aber durch die vom 1. April bis 1. Juli nächsten Jahres in Stuttgart in erweitertem Matze zu wiederholende Schwä­bische Landesausstellung für Reise- und Fremdenverkehr reichlich werden gedeckt werden. 2m weiteren Verlaus der Verhandlungen hielt Kanzlcirat Ströhmseld einen Bor­trag über das Thema: Zu welchen Leistungen verpflichtet Reklame die Fremdenverkehrs-, Kur- und Sportplätze?" Mit Reklame allein ist noch lange nicht die Sommerfrische gemacht, sondern es sind zu deren Aufblühen sehr reale, solide Voraussetzungen notwendig.

Karlsruhe, 20. Nov. Der Redakteur A. Kersting von derKarlsruher Zeitung", stellvertretender Herausgeber der Süddeutschen Reichskorrespondenz, ist am Samstag nachmittag an seinem Schreibtisch in der Redaktion der Karlsruher Zeitung" im Alter von 40 Fahren einem Herzkramps erlegen.

Donaueschingen, 18. Nov. Alljährlich kommt der Kaiser nach Donaueschingen zum Besuch seines Freundes, des Fürsten zu Fürstenberg. Im Lause der Jahre hat sich diese Freundschaft auch auf alle Familienangehörigen des Fürsten übertragen. Aber auch Donaueschingen selbst ist dem Kaiser vertraut geworden, davon zeugte voriges Jahr besonders die Stiftung von 20 000 Mark für den Neubau der protestantischen Kirche. Der Aufenthalt in Donaueschin­gen ist dem Kaiser immer eine besondere Erholung, und die Abreise tritt er stets nur ungern an. Allerdings geben der Fürst und seine Familie wie besonders auch die Stadt sich alle Mühe, dem Kaiser den Jagd- und Erholungsaufenthalt so angenehm wie möglich zu machen: Tagsüber Jagd, abends während der Tafel Konzert und nachher öfters noch Tanz oder Konzert. Diesen musikalischen Teil bestreiten ab- abwechfelnd die Militärkapellen der benachbarten Garnisonen (meist Konstanz und Freiburg)? die vom Fürsten zu Fürsten­berg engagiert werden. In diesem Jahr ist die Kapelle des Konstanzer Infanterieregiments fünf Tage verpflichtet.

Grünsfeld (A. Tauberbischossheim), 19, Nov. Die Annahme, daß das am vergangenen Donnerstag hier aus­gebrochene Großfeuer durch Kurzschluß, also infolge des Erdbebens, entstanden sei, bestätigt sich nicht, aus dem ein­fachen Grunde, weil in keinem der abgebrannten Anwesen Elektrizität eingerichtet war. Die Entstehungsursache des Brandes, der schon um ^4 Uhr gelöscht war, ist völlig unaufgeklärt. Der Gebäudeschaden wird auf 60000 ^ und der Fahrnisschaden aus 45 bis 50000 ^ geschätzt. Die7fvon der Brandkatastrophe Heimgesuchten sind alle Wasserbeschädigte.

Eine deutsche Kongo-Expedition.

Frankfurt a. M., 18. Nov. DieFrkf. Ztg." er­fährt aus Köln: Wie aus Kolonialkreisen mitgeteilt wird, beabsichtigen mehrere Kolonialgesellschaften und interessierte Einzelpersonen die Entsendung einer Expedition nach den von Frankreich an Deutschland abgetretenen Kongogebieten. Es schweben zurzeit Verhandlungen mit Männern der Wissenschaft und Vertretern des Handels und der Industrie. Man glaubt, daß die Expedition bereits in den ersten Mo­naten des nächsten Jahres die Ausreise werde antreten können.

Der Aattonattiöerake Parteitag.

Von Landtagsabg. Kübel.

p Der am Sonntag inBerlin abgehaltene allgemeine Dertretertag der Nationalliberalen Partei gestaltete sich zu einer imposanten Kundgebung des Vertrauens zu der be­währten Führung Bassermanns, dessen glanzvolle Rede mit stürmischem Beifall ausgenommen wurde. Die Tagung galt in erster Linie der Feststellung des Wahlaufrufs für die be­vorstehende Reichstagswahl. In klaren Zügen zeichnete Bassermann die Schuld der Konservativen, die, den Lock­ungen von Zentrum und Polen folgend, den von allen nationalen Kreisen seinerzeit so warm begrüßten Bülowblock zerstörten. Im übrigen hob er an programmatischen Punkten insbesondere hervor: Erhaltung der vollen Leistungsfähigkeit von Heer und Flotte. Reform des diplomatischen Dienstes durch Besetzung der Aemter mit den tüchtigsten Elementen, lebendige Fühlung der Regierung mit der deutschen Volks­vertretung auch in Fragen der Auswärtigen Politik, Fest­halten an dem bestehenden und bewährten System des maßvollen Schutzzolls, Kräftigung des selbständigen Mittel­stands, Eintreten für die Interessen der Beamten und Prioatangestellten, Äufrechterhaltung von Reichstagswahlrecht und Koalitionsfreiheit, Bekämpfung utopistischer Forderungen der Sozialdemokratie und scharfe Verurteilung des von ihr den Arbeitern gegenüber ausgeübten Terrorismus. Diese Forderungen werden alle in den Wahlaufruf ausgenommen. Der Wahlaufruf wendet sich weiter gegen die wachsenden Machtansprüche des Zentrums, die unverträglich sind mit der Autorität des Staates und der freiheitlichen Entwick­lung unserer Kultur; er verlangt eine starke, zielbewußte Politik nach außen und innen aus liberaler Grundlage. Nicht Herkunft und Glaubensbekenntnis, nicht Rang und Besitz dürfen die Voraussetzung für den Zugang zu öffent­lichen Aemtern bilden, sondern einzig und allein die Fähig­keit und Tüchtigkeit des Einzelnen.

Welch großes Interesse den Verhandlungen entgegen­gebracht wurde, zeigt schon, daß sich nicht weniger als 75 Pressevertreter zu der Tagung angemeldet halten. Die Partei wird nach der zu Tage getretenen einmütigen Stimmung frohgemut und voll Zuversicht für ihre alten Ideale in den Wahlkampf ziehen. Ihr Bündnis mit der Fortschritt l. Bolkspartei bürgt dafür, daß der Liberalismus im kommenden Reichstag die ihm gebührende Stellung einnehmen wird. Dies kam insbesondere in der Diskussion zum Ausdruck. Im Namen der Iungliberalen sprach Rechtsanwalt Dr. Kausfmann -Stuttgart Basser­

mann den Dank für seine Führung aus, der es zu danken sei, daß zwischen den jüngsten und ältesten Nationalliberalen nur noch eine Meinung bestehe. Ob das Zentrum oder die Sozialdemokratie der gefährlichere Feind sei, wurde als offene Frage behandelt, die sich nach der Lage der einzelnen Provinzen entscheidet; die Redner der Westfalen und Schleswig-Holsteiner sprachen scharf gegen die Sozialdemokratie, der badische Führer Rebmann gegen das Zentrum. Die aus der wirtschaftlichen Entwicklung heroorgegangene sozialdemokratische Bewegung glaubt er leichter mit den nationalen Staatsgedanken aussöhnen zu können als die Jahrhunderte alten Machtansprüche ds Ultramontanismus. Die Wahl in Konstanz zeige übrigens, daß die Nationalliberale Partei von den deutschdenkenden Katholiken keine Kluft trenne nur von der Zentrums­politik, sonst hätte in einem Wahlkreis mit über neunzig Prozent Katholiken nicht der Liberalismus siegen können. Daß dort die nationalliberalen Stimmen um dreißig Proz., die sozialdemokratischen nur um fünf Prozent ge­stiegen seien, zeige, daß die badische Großblockpolitik nicht in erster Linie der Sozialdemokratie zu gut komme. Bon den weiteren Diskussionsrednern wurde insbesondere betont, daß die Partei der ihr verbündeten Fortschrittlichen Bolks­partei Treue im Wahlkampf halten werde. Reichstagsabg. Weber wendete sich scharf gegen die Verleumdungen der Gegner, die an dem Festhalten der Nationalliberalen Partei an der bewährten maßvollen Schutzzollpolitik Zweifel ver­breiten und Reichstagsabg. Stresemann sprach sich in dem­selben Sinn aus unter Führung des Nachweises, daß sich die Forderung besserer Handelsverträge mit dem Festhalten am Schutzzollsystem sehr wohl vertrage. Nach einstimmiger Annahme des Wahlaufrufs wurde die glänzend und ein­mütig verlaufene Tagung geschlossen. Es nahmen daran 995 Vertreter aus allen Teilen des Reiches teil; auch der Süden war gut vertreten, aus Baden waren etwa 50 Herren erschienen, von Württemberg waren der 1., 2., 3., 4., 5,, 8 , 10., 12., 14. Reichstagswahlkreis vertreten; man sah u. a. den Reichstagsabg. Wetzel, die Landtagsabg. Dr. Mülberger und Wieland. Auch der Reichstagskandidat des 2. württ. Reichstagswahlkreises, Medizinalrat Dr. Kreuser, nahm an dem Bertretertag teil, durch den nun die Wahl­bewegung im ganzen Reich für die Partei eingeleitet ist.

Ausland.

Wien, 20. Nov. Die Wiener Abendpost teilt mit, daß Erzherzog Ferdinand Karl vor einiger Zeit im Ausland ohne kaiserliche Einwilligung die Ehe mit Fräulein Zuber eingegangen ist und daß der Kaiser dessen Bitte, auf Titel und Rang eines Erzherzogs sowie auf seine Stellung in der Armee verzichten zu dürfen, genehmigte. Der Erz­herzog wird fortan den Namen Ferdinand Burg führen.

Rußland «ud Persien.

Teheran, 20. Nov. Gestern erschien der erste Dra- goman der hiesigen russischen Gesandtschaft im Ministerium des Aeußern und betonte nochmals, daß wenn bis Diens­tag die Forderungen des Ultimatums nicht erfüllt sind, Rußland die diplomatischen Beziehungen zu Persien ab­brechen und Truppen absenden werde. Die Kabinettsbild­ung kommt nicht zu stände, weil niemand Minister werden will.

IV Bak«, 20. Nov. Der Dampfer der Merkur-Ge­sellschaft ist heute mit einem Regiment aus Saljany, Gou­vernement Baku, mit Feldzugsausrüstung nach Persien ab­gegangen.

Der Aufstand in China.

IV Hongkong, 20. Nov. (Reuter) Aus Kanton wird gemeldet, daß Admiral Lichuan der provisorischen Regierung sein Entlassungsgesuch eingereicht hat, weil er mtt ihren Fortschritten in den Berwaltungsgeschäften nicht zufrieden ist. Sein Hamen ist von Räubern angegriffen und geplündert worden.

Der Krieg um Tripolis.

Konstantinopel, 19. Nov. Aus Tripolis wird unterm 16. Nov. amtlich gemeldet: Gestern nachmittag verließ die feindliche Flotte den Hafen. Unsere Truppen benutzten die Gelegenheit, die jüngst von den Italienern wegen der Ueberschwemmung gewählte Position Elhajati bei Bumiliana plötzlich anzugreifen. Die Italiener wur­den im Bajonettkampf zurückgeworfen. Sie hatten über 4,00 Tote und Verwundete. 23 Soldaten und ein Offizier wurden gefangen genommen. Wir verloren 130 Mann und erbeuteten 70 Gewehre und schoben unsere Linien derart vor, daß wir hoffen, die Stadt zu erobern, wenn das schlechte Wetter die Flotte andauernd fern hält. Der Stamm Elmeritsch ist heute eingetroffen. Das ermög­licht uns, die fast gänzlich zernierte Stadt von allen Seiten gleichzeitig anzugreifen.

x Tripolis, 20. Nov. Gestern fanden jnur kleinere Scharmützel und Vorpostengefechte statt. Mehrere Kund­schafter berichten, ein Teil der Araber sei kampfesmüde. So hätten in, Ainzara die Türken etwa tausend Araber zurückgehalten, die abziehen wollten, um ihr Land zu be­stellen. Andererseits melden die Türken, daß demnächst Verstärkungen von der Syrthe her eintreffen werden. Ferner wird gemeldet, die französischen Behörden verhin­derten seit einigen Tagen, daß Kriegskontrcbande über die Grenze gebracht werde. Wie aus Tobruk vom 16. ds. gemeldet wird, zerstörte eine italienische Abteilung seinen Teil der Telegraphenlinie nach dem Golf Solum. Der Feind hatte dabei zahlreiche Verluste. Nachrichten aus Derna bestätigen, daß in der Nacht zum 17. ds. ein hef­tiger Angriff des Feindes von den Italienern zurückge­schlagen wurde, wobei der Feind viele Tote und Ver­

wundete verlor. Aus Homs kommen gute Nachrichten. Die Italiener vollenden dort die Verteidigungseinrichtungen.

r Tripolis, 18. Nov. Der seit drei Tagen anhaltende strömende Regen ließ den Ued Medjenin anschwellen. Der Fluß, der jetzt einen großen See bildet, schwemmte die von den Italienern aufgeworfenen Schanzgräben weg und die Wassermassen bahnten sich einen Weg quer durch die Stadt bis zum Meer. Die Truppen waren genötigt, zu­rückzugehen und die Postenlinie hinter Bumeliana aufzu- stellen.

Akaba bombardiert.

Konstantinopel, 20. Nov. Zwei italienische Kriegs­schiffe bombardierten heute Akaba. Sie zerstörten einige Baulichkeiten, woraus sie den Hafen wieder verließen.

Die Mächte.

Konstantinopel, 19. Nov. Die Pforte hat ihre Botschafter beauftragt, den Mächten zu notifizieren, sie habe auf die Gerüchte einer Aktion Italiens zur See hin alle militärischen Maßnahmen zum Widerstand ergriffen. Diese Berteidigungsmaßnahmen würden eventuell an den bedrohten Punkten verschärft werden, was die internationale Schiffahrt beh indern ßte._

Landwirtschaft, Handel und Vermehr«

Vom Zabergäu, 20. Nov. Ein Gang durch die Obstgärten und Weinberge erweckt erfreuliche Hoffnungen. Die Apfelbäume tragen recht reichlich Fruchtknospen, die Birnbäume zum Teil auch, zum Teil weniger. Die Steinobstsorten, besonders die feineren wie Aprikosen, versprechen gleichfalls großen Segen. Der Weinstock ist sehr gut aus­gereist, das junge Holz hat mächtig lange Triebe und verspricht für den Frühjahrsschnitt viele Bogen. Dies stimmt das Herz des Wein­gärtners froh, denn reifes Holz an langem Stiel bringt viel gesunde Augen, viel Trauben und viel Wein. Eine jedenfalls seit vielen Jahren vereinzelt dastehende Erscheinung wird in den Gemüsegärten bemerkt. Infolge des trockenen Jahrgangs gab es an den Setzpflan­zen wie Kraut, Blumenkohl, Rosenkohl viele Raupen des Kohlweiß­lings, die den Ertrag stark dezimierten.

Stuttgart, 20. Nov. (Mostobstmarkt auf dem Nordbahnhof.) Aufgestellt waren fl 34 Wagen, davon neu zugefllhrt 65 Wagen; Preis im Kleinverkauf für Aepfel 4,405,20 ^ der Zentner, r Stuttgart, 18.November. Schlachtoiehmarkt.

Großvieh, Kälber, Schweine

Zugetrieben: 108 155 358

Erlös aus >/z Schlachtgewicht.

Pfennig j Pfennig

Ochsen von bis Kühe von 60 bis 70

Bullen

81

84

» 80 «

81

Jungvieh u.

90

93

Iungrinder

,» 85

89

« 82 ^

84

Kälber

96

.. 101

90

.. 96

85

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Schweine

66

87

65

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Verlauf des Marktes: mäßig belebt.

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Mutmaß!. Wetter am Mittwoch und Donnerstaz

Ein von Großbritanien vorgedrungener tiefer Luftwirb hat sich östlich nach Schweden verzogen. Unter seinem Eir fluß ist für Mittwoch und Donnerstag noch fortgesetzt ui beständiges, ziemlich kaltes und zunächst auch noch zu ve einzelten Niederschlägen (in Höhen Schneefälle) geneigt, Wetter zu erwarten.

Druck und Vertag der G. W. Zaiserffchru Buchdruterei (L«it Zeiser Nagold. Für die Redaktion verantwortlich: jk. Paul.