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Echwäb. Landwirt.
1911
Bo
ein Blatt lesen will, das bei billigstem Bezugspreis allen Ansprüchen genügt, die man an eine Tageszeitung stellt, ein Blatt, das rasch, kurz und populär über die politische« Ereignisse berichtet, das alle Vorgänge aus Stadt und Land mit Hilfe des Telephons, Telegraphs und eines Stabes von Mitarbeitern den Lesern vermittelt, das in seinem wirtschaftlichen Teil alle Bedürfnisse berücksichtigt und der Unterhaltung und Belehrung ausgedehnte und sorgsamste Pflege angedeihen läßt, der abonniert auf den
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Redaktion und Verlag.
Kgl. Oberawt Nagold. Bekanntmachung
betr. den Austritt ans der Gebäudebrand- Bersicherungsanftalt.
Die Herren Ortsvorsteher werden auf den Erlaß des K. Verwaltungsrats der Gebäudebrandversicherungsanstalt in obigem Betreff vom 27. November 1911, Abl. S. 360, zur Nachachtung hiugewiesen.
Wo nicht der Ortsvorsteher, sondern ein anderer Gemeindebeamter mit der Führung des Feuerversicherungsbuchs betraut ist, wolle dieser auf den Erlaß hingewiesen werden.
Nagold, den 19. Dez. 1911.
Amtmann Mayer.
Lages-Neuigkeite«.
Ls» Etadt mrd Laad.
Nagold, 21. Dezember 19l1.
* Bom Rathaus. Borgelegt und revidiert wird die Empfängerliste der am Stephanusfciertag zur Verteilung gelangenden Stistungszinse. — Mitgeteilt wird, daß beim Holzverkauf im Distrikt Galgcnberg ^ 11,32 und ^ 11,88 s. d. Rm. jScheiter, Prügel und Anbruch, 6,17 f. d. Rm. ausbereitetes Stockholz, und beim Holzverkauf im
Distrikt Killberg ^ 5,38 für den Rm. ausbereitetes Stockholz durchschnittlich erlöst wurden. — Bezüglich der Anfrage des Herrn Forstverwalters betr. das Mitnehmen von Leseholz durch die Holzmacher und die Kulturarbeiterinnen wird beschlossen, den Kulturarbeiterinnen von Nagold die herkömmliche Erlaubnis des Mitnehmens von Leseholz, das außerhalb der Arbeitszeit zu sammeln ist, für alle Arbeitstage zu belassen, den Holzmachern dagegen ist es nicht gestattet, Holz mit heimzunehmen.
r Thomastag. Der 21. Dezember ist dem Apostel Thomas gewidmet. Er ist der Patron der Architekten und Zimmerleute. Wie in der Andreasnacht sucht man in der Thomasnacht auf verschiedene Weise die Zukunft zu erforschen. Am verbreitetsten ist das Bleigießen der Mädchen. Die im Wasser entstehenden Bleifiguren deuten auf Stand oderfGewerbe des Zukünftigen, ein Messer auf einen Metzger, eine Bretzel auf einen Bäcker u. a. Im ähnlichen Sinne stellt das Mädchen in derThomasnacht ein Gefäß mit Wasser vors Fenster. Aus den Figuren der entstandenen Eisblumen schließt sie auf die Eigenschaften ihres zukünftigen Schatzes. Um zu erfahren, welche zuerst einen Mann bekommt, bilden die Mädchen in der Gegend von Heilbronn am Thomastag einen Kreis, stellen einen Gänserich in die Mitte, füttern ihn mit Welschkorn, diejenige, auf die er nach dem Fressen zugeht, wird zuerst Braut. Die Weinsberger Mädchen legen am Thomaslag ein Stück Holz vor dem Haus auf die Straße, derjenige, der es aushebt, wird ihr Mann. 3ßt das Mädchen vor dem Schlafengehen einen Hering, so träumt ihr in der Thomasnacht, daß ihr der künftige Schatz Wasser zu trinken bringt. Wie die Zukunft, so erforscht man am Thomastag auch Verborgenes. Man vergräbt am Thomastag einen dreieckigen Spiegel, um verborgene Schätze zu entdecken. Im Oberamt Gerabronn stellt man in der Thomasnacht ein Glücksgewand her: ein noch nicht siebenjähriges Mädchen muß eine Rolle Garn spinnen, der älteste Sohn des Hauses ntutz es verweben, das aus dem Tuch gemachte Kleidungsstück bringt allerlei Glück. Wenn es z. B. ein junger Mann bei der Musterung trägt, wird er militärfrei. _
s Unterjettingen, 20. Dez. Bei der heutigen Gemeinderatswahl haben von 189 Wahlberechtigten 167 abgestimmt. Gewählt wurden Jakob Walter, Gemeinderat mit 148 St., Jakob Haag, Gemeinderat mit 144 St., neugewählt Martin Henne, Bauer mit 88 St.. Weitere Stimmen erhielt Postagent Brösamle 75 St. Die übrigen Stimmen waren zersplittert.
r Rottenbnrg, 20. Dez. (Droben stehet die Kapelle.) Der Bezirksausschuß für Natur und HeiMat- schutz hielt gestern hier in Sachen der Wiederherstellung der Wurmlinger Kapelle eine Sitzung ab. Es wurde eine Deputation gewählt, die in dieser Sache Vorschläge bei den maßgebenden Stellen machen soll. Der Plan, bei der Kapelle eine Anpflanzung vorzunehmen, stieß auf energischen Widerspruch. Man war einmütig der Ansicht, daß die Harmonie zwischen dem landschaftlichen und architektonischen Charakter nicht gestört werden dürfe.
Calw, 16. Dez. Der Nutzungsplan für die Stadtwaldungen wird einer Aenderung unterzogen und zwar in der Richtung, daß die Umtrirbszeit nach den Bestimmungen
im Staatswald geregelt wird. Die Umtriebszeit betrug bisher für alle Holzarten 100 Jahre. Aus Vorschlag und Vortrag von Oberförster Hersch in Hirsau wurde die Um- triebszett für Tannen und Fichten mit 100 Jahren belassen, dagegen die Umtriebszeit für Forchen auf 140 Jahre festgesetzt. Maßgebend war hiefür der Nutzungswert der Hölzer. Bet Forchen werden hauptsächlich Stämme 1. und 2. Klasse gesucht, während bei Fichten und Tannen Stämme 3. und 4. Klasse verhältnismäßig am besten bezahlt werden. Bei dem großen hiesigen Bestand an Forchen (etwa 100 da.) ist eine rentable Ausnutzung der Waldsläche sehr angezeigt.
p Wildbad, 20. Dez. Der 28 Jahre alte ledige Säger Traub von Dobel wollte gestem abend bei der Rotenbacher Sägmühle das Bahngcleise überschreiten, um seinen Arbeitskittel zu holen. Der Mann wurde von dem Zug Pforzheim—Wildbad überfahren und so schwer verletzt, daß der Tod nach kurzer Zeit eintrat.
Znr Maul- und Klauenseuche.
Ueber Heilversuche, die Prof. L. Hosfmann gegenwärtig in Elsaß-Lothringen vornimmt, berichtet die „Straßb. Post" in folgender Weise: Hosfmann hat im Auftrag des Ministeriums bereits am Montag in Wettolsheim bei Colmar einen Borttag über seine Methode gehalten. Man hat Wettolsheim ausgewählt, weil es als eben erst verseuchte Gemeinde zu den Versuchen einen besonders geeigneten Boden darbot. Dem Borttag wohnten der Landestierarzt, Reg.-Rat Zündel, der Landesinspektor für Tierzucht, Dr. Slang, somje Kreistierarzt Ankly aus Colmar bei. Die von über hundert Personen besuchte Versammlung nahm den Vortrag mit regem Interesse entgegen. Am Dienstag wurde die Behandlung der erkrankten Tiere nach der neuen Methode in einer Anzahl von verseuchten Gehöften durchgeführt. Ueber das Ergebnis kann erst nach Abschluß der Beobachttmgszett berichtet werden.
Von ärztlicher Seite wird dem „Schw.M." geschrieben: Unter dem Vorbehalt des Lesers — persönlich.war ich bei dem Bortrag Hosfmanns im Medizinalkollegium nicht zugegen — drängt es mich, gegen den Schlußsatz des Berichts im „St.Anz." Stellung zu nehmen: „Bei der ablehnenden Haltung Hosfmanns, sein Verfahren nach den üblichen Methoden wissenschaftlicher Forschung prüfen zu lassen, konnte die Kommission zu einem Antrag an das Ministerium, von staatswegen weitere Versuche mit dem Verfahren des Prof. Hoffmann zu veranlassen, nicht gelangen." Prof. Hoffmann teilte in dem Bortrag mit, daß das zur Heilung der an Maul- und Klauenseuche erkrankten Tiere verwandte Euguform ein Desinfektionsmittel sei. Da nun der Erreger der Maul- und Klauenseuche nicht mit Sicherheit erwiesen ist, die Empfänglichkeit für den Krankheitserreger und auch dessen Haltbarkeit innerhalb gewisser Grenzen außerordentlich groß ist, so daß die Ansteckung in erster Linie von den mit Mist, schmutziger Streu u. dergl. bedeckten Fußböden der Ställe erfolgt, kann man die entschieden ablehnende Haltung Hoffmanns gegen eine Stall- Kontrolle (Behandlung einzelner kranken Tiere im felben Stalle, in dem andere kranke Tiere ohne Behandlung — zur Stallvergleichung — Stallkonirolle stehen bleiben) recht wohl verstehen, denn es gibt kein Desinfektionsmittel, das
Weihnachten bei unseren Klassikern.
Seit dem 16. Jahrhundert, aber auch erst seitdem, kommt dis Weihnachtsfeier in deutschen Schriftdenkmalen vor. 1571 ist das merkwürdige Jahr, wo sie zuerst genannt wird, und die Stelle, wo dies geschieht, ist eine Predigt. Aber fast volle zwei Jahrhunderte noch hat es gewährt ehe sie sich auch in der Literatur im engeren Sinne eine Stätte eroberte.
^ "m die Mitte des 18. Jahrhunderts, als dr
deutsche Volk sich ^ seiner Literatur aus sich selbst zu b sinnen begann und nicht mehr in die Weite schweifte > Stoffen und Formen, sondern in die eigene Brust gri! und als die Dichter darzustellen begannen, was ihnen selb
lÄatmfäh'i/" das deutsche Weihnachtslik
. ff* noch ganz ein Lied im alten Stil, das zuer das Fest in die Literatur einfuhrte. Es heißt:
„Bibliotartarus, Ein Heldengedichte." und findet sich in den „Freundschaftlichen Liedern" v I < Pyra und S. G. Lange, die diese beiden Herren als Thi sis und Dämon sangen. Das Buch erschien 1745 in Züric
„So freudig können kaum die frommen Kinder seyn. Wenn sie am Weihnachtsfest und bei der Lichttr Schein
Den Engel, der beschert, am fernen Klingeln hören,
Und Kleinigkeiten dann noch ihre Freude mehren." —
Ein Vergleich also ist es, dem das Weihnachissest auf der ersten Stufe dienen muß.-
Zwanzig Jahre waren seitdem ins L nd gegangen, da trat eine prächtige ungewohnte Weihnachtsfeier an Goethe heran.
1766 war der junge Dichter in Leipzig. Er verkehrte im Hause des Kupferstechers Stock, des Großvaters von Theodor Körner. Auch den Weihnachtsabend brachte er hier zu, und da soll es gewesen sein, wo er zuerst einen Christbaum aufgestellt gefunden hat, behängt mit allerlei Süßigkeiten, darunter Lamm und Krippe m t zuckernem Christusktnde, Mutter Maria und Joseph neb t Ochs und Eselein, davor aber ein Tischchen mit braunen Pfefferkuchen für die Kinder. So berichtet wenigstens das Buch: „Kunst und Leben aus Friedrich Försters Nachlaß."
Als Goethe nachmals in Weimar wellte, sandte ihm Frau Rat alljährlich zu Weihnachten Frankfutter Marzipan, und er teilte davon regelmäßig Frau von Stein ein Stück mit. So am 30. Dez. 1780 und am 24. Dez. 1781. Da- mals schrieb er: „Ich muß Dir einen guten Morgen sagen und Dir ein Stück Feiettagskuchen schicken, damit mein Verlangen, jDich zu sprechen, mir einigermaßen befriedigt werde."
Schiller hat niemals in seinen Werken eine Weihnachtsszene geschildert; aber er liebte das Fest und den Lichterbaum. Weihnachten 1789, bereits im stillen verlobt mit Lotte von Lengeseld, die sich damals mit ihrer Schwester Karoline in Weimar befand, während die Mutter in Rudolstadt weilte, war er in die Griesbachsche Familie eingeladen, um dort Weihnachten unter dem Lichterbaume zu verbringen. Schon hatte er die Einladung angenommen, da sagte er wieder ab, denn seine Lotte ries ihn nach Weimar. Er schrieb an sie: „Auf den Donnerstag komme ich nach
Weimar-Ihr werdet mir hoffentlich einen grünen
Baum im Zimmer aufrichten, weil ich Euretwegen um den Griesbachschen komme." Eben hatte er bei Frau von Lengefeld um die Hand ihrer Tochter angehalten. In Weimar erhielt er ihre Antwort: „Ja, ich will Ihnen das Beste und Liebste, was ich noch zu geben habe, mein gutes Lottchen, geben."
Und dann war es wieder im Jahre 1793, als Schiller mit seiner treuen Gattin sich aufgemacht hatte, um die alte Heimat, Eltern und Geschwister und Freunde wiederzusehen. In Ludwtgsburg wurde ihm am 14. Sept. sein erster Sohn, Karl, geboren. „Tage wolkenlosen Glücks" nennt sein Freund Hoven diese Zeit und fügt hinzu, „sie machlenden Dichter selbst wieder zum Kinde." „Am Weihnachtsabend traf ich ihn ganz allein vor einem mächtig einergroßen, von