64. Jahrgang.
Mrs. 145.
Amts- unä Intekkigenzbkatt für äen Kezir^.
»rkrirrt L K«r«»t«s.
Ar AnrückungSgrbühr ßrtrLgt 3 ^ p. Zelle t» Sezirk, sonst 12
8am»tag, äen ?. Dezember 1889.
AbonnementSprei» halbjährlich 1 80 4^, durch
dir Post bezogen im Bezirk 2 30 H, sonst in
ganz Württemberg 2 70
Amtliche Kekauutmachuugeu.
Pen Grlspolheibehörden
wird unter Bezugnahme auf den Ministerialerlaß vom 26. Novbr. 1889, Nro. 12347, — Minist.-A.-Bl. Seite 286 — eingeschärft, darüber zu wachen, daß die Vorschrift des § 26 der K. Verordnung vom 21. Dezbr. 1876, betreffend die Feuerpolizei (Reg.-Bl. S. 513), nach welcher gebrannte Kalksteine ohne sichere Bewahrung vor Benetzung an oder in nicht massiven Gebäuden nicht gelagert werden dürfen, eingehalten und in Gemäßheit des § 1 der angeführten K. Verordnung auch beim Möschen des gebrannten Kalks die gebotene Vorsicht beobachtet wird.
Calw, den 4. Dezember 1889. K. Oberamt.
Supper.
Die Gemeindebehörden
werden aus de» Erlaß des K. Ministeriums des Innern vom 23. November 1889, betreffend den Vollzug des Gesetzes vom 2. Juli 1889 über die Erhebung eines Zuschlags zur Hundeabgabe durch die Gemeinden (Min. A.-Bl. S. 282), insbesondere aus Ziffer 1 desselben hingewiesen, wonach diejenigen Gemeinden, welche um die Erlaubniß zur Erhebung eines Zuschlags vom Beginn des nächsten Verwaltungsjahrs (1. April 1890) ab nachsuchen wollen, ihre Gesuche spätestens bis 15. Januar 1890 bei dem Oberamt einzureichen haben.
Calw, den 4. Dezember 1889. K. Oberamt.
Supper.
Die Ortsvorsteher
werden unter Bezugnahme aus 8 22 Abs. 2 der Vollzugsverfügung zum Gemeindeangehörigkeitsgesetz vom 7. Oktober 1885 veranlaßt, alsbald eine öffentliche Bekanntmachung dahin zu erlassen, daß die Uebergangsbestimm- ung des Art. 45, Abs. 2 des Gemeindeangehörigkeitsgesetzes, wonach für diejenigen Personen, welche in einer Gemeinde das Recht der Theilnahme an der Wahl zu den Gemeindeämtern auf Grund des Art. 3, Abs. 1 des Gesetzes vom 6. Juli 1849 unmittelbar vor dem Inkrafttreten des Gemeindeangehörigkeitsgesetzes besessen haben, die Gebühr für die Ertheilung des Bürgerrechts in dieser Gemeinde nur 3 Mk. beträgt, nur bis 31. Dezember 1889 gilt.
Calw, den 5. Dezember 1889.
K. Oberamt.
Supper.
De« Gememderalhe«
gehen weitere Formularien, betreffend die Liquidation des Aufwands für Unterhaltung der Nachbarschaftsstraßen, unter Bezugnahme auf den gedruckten Erlaß des K. Ministeriums des Innern vom 14. Oktober 1889, N. 10934, mit der Weisung zu, dieselben gewissenhaft auszufüllen und bis 12. d s. M. längstens hieher vorzulegen. Die früher hinausgegebenen Formularien sind zu den Uebersichtsconzepten zu verwenden und bleiben in der Ortsregistratur.
Bemerkt wird, daß auch die Theilgemeinden, denen die Nachbarschaftsstraßenunterhaltung obliegt, ihren Aufwand besonders zu liquidieren haben. Calw, den 5. Dezember 1889.
K. Oberamt. Supper.
Gcrges-Weuigkeilen.
Calw. Das Ergebnis der gestrigen Gemeinderatswahl finden unsere Leser in der stadtschultheißenamtlicken Bekanntmachung in heutiger Nummer.
— (Amtliches.) Se. Maj. der König haben den Expedienten Pfister in Calw zum Eifenbahnassistenten bei der Generaldirektion der Staats.Eisenbahnen besördert.
* Das G. G ö tz'sche Hofgut in Alzenberg ist am 5. d. M. in die Hände des Oekonomen C. Weber in Wildbad käuflich übergegangen.
r. Simmozheim. Um gemeinsam den Abschluß des 50. Lebensjahres zu feiern, hatte sich am letzten Andreasfeiertag im Gasthaus z. Krone eine größere Anzahl 1839er von hier und Umgebung eingefunven, denen sich hiesige Vereine und zahlreiche jüngere und ältere Simmozheimer und gute Bekannte von Möttlingen, Neuhengstett, Unterhaugstett, Stammheim, Merklingen und Weilderstadt beigesellt hatten. Unter Gesang und Rede, von welchen insbesondere herzliche Worte zur Erinnerung an gemeinsam verlebte Tage des Simmozheimers, Hrn. OA.-Arzt Dr. Fischer von Neuenbürg und des Hrn. Schultheiß Siegel von hier, welcher auch zugleich der vor 19 Jahren bei Champigny Gefallenen gedachte und den Fünfzigern noch viele Jahre gesunden, frohen Lebens wünschte, Erwähnung finden sollen, schloß der Tag, den der nahe Advent nur allzu früh ablöste, in einer alle Teilnehmer befriedigenden Weise. — Vom Einsender sei hiemtt allen anwesend gewesenen Fünfzigern wiederholter herzlicher Gruß entboten.
Herrenberg, 3. Dez. Gestern wurde hier Frau Kath. Beeri, (Schwester der Frau Metzger Pfrommer hier. D. Red.) Schwiegermutter: des Herrn Dürrschnabel zum goldenen Ochsen, zu Grabe getragen. Dieselbe befand sich bekanntlich unter den bei dem Vaihtnger Eisenbahnunglück Verletzten und war vor einigen Wochen vom Katharinenhospital hierher zurück-
> — , ... „H. -
ZkeuMeton. «-4^-
Beim Aattenfanger von Hameln.
Bunte Bilder aus einer kleinen Stadt von Keinrtch Hrans.
(Fortsetzung.)
Das erste Bild, welches der Onkel uns vor Augen führen wollte, nannte er „Die erste Begegnung*
Aber wie anders erschien das Bild!
Phantastisch in bunte Farben gekleidet, eine kleine etwas spitze Mütze mit einer Reiherfeder keck auf dem schöngelockten Kopf, stand der Rattenfänger auf den Stufen, die zu einer Brücke führten, welche die ganze Breite der Bühne einnahm, so daß das Wasser darunter nicht zu sehen war. In der Ferne erblickte man nur undeutlich die tiefer liegenden Häuser und Thürme, da sich die ganze Beleuchtung auf den Vordergrund koncentrierte.
Die lange, fchalmaienartige Flöte an dem Mund, in etwas gebückter Stellung, lockte der Rattenfänger die Ratten und Mäuse an sich, die in prächtigen (cachierten) Exemplaren mit blitzenden Glasaugen den Vordergrund anfüllten und überall aus Thüren und Mauerritzen hervorkrochen.
Das Bild war hübsch gedacht und ausgeführt und erregte so allgemeinen Beifall, daß es wiederholt gezeigt werden mußte.
Ich küßte Rosas Hand und unsere Blicke begegneten sich verständnisinnig.
Als nach einer längeren Pause der Onkel das zweite Bild annoncierte, fühlte ich wie Rosas Hand in der meinigen zusammenzuckte und ich selbst war im höchsten Grade bestürzt.
Der Titel des Tableaus lautete: „Hero und Leander."
In seligster Stimmung hatte ich dem Onkel vertraut, wo und wie ich Rosa meine Liebe erklärt, aber ich konnte doch nicht annehmen, daß er so indiskret sein, und unser süßes Geheimnis der profanen Versammlung offen Preis geben werde.
„Seid ruhig, Kinder," flüsterte er uns zu, denn er mochte wohl unsere Gedanken erraten haben, „ich zeige dem Publikum nur den schönen Teppich, nicht was dahinter verborgen — das ist nur für Euch, — Herzenssache!"
Ein sehr bewegtes Allegro, welches das Wogen des Meeres andeutete, ging nach und nach in eine sanfte Harmonie über, während der Vorhang langsam die Scene enthüllte, die unter den Anwesenden einen leisen Ruf der Bewunderung hervorrief.
Man erblickte das unendliche Meer, in mäßiger Wellenbildung. Im Hintergründe rechts ragten dunkle Felsen aus der Flut hervor und bildeten ein Plateau, auf welchem mit aufgelöstem Haar im weißen wallenden Gewände Hero stand und sehnsüchtig die Arme ihrem Leander entgegenstreckte, dessen Oberkörper von einem blauen Mantel halb verdeckt aus den Wellen auftaucht und bereits die eine Hand der Geliebten zum Gruß entgegenstreckt.
Das Meer war durch theegrüne Gaze und Charlatan sehr natürlich dargestellt, und die dunkelrote Beleuchtung, welche die hereinbrechende Nacht verkündigte, erhöhte sichtlich den Effekt.
Da» Bild war genau nach dem Muster des Teppichs gestellt, den meine Rosa so kunstvoll gearbeitet und nun es bei den Anwesenden Bewunderung erregte, so hatte doch Niemand eine Ahnung davon, welche tiefere Bedeutung es für uns hatte.
Unter den Vorbereitungen zum letzten Bilde wurden Erfrischungen umhergereicht, während sich die Gesellschaft erhoben hatte und in zwanglosen Gruppen die Bilder und die Ausführung derselben besprach.
Während wir mit dem Onkel zur Seite getreten waren und ihn für seine so zarte und sinnige Aufmerksamkeit mit unseren feurigsten Dankesworten überschütteten,