstmädchens Wilhelmine Kull, dem Weingärtner Friedrich Kull in Gaisburg, eine einmalige Zuwendung von 1000 gewährt.
— Eine unverhoffte Weihnachtsfreude wurde einem armen kleinen Jungen gestern in einem hiesigen großen
Weihnachten im Lied.
Don der Poesie ist das Weihnachtsfest reich umwoben worden. Der Bater der lateinischen Hymnendichtung, Ambrosius, singt schon von der Geburt Christi in seinem Hymnus: Vkui reäsmptor gsntinm; von Luther ins Deutsche übertragen in dem Lied:
„Nun komm, der Heiden Heiland!"
Am Eingang der deutschen Literatur stehen die origi- nalemDichtungen Heliand (Heiland, um 830) und Ottfried von Weitzenburgs Krist: in beiden nimmt die Geburtsge- schichüe Christi eine wichtige Stelle ein. Immer mehr werden die Weihnachtslteder zurückgedrängt durch den Mariendienst: auch das durch sem? wundervolle Melodie bekannte Lied:
,. .»Cs ist ein' Ros entsprungen" ist ursprünglich ein Marienlied, wie^ der zweite Ders sagt: „Das Röslein, das ich meine Davon Jesajas sagt,
Ist Maria, die reine,
Die uns das Blümlein hat bracht."
geworden die Weihnachtsleise („Leise heißen die Lieder, die mit dem Refrain „Kyr e eleison" versehen waren) , B. das Lied-
n M du Jesus Christ" - usw.
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„Ein Kindelein so löbelich Ist uns geboren heute,
Von einer Jungfrau säuberlich Zum Trost uns armen Leuten;
Wär uns das Kindlein nicht geborn So wären wir allzumal verlor»,!
Das Heil ist unser aller.
Eia. süßer Jesu Christ.
Der du Mensch geboren bist.
Behüt uns »or der Hölle!"
Hervorzuheben sind die sogenannten Mischlieder, d. h. Lieder, in denen lateinische und deuische Sprache wechselten z. B. das schöne!
„In äalei subito, nun singet und seid froh,
Alle unsre Wonne liegt in prus8sxio,
Leucht Heller als die Sonne Ickutri8 in ^rvmlo."
Die Reformation brachte den evangelischen Gottesdienst und damit dem deutschen Volk einen reichen Schatz von Liedern, darunter auch Weihnachtslieder.
Nikolaus Herman, der alte Kantor von Ioachimstal in Böhmen (1° 1561) gab uns das Weihnachtslied:
„Lobt Gott, ihr Christen alle gleich In seinem höchsten Thron,
Der heut ausschleußt sein Himmelreich Und schenkt uns seinen Sohn."
Paul Gerhardt (f 1676) hat nicht weniger als sieben Weihnachtslieder verfaßt: die bekanntesten sind: „Wir singen dir, Immanuel" und „Fröhlich sott mein Herze springen," nicht zu vergessen das schöne innige „Ich steh an deiner Krippe hier".
Fürchtegott Gellert (-s- 1769) widmet dein Weih- nachtssest sein schönstes und kräftigstrs Lied:
„Dies ist der Tag, den Gott gemacht" —
Wir dürfen aber ancij zwei Männer des 19. Jahrhunderts nicht übergehen: Max v. Schenkendorf (1° 1817) singt am Weihnachlsmorgen:
„Brich an, du schönes Morgenlicht,
Das ist der alte Morgen nicht,
Der täglich wiederkehret.
Es ist ein Leuchten aus der Fern,
Es ist ein Schimmer, ist ein Stern,
Bon dem ich längst gehöret."
Ernst Moritz Arndt (1860) führt uns in die häusliche Christfeier mit seinem:
„Der heil'ge Christ ist kommen."
Zu den kirchlichen Gemeindeliedern treten auch di» geistlichen Volkslieder, das eines Ioh. Falk (^ 1826):
„O du fröhliche, o du selige,
Gnadenbringende Weihnachtszeit!" und das von dem katholischen Pfarrer Jos. Mohr gedichtete :
„Stille Nacht, heilige Nacht!"
Zuletzt sei noch erwähnt das beliebteste aller Kinderweihnachtslieder:
„Ihr Kinderlein, kommet!"
_ Nach G. Rietschel.
Aus Wofeggev, „Mein Kirnrnetveich".
Ueber der Waldlandschaft liegt eine starre, blasse Winternacht. Durch die Nacht zittert ein Klingen. Es kommt von allen Seiten her, als ob die Schneeflocken in der Lust klängen. Es steigt von den Tälern herauf, wo Dörfer und Kirchen stehen: es sind die Glocken der heiligen Weihnacht.
Welch eine wunderbare Erscheinung an diesem Tage! Wenn eines Tages am Himmel zwei Sonnen ständen, so wäre das Wunder nicht größer, als jenes, das sich am Weihnachtsfeste vollzieht. Das ist ein Tag, an welchem von all den eigennützigen Menschen keiner an sich, jeder an andere denkt. Einer den andern mit Freuden zu überraschen, mit Gaben zu überhäufen, das ist das Ziel dieses Tages. Es ist kalter Winter, aber keiner friert, denn die Herzen sind warm. Es gibt heimliche Arbeit bei Tag und bei Nacht, keines ermüdet, keines hungert, die Liebe zum Mitmenschen stärkt und sättigt alle. Es ist, als ob die Naturgesetze andere wären, und fast bangt man um das Gleichgewicht der Welt, da so plötzlich alles in Freude ist, da so plötzlich die Allgewalt der Liebe herrscht. Wenn ich am Morgen des Weihnachtsabends erwache und mein Auge auf den Christ- boum fällt, der in Ermattung der nahen Iubelstunde still auf dem weißgedeckten Tische steht, da werden mir die Augen feucht. O Weihnachtsfest, das du die Herzen der Menschen erweckest und mit himmlischem Maienhauch die Erde zum Heiligtum wandelst, sei gegrüßt! Sei gegrüßt du göttliches, du unbegreifliches Weihnachtsfest!