Hause die Weihe zu geben, ist mir eine besondere Freude. Die großartige Entwicklung, welche Ihre ehrwürdige Stadt mit ihrer mehr als tausendjährigen Geschichte in den letzten fünfzig Jahren erfahren hat, hängt mit dem Wachstum meiner Marine und dem Aufblühen der Schiffbaukunst und Industrie aufs engste zusammen. Hier an dem großen Hafen der deutschen Ostseeküste sind die mustergültigen Werstan­lagen entstanden, auf denen für deutsche Panzer der Kiel gestreckt und der Körper gefügt und gesichert wird. Hier werden sie nach glücklichem Stapellauf mit Ausrüstung und Bemannung versehen, hier ist der Mittelpunkt der rastlosen Arbeit, die diesen Panzern Leben einhaucht und sie schließ­lich zu dem macht, was sie sein sollen; zum starken Schutz und Schirm des deutschen Vaterlandes und Volkes. Es sind wahrlich erhebende Vorgänge und Eindrücke, die ihre Stadt erlebt. Welches deutsche Herz sollte nicht höher schlagen bei einem Schauspiel, wie wir es erst gestern wieder gesehen haben, als wir ein neues Erzeugnis der Kieler Werften seinem Elemente übergeben konnten! Als Wahr­zeichen einstiger Zugehörigkeit zur Hansa führt Ihre Stadt im Wappen ein Boot, als Wahrzeichen des engen Zusam­menhanges mit der Flotte erscheint mir der weit hinaus­ragende Turm Ihres neuen Stadthauses, der meinen Schiffen bei der Rückkehr in den Heimatshafen einen Willkommen­gruß der Kieler Bürgerschaft zurufen wird. Ich beglück­wünsche Sie zu dem neuen monumentalen Schmuck der Stadt. Möge das neue Rathaus allezeit sein eine Stätte ernster Arbeit, unermüdlicher Pflichterfüllung und liebevoller Fürsorge für die geistigen und leiblichen Bedürfnisse der Bürger, eine Stätte echter deutscher Gesinnung, die in der Gottesfurcht, der Treue zum Herrscherhause und der Liebe zum Vaterlande wurzelt. Ich ergreife den Pokal und trinke den Saft der deutschen Rebe, gespendet von Bayerns treuer Hauptstadt, auf das Wohl der Stadt Kiel!"

Ausland.

Rom, 13. Noo. In der Angelegenheit des Afrika­forschers Krause hat die italienische Regierung dem deutschen Botschafter mitgeteilt, daß die Untersuchung des Vor­falles eingeleitet sei und daß gegebenenfalls Herr Krause für seinenZBerlust entschädigt werden würde. Der italienische Gouverneur in Tripolis ist angewiesen worden, alle Herrn Krause gehörigen Gegenstände, soweit sie auffindbar sind, zurückzuerstatten.

IV London, 11. Noo. Der König und die Königin fuhren heute vormittag 10.30 Uhr nach der Station Viktoria mit großem Gefolge, um sich mit der Bahn nach Ports­mouth zu begeben. Der König und die Königin werden sich dort zur Reise nach Indien einschiffen. Sämtliche Mitglieder des K. Hauses, sowie das diplomatische Korps waren zur Verabschiedung auf dem Bahnhof erschienen.

Der Aufstand in China.

Nanking, 12. Nov. Hier fanden Gefechte vor dem Südtor statt. Die Forts befinden sich in den Händen der Kaiserlichen. Ueber achtzig Rebellen wurden hingerichtet. In den Straßen findet eine Massenschlächterei statt. Achtzig amerikanische und zehn deutsche Seesoldaten schützen die beiden Konsulate und die Telefunkenstation.

Russische Truppe» nach Peking.

Wladiwostok, 12. Noo. Gestern Nacht sind zwei Bataillone und eine Batterie in Stärke von 1500 Mann mit der Eisenbahn nach Peking abgegangen.

Der Krieg um Tripolis.

x Tripolis, 12. Noo. (Agenzia Stefani). Gestern mittag haben wieder einige bedeutungslose Scharmützel bei Sidi Mesri stattgefunden. Ein Kundschafter berichtet, die Araber hätten in dem Kamps am 9. Nov. etwa hundert Tote und Verwundete gehabt, die der Türken seien jedoch nicht bekannt, aber unter ihren Toten seien zwei Offiziere gewesen. Wie es heißt, haben die Türken vor Tripolis größere Streitkräfte mit Feld- und Gebirgsartillerie zu­sammengezogen. Auch über drei Maschinengewehre ver­fügen sie, haben aber wenig oder gar keine Munition. Vor Homs und Suar find mehrfach reguläre türkische Streitkräfte zu bemerken gewesen.

Tripolis, 13. Noo. (Ag. Stefani.) Gestern in den ersten Morgenstunden wurde die südliche Front der italieni­schen Stellungen zwischen der Artilleriekaserne und dem Bumelianabrunnen angegriffen. Der Angriff wurde von einem Bataillon regulärer Türken, die von Artillerie unter- tützt wurden, ausgeführt. Er kam jedoch 600 m von den taltenischen Stellungen entfernt, hauptsächlich infolge des ita­lienischen Artilleriefeuers, zum Stehen. Die Türken ließen einige Tote, darunter einen Offizier, auf dem Platze zurück und nahmen zahlreiche Verwundete mit sich. Die Italiener hatten nur zwei Leichtverwundete. Gegen 2 Uhr nachmit­tags wurde ein neuer, ähnlicher Angriff gemacht und eben­falls von den italienischen Truppen zurückgeschlagen, die keine Verluste hatten. Man kann nur wenig über den Feind erfahren, weil die Türken gegen jeden, der der Spio­nage oerdächt ist, sehr strenge Maßregeln ergreifen.

Tripolis, 12. Noo. Gestern fand aus Anlaß des Geburtstages des Königs von Italien ein Empfang von Notabeln der Araber und aller religiösen Bekenntnisse statt, die ihre Gefühle der Huldigung und Glückwünsche für den König zum Ausdruck brachten. Am Nachmittag fand ein Empfang sämtlicher Konsuln, der fremden Militärattachees, der hervorragenden Persönlichkeiten der europäischen Kolonie statt, an dem die Geistlichkeit, die gesamte Presse und die Arbeiteroereinigungen teilnahmen. An die Armen und Mo­scheen wurden Unterstützungen verteilt.

Budapest, 10. Noo. Der Pester Lloyd kommen­tiert die Meldung von der Entsendung der italienischen Kriegs­flotte ins Aegäische Meer mit folgenden Worten:Nach unserer Meinung kann die Aktion gegen Tripolis nur durch ihre Beschränkung auf dem dortigen Kriegsschauplatz vor überflüßigen Schwierigkeiten bewahrt bleiben. Wir wollen noch immer glauben, daß der Krieg gegen Tripolis ein Krieg in Tripolis bleibt und die italienische Regierung über-

flüßige Komplikationen vermeiden wird.

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r Konstantinopel, 13. Noo. Zahlreiche Bewohner des griechischen Archipels suchen in Smyrna und anderen Städten Zuflucht aus Furcht vor etwaigen Operationen der Italiener

Von dem östlichen Kriegsschauplatz.

Konftantinopel, 13. Noo. Die türkische Presse be­spricht die Möglichkeit der Ausdehnung der Feindseligkeiten mit Italien aus den Archipel und die türkische Küste und meint, eine Besetzung der Archipelinseln würde ein Pressions­mittel darstellen. Die Türkei habe dort nichts zu verlieren und könne von der Fortsetzung des Krieges nur Vorteile haben. Der Mtnisterrat hat gestern beschlossen, den Mächten zu notifizieren, daß die Pforte im Falle eines Angriffes auf die türkischen Inseln und Küste sofort alle Italiener aus- weisen werde.

Die italienische Flotte kehrt um.

Rom, 13. Nov. Es wird mir mitgeteilt, dasfitalienische Geschwader habe den Befehl erhalten, aus dem Aegätschen ins Mittelländische Meer zurückzukehren. Wenn dieser Befehl tatsächlich ergangen ist, würde er bedeuten, daß der Plan, den Kriegsschauplatz aus andere türkische Besitzungen als Tripolis auszudehnen, vorläufig aufgegeben ist. Der Gedanke liegt nahe, daß Vorstellungen anderer Mächte dieser Gegenorder zugrunde liegen würden.

Haltung der Großmächte zur Annexion.

>v Konstantinopel, 12. Nov. Wie in Kreisen der Pforte verlautet, erklärten die meisten Mächte in ihrer Ant­wort auf den Protest der Pforte gegen die Annexions- erklärung, sie könnten sich nicht vor Beendigung des Krieges aussprechen. Auch haben sich die meisten Mächte gegenüber dem. Protest der Pforte gegen die italien. Grausamkeiten ziemlich zurückhaltend gezeigt unter Hinweis aus ihre Neu­tralität.

Konftantinopel, 13. Nov. Die Botschafter Deutsch­lands und Frankreichs statteten gestern dem Minister des Aeußern einen Besuch ab. Der Großwesir hatte die türki­schen Vertreter im Auslande ersucht, bei den Mächten dahin zu wirken, daß diese zu der Annexionserklärung Italiens Stellung nehmen. Der deutsche und der russische Botschafter sollen erklärt haben, daß ihre Regierungen gegenüber der Annexion eine neutrale Haltung beobachten würden. Sie würden sich jedoch der Annexion nicht widersetzen, wenn die Türkei diese selbst anerkenne. -

Gegen Schwinde! und Gläubigernot.

(Schluß.)

Es handelt sich um die 88 931 und 1205 des Bürgerlichen Gesetzbuches und um eine Reihe von Reichsgerichtsentscheidungen, die je nach der Kraßheit des vorliegenden Falles auch in Einzelheiten in bemerkens­werter Weise voneinander abweichen. In der Zulassung solcher Fälle, wo z. B. der Schuldner alle Aktiva einem andern übereignet und nur feine Schulden für sich behält oder wo ein verschuldeter Angestellter sich nur die unpfänd­bare Lohnsumme von 1500auszahlen läßt, während der überschießende Teil von vornherein rechtlich seiner Ehefrau zukommt u. dergl. Fälle mehr, leisten leider die unteren Gerichte dem Reichsgericht Folge, obwohl sie tagtäglich das wirtschaftliche Leid das daraus entsteht, offenkundig vor Augen sehen. Es bedarf, wie Hellwig aussührt, nur der Anerkennung der Wahrheit, daß die nackten Sicherungs­übereignungen, die ohne reelle Besitzübertragung geschehen, das Gesetz umgehen und daß dies auch dann geschieht, wenn zwar reelle Uebergabe stattgesunden hat, die üder- eignete Sache dann aber dem Schuldner wieder zurück­gegeben wird.

Zwei neue Gesichtspunkte wirst dann Prof. Hellwig noch in die Diskussion, die überaus wichtig für die Beur­teilung der ganzen Frage sind, auch wenn man aus dem Boden der herrschenden Lehre und Judikatur steht, sagt er, so gibt es zwei Mittel, um wenigstens einen Teil der üblen Folgen der nackten Sicherungsübereignungen abzuwenden, zwei Mittel, bezüglich derer man sich nur darüber wundem kann, daß sie nicht schon längst angewendet worden sind, einmal nämlich läßt sich unter richtiger Anwendung der §8 93 und 94 der Zivilprozeßordnung dem Beklagten er­möglichen, im Prozeß den behaupteten Uebergang zu be­streiten und doch von den Prozeßkosten frei zu bleiben, denn es ist ein Irrtum, wenn juristische Praktiker den 8 94 nur anwenden zu können glauben, wenn es sich um For­derungen und nicht um Eigentumsübergänge handelt.

Außer der Frage der Prozeßkosten ist ferner noch mit der richtigen Anwendung des 8 805 der Zivilprozeßordnung etwas anzufangen, dessen Gedanke ist, daß nur ein solcher Gläubiger, der im Besitz der Sache ist, pfandweisen Ver­kauf soll verhindem können. Sind also dem Schuldner verpfändete Sachen zum Besitz überlassen worden, so müßte der oorberechtigte Gläubiger seinen Anspruch aus vorzugs­weise Befriedigung im Wege der Klage geltend machen und cs würden bei Anwendung dieses Paragraphen auf die Fälle der Schiebungen verhütet, daß durch die Sicherungs­übereignungen die Sachen völlig gegen Pfändungen gefeit iverden. Das gerade ist, sagt Hellwig, das Resultat der bisherigen Praxis, die, ohne Bedenken gegen seine Wider­

sinnigkeit zu hegen, auf Grund der Sicherungsübereignung zur völligen Freigabe der Pfänder verurteilt. Die zweite Folge der Anwendung des 8 805 aber ist, daß der bevor­zugte Gläubiger, der hier im Prozeß interveniert, gezwungen werden kann, seine gesicherte Forderung nachzuweisen, ferner auch, daß dies ihm nur so weit etwas nützt, als sie wirk­lich besteht, denn es ist ja eine bekannte Tatsache, daß diese Forderungen eben in vielen Fällen gar nicht bestehen, wie oft genug da, wo die Ehefrau oder die Kinder die Aktiva des verschuldeten Mannes zum Eigentum erhalten haben. So sagt Hellwig gegen Ende seiner überaus wichtigen Dar­legungen : Würde die Rechtsprechung sich diesem Standpunkte anschließen, so verlöre die Sicherungsübereignung außer­ordentlich an Reiz. Dieser verschwände in all den Fällen, in denen das Mobiliar an die Ehefrau, Schwiegermutter usw. übereignet wird, damit der Schuldner in ruhigem Besitze bleiben und die Gläubiger auslachen kann. Es würde verhütet, daß die Sicherungsübereignungen in Wahrheit nicht den Partner, sondern mit seiner und des Gerichts Hilfe den Schuldner vor seinen Gläubigern schützen.

Es wäre dringend zu wünschen, daß sich diese den wirtschaftlichen Erfordernissen angepaßte Ansicht möglichst rasch in der Rechtspflege durchsetzte, um so den unlauteren Machenschaften eines Teils unserer Volksgenossen das Handwerk zu legen.

Landwirtschaft, Handel und Verkehr.

Nagold, 11. Nov. (Ob st Marktbericht.) Zufuhr ca. 30 Körbe Tafeläpfel. Preis per Ztr. 1015 Alles verkauft. Zufuhren von größerem Tafelobst erwünscht.

Württembergifcher Saatenstand. Der Stand der Saaten in Württemberg wird in dem für Anfang November geltenden Be­richt des K. Stat. Landesamts im allgemeinen als gut bezeichnet. Er berechnet sich im Landesdurchschnitt in Zahlen ausgedrückt (wenn 1 sehr gut, 2 gut, 3 mittel und 4 gering ist, bei.Winterweizen 2,3, bei Winterdinkel und Winterroggen je 2,2. Die Witterung ließ sich für die Bestellung der Wintersaaten, die Ende September erst teilweise beendet war, sehr günstig an. Die Bestellung konnte vollends rasch zu Ende geführt werden, und die Keimung auch der späten Saaten ging gut von statten. Durchweg wird der Stand der Wintersaaten als recht schön bezeichnet, Roggen steht mancherorts fast zu üppig. Die Wiesen, die sich überraschend gut von der Dürre des heurigen Sommers erholt haben. liefern reichliches Nachgras oder werden noch immer beweidet, was den mitunter schon ziemlich stark angegriffenen Heustöcken sehr zugute kommt. Auch der Stoppelklee steht teilweise recht schön und kann noch abgemäht werden. Ebenso hat die günstige Witterung den Futterrüben noch viel genützt. Da und dort macht sich Schaden auf den Feldern durch Feldmäuse bemerkbar, während Schneckensraß kaum zu sehen ist. Weitere Niederschläge wären vor Eintritt des Winters für das vielfach immer noch etwas trockene Erd­reich wie auch für die Speisung der Quellen sehr erwünscht.

Auswärtige Todesfälle.

Christian Walz, Grömbach: Paul Biesinger, Weingärtner, Rot- tenburg; Luise Knosp, 24 2., Weil im Schönbuch.

kennen «lie Vorrüge von

knimin (kkianrenkett) unä kalMONS (kklanren-Lutter- Margarine) als Lpeilekett unä als Lrotaukltrick. Diele kro- äukte linä von absoluter kleinkeit, leicht verdaulich (kein klukltollen, kein Sodbrennen!), lehr preiscvert unä gäns- lich frei von tierilcken ketten. - Man verrneiäe äie rakl- reicken dlacbakmungen, betrachte ikr Vorhanden» lein vielmehr als einen Leu/els kür äie vorb ildlich« Qualität unterer kroäukte.

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Mutmaßt. Wetter am Mittwoch und Donnerstag.

Eine neue, aus dem Ozean überraschend schnell vor- gedrungene Depression hat den Hochdruck im Osten wieder aus Süddeutschland verdrängt. Unter ihrem Einfluß ist auch für Mittwoch und Donnerstag noch vielfach trübes und naßkaltes Wetter zu erwarten.'

Druck und Verlag der s. W. Zaiserffche» BuchdmckrreltSmIl Zaiser Nagold. Für die Rrdaktion verantwortlich: 1t. Paar.