gang geweiht. Jeder Freund der Anlagen geht mit weh­mütigem Blick vorbei. Allein das Gemeinwohl verlangt einmal das Opfer. Wie viel Unglücke sind schon hier bei der Eisenbahn wegen der kolossalen Belastung und Beeng­ung des Bahnhofes oorgekommen! Um diesen Notstand zu beseitigen, mußte, da der Bahnhof nun einmal nicht ins Neckartal gelegt werden durfte, ein weiterer Teil der An­lagen geopfert werden.

r Rottweil, 18. Nov. (Explosion.) Heute mor­gen ist etwa eine halbe Stunde nach Beginn der Arbeit in der zur hiesigen Zweigniederlassung der Köln-Rottweiler Pulverfabrik gehörigen Detrylfabrik ein Nitrirtopf crplodiert, wobei der 30 Jahre alte verheiratete Fabrikarbeiter Johann Hirth von Zimmern o. R. getötet wurde. Ein beträcht­licher Schaden wurde sonst nicht angerichtet.

Nachträgliches zum Erdbeben.

i' Rottenburg, 18. Nov. (Droben stehet die Kapelle.) Das Erdbeben hat der durch Uhlands Gedicht so berühmt gewordenen Wurmlinger Kapelle schwer mitgespielt. Das Kreuzgewölbe des heiligen Grabes muß, weil es schwere Sprünge aufweist, vollständig erneuert werden. Die Nord­wand gegen das Ammertal zu ist zum großen Teil durch die Wucht der Erdstöße herausgeschlagen, wobei ein wert­volles Bild vernichtet wurde. Am Hochaltar wurden die Figuren herausgeschleudert. Der Ge'amtschaden und die Wiederherstellungskosten werden aus Tausende von Mark beziffert, die der kleinen Gemeinde Wurmlingen schwer zur Last fallen werden.

r Stuttgart, 18. Nov. (Erdbebenschäden.) Durch die Erschütterung des Erdbebens ist das Haus Nr. 83 ^ der Neckarstraße am sogenannten Rondell so stark beschädigt worden, daß gestern den ganzen Tag die Handwerksleute, wie Maurer, Zimmerleute, Schlosser, Glaser usw. daran auszubrssern hatten. Das Haus zeigt Spalten vom Dach bis zum Hausringang so breit, daß man die Hand hinein­legen kann. Ebenso gab es in der Marienstraße eine schwere Beschädigung. Der Plafond im 3. Stock eines dortigen Hauses fiel herab. Die Bewohner, Mann, Weib und Kinder, mußten auf die Straße fliehen.

r Ebingen, 18. Nov. (Weitere Erdstöße.) Heute vormittag ^9 und ^/gll Uhr sind hier zwei weitere Erd­stöße erfolgt, die aber nur leichter Natur waren und keinen Schaden anrichteten.

r Ebingen, 18. Nov. Nicht nur, wie schon gemeldet, heute vormittag, sondern auch im Laufe des gestrigen Tages wiederholten sich noch schwächere Erdstöße, so namentlich morgens 8.30 Uhr, mittags 3 Uhr, abends 6.15 Uhr und 8.20 Uhr. Die Schulen hatten frei, teils wegen starker Beschädigungen, teils wegen Erdbebengefahr und weil die meisten Kinder in der Schreckensnacht nicht geschlafen hatten. Die Angst vor Wiederholung des Bebens war so groß, daß zahlreiche Familien auch in der vergangenen Nacht im Freien blieben, obwohl die Zeitungen Extrablätter verbreitet hatten, wonach ein stärkerer Stoß nicht mehr zu erwarten sei. Der Schaden ist ganz enorm und läßt sich zur Stunde rächt sicher feststellen. Fast kein Haus ist ohne Beschädigung. Zn manchen Straßenzügen (namentlich in der Sonnen- und Schillersträße) sind fast alle Kamine demoliert und alle Dächer defekt. Am stärksten mitgenommen sind die Billa L. Maag, die neue Samtfabrik, derNeue Albbote", die größeren Schulgebäude und die St. Martinskirche. Der Dammrutsch bei Lautlingen war nicht stark, die Züge können verkehren.

k Leutkirch, 18. Nov. Der Kunstmühlebesitzer Rau stürzte auf dem Heimweg am Donnerstag abend im Schrecken über das Erdbeben von einem schmalen Steg über den Schlottenbach': er fiel ins Wasser und ertrank.

r Erdbebenmessung. Der Grundgedanke der Erd­bebenmesser oder Erddebenregistrierapparate, von denen es

verschiedene Systeme gibt, ist folgender: Ein viele Zentner schwerer, in einen tiefen Schacht hinabtauchender Pendel ist so fein aufgehängt und hat ein so großes Eigengewicht, daß er bei allen Erderschütterungen seine Ruhelage behält.- An ihm ist eine Stahlspitze befestigt, die auf einem Papierstreifen hingleitet, dessen Ständer auf der Erdoberfläche ruht. Wird nun die Erde erschüttert, so wird die Stahlspitze davon nicht berührt, wohl aber macht der Papierstreifen die Schwank­ungen mit. und der Stahlgriffel ruft auf dem sich hin und herschiebenden Streifen Zickzacklinien hervor, die das Erd­beben anzeigen und zwar nach Zeitsolge und Stärke. An Stelle dieser selbstregistrierenden Seismographen waren früher die Seismometer, z. B. Quecksilberschalen, aus denen auch bei leisen Erschütterungen Teile des Quecksilbers in bestimmte Rinnen des Beckenrandes liefen, woraus man Stärke und Richtung des Stoßes schätzen konnte.

* » *

Tübingen, 17. Nov. Ueber das gestrige Erdbeben wird am 28. Nov. Prof. Dr. von Koken im D. und Oe. Alpenoerein einen Dortrag halten.

Deutsches Reich.

'VV Neues Palais, 18. Nov. Der Kaiser gedenkt nunmehr die Reise nach Baden-Baden, Donaueschingen und Schlesien vom Neuen Palais aus anzutreten. Der Auf­enthalt in Donaueschingen wird sich vom 20.26. ds. Mts. erstrecken.

r Berlin, 18. November. Ueber die Bedeutung der drohenden Aussperrung von 70 000 Metallarbeiter wird mitgeteilt, daß im ganzen etwa 110000120000 Arbeiter in" der Berliner Metallindustrie beschäftigt sind, die zum allergrößten Teil dem Metallarbeiteroerbande angehören. In einigen Betrieben haben verschiedene Arbeitergruppen die Arbeit freiwillig niedergelegt. Man nimmt an, daß zunächst von dem Beschlüsse der Berliner Metallindustriellen etwa 30000 Arbeiter getroffen werden. Auch wird damit gerech­net, daß das Etnigungsamt der Stadt Berlin vermittelnd eingreifen und eine Grundlage zur Verständigung gewinnen helfen wird.

IV Münster i. W., 19. Nov. Heute abend geriet die Martintkirche, die zum Teil aus dem 12. und zr m Teil aus dem 15. Jahrhundert stammt und erst vor kurzem restauriert worden war, in Brand. Das Feuer wütet zur Zeit noch fort. Der Turm ist bereits eingestürzt. Einige Häuser in der Nachbarschaft gerieten auch in Brand und sind niedergebrannt. Es fehlt jede Hoffnung, die Kirche zu retten.

Der Krieg um Tripolis.

Türkische Erfolge.

Konstantinopel, 18. Nov. DieAgence Ottoman" erhält von ihrem Korrespondenten in Tripolis folgendes, am 16. morgens in Dehibat (Tunis) aufgegebene Tele­gramm: Täglich wird auf der Südost-Front der Italiener bei Tripolis gekämpft, da unsere Truppen nicht aufhören, sie zu belästigen. Dienstag und Mittwoch wurde von unseren Truppen ein Angriff bei der Moschee von Feschlom gemacht. Die Italiener hatten schwere Verluste. Vier Geschütze und eine beträchtliche Menge Munition wurden dem Feinde ab­genommen. Die Zahl unserer Kämpfer steigt weiter, da Leute der Stämme des Innern fortgesetzt eintreffen. Die Italiener sind durch die Cholera dezimiert. Sie wagen nicht, einen Schritt außerhalb der Stadt zu machen, obgleich unsere Taktik darin besteht, sie herauszulocken, um ihnen eine Schlacht zu liefern. Der italienische Generalslab nutzt seine Truppennachschübe aus, und schickt die frischesten Truppen aus Vorposten und Rekognoszierungen, da die früher ge­kommenen nach einigen Zusammenstößen mit den Türken sich weigern, vorzugehen. Die Italiener versuchen jetzt, die türkischen Truppen zu schwächen, indem sie die Verprovian­tierung verhindern werden. Nach der Versicherung aller unserer Offiziere ist diese Taktik zum Mißerfolg verurteilt.

da unsere Verpflegungsltnie gesichert ist. Im türkisch'arabi­schen Lager bleibt man vom endgültigen Sieg unsererseits überzeugt. (Die Meldung enthält offensichtlich starke Ueber- treibungen. D. R.)

i»V Tripolis, 19. Nov. Agenzia Stefani. Auf dem östlichen Flügel versuchte der Feind wie gewöhnlich die Aufräumungsarbeiten durch Flintenschüsse zu stören. In der Gegend ovn Sidi Mesri wurden einige Kanonenschüsse gewechselt. Ein morgens vorgenömmener Erkundigungsslug zeigte bei dem Feind die gewöhnliche Bewegung. Der türkische Kommandant hat den Arabern gestattet, sich ab­zulösen und in ihrer Heimat die Felder zu bestellen. Ein Mann, der von der tunesischen Grenze kam, erzählte, daß er Handelskarawanen, die nach dem Landinnern zogen oder dort herkamen und Lebensmittel transportierten, gesehen habe. Suara sei von Frauen und Kindern verlassen. Zur Bewachung seien die bewaffneten Männer mit etwa 150 Türken zurückgeblieben. In Iania soll unter den Arabem große Unzufriedenheit herrschen, da der Deputierte Iurhal Bei eine Bekanntmachung verbreiten ließ, die die Araber von der Feldarbeit ablenken und sie zum Kampf zwingen will, andernfalls ihre Haustiere getötet und ihre Saaten mit Beschlag belegt werden würden. Gleichzeitig wird be­richtet, daß viele Eingeborene ihre Waffen an Eingeborene in Tunis verkaufen. In Aziza und Gharian ist ein Ba­taillon Geniesoldaten eingetroffen und hat die Stellungen befestigt.

Landwirtschaft, Handel und Berkehr.

Nagold, 18. Nov. (Obstmarktbericht.) Zufuhr ca. 3V Körbe Taseläpfek Preis per Ztr. II15 Alles rasch verkauft.

Nagold, 18. Nov. Dinkel 8.70, 8.55, 8.50. Weizen 12.50, 12.25, 12.. Roggen, 11.,.. Gerste 10., 9.80, 9.60. Haber 9.10, 9., 8.80. Miihlfrucht, 10.60,.. Linsen» Gerste 9.20, 9.10, 9.-.

Viktualienpreise.

I Pfund Butter 1,20-1.25 1 Ei 9 /H.

Altrasteig, 18i Nov. Dinkel 9.-. 8.50, 8.. Haber 9.50, 9.31, 8.90. Gerste, 11.--,. Roggen., 11.,. Welschkorn, 10.,

Viktualienpreise.

1 Pfund Butter 1.10

Eine« Raub am eigenen Geldbeutel begeht, wer seine Wiesen und Weiden vernachlässigt. Gerade im heurigen Jahre ist eine Düngung der Wiesen, Weiden und Futterfelder mit Thomasmehl notwendig, um das Vieh, das der diesjährigen geringen Futterernte wegen nur so schlecht und recht durch den Winter gebracht werden kann, so früh wie möglich mit Grünfutter zu versorgen.

Auf der Internationalen Hygiene-Ausstellung, Dresden, erhielt die Fa. Henkel L Co. Düsseldorf, Fabrikanten des selbsttätigen Wasch- mittcls Perfil dir Goldene Medaille. Diese Auszeichnung ist um­so bemerkenswerter, als damit Persil nicht nur als selbsttätiges Wasch­mittel ausgezeichnet wurde, sondern auch seine außerordentliche desin­fizierende Wirkung besondere Anerkennung gefunden hat, was in volks­wirtschaftlicher Hinsicht von nicht zu unterschätzender Bedeutung ist.

Mutmaßt. Wetter am Dienstag und Mittwoch.

Für Dienstag und Mittwoch ist fortgesetzt unbeständiges u. windiges Wetter mit zeitweiligen Nieder schlügen zu erwarten.

Druck und Verlag der K. W. Zaiser'schen Buchdruckern sEmil

Zaiser Nagold. Für die Redaktion verantwortlich: K. Baue.

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Nagold, den 18. Nov. 1911. Der Vors, des Kassenvorstands: Benz.

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