erscheint tiiglich mit Ausnahme der Sonn» und Festtage.
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Fernsprecher Nr. 29.
88. Jahrgang. Fernsprecher Nr. 29.
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Schwill». Landwirt.
-4k 287
Kgl. Oberawt Nagold. Bekanntmachung,
betreffend Matzregeln für die Schulen bei ansteckenden Krankheiten.
Um in den Schulen der Verbreitung ansteckender Krankheiten vorzubeugen, wird Nachstehendes wieder zur allgemeinen Kenntnis und genauen Beachtung bekanntgegeben.
1) Ansteckende Krankheiten sind: Pocken, Cholera, Ruhr (Dysentiere). Unterleibstyphus, Scharlach, Diphterie, Masern (rote Flecken). Keuchhusten, ansteckende Augen- entzündung und Krätze.
2) Schüler, welche an einer ansteckenden Krankheit leiden, dürfen die Schule nicht besuchen.
3) Gesunde Schüler dürfen die Schule nicht besuchen:
a) wenn in dem Hausstande, welchem sie angehören, eine Person an Scharlach, Diphterie oder Masern erkrankt ist, es können jedoch in einem solchen Fall gesunde Schüler dann zum Schulbesuch zugelassen werden, wenn sie eine ärztliche Bescheinigung vorlegen, daß sie durch ausreichende Absonderung oder aus sonstigen Gründen vor der Gefahr der Ansteckung geschützt sind, bei sehr leichten Masernepidemien auch dann, wenn nach dem Gutachten des Oberamisarztes die Ausschließung gesunder Schüler unterlassen werden kann;
d) wenn in dem Hause, in welchem sie wohnen, oder in dem Hausstände, welchem sie angehören, ein Pockenoder Cholerakranker sich befindet:
e) wenn die Schüler außerhalb des Schulorts wohnen und in ihrem Wohnorte die Cholera herrscht, der Schulort aber von dieser Krankheit frei ist, oder wenn am Schnlort die Cholera ausgetreten ist, der Wohnort der Schüler aber von der Krankheit frei ist.
4) Schüler, welche hienach vom Schulbesuch ausgeschlossen sind, werden zu diesem erst dann wieder zugelassen und angehalten, wenn die Gefahr der Ansteckung nach ärztlicher Bescheinigung beseitigt oder die für die Dauer der Krankheit erfahrungsgemäß als Regel gellende Zeit abgelaufen ist.
Als regelmäßige Krankheitsdauer gelten bei Masern 4, bet Scharlach 6 und bei echter Diphterie 4 Wochen.
5) Bei den vom Schulbesuch ausgeschlossenen Schülern muß vor dem Wiedereintritt in die Schule eine gründliche Reinigung ihres Körpers und ihrer Kleidungsstücks stattfinden.
Den 5. Dez. 19H. _ Kommerell.
Bekanntmachung,
betr« die Anzeige vom Ausbruch von Viehseuchen.
Es ist Veranlassung gegeben, darauf hinzuweisen, daß die Ortspolizeibehörden, sobald sie von dem Verdacht des Ausbruchs einer Viehseuche Kenntnis erhalten, unverzüglich dem Oberamt und dem beamteten Tierarzt Anzeige zu erstatten haben und zwar, wenn es sich um Neuausbruch der Maul- und Klauenseuche in einer zuvor seuchenfreien Gemeinde oder um den Ausbruch von Milzbrand (Raufch- brand), der Tollwut, des Rotzes, der Lungenseuche oder der Schaspocken handelt, auf kürzestem Wege (telegraphisch, telefonisch oder durch Eilboten.)
Die Ortspolizeibehörden wollen dies beachten.
Nagold, den 5. Dez. 1911.
Amtmann Mayer.
Deutscher Reichstag.
VV Berlin, 5. Dez.
(Schluß der Sitzung vom 5. Dez.)
Westarp (R.) sorts.: Daß die englische Regierung nicht nur die Wahrung der übernommenen Verpflichtungen anderen Mächten gegenüber im Auge gehabt hat, wie Grey erklärte, geht aus den Veröffentlichungen des englischen Hauptmanns Faber hervor. Die Rede Greys hat in ganz Deutschland Aufregung heroorgerusen. Das Mißtrauen Englands gegen uns war nach der heutigen Erklärung des Reichskanzlers vollständig unbegründet. Die rechte Antwort aus die öffentliche englische Provokation ist leider nicht öffentlich erfolgt. Mit unserer der öffentlichen Stimmung entsprechenden Zurückweisung der englischen Provokation haben wir den deutschen Interessen genützt. England hat keinen Anspruch auf eine Generalvormundschast. Daß England in den letzten Jahren unserer Entwicklung Schwierigkeiten zu machen beabsichtigte, ist die festeste Ueberzeugung des deutschen Volkes. England muß durch die Tat zeigen, daß es unsere Freundschaft will. (Beifall rechts. Lachen bei den Soz.)
Bebel (Soz.): In meinem parlamentarischen Leben habe ich noch nicht erlebt, daß eine derartig lange Rede, wie wir sie soeben gehört haben, verlesen wurde. (Glocke
Donnerstag, dm 7. Dezemöer
des Präsidenten: Es ist absolut üblich, in hochpolitischen Fragen die Ausführungen zuvor schriftlich festzulegen.) Bei solchen Reden war es bisher nicht üblich, wohl bei kurzen Erklärungen. Durch das Eintreffen des Panthers vor Agadir war die Stimmung in Deutschland und ganz Europa aufs äußerste erregt. Diese Aktion hat Deutschland ganz außerordentlich geschadet. Dafür, daß England seit Jahren beabsichtigt, Deutschland Schwierigkeiten zu machen, fehlt jeder Beweis. Umgekehrt aber ist bei uns vielfach Stimmung gegen England gemacht worden. Die Erregung der Bevölkerung ist auf die Gehetmnisgräberei der Diplomatie zurückzusühren. Dieses System läßt sich, wie die Geheimoerträge. nicht länger ausrechterhalten. Wir stimmen dem Entwurf des Zentrums zu, da wir bestrebt sind, Zustände zu schaffen, die einer Kulturnation würdig sind. (Beifall bei den Soz.)
Bassermann (natl.): Bebel versenkt sich immer zu sehr in die Seele unserer Gegner, während doch solche Dinge lediglich vom deutschen Standpunkt betrachtet werden müssen (sehr gut). Allenthalben sieht man die Tendenz, so auch in Persien, die Länder zu verteilen, und deshalb müssen wir unsere Augen und unser Schwert scharf erhallen. Diesen Entwickelungstrieb der immer größer werdenden Kulturvölker können Sie nicht unterbinden (sehr gut). Mit der Reformbedürftigkeit der Diplomatie wird sich der künftige Reichstag zu ^beschäftigen haben. Ungerechtfertigt ist die Entsendung des Panther nach Agadir nicht gewesen, es fragt sich nur, ob sie klug und geschickt war. Eine Entspannung der Lage ist durch das Marokkoabkommen nicht eingetreten. Wir vermögen nicht frei von Sorgen in die Zukunft zu blicken. Es kann nicht geduldet werden, daß von irgend einer Nation eine intemationale Vorherrschaft erstrebt wird, daß sie sich zum Schiedsrichter der Welt aus- wirst. Wir wünschen eine zielbewußte Politik von seiten der Regierung und des Deutschen Volkes.
Schräder (f. B.): Die Entsendung des Panther Hat lediglich zur Beunruhigung der Völker geführt. Jetzt müssen wir mit vollendeten Tatsachen rechnen. Wir verlangen für Deutschland Ausdehnungsmöglichkeit in solchen Ländern, die niemand gehören. Wir verlangen lediglich eine Politik des Rechts (Beifall).
Fürst Hatzfeld (Rp.) erklärte, es wäre besser gewesen, wenn die Verhandlungen nicht mit einem solchen Schleier des Geheimnisses verdeckt worden wären. Frankreich habe den Reoanchegedanken nicht aufgegeben. Wir wollen keine Konflikte provozieren, aber das Pulver trocken halten. (Beisoll rechts.)
Lattmann (wirtsch. Bg.) verliest eine die Regierung tadelnde Erklärung seiner Partei. Die Einmischung Englands sei nicht öffentlich zurückgewicsen worden. Das habe den Glauben erweckt, daß Deutschland vor England zurückgewichen sei.
Präsident GrafSchwerin-Löwitz machte darauf aufmerksam, daß man nun am Ende der Tagung und der Legislaturperiode angekommen sei. Auch ohne detaillierten Geschäftsbericht wissen wir, was dieser Reichstag in wirtschaftlicher, politischer und namentlich sozialer Hinsicht geleistet hat. Ich möchte nur wünschen, daß die gesetzgeberischen Arbeiten ein guter Fortschritt sein mögen in unserer vaterländischen Entwicklung (leb. Bravo.)
Bassermann sprach sodann unter dem Beifall des Hauses Dank und Anerkennung für die Geschäftsführung aus, worauf der Präsident dankte besonders auch für die ihm zuteil gewordene Unterstützung.
Reichskanzler v. Bethmann-Hollweg verlas dann die allerhöchste Kabinettsordre, welche die Schließung des Reichstags ausspricht und erklärte den Reichstag für geschlossen.
Präsident GrafSchwerin-Löwitz sagte zum Schluß: Wir stimmen immer am Schluß der Tagung ein in das Gelöbnis der Liebe, Treue und Verehrung für unseren Kaiser. S. M. Kaiser Hurra, Hurra. Hurra.
Die Sozialdemokraten verließen den Saal, während die Mitglieder des Bundesrats, das Haus und die Tribünenbesucher sich von ihren Plätzen erhoben hatten.
Tages-NeuigLetten.
A«H Stadt md Laad.
Nagold, 7. Dezember ISN.
* Vom Rathaus. Mitgeteilt wird, daß eine Ein- be einer Anzahl Geschäftsleute rc. eingekommen sei betr. bhaltung eines Biehmarkts. Hiezu wird bemerkt, daß der Gemeinderat in seiner Sitzung vom 29. o. Mts. bereits darum eingekommen sei, den ordentlichen Biehmarkt am 14. Dezbr. mü dem Krämermarkt abzuhalten und daß die Genehmigung seitens des K. Ministeriums soweit bekannt
1911
bereits eingetroffen sei. — Auf Antrag von Forstverwalter Birk werden die Preise für Klein- und Nebennutzungen einer Norm unterzogen und diese genehmigt. — Eine Anfrage des Herrn Forstverwalters betr. das Mitnehmen von Leseholz seitens der Kulturarbeiterinnen bezw. der Holzmacher an allen Tagen der Woche wird zur Beantwortung zurückgestellt für die nächste Sitzung, um Erhebungen anzu- stellen. — Verlesen und genehmigt wird der Vertrag mit der Firma Pflumm u. Kemmler in Tübingen betr. die Terrazzoarbeiten im neuen Schulhausbau.
Beschädignuge» durch de» Borkenkäfer.
Im Hinblick auf das in zahlreichen Waldbezirken mit Nadelholzbestockung wahrnehmbare starke Auftreten des Borkenkäfers, welches in erster Linie mit der Dürre desab- gelaufenen Sommers in Zusammenhang gebracht werden muß, liegt es im Interesse sämtlicher — auch der privaten — Waldbesitzer, Vorkehrungen zu treffen, um die Weiteroer- brettung des Käsers zu verhindern. Bor allem sollten die vom Käfer befallenen Stämme und Stangen sofort gefällt, entrindet und die Rinde verbrannt oder sogleich aus dem Wald entfemt werden. Sämtliche Nadelholzstämme, oder (wenn dies auf Schwierigkeiten stoßen sollte) wenigstens die stärkeren Stammholzklassen sind zu entrinden, während bei den schwächeren Stämmen, wenn solche unentrindet bleiben sollen, auf alsbaldige Abfuhr gehalten werden^muß. Femer sollten auch das Nadelholzschichtholz und die Äadelholz- stangen nicht längere Zeit unentrindet im Walde bleiben. Um dies zu erreichen, kann es sich empfehlen, beim Verkauf sür den Fall stärkeren Auftretens des Käfers sich die Entrindung" des nach dem 1. Mat noch im Wald lagernden Schichtholzes und der Stangen auf Kosten des Käufers oorzubehalten.
Fangbäume sind in den befallenen Beständen etwa vom März an zu fällen und zu schälen, sobald sich die zuerst ausgekommenen Larven verpuppen und es ist je nach Bedarf das Fällen von Fangbäumen etwa alle 6 Wochen zu wiederholen.
Gemeinderatswahlen.
Altensteig, 4. Dez. Bei der am Samstag stattgefundenen Gemeinderatswahl haben von 342 Wahlberechtigten nur 200 abgestimmt. Gewählt wurden: Heim. Kaltenbach, Seifensieder, mit 116, Martin Brenner, Sattler, mit 96, Paul Beck, Kaufmann, mit 75 Stimmen. Die übrigen Stimmen waren zersplittert.
Oberschwandorf, 4. Dez. Bei der am letzten Samstag vorgenommenen Gemeinderatswahl wurden an Stelle des bisherigen Gemeinderats und jetzigen Schultheißen Bessey sowie an Stelle des wegen Alters zurückgetretenen Gemeinderats Broß folgende Herren gewählt: Gemeindepfleger Krieg mit 39 und Schmied Gutekunst mit 31 Stimmen. Die nächsten in der Stimmenzahl waren Schreiner Bechtold mit 26 und Wagner Walz mit 16 Stimmen.
Schietingen, 1. Dez. Bei der heutigen Gemeinderatswahl wurden die seitherigen Mitglieder Christian Rauschenberger, Bauer und August Luz, Schmied wiedergewählt.
Bösingen, 3. Dez. Bei der Hestern vorgenommenen Gemeinderatswahl haben von 109 Wahlberechtigten 85 von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht. Gewählt wurden Ioh. Georg Kübler, Sägwerksbesitzer mit 59 Stimmen. Ioh. Gg. Wurster z. Hirsch mit 41 St., letzterer wurde neugewählt.
« Effringen, 5. Dez. Nach vorheriger lebhafter Wahlagitation fand heute die Gemeinderatswahl statt. Don 134 Wahlberechtigten treten 120 — 90°/g an die Urne. Die ausscheidenden Mitglieder wurden wiedergewählt, nämlich Welk Jakob, Bauer mit 84 und Nikolaus Ioh. Georg, Bauer mit 77 Stimmen. Neu tritt in das Kollegium ein: Roller Jakob II, Schreinermeister mit 54 Stimmen. Der neu gegründete Arbeiterverein hatte letzteren auch als seinen Kandidaten aufgestellt und ihn aus der Reihe des Bürgerausschusses in den Gemeinderat gebracht. Im übrigen herrschte eine große Zersplitterung. Hermann Ioh. Georg, Molkerei- Borstand brachte es auf 53 Stimmen.
o Unterjettingen, 7. Dez. Gestern ist ein zweijähriges Kind aus dem Fenster gefallen; es ist lebensgefährlich verletzt.
Horb, 6. Dez. Gestern abend wurde der ? Uhr 31 Min. fällige Schnellzug 37 Mailand—Berlin angehalten und von Landjägern durchsucht, da unterwegs in den Wand- fächern eines Durchgangswagens von einem Schaffner über 1 Ztr. Saccharin entdeckt worden war. Es gelang jedoch nicht, den oder die Schmuggler zu entdecken.
p Stuttgart, 5. Dez. Der Minister des Innern Dr. v. Pischek hat dem Abg. Dr. v. Kiene auf dessen Befürwortung der Aufhebung des Marktoerbots und Zulassung von gewissen Erleichterungen Mitteilungen über die ange-