Hilfe der Lichtbilder wurden nicht bloß chemisch-elektrische Prozesse, sondern insbesondere auch die Elektromaschinen in ihren Einzelteilen noch deutlicher veranschaulicht. Zum Schluß wurde ein praktischer Vorgang aus dem elektrotechnischen Gebiet, die Verwandlung einer elektrischen Energie in eine mechanische mit Hilfe einer kleinen Batterie, eines Induktionsapparats und einer Bohrmaschine, die mit letzerer durch eine Transmission verbunden war, gezeigt. Den aufrichtigen Dank der Versammlung fiir die reichhaltigen Darbietungen brachte der Vorstand des Vereins, G. Klaiß, dem mit seinem Stoffe überaus vertrauten Redner und dem Rektor des Seminars für Ueberlassung des Saales dar.
Erdbeben.
* Nagold, 17. Noo. Gestern nacht 3 Minuten vor V 2 I I Uhr wurde hier ein ziemlich starkes Beben mit surrendem Getöse verspürt; der Stoß dauerte etwa 8—10 Sekunden und verlief von Nordosten nach Südwestern Die Erschütterung setzte mit leichtem Zittern ein und wurde so stark, daß z. B. die Lampenschirme und Fenster heftig klirrten. Es war einen Moment als wollte alles Umfallen, so daß man das schlimmste befürchtete. Wer schon schlief erwachte mit Schrecken, wer wachte kam in mehr oder weniger große Aufregung; viele Leute sprangen auf die Straßen, alle Fenster erhellten und öffneten sich. Um 12 Uhr folgte ein ganz leichterStoß; um Vs4 Uhr morg. wieder ein etwas stärkerer. — Aus dem Bezirk und dem ganzen Lande laufen soeben Meldungen über das Ereignis ein. —
Ein „optimistischer" Leser schreibt uns: Nun habe ich doch auch eine kleine Ahnung von einem Erdbeben. Gestern nacht um V 2 II Uhr herum hat unser Planet unter meinem Bette gewackelt, daß ich aufsprang um zu sehen, ob die Nachbarhäuser der Freudenstätterstraßs noch auf dem alten Platze stehen. Es war ein Vibrieren des ganzen Hauses, mit dem sich ein dumpfes Rollen verband, die Fenster hörbar zitterten und manche Gegenstände, in den Fugen geschüttelt, etwas aufseufzten. Dies dauerte so lange, daß man sich gut überlegen konnte, um was es sich hier handelte. Aus den Straßen wurde es auch bald lebendig, denn mancher mag der Festigkeit seines schützenden Daches nicht mehr viel zugetraut haben und sprang deshalb ins Freie. Allzu bedenklich nahm man es aber doch nicht, machte einen Witz daraus und legte sich ruhig aufs Ohr, denn bei uns verläuft ja so etwas ohne Gefahr. Daß sichs nicht wiederholte. war doch gut, denn in einer Hängematte kann man nicht gut schlafen.
-I- Altensteig, 7. Nov. Eine auffallende Naturerscheinung wurde heute nacht V 21 1 Uhr beobachtet. Am östlichen Himmel sah man plötzlich eine große Helle und es ging ein Meteor (oder ein Kugelblitz) zur Erde nieder. Dabei gabs ein Geräusch, wie wenn einige schwere Autos in raschem Tempo durchführen und die Häuser erzitterten, so daß die Bewohner erschreckt an die Fenster und zum Teil aus die Straße liefen. An meinem Körper hatte ich ein Gefühl wie beim Elektrisieren.
-t. Ebhausen, 17. Nov. In vergangener Nacht um 10Vs Uhr wurde hier eine ziemlich starke Erderschütterung verspürt, die etwa 5 Sekunden anhielt. Ich hatte mich eben zur Ruhe niedergelegt, als ich auf einmal das Gefühl hatte, als habe sich jemand unter mein Lager gemacht und wolle mich mit samt der Bettlade im Zimmer umherkutschieren. Nachbarsleute öffneten nach dem Erdstoß die Fenster und riefen einander zu, ob bei ihnen etwa etwas Schweres umgestürzt sei; andere, die im Freien an einer Gastenmauer standen, glaubten, dieselbe wolle einstürzen.!
r Stuttgart, 16. Noo. Heute abend 10.25 Uhr ereignete sich hier ein mehrere Sekunden anhaltender überaus heftiger Erdstoß. Selbst die größten Gebäude erzitterten in ihren Grundfesten. In den großen Lokalen der Stadt wurde das Publikum von einer Panik ergriffen und eilte in größter Erregung, die Herren ohne Kopfbekleidung, die Damen, ihre Garderobe im Stich lassend, ins Freie, so namentlich im Wilhelmsbau, wo plötzlich eine hundertköpfige Menge dem Ausgang zueilte. Leider erwies sich der Ausgang — es war nur eine Türe geöffnet — als völlig unzureichend, um eine derartig große Menge schnell ins Freie gelangen zu lassen. Ebenso war in Lokalen, wo öffentliche Veranstaltungen stattfanden, die Erregung aufs höchste gestiegen. Die Veranstaltungen wurden teilweise abgebrochen und das Publikum flüchtete bestürzt auf die Straßen. Die heftige Erschütterung blieb aber nicht auf das Zentrum beschränkt, sondern erstreckte sich auf einen Umkreis von zehn Kilometer. Ueberall sah man in den Straßen Erwachsene und Kinder, teilweise nur notdürftig bekleidet, im Freien ein Unterkommen suchen. Aus der Altstadt werden viele Fälle gemeldet, in denen die Schläfer direkt aus den Betten geschleudert wurden. Bilder fielen von den Wänden, Spiegel wurden zertrümmert und an verschiedenen Häusern große Risse an den Wänden sestgestellt. Eine Gruppe von erschreckten Menschen alarmierte die Feuerwehr, in der Annahme, daß es sich um eine schwere Explosion handle. Besonders große Erregung verursachte das Beben in den hiesigen Krankenhäusern, wo das Krankenpersonal große Mühe hatte, die Patienten wieder zu beruhigen. Der nächtliche Verkehr in der ganzen Stadt war stundenlang vollständig von dem plötzlichen Naturereignis beeinflußt. Die Redaktionsbureaus und die Postanstalten wurden mit Anfragen bestürmt, der Telephonoerkehr war zeitweise unterbrochen. In allen Stadtgegenden bemerkte man einen starken Fuhrwerksverkehr. Man sah Automobile, Sani-
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stimmungsort fahren. Als die ersten Extrablätter ausgeteilt wurden, entstand an vielen Straßenecken ein förmlicher Menschenauflauf. Die Leute suchten sich gegenseitig die Blätter zu entreißen, bis beherzte Männer mit weitschallender Stimme den Text der Nachrichten verlasen. Besonders auffällig waren in allen Gegenden die hellerleuchteten Fenster, diesdor- aus hindeuteten, daß die Bewohner aus Furcht vor einer Wiederholung der Erdstöße ihre Fassung noch nicht wiedergesunden hatten. Die Mitternacht war längst vorüber, als man noch überall in den Straßen, aus den freien Plätzen und vor den Häusem erregte Gruppen eifrig sprechen sah. Das Beben war von heftigem unterirdischen Rollen begleitet.
r Stuttgart, 16. Rov. Weitere Erdbebenmeldungen treffen ein aus Möhringen, Gmünd, Heidenheim, Welzheim, doch scheinen dort die Erschütterungen nicht so stark gewesen zu sein. Auch aus München und Erfurt werden leichte Erderschütterungen gemeldet.
W Berlin, 16. Noo. Heute abend gegen V 2 II Uhr wurde in Stuttgart ein schwerer, in Erfurt und Mün - ch en ein leichter einige Sekunden dauernder Erdstoß verspürt.
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Zum Erdbebenstoß von gestern abend.
Die Geister der Erde, sie waren geschäftig Voll Unruhe gestern und rüttelten kräftig Am Bau dieser Erde, ihn mächtig erschütternd,
Daß alles erwachte vom Schlafe und zitternd Sich fragte: Wer hat mir mein Häuslein also beweget Und mich im innersten Herzen erreget?
Was wollen die Geister der Erde mir sagen? Wollten sie weinen und schelten und Klagen?
Wollten ein Rätsel sie neckisch mir geben Ueber ihr Treiben und Schaffen und Leben?
Wollten sie tiefer ins Innre mich führen,
Drinnen die besseren Triebe zu rühren?
Wollten an's-End, an den Tod sie gemahnen Oder von Künftigem wecken ein Ahnen? —
Was sie indessen auch raunten und sprachen:
Wenn sie zu Höh'rem den Geist nur entfachen!
G. H. Kläger.
x Rottenburg, 16. Nov. Ein leichter Erdstoß wurde Dienstag abend gegen 8 Uhr wahrgenommen.
r Tübingen, 16. Nov. (Das Erdbeben.) Einen Erdstoß verspürte man gestern abend 6 Minuten nach Vz8 Uhr auch h er. In der Hechingerstraße wurde ein kurzer, aber ziemlich starker Erdstoß wahrgenommen, ebenso meldet man dies von der Lustnauer Allee, Derendingerstraße und anderen Stadtteilen, sowie aus Lustnau, wo er 3—4 Sekunden dauerte.
Calw, 16. Nov. Ein gräßlicher Unglücksfall ereignete sich, wie schon kurz gemeldet, gestern nachmittag auf der Eisenbahnlinie nach Hirsau. Wagenwärter Krämer in der Bahnhofstraße stürzte von dem um V?4 Uhr von hier nach Pforzheim abfahrenden Zuge in der Nähe des Friedhofs ab und blieb bewußtlos auf dem Gleise liegen, so daß er sich nicht mehr bewegen konnte. Das Verhängnis wollte es nun, daß kurz nachher der um ^4 Uhr hier von Hirsau eintreffende Zug die gleiche Strecke passierte. Der Führer des Zuges bemerkte den Körper auf dem Geleise, gab sofort Gegendampf, konnte ober den Zug nicht mehr zum Stehen bringen. Der Zug ging über Krämer hinweg und richtete den Körper entsetzlich zu. Der Leichnam wurde in das Leichenhaus aus dem Friedhof gebracht. Der auf so eigenartige und überaus bedauerliche Weise um das Leben gekommene Mann war schon viele Jahre hier stationiert und allgemein als tüchtiger und braver Mensch geachtet. Der Frau des Verunglückten mußte die entsetzliche Nachricht nach Stuttgart gebracht werden. Allgemeine Teilnahme wendet sich der vom Unglück so jäh betroffenen Familie zu.
r Enzklösterle, 16. Nov. (Amtomobtlbrand.) Von einem schweren Schaden wurde der Chauffeur Wolf aus Wildbad betroffen. Aus der Heimfahrt von hier geriet sein Auto unterhalb des Christophshofs plötzlich aus unaufgeklärter Ursache in Brand. Die Karosserie wurde vollständig vernichtet. Zum Glück konnten die Fahrgäste den Wagen noch unversehrt verlassen.
r Horb, 16. Nov. (Feuer.) In dem Parterrestock des Hauses der Witwe I. Schwarz drohte gefährlicher Brand auszubrechcn. Er wurde von der rasch herbeigeeilten Feuerwehr gelöscht, bevor er großen Umfang annehmen konnte. Brandstiftung wird vermutet.
Freudenstadt, 15. Nov. Der akademische Schneeschuhverein Tübingen wird auch in diesem Winter auf dem Kniebis einen Schneekurs für Anfänger und Fortgeschrittene halten. Dem Verein steht jetzt eine vollständig neue Sprungschanze zur Verfügung, deren Einweihung Mitte Januar stattfindet. Mit der Feier ist ein interner Wettlauf verbunden.
p Tübingen, 15 Nov. Das Befinden der in Dettenhausen angeschossenen beiden Forstwarte giebt zu Besorgnissen keinen Anlaß mehr. Der Forstwart Seyfried ist wieder entlassen worden, dagegen wird der Forstwart Schmid noch längere Zeit in ärztlicher Behandlung bleiben müssen.
Tübingen, 14. Noo. Nach dem Muster von Preußen und Bayern hat nun auch Württemberg Bibliothek-Gebühren elngeführt. Hier beträgt vom laufenden Halbjahr an die Gebühr für Studierende und Hörer gleichmäßig 2.50 pro Semester.
r Wurmlingen OA. Tuttlingen, 15. Noo. (Ein Saumagen.) Eine Taube wie ein Raubtier lebendig gefressen hat ein von dem nahen Eßlingen (Baden) hier weilender Bürger in einer hiesigen Wirtschaft. Nachdem
ihm die Taube von einem Nachbarn überreicht worden war, köpfte er sie, saugte ihr das Blut aus wie ein Marder, rupfte sie dann, und verzehrte sie mit größtem Appetit. Sogar die Füße (Zehen) verkante er, ob aber auch diese dem Magen einverleibt wurden, konnte nicht genau beobachtet werden. Hierauf verzehrte' er noch ein Quantum Salzhäringe. wie sie vom Faß verabreicht werden, mit allen Zutaten, nebst Brot und Bier. Einem solchen unmenschlichen Fresser braucht man wahrlich keinen guten Appetit zu wünschen. Manchem der Zuschauer soll es dabei sonderlich geworden sein!
r Ellwangen, 15. Noo. Ueber eine Brautentsüh- rung im Automobil berichtet die Ipf- und Iagstzeitung aus Adelmannsfelden: Ein Bauer aus dem Städtchen Wimpfen kam vor einiger Zeit ins Bühlertal, um seine Braut abzuholen. Beide gingen miteinander zu Fuß nach dem Bahnhof Sulzdorf. Fn der Nähe von Bellberg trafen sie ein Automobil und der menschenfreundliche Chauffeur lud das Mädchen zum Mitfahren ein. Der Bräutigam konnte wegen der steilen Steige, die von dem Fahrzeug zu nehmen war, nicht mitfahren; in einer Wirtschaft in Vellberg sollte er seine Braut wieder sehen. Dort wartete er auch geduldig mit deren Regenschirm, aber vergebens. Die Braut war auf und davon; es stellte sich heraus, daß ihr Geliebter sie im Automobil entführt und in die Schweiz gebracht hatte. Der Bräutigam hatte das Nachsehen.
Deutsches Reich.
Russische Straßenränder in Berlin. Bor der Herberge verhaftet wurde heute morgen einer der russischpolnischen Räuber, die vor einigen Wochen einen Landsmann verschleppten, beraubten und schwer mißhandelten.
München, 15. Nov. Die Eile, mit der die Vorbereitungen für die Landtagswahlen betrieben werden, ist bedingt durch die Budgetsorgen. Der Etat muß unter allen Umständen bis zum April nächsten Jahres fertiggestellt sein. Selbst wenn der neue Landtag sehr früh ^Zusammentritt, muß er seine Arbeiten beschleunigen, wenn er das erreichen will.
M München, 15. Nov. Wie die Polizeidirektion mitteilt, sind vermutlich in einer der letzten Nächte in dem Lustschlößchen Schleißheim 22 Gemälde aus den Rahmen geschnitten und entwendet worden. Bon dem Täter ist bis jetzt nichts bekannt. Die Gemälde, die zum Teil von großem künstlerischem und historischen Werte sind, stellen eine Leopardenjagd, eine Wildschweinjagd, eine Bärenhetze, Landschaften (vier Stück), den Kurfürsten Karl Philipp von Pfalz-Neuburg als Bischof, den Herzog von Zweibrücken Max Joseph und Stilleben (dreizehn) von Peter Horemans dar.
VV Landsberg, 16. Noo. Der Kassierer der Sparund Darlehenskasse Wolfs ist verhaftet worden. Das Defizit weist eine Höhe von ^ 65000 auf. Der Verhaftete lebte über seine Verhältnisse.
Leipzig, 16. Noo. Wie man erfährt, beabsichtigt eine Gruppe hiesiger Großindustrieller gleich den Hamburgern eine Kundgebung für die Marokkopolitik der Regierung zu erlassen
r Cuxhaven, 16. Noo. Von dem deutschen Schooner „Nelly", der auf der Fahrt von England nach Cuxhaven überfällig ist, wurden Schiffsteile in der Nordsee gesunden. Es wird daraus geschlossen, daß der Schoner mit seiner ganzen Besatzung in der Nordsee untergegangen ist.
Ausland.
r Wien, 16. Noobr. Die beiden sechzehnjährigen Lyzeumsschülerinnen, die sich gemeinsam aus dem zweiten Stockwerk des Schulgebäudes auf den Hof stürzten, sind an den Folgen ihrer schweren Verletzungen gestorben.
r Petersburg, 16. Nov. Die russische Regierung hat für den Fall der Nichterfüllung aller in der Note an Persien gestellten Forderungen dis Absendung der schon be- reitgestellten Truppenabteilung nach Kaswin beschlossen.
^ London, 15. Nov. (Unterhaus.) Der Abgs- ordnete Goldman (Unionist) wünschte von dem Premierminister Asquith zu wissen, ob seine Aufmerksamkeit aus die Erklärung des Reichskanzlers in der Sitzung des deutschen Reichstages vom 9. November gelenkt worden sei bezüglich der mit der Entsendung des Panter nach Agadir in Verbindung stehenden Umstände und bezüglich des Vorgehens der deutschen Regierung. Nach der Rede, die der Schatzkanzler Lloyd George am 21. Juli gehalten habe. Goldmann fragte ferner, ob die britische Regierung in Anbetracht dieser amtlichen Erklärungen auseinandersetzen wolle, ob Lloyd George die Rede mit voller Zustimmung der Regierung gehalten habe, welches ihre Beweggründe für die Rede gewesen seien und warum auf die Vorstellung der deutschen Regierung über die Rede keine Antwort erfolgt sei. Premierminister Asquith erwiderte, die Frage betrifft eine Reihe von ernsten und delikaten Angelegenheiten (Beifall), die man unmöglich in angemessener Weise durch die Beantwortung einer Anfrage erledigen kann. Der Staatssekretär des Auswärtigen wird über die ganze Angelegenheit in der in kurzer Zeit, wie ich hoffe in der nächsten Woche stattfindenden Debatte eine volle Erklärung abgeben.
r London, 16. Noo. Der Zentraloerband des Bergmannsverbandes von Großbritannien hat einen Bericht veröffentlicht, daß in verschiedenen Distrikten von den Arbeitgebern die Anerkennung eines Mindestlohnes für die unter Tag Arbeitenden erlassen worden sei. Der Vorstand bemüht sich weiter um eine friedliche Beilegung der strittigen Fragen.
London, 15. Noobr. Im neuen Reformklub hielt gestern abend der Privatsekretär des verstorbenen Premierministers Cambell Bannerman, Ponsonby, eine Ansprache, aus welcher heroorzuheben ist, England habe im Monat