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Ferusprechsr Nr. 28.

M. Zahrgaug.

Ferasprecher Rr. 28 .

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Montag, de» 11. Aezemöer

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Beilagen: Plauderplibche»,

* Mustr. Somttagrblatt und

Schwäb.' Landwirt.

1811

Kgk. Hberarnt Uagotd.

Bekanntmachung,

betreffend die Reichstagswahlen.

Die neuen Wahlen zum Reichstag sind auf Freitag, den 12. Januar 1S12 anberaumt worden.

Zufolge Min.-Erlasses vom 8. ds. Mts. wird zunächst folgendes bekannt gegeben:

Als Tag des Beginns der öffentlichen Auslegung der Wählerlisten hat das K. Ministerium des Innern Donners­tag, den 14. Dezember 1S11 bestimmt. Der Aufstel­lung (dervorläufige Abschluß") der Wählerlisten, sowie die Bekanntmachung über deren bevorstehende öffentliche Auslegung hat demgemäß spätestens Mittwoch, den 1». Dezember 1S11 zu erfolgen.

Die Stadtschulth.-Aemter und Schulth-Aemter wollen hienach das Erforderliche pünktlichst besorgen und Vollzugsbericht unter Angabe des Tags der Bekanntmach­ung und des Beginns der öffentlichen Auslegung der Wähler­listen erstatten.

Den 11. Dezember 1911. Komme re ll.

Auf Grund der in Karlsruhe abgelegten Menstprüsung sind zur Versetzung von hauptamtlichen Lehrstellen an württ. Gewerbeschulen sür befähigt erklärt worden: Wilhelm Harr von Nagold, Christian Keppler von Schernbach OA. Freudenstadt.

Tages-NerrigLetten.

N«- Stadt mid Laub.

Nagold, 11. Dezember 191!.

Gestern hielt der Geflügelzuchtverein Nagol­eine Versammlung im Gasthaus zurLinde" ab. Nach einer freundlichen Begrüßung durch Vorstand Hetzer folgte ein Bortrag über das Thema: Warum ist die ländliche Geflügelzucht nicht einträglich? Dem Geflügel wird auf dem Lande ein zu geringes Interesse entgegengebracht, daher ist die Geflügelzucht auch nicht rentabel. Die Hühner- stämme sollten fortwährend verbessert und die Hühner besser gepflegt werden. Man Halle nur reinrassige Tiere, weil nur diese imstande sind, das Höchste zu leisten. Will man sich vornehmlich auf Eierproduktion legen, so halte man hauptsächlich Iraliener oder Minorka, mährend zur Fleisch- und Eierproduktion Wiandottes, Plymouth-Raks oder Mechelner Kuckuckssperber einzustellen wären. Um eine richtige Nachzucht zu erhalten, stelle man einen richtigen Zuchtstamm zusammen aus zweijährigen, kerngesunden, be­weglichen, viel suchenden Hennen und stelle hiezu richtige Hähne derselben Rasse, aber aus fremder Zucht ein. Durch Fallennester und Fußringe sind die besten Hühner auszu­kundschaften. Frühbruten sind die besten Wtnterleger. Um solche zu erhalten, sorge man für gute warme Ställe, Mannigfaltigkeit des Futters, Fleisch, roh, oder gekocht, oder Fleischmehl, oder frische, geschrotene Knochen und eine Fülle von Grünsutter wie Kohl, Rüben, Kleehäcksel und Salat. Das Grünsutter sollte ihnen in Stroh oder Laub eingestreut werden, damit sie dasselbe herausscharren, wo­durch sie die so notwendige Bewegung bekommen. Soge­nannte Grit aus Holzkohle, Kies, Sand und dergl. sollte auch stets zur Verfügung stehen. Auf die Stall­ungen ist ein besonderes Augenmerk zu richten, damit dieselben stets reinlich und frei vom Ungeziefer seien.

Zum Schluß noch der beste Rat: Lies mehr! Ein einziger guter Rat bringt oft das dreifache ein, was so eine Ge- slügelzeitung kostet. Wenn man seine Geflügelzucht nach vorstehenden Ratschlägen betreibt, so wird gewiß an der Rentabilität derselben nicht zu zweifeln sein.

* r Borsichtsmastnahmen der Bahnverwaltnng für Gütertransport im Winter. Mit Beginn des Winters hat die Generaldirektion der Staatsetsenbahnen die Dienststellen wiederum angewiesen, der Besördemng frostempfindlicher Güter, wie Wein, Bier, Hefe, Mineral­wasser, Blumen, Obst, Gemüse, Kartoffeln und dergl. be­sondere Aufmerksamkeit zu widmen. Während der strengen Kälte müssen Sendungen der genannten Art mit möglichster Beschleunigung befördert und mit aller gebotenen Schonung und Vorsicht behandelt werden. Hiezu gehört-tunlichst ge­schützte Lagerung auf den Versand-, Umlade- und Empfangs­stationen, nötigenfalls unter Bedeckung und soweit bei kleineren Frachtstücken angängig, in geheizten Räumen. Bei den Frachtgüterzügen hat die Verladung, soweit möglich, in der zweiten heizbaren Abteilung des Packwagens und bei den für die. Eilgutbeförderung sreigegebenen Personen­zügen in den geheizten Gepäckwagen zu erfolgen.

Haiterbach, 8. Dez. (Korr.) In diesem Jahr hatten aus dem Gemeinderat die Herren Friedrich Brezing, Kllblcr bet der Apotheke, Philipp Schumacher, Färber­meister und Julius Oestsrle zurKrone" auszutreten. Als Tag der Wahl ist Mittwoch, der 6. Dezember bestimmt worden und wurden die beiden elfteren Herren wiederge­wählt. Um die weitere Ehrenstelle entspann sich ein heißer Kampf, in welchem unter 5 ernstlichen Kandidaten der schon längere Jahre hier in der Gemeinde wirkende Ober­lehrer, Herr Haager, siegreich und zwar als zweiter Ge­wählter heroorging. Dieser Herr gehört aber der hiesigen Gemeinde nicht mit Bürgerrecht an und ist ihm daher der Eintritt in den Gemeinderat wegen seiner Wahlunfähigkeit nicht gestattet. Nach den näheren Ausführungen zu den Bestimmungen der Gemeindeordnung (Art. 22 Abs. 1) hat nun, nicht wie anzunehmen ist, der nächste Herr mit den höchsten Stimmen an dessen Stelle zu treten, sondern es ist bezüglich dieser Person eine Neuwahl vorzunehmen. Die Gemeindcratsneuwahl findet laut Beschlusses des Gemeinde­rats am Mittwoch, den 3. Januar k. Is. von nachmittags 3 bis 5 Uhr statt.

Rohrdorf, 9. Dezbr. (Korr.) Heute abend sprach der von der Freisinnigen Volkspartei und den Nationalliberalen gemeinsam ausgestellte Kandidat für die Reichstogswahl, Reichstagsabg. Schweickhardt aus Tübingen, im Gasth. zurSonne" vor einer zahlreichen Versammlung. In etwa zweistündiger freier Rede berichtete der Abgeordnete über die Arbeiten des nunmehr aufgelösten Reichstags, besonders über die Stellung der liberalen Parteien bei den wichtigsten gesetzgeberischen Entschließungen desselben. Die Ausführungen des Redners fanden seitens der Wähler, die ihm mit ge­spannter Aufmerksamkeit gefolgt waren, lebhaften Beifall. Fabrikant Albert Koch, der als Vorsitzender eingangs den Kandidaten vorgestellt hatte, sprach ihm am Schlüsse den Dank der Versammlung aus und versicherte ihn, daß die deutsche Partei, getreu dem Wahlabkommen der beiden liberalen Parteien ihn kräftig unterstützen werde. Am

Nachmittage hatte Reichstagsabg. Schweickhardt auch in Berneck eine gutbesuchte Versammlung abgehalten.

r Spielberg, 10. Dez. (Bestrafter Uebermut.) Zwei vierjährige Büblein hingen sich hinten an einen Wa­gen, dem sie, der Warnung der Eltern zum Trotz nachge­laufen waren und an den ein zweiter Wagen angehängt war. Die armen Kleinen, die der Fuhrmann nicht wahr­genommen hatte, kamen plötzlich zu Fall und gerieten unter die Räder des zweiten Wagens, wobei jeder einen Arm- bruch davontrug. Wieder eine Mahnung, besser aus die Kinder zu achten. _

r Rottenburg a. N., 9. Dez. Die feierliche Ent­hüllung des Marktbrunnens fand gestern in Anwesen- heit zahlreicher geladener Gäste, darunter Bischof Dr. o. Keppler, hier statt. Stadtschultheiß Winghofer hielt die Festrede. Der neue Brunnen, ein Werk der Gebrüder Walz-Mannheim, stand unter der Bauleitung des Dom­baumeisters Meckel-Freiburg und dessen Sohn. Der alte Marktbrunnen hat in den städtischen Sammlungen Auf­stellung gefunden. Der alte Brunnen war 1470 der Stadt von der Erzherzogin Mechtild gestiftet worden.

Die Gemeinderatswahl in Stuttgart, r Stuttgart, 9. Dez. Die Wahlbeteiligung bei der Gemeinderatswahl am 8. Dezbr. war ziemlich stark. Bon 34 289 Wahlberechtigten haben 28868 84,1 °/g abgestimmt, gegen 75,9 °/g bei der vorjährigen Bürgerausschußwahl. Zu wählen waren 14 Gemeinderatsmitglieder. Der Wahloor- schlag der fortschrittlichen Dolkspartei war mit demjenigen der Nationalliberalen Partei und der Wahlvorschlag der konservativen Partei mit demjenigen der Zentrumspariei verbunden. Ein charakteristisches Zeichen der diesjährigen Gemeinderatswahl ist die große Zahl der abgeänderten Stimmzettel, besonders aber der sozialdemokratischen. Fast die Hälfte der sozialdemokratischen Wähler hat die Parole, den offiziellen Zettel unabgeändert abzugeben, nicht befolgt. In letzter Stunde wurde ein Wahlzettel verbreitet, auf dem, entgegen dem offiziellen Parteivorschlag die Namen der ersten fünf Kandidaten vom radikalen Flügel gestrichen sind. In einem Flugblatt des sozialdemokratischen Wahl­komitees, wird die Verbreitung dieses Wahlzettels als Wahlmanöver niedrigster Sorte und als Wahlbetrug bezeichnet. Für die Ermittlung des Urhebers hat die Par­teileitung bekanntlich eine Belohnung von 100 ausgesctzt. Aber besonders bemerkenswert ist, daß der Radikale West­mayer unterlegen ist. Stimmzettel wurden abgegeben: für den Wahloorschlag der fortschrittlichen Bolkspartei 1736 unabgeänderte, 2085 abgeänderte, der konservativen Partei 736 unabgeänderte, 231 abgeänderte, der Nattonalliberalen Partei 2660 unabgeänderte 3749 abgeänderte, der sozial­demokratischen Partei 5832 unabgeänderte, 5343 abgeänderte, der Zentrumspartei 942 unabgeänderte 443 abgeänderte. Da­neben waren noch Wahlzettel ausgegeben worden vom Württ. Bund sür Handel und Gewerbe, dem Hausbesitzer­verein, den Bürgervereinen von Groß-Stuttgart, von Hand­werkern. Im ganzen wurden 18 Wahlzettel ausgegeben. Stimmen wurden abgegeben: für die fortschrittliche Volks- Partei 74710, für die konservative Partei 24096, für die nationalliberale Partei 123467, für die sozialdemo­kratische Partei 154 555, für die Zentrumspartei 23107.

Me sraWsche Sffensme geges NeolMnd.

Recht hoch gingen in Frankreich während der soeben beendeten Marokkokrists wieder einmal die Wogen des deutschfeindlichen Chauvinismus. Nicht nur Tageszeitungen wieL.S. Uranos militairk" mit ihren systematisch heraus­fordernden Artikeln taten sich gütlich in der Aufstachelung der Revanche-Idee, sondern auch Einzelschriften erschienen rasch nacheinander auf dem Büchermarkt, um eine Kriegs­stimmung ähnlich wie 1870 in Heer und Volk in Frank­reich zu entfesseln. Wenn der Wert der meisten dieser Flugschriften über den nächsten Tag kaum hinausging, so war den Schriften des Colonel-Boucher eine allgemeinere und ernstere Beachtung beschieden. Schon seine erste Arbeit L-s, k'raneo vietorivuss äsns 1s xusrrs äs äsmsiu" hat in Frankreich außerordentliches Aufsehen erregt. Nun ist als Ergänzung dazu von demselben Verfasser eine zweite Arbeit erschienen, die uns so bedeutungsvoll erscheint, daß die soeben erschienene deutsche Uebersetzung*) allgemeinem Interesse begegnen dürfte. Denn diese neue Schrift des Colonel Boucher ist zweifellos ein Symptom des sich immer

*)Die französische Offensive gegen Deutschland." Von Colonel Arthur Boucher, Nancy. Preis 1 Verlag von Gerhard Stalling in Oldenburg i. Gr.

Kräftiger entwickelnden französischen Stärkebewußtseins. Gipfelt ihr Zweck doch darin, mit der angeblich seit 1870/71 in Frankreich eingewurzelten Auffassung gründlich aufzu­räumen, als könne Frankreich im Falle eines neuen Waffen - ganges mit uns unbedingt nur an eine defensive Kriegs­führung denken.

Durch den Verlag der deutschen Ausgabe, der uns die ersten Korrekturfahnen zur Verfügung gestellt hat, sehen,wir uns in der Lage, unseren Lesern heute schon einen kleinen Absatz der hochinteressanten Schrift zu vermitteln:

Wenn wir in unserer letzten Studie in der Defensive verblieben sind, so geschah es, weil wir von vorneherein an­genommen hatten, daß unser Gegner uns gegenüber eine eine große Ueberlegenheit besäße.

Aber wie ein Löwe der von einem andern angegriffen wird, den er für stärker hält, sich erst sammelt, um ihn zu beißen und mit den Klauen ans Herz zu packen, bereit, sich auf ihn zu stürzen, sobald er ein Zeichen von Schwäche gibt, so haben wir uns an der Grenze ausgestellt, wo wir nur einen Sprung zu machen brauchen, um sie zu über­schreiten.

Es war dazu erforderlich, für unfern Gegner die günst­igsten Bedingungen anzunehmen, um unfern Schlußfolger­ungen mehr Kraft zu verleihen.

Nur aus diesem Grunde haben wir angenommen, daß er vorzüglich geführt werde, daß er alle inneren Wette be­säße, daß er durch seine Verbündeten tatkräftig unterstützt werde, so daß er gegen uns seine gesamten aktiven Streit- Kräfte verwenden, daß er unser Land vom zehnten Tage an durchschreiten konnte, sogar ehe er seine Korps völlig organi­siert hatte, usw. usw.

Jetzt bleibt nur übrig zu untersuchen, ob es in Wirk­lichkeit so gut mit ihm bestellt ist.

Wilhelm II. wird ln der Geschichte seines Volkes einen sehr bedeutenden Platz behalten.

Man muß bis zu den berühmten Eroberern zurück- gehen, um einen Herrscher zu finden, der über sein Heer eine Gewalt besaß, die sich der seinigen vergleichen läßt.

Er ist infolgedessen der durchaus gegebene Oberbefehls­haber. Er ist es also auch, der die höchste Leitung der Operationen ausüben wird.

Er wird aber nicht allein in Lothringen seine Tätigkeit ausüben dürfen. Ihm kommt es außerdem zu alle Anord­nungen zu treffen, um die Russen im Zaum zu halten und zurückzuwerfen und aus dem Meere den englischen Flotten die Spitze zu bieten.

(Schluß folgt.)