vor einer Wtederansteckung durch dasselbe Gift schützt. Die uu Hoffmann gestellten Anforderungen ließen sich verstehen, wenn es sich bei dem Euguform um ein Heilungs- oder Schutzserum handelte, das ist aber nach den Darlegungen Hoffmanns in keiner Weise der Fall; Hoffmann sieht in dem Euguform ein nach seiner Prüfung an 485 Tieren mit größtem Erfolg bei der Maul- und Klauenseuche anzuwendendes Desinfektionsmittel, nicht mehr und nicht weniger. Bewahrheitet sich aber fernerhin die spezifische Desinfektions- Kraft des Euguform bei dem Erreger der Maul- und Klauenseuche, so hat sich Hoffmann den Dank der Wissenschaft und der Landwirtschaft verdient auch ohne Stallkontrolle, denn bei der Stallkontrolle kommt das erkrankte Tier niemals in gesunde Umgebung und dadurch auch nicht in gesunde Lebensoerhältnisse.
p Stuttgart, 20. Dez. Die Evangelische Landessynode hat heute mit 49 gegen 5 Stimmen die neue Feiertagsordnung in der Fassung des Entwurfs angenommen. 44 Synodale haben in einer motivierten Abstimmung ihrem Bedauern Ausdruck gegeben, daß nicht einige Feiertage einfach abgeschafft worden sind.
r Stuttgart, 20. Dez. (Bon der Handelskammer). In der gestrigen Sitzung der Handelskammer gab Geheimrat Jobst der Genugtuung über das Zustandekommen des Schifsahrtsabgabengesetzes Ausdruck. Es sei zu hoffen, daß man bis 1916 nach Heilbronn fahren könne und zwar dank der Staffeltarife mit großem Nutzen. Die Baupläne würden ziemlich bald fertiggestellt sein. Bis zur Weiterführung von Heilbronn nach Eßlingen Berbandsmittel flüssig würden, dürfte es noch längere Zeit dauern. Ob in Württemberg aus eigenen Mitteln die Kosten, die sich auf 30 Millionen Mark belaufen würden, aufgebracht werden, möchte er bezweifeln. Die Abgaben würden das Zehnfache dessen betragen, was die Verbandsabgaben bis Heilbronn betragen und damit wäre die Konkurrenzfähigkeit mit der Eisenbahn in Frage gestellt. Der Vorsitzende, Kommerzienrat Schiedmayer, wünschte, daß die Hoffnungen auf die Neckarkanaltsterung möglichst bald und vollständig in Erfüllung gehen. Er referierte sodann über die jüngste Kundgebung des deutschen Handelstages für die Vereinheitlichung des deutschen Eisenbahnwesens, die die Hoffnung erwecke, daß es auf diesem Gebiete endlich vorwärts gehe. In der Erörterung wurde die Frage über das Vorgehen des Handelstages behandelt, doch aus die Widerstände hingewiesen, die noch in einigen norddeutschen Handelskammem bestünden.
r Die württernbergischen Sparkassen. Der würt- tembergische Sparkassenoerband hielt vorgestern unter dem Vorsitz von Oberbürgermeister Wagner-Ulm eine außerordentliche Generalversammlung ab. Hofrat Sch rag-Stuttgart sprach über den Ansturm auf die Sparkassen im September d. I. und erörterte die Mittel, die in kritischen Zeiten bei Mobilmachungen oder wirtschaftlichen Krisen für die Sparkassen zur Beschaffung von Geldmitteln in Betracht kämen. In der. Erörterung bemerkte Oberbürgermeister Wagner, daß ein großer Prozentsatz des Sparkassen-Der- mögens in lombardfähigen Effekten angelegt, ein Zwang aber nicht ausgeübt werden solle. Wenn die Sparkassen in größerem Maße Effekten erwerben, so müßte das Finanzministerium ihnen auch bei dem Erwerb württembergischer Staatspapiere einen Borzugskurs, wenn nicht den Kurs der Banken gewähren. Der Vorstand wurde beauftragt, in dieser Richtung Schritte zu tun. Regierungsrat Michesl sagte hierbei die Unterstützung seines Ministeriums zu und empfahl den Sparkassen den Erwerb svon Schuldbuchforderungen. Das Interesse der Sparkasse an der Gründung einer Kommunalbank erörterte Oberregierungsrat Lang- Heilbronn. Rechnungsrat Keller-Stuttgart berichtete über die Gründung eines württernbergischen Giroverbandes und beantragte die Genehmigung zur Gründung des Giro-Ver- bandes nach sächsischem Muster auszusprechen und eine Kommission zu bestellen, die mit dem Minister des Innern die Gründung des Giroverbandes weiterberatet. Die Versammlung stimmte zu.
r Stuttgart, 20. Dez. (Aus der sozialdemokratischen Partei.) Zuverlässig verlautet, daß zu der gestrigen Mitgliederversammlung der sozialdemokratischen Partei Groß- Stuttgarts der Reichstagsabg. August Bebel erschienen war. Bebel ermahnte in längerer Rede die Parteigenossen
Menge kleiner Wachskerzen beleuchteten, mit vergoldeten Nüssen Pfefferküchlein und allerlei kleinem Zuckerwerk aus- geputzten Weihnachtsbaum sitzend, den Baum mit heiter lächelnder Miene anschauend und von seinen Früchten herunternaschend. Verwundert fragte ich ihn, was er da mache? „Ich erinnere mich meiner Kindheit," erwiderte er, „und freue mich, die Freude meines Sohnes im voraus zu genießen. Der Mensch ist nur einmal in seinem Leben Kind, und er muß es bleiben, bis er seine Kindheit auf ein anderes Wesen fortgeerbt hat.
Ein Jahr später flammte der Weihnachtsbaum in Schillers eigenem Heim, und darunter stand er mit seinem Weibe.
Auch Jung Stilling gedenkt in seinen Werken des Weihnachtsfestes, wenn auch nur mit flüchtigen Worten. In seinem „Heimweh" schreibt er: „Mir war bet diesen Worten zu Mut, wie einem Kinde bei den apokryphischen Sprüchen seiner Mutter am Tage vor dem Christfeste,- es ahnt etwas Herrliches, versieht aber nichts, bis es früh erwacht und nun zum hellerleuchteten Lebensbaum mit vergoldeten Müssen und zu den Schäfchen, Christkindchen, Puppen, Schüsseln mit Obst und Konfekt geführt wird." Das „Heimweh" erschien 1793.
1805 schrieb Johann Peter Hebel in seinen Alleman- nischen Gedichten:
zum Frieden und zum geschlossenen Aufmarsch bei der Reichstaqswahl.
r Wittendorf OA. Freudenstadl, 20. Dez. In letzter Zeit machen Einbrecher unsere Gegend unsicher. In der Nacht vom 12. auf 13. d. M. wurde in dem Laden von Gottfried Höhn eingebrochen. Sämtliches Geld, sogar das letzte Kupfergeld, im Betrag von ca. 40 Mark, sowie Wollwaren, Unterhosen, Taschentücher, Lebkuchen, Zigarren, Briefmarken und verschiedenes andere wurde entwendet. Der Bestohlene, der schwer krank darniederliegt, erleidet einen Schaden von etwa *100 Mark. Es wurde ein Polizeihund von Stuttgart requiriert, die Spur führte jedoch zu keinem Resultat. In gleicher Nacht wurde, wie „Der Grenzer" berichtet, auch ein Einbruch im Schul- bezw. Rathaus versucht, der Einbrecher aber, der durch das Abortfenster eingestiegen war. durch einen wachsamen Hund vertrieben. Wie man hört, soll in derselben Nacht auch im Bahnhof Loßburg ein Einbruchsversuch gemacht worden sein. Ein Fenster wurde eingedrückt. Blutspuren ließen darauf schließen, daß der Täter sich verletzt und von seinem Vorhaben abgestanden ist. Auch aus Dottenweiler kommt die Nachricht von einem versuchten Einbruch bet Straßenwart Heinzelmann, dessen Frau einen Schuß zum Fenster hinaus abgab und sich dadurch Respekt verschaffte, worauf der Dieb das Weite suchte. Allgemein wird angenommen, daß man es hier mit einer auswärtigen Einbrccherbande zu tun hat, die mit großer Unverfrorenheit zu Werke geht.
Tübingen, 19. Dez. Zwei Erdstöße wurden in vergangener Nacht wieder wahrgenommen: der erste um 4 Uhr, der zweite um 6.58. Der letztere, der mit einem unterirdischen Rollen verbunden war, war so stark, daß die Fenster klirrten. Um 10,8 morgens erschütterte die Erde wieder. (Das deckt sich mit Nachrichten von hier, Lustnau und anderen Orten.)
Lustnau, 19. Dez. Heute früh ^7 Uhr, 7 Uhr und 10 Uhr verspürten wir wieder Erdstöße, namentlich war der letztere ziemlich stark. Auch ängstliche und nervenschwache Personen sind dank den Aufklärungen in der Presse und durch Borträge etwas beruhigter.
Ebingen, 19. Dez. Wenn in den letzten acht Tagen auch keine Erdstöße von erheblicher Stärke mehr folgten, so darf deshalb noch nicht angenommen werden, die Nachwirkungen des Erdbebens vom 16. November hätten nun ihr Ende erreicht. Vielmehr gehören leichtere Erschütterungen,
Es geht zu Ende
mit dem IV. Quartal unserer Zeitung und deshalb seien alle verehrt. Aostavonnmte» daran erinnert, das Abonnement für das neue Huartak (Januar—März 1912) rechtzeitig zu erneuern, damit ihnen auch fernerhin unsere Zeitung pünktlich zugestellt wird. Abonnements nehmen alle Postanstalten und Postboten entgegen.
unterirdisches Rollen, Vibration des Erdbodens hier zum Alltäglichen, mehr noch zum Allnächtlichen. So waren auch in der Nacht zum Montag mehrere ganz leichte Erdstöße zu verzeichnen. Obgleich man sich an das Außergewöhnliche allmählich gewöhnt, ist nicht zu verwundern, daß sich manche Gemüter von einem gewissen Druck nicht ganz befreien können. Dieser Grundstimmung der Bevölkerung wird auch in den Veranstaltungen der Weihnachtsfeiern Rechnung getragen. Noch sei in diesem Zusammenhang kurz von einer seit 16. November wahrzunehmenden Tatsache die Rede. Es fällt allgemein auf, daß in den Häusern seit dem Erdbeben Geräusche, Sprechen, Musizieren viel deutlicher sich fortpflanzen als vordem. Es mag dies seine Erklärung darin finden, daß Lockerungen in dem Gefüge der Baulichkeiten den Schall mehr durchlassen, auch dürfte durch eine geschärfte Aufmerksamkeit die Sinnestätigkeit namentlich nach der Richtung des Hörens und Fuhlens eine gesteigerte geworden sein.
r Tuttlingen, 20. Dez. (Vom Witthoh.) Ein Alpenbild, wie man es leider nicht oft im Jahre zu sehen bekommt,
reich an Glanz und Schönheit und stimmungsvoller Kraft, war in den letzten drei Tagen von unserer Höhe aus zu schauen. Das wogende, wiegende, brandende, brodelnde Nebelmeer umkränzte im Süden ein Heer von Gipfeln, alle im Festgewand, flimmernd und glitzernd. Vom alpinen Hofstaat fehlte auch keine einzige der hohen und höchsten Majestäten und selbst die Könige des Berner Oberlandes, die meist hinter Nebelflor und Dunstschleier ihre Schönheit bergen, halten sich zur Schau gestellt. Ein eigenartig Bild boten die Hegauberge inmitten des Nebelmeeres, schwarzen Riesenschiffen gleich lagen ihre Gipfel aus den Wellen sund Wogen. — Auf der Höhe herrschte seit Sonntag überaus milde Temperatur, vom blauen Himmel schien die Sonne wie zur Frühlingszeit. Die prächtige Fernsicht hatte manchen Wandersmann zur Höhe gelockt.
p Ellwangen, 20. Dez. Aus dem hiesigen Amtsgerichtsgefängnis sind dieser Tage zwei Gefangene, der 19 Jahre alte Taglöhner Jakob Kübler von Aalen und der wegen verschiedener Einbruchsdiebstähle in Heidenheim von der hiesigen Strafkammer zu 1 Jahr 3 Monaten Gefängnis verurteilte 17 Jahre alte Metzgergeselle Hermann Heider von Baienfurt entflohen. Kübler hat sich in Begleitung seines Bruders gestern wieder im Amtsgericht eingefunden, dagegen ist Heider noch flüchtig.
Die Reichsstempelabgabe für Grnndstücks-
übertragungen.
p Die Frage, ob die Gemeinden bei Grundstückserwerbungen zur Bezahlung der Reichsstempelabgabe verpflichtet sind, ist vor kurzem durch ein Urteil des Reichsgerichts entschieden worden. Bekanntlich hatte die Stadtgemeinde Heilbronn bei einem Grundsiückskauf Befreiung von dem Reichsstempel für Grundstücksübertragungen unter Berufung auf die Vorschrift am Schluß der Tartfnummer 11 zum Reichsstempelgesetz verlangt. Das Landgericht Stuttgart gab der Klage statt, das Oberlandesgericht erkannte dagegen auf Abweisung der Klage und die von der Stadt Heilbronn hieraus an das Reichsgericht eingelegte Revision wurde vom letzteren zurückgewiesen. Aus den von Oberbürgermeister Dr. Gödel in der „Württ. Gemeindeztg." mitgeteilten Entscheiduugsgründen seien folgende Stellen wiedergegeben: „Nach der Vorschrift am Schluß der Tarifnummer 11 zum Reichsstempelgesetz vom Juli 1909 sind von der Abgabe für Grundstücksüberlragungen Geschäfte befreit, wenn der stempelpslichtige Betrag eine gewisse Summe nicht überschreitet und der Erwerber weder den Grundstückshandel gewerbsnräßig betreibt, noch ein Jahreseinkommen von mehr als 2000 hat. Wenn von einem Erwerber mit einem Jahreseinkommen von nicht mehr als 2000 ^ die Rede ist, so ist es von vornherein wenig wahrscheinlich, daß dabei an die juristischen Personen und deren jedenfalls nach besonderen Grundsätzen zu ermittelndes Jahreseinkommen gedacht ist. Daß aber nur physische Personen mit dr» Erwerbern gemeint sind, folgt aus dem 2we« des Gesetzes. Der Erwerb kleinerer Grundstücke sollte den weniger bemittelten Dolksklassen durch die Befreiung von der Abgabe erleichtert werden. Ein anderer Grund der Befreiung ist kaum ersichtlich. Daß es wirklich der des Gesetzgebers war, geht zudem aus den Verhandlungen in der Reichstagskommission hervor, auf deren Vorschlag die Bestimmung beruht. Sie sollte eine Maßnahme sozialer Fürsorge, sein und diese wendet man nur Menschen, nicht den auf Abstraktion beruhenden Gebilden der juristischen Persönlichkeiten zu. Auch nach dem Kommissionsbericht der Reichstagskommisston kann als sicher gelten, daß juristische Personen als Erwerber im Sinne der Befreiungsnorm nicht in Betracht kommen können. Der Berufungsrichter hat demgemäß das Gesetz nach seinem erkennbaren Zweck ausgelegt, indem er den Erstattungsanspruch der Klägerin (Stadtgemeinde Heilbronn) für unbegründet erklärt."
DettLschrs Reich.
N Berlin, 19. Dez. Die „Nordd. Allg. Ztg." setzt dis Mitteilungen über den Aufbau des Reichshaushaltsetats für 1912 fort und bemerkt zunächst: Der Bundesrat hat aus zwingenden geschäftlichen Gründen vor Weihnachten über den Etat Beschluß gefaßt und es entspricht dem Brauche der unter dem Beifall der gesamte Presse seit mehreren Jahren befolgt ist, daß nunmehr ohne Verzögerung der
„Die Mutter am Christabend.
Er schlaft, er schlaft! do lit er, wie en Gros!
Du lieber Engel, was i bitt,
By Lid und Lebe verwach mer nit,
Gott gunnts me'm Chind im Schlos!
Verwach mer nit, verwach mer nit!
Di Must er goht mit stillem Tritt,
Sie goht mit zartem Muttersinn,
Und holt' e Baum im CHLmmerli dünn.
Was henk i der denn dra?
Ne schöne Lebchüche — Mo,
Ne Gitzeli, ne Mummeli
Und Blümeli weiß und rot und ge"
Vom allerfinste Zuckermehl."
Damit war Weihnachten auch zum selbständigen Gegenstand der literarischen Behandlung geworden. In demselben Jahre noch schrieb Schleiermacher seine „Weihnachtsfeier". Beide kannten den Lichterbaum noch nicht.
In dem Märchen vom „Nußknacker" von Fouque und Hoffmann steht er mit seinen goldenen Aepseln bercits in der Mitte des Festglanzes, und seitdem gehört er zu den notwendigen Bestandteilen eines deutschen Weihnachtsfestes auch in der Literatur.
„Midgets Town", die Liliputanerstadt.
In den Gesamt-Räumen von Castans Panoptikum, er traditionellen Stätte Berliner Sehenswürdigkeiten und lttraktionen, ist „Midgets Town", die Zwergenstadt, erbaut nd unlängst eröffnst worden. Tausende von Neugierigen rängen sich durch die Gassen und Straßen des reizenden üädtchens, in dem das kleine 70 Seelen starke Dölkqen in Heim ausgeschlagen hat. Wie ein Marchens.adtchen tutet Midgets Town den Eintretendcn an! Die kleinen >ewohner lausen geschäftig hin und her, zur Post oder zur Polizeiwache, zum Spritzenhaus oder zum Rathaus, in dem er kleine weißbärtige Bürgermeister wre ein Alraunemnann- len auf dem Balkon thront. Dis kleine Gesellschaft ist llen Schichten vertreten, Profcssionisten und Beamte Zünftler und Wüsten, alles ist da! 3n den Werkstätten hen wir Bildhauer. Friseure, Bäcker, Schneider vchuster sw. bei ihren Hantierungen. Eine Zwerg-Bar lockt zum verwetten, auch ein Zwerg-Casö mit obligater Veranda ient den kleinen Menschlein zur Unterhaltung. Der Zirkus t ein Kabinettstückchen des anmutigen Gememdewesens. Midgets Town" ist jedenfalls eine Novität eisten Ranges, ne Sehenswürdigkeit der Reichshauptstadt, welche man
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