imgen Hohenheims zu der Anlage die Edelhölzer. Manche Sorge kam noch für den Schilleroerein, aber auch der Erfolg blieb nicht aus. Nächstes Jahr im Mai will mir der freundliche Herr noch mehr erzählen.

p Marbach a. N., 9. Nov. Der König hat auf den 10. November ein für das Empfindungsleben des jungen Sckiller überaus charakteristisches Schriftstück in das hiesige Schillermuseum gestiftet: Den 8 große Seiten umfassenden Abschiedsbrief Schillers an Scharffenstein, seinen vertrautesten Freund in der Karlsschule, der ihn durch Zweifel an die Echtheit seiner Empfindungen in tiefsten Herzen verletzt hatte. Der Brief konnte bisher nur durch Abschriften wiedergegeben werden ; es ist der älteste von Schiller selbst verfaßte Brief, der bekannt geworden ist.

I> Schwab. Gmünd, 11 Nov. Bei einem Neubau in der Bocksgasse gegenüber der Iohanniskirche ist die durch das Regenwetter ausgeweichte Zementdecke des ersten Stock­werks eingestürzt. Die Bauleiter, Architekt Baas und Bau­unternehmer Seitler, die mit dem Besitzer des Hauses, Fabrikant König, sich im Neubau befanden, wurden schwer verletzt. Dem Architekten Baas wurden beide Füße abge­schlagen. Fabrikant König dürfte kaum mit dem Leben davonkommen.

x Ulm, 12. Nov. (Zur Reichstagswahl). Eine aus Stadt und Land des 14. Reichstagswahlkreises zahl­reich besuchte Bertrauensmännerversammlung des Bundes der Landwirte und der Konservativen hat einstimmig be­schlossen, die Kandidatur für den Reichstag, dem Landtags­abgeordneten, Gutsbesitzer Graf-Seegartenhof anzutragen und an die rechtsstehenden Wähler des 14. Reichstagswahlkreises die Aufforderung zum Anschluß an diese Kandidatur zu richten.

r Gebrazhofen OA. Leutkirch, 11. Nov. (Der pfiffige Bauer.) Kommt da ein Albbäuerlein in die Stadt und sieht einen Drogisten mit großer Glatze vor feinem Laden stehen. Er fragt ihn, ob er wohl ein gutes Haarwuchsmittel bei ihm haben könne. Der Drogist gibt natürlich eine bejahende Antwort, läßt den Bauern eintreten und bietet ihm eine ganz vorzüglich wirkende Tinktur an, die nach den Zeugnissen hervorragender Autoritäten schon junge Haare innerhalb 24 Stunden erzeuge. Das wäre nicht so übel, meinte der vorsichtige Bauersmann, aber wenn das Mittel wirklich so gut ist, dann reiben sie einmal ihren Kopf damit ein und ich werde morgen vorbeikommen und Nachsehen, wie das Mittel bei Ihnen gewirkt hat.

LrulscheZ Reich.

r Oberschmeien, 10. Nov. (Schlimme Gerüchte.) Am 18. Okt. d. Is. ist hier die Witwe Neu sch verstorben und zwar, wie das Gerücht geht, infolge des Genusses eines ihr verabreichten Brotes, das mit Phosphor und Gelee bestrichen war. Gestern hat hier die Leicheneröffnung statt- gesunden. Das Ergebnis ist noch nicht bekannt.

Hiezu wird weiter gemeldet: Die Ehefrau des Bahnwärters Hermann Stroppel, welche Familie mit der 79 Jahre alten Sabina Neu sch unter einem Dache wohnte, ist verdächtig, letztere am Kirchweihmontag mit starkem Rattengift, das sie einige Tage vorher in der Sigmaringer Hofapotheke auf Gutschein holen ließ, vergiftet zu haben. Das Gift war in einem mit Butter und Hollundergesälz belegten Brot enthalten. Deshalb wurde die am 18. Okt. verstorbene Sabina Neusch wieder ausgegraben und seziert, wobei sich sehr schwerwiegende Verdachtsmomente für den Giftmord ergeben haben. Wie verlautet, scheint die Trieb­feder zu dem Verbrechen neben dem häuslichen Zerwürfnisse die leidige Geldfrage gewesen zu sein. Wie es nämlich heißt, sollte Stroppel der diesen Sommer nach Balingen versetzt wurde, für die Unterbringung der Neusch im Lan- desspital einen größeren Geldbetrag bezahlen, welcher Ver­pflichtung er durch Beseitigung der Genannten hat scheints ausweichen wollen. Gegen das verdächtige Ehepaar wurde ein Haftbefehl erlassen.

Kiel, 12. Nov. Heute mittag erfolgte in An­wesenheit desKaisers und derKaiserin die feierliche Einweihung des neuen Rathauses der Stadt Kiel. Der Oberbürgermeister hielt eine Ansprache, auf welche der Kaiser antwortete.

Hauptgewinne der preußischen Klassenlotterie.

In der heutigen Ziehung wurden folgende größere Gewinne verlost: 1 Gewinn zu 200000 ^ auf Nr. 76470, 1 Ge­winn zu 50000 ^ auf Nr. 136517. 2 Gewinne zu 30 000 ^ auf Nr. 24292 123 814. 1 Gewinn zu lO OOo ^ aus Nr. 155127. 2 Gewinne zu 5000 ^ auf Nr. 11063 50 221.

Ausland.

r Paris, 10. Nov. Die Erklärungen des Ministers des Aeußern, de Selves, in der Kommission für auswär­tige Angelegenheiten gingen etwa dahin, daß das deutsch­französische Abkommen, das Maximum dessen darstelle, was erreicht werden konnte. Der Tätigkeit der französischen Diplomatie sei es gelungen, die deutschen Forderungen an­nehmbar zu gestalten. Die Kommission möge baldmöglich die Ratifizierung befürworten. An den Minister wurde die Frage gerichtet, wie das Protektorat, das sich nach dem Wortlaut des Abkommens ,'auf ganz Marokko beziehe, bei dem Bestehen einer spanischen Einflußsphäre in Kraft treten soll. Der Minister erkannte den veröffentlichten Text des spanisch-französischen Geheimabkommens für richtig an und erklärte, man werde sich bemühen, das französische Protek- torat sicherzustellen. Nach Eingang der Zustimmungserklä­rungen der Algexirasakte sei es möglich, das Ergebnis der Besprechungen mit Spanien sicherzustellen. Der Minister bot alle Dokumente an und schien auch gegen deren Ver­öffentlichung nichts einzuwenden zu haben, wünschte aber,

vorher die Ansicht der deutschen Regierung zu hören. Weiter erklärte der Minister, daß die Beziehungen zu Spanien gut seien. Spanien habe übrigens Frankreich von der Be­setzung von Larrasch und Elksar unterrichtet. Der Minister bestand auf einer unverzüglichen Ratifizierung des deutsch- französischen Abkommens, die der Regierung den Rücken stärken werde für die bevorstehenden Verhandlungen mit Spanien.

Paris, 11. Nov. Der Kolonialminister Lebrun setzte heute in der Kommission für auswärtige Angelegenheiten die Bedingungen des Kongoabkommens auseinander. Er zeigte, daß, obwohl Deutschland jetzt Zutritt zu einem Ufer habe, der Kongo international bleibe und von den zahlreichen im Kongo liegenden Inseln die Gebietszugehörigkeit zu Frankreich oder zu Belgisch-Kongo noch unbestimmt sei. Lebrun betonte ferner, daß die Lage Frankreichs am Tschad­see nunmehr sehr günstig sei.

VV Jonesville (Visconsin), 12. Nov. In dem Hü­gelland von Visconsin und in Centralillinos wütete gestern Nachmittag ein heftiger Orkan, der außerordentlichen Scha­den angerichtet hat. In Jonesville wurden während des Sturmes neun Personen getötet, viele verwundet. In der Stadt Virginia sind die von dem Orkan angerichteten Ver­heerungen besonders groß. Drei Personen, die dort in einer Kirche Zuflucht gesucht hatten, wurden durch die einstürzen­den Trümmer getötet.

r Newyork, 11. Nov. Andrew Carnegie hat 25 Millionen Dollars für Erziehungszwecke in den Bereinigten Staaten gestiftet.

Der Aufstand in China.

Schanghai, 11 . Rov. Ein Telegramm aus Futschau besagt: Die Mandschus machten während der Nacht meh­rere Versuche, die Fremdcnniederlassung in Brand zu stecken 27 Mandschus sollen deshalb von den Chinesen hingerichtet worden sein. Die Regierungstruppen in Nanking plündern die Stadt, brandschatzen die Privathäuser und machen alle Chinesen, die keinen Zopf tragen, nieder. Die Zahl dieser Opfer, während der letzten 24 Stunden wird auf mindestens 1000 geschätzt. 50 000 Einwohner haben seit gestern morgen Nanking verlassen und sich nach Changhai gewandt. Dort soll die Ruhe bisher weiter nicht gestört worden sein.

London, 12. Nov. Das Reutersche Bureau meldet aus Nanking: Die Kaiserlichen haben gegenwärtig in Nanking die Oberhand gewonnen und sind wieder im Be­sitz der Stellungen, die sie verloren hatten. Der Erfolg der Kaiserlichen ist teils der Entmutigung der Aufständischen wegen Mangel an Munition, teils der Furcht, die das unter den Einwohnern von den Mandschus angerichtete Blutbad erzeugte, zuzuschreiben.

Der Krieg um Tripolis.

Venedigs 10. Novbr. Hiesigen Blättern wird aus Rom gemeldet, daß das Eindringen der italienischen Flotte in das Aegäische Meer beschlossen ist. Gestern wurden zwischen den Geschwadern, die vor einigen Tagen mit un­bestimmter Order ausgelaufen sind, und der Hafenstation St. Augusta auf Sizilien Funkentelegramme gewechselt.

Eine gemeinsame Aktion der Mächte.

Wien, 10. Nov. Wie dieNeue Freie Presse" er­fährt, ist man in hiesigen unterrichteten Kreisen der Ansicht, daß die italienische Flotte in den nächsten in das Aegäische Meer einlausen wird, um den Kriegsschauplatz zu erweitern. Sollten die Interessen der Mächte dadurch tangiert und insbesondere türkische Häfen blockiert und bombardiert wer­den, bei denen sich Niederlassungen der Europäer befinden,

so dürste eine gemeinsame Aktion der Mächte erfolgen.

*

Köln, 11.- Nov. DerKöln. Ztg." wird von Athen berichtet: In hies. politischen Kreisen glaubt man bestimmt, daß die Verlegung des Kriegsschauplatzes von Tripolis nach dem Aegäischen Meere und die Eröffnung der Feind­seligkeiten daselbst in der nächsten Woche zu erwarten sei. Die italienische Flotte besteht aus zwei Geschwadern und einer kleinen Flottille unter Führung des Herzogs der Abruzzen mit im ganzen 18 Linienschiffen und Panzer­kreuzern, 4 Torpedojägern, 6 Unterseebooten, 1 Kranken- Lransportschiff, das binnen kurzem zur Aktion bereit sein wird. Es verlautet, daß Italien beabsichtige, die Insel Lemno zu besetzen und falls die Türkei nicht innerhalb einer bestimmten Frist den Frieden schließe, die Insel endgültig dem italienischen Staat anzuglicdem.

Tripolis, 11. Nov. Einer Stefanimeldung zufolge sollen türkische Offiziere die in Tunis befindlichen tiipolita- nischen Stämme zum heiligen Krieg aufgefordert haben, doch ohne Erfolg. Bei dem Besuch der Verwundeten im Hospital von Tripolis stellte der Generalarzt mehrere Verwundungen fest, die aus Geschosse zurückzusühren sind, welche entgegen den Bestimmungen der internationalen Konvention absichtlich deformiert worden waren.

Gegerl Schwinde! und Gliiubigernot.

r Es ist wirklich hohe Zeit, daß die Rechtswissenschaft und die Rechtspflege sich aufraffen, einem Uebel zu steuern, das unserem Wirtschaftsleben an der Wurzel nagt. Es ist das die schwindelhafte Uebereignung von Vermögenswerten zum Schaden der Gläubiger, ein Verfahren, wie cs von einer großen Menge unlauterer Elemente fortdauernd geübt wird, die, sobald sie in Bermögensschwierigkeiten geraten, ihr Hab und Gut aus einen andern übertragen und dadurch ihre Gläubiger um ihr Recht bringen. Es geschieht dies meistens in der Form, daß es einem einzigen Gläubiger zur Sicherung von dessen Forderung übertragen wird, dieser

Gläubiger ist aber meistens ein naher Angehöriger des Schuldners, z. B. die Ehefrau. Aus diese Weise fristen eine Menge skrupelloser Leute angenehmes Dasein auf Kosten derer, die ihnen Geld oder Ware oder beides lieferten und nun das Nachsehen haben. Bisher galten solche Sicherungs- Übereignungen unter Voraniritt der Entscheidungen des Reichs­gerichts als vollkommen einwandfrei und cs gab kein Mittel gegen diese Not der Gläubiger. Der hervorragende Rechts­lehrer an der Universität Berlin, Professor Dr. Konrad Hcllwig nimmt nun in einem kürzlich erschienenen überaus wichtigen Artikel der neuen ZeitschriftRecht und Wissen­schaft" (Heft 1) diese Frage etwas näher unter die Lupe und weist nach, daß es selbst ohne Aenderung des Gesetzes bei richtiger, dem wirtschaftlichen Leben angepaßter Recht­sprechung möglich ist, gegen Sicherungsübereignungen und andere Schiebungen so vorzugehen, daß den Gläubigern ihr Recht gewahrt und dem Schwindel der Weg verstellt wird. Erst in der allerneuesten Zeit fängt das Reichsgericht bei einigen der Fragen an, in einem anderen Geist Recht zu sprechen. Diese leise Wendung zieht Hellwig für seine Aus­führungen mit heran und er zeigt, daß cs nur des ent­schlossenen Willens bedarß um auf dem Boden der geltenden Gesetze die Justiz von den Helferdiensten zu befreien, die sie nach der herrschenden Gerichtspraxis dem Schiebertum leisten muß.

Es ist dringend zu wünschen, daß die Ausführungen Hellwigs bekannt und zum Gemeingut der Richter werden, die Tag für Tag über solches Recht und Unrecht im ge­wöhnlichsten wirtschaftlichen Verkehr Urteil zu sprechen haben. Hellwig ist der Ansicht, daß es angängig ist, dis Schieber- gefchäfte als solche für nichtig zu erklären. Die Sicherungs­übereignung könne mit vollem Recht oft genug als Schein- geschäft festgestellt werden und sei um deswillen unwirksam, weil sie dazu diene, die Gesetze zu umgehen, die eine Ver­pfändung ohne reelle Besitzübertragung verbieten. Es kann an dieser Stelle nicht die Ausgabe sein, die juristischen Er­örterungen, die die Nichtigkeitserklärung der Sicherungs­übereignungen zulassen, des näheren zu erörtern. Wegen dieser natürlich nicht ganz einfach liegenden Frage müssen die Juristen, denen ein solcher Fall vorkommt, die Aus­führungen von Pros. Hellwig selbst Nachlesen. Es genügt hier, wenn weitere Kreise des Publikums daraus aufmerk­sam gemacht werden, daß sich in der Rechtswissenschaft eine Wandlung vollzieht, welche geeignet ist, den unlauteren Manövern einen Riegel vorzuschieben und die Praxis des Reichsgerichts hoffentlich alsbald so zu verändern, daß dem wirtschaftlichen Verkehr größere Lauterkeit und Wahrhaftig­keit wieder gesichert wird. (Schluß folgt).

Landwirtschaft, Handel vud Verkehr.

Nagold, 11. Nov. Dinkel 8.60. 8.57, 8.50. Weizen 12.30,. Roggen. 12,. Gerste 10.-. 9.90 9.80. Haber 9.20, 9.08, 9.00.

Viktualienpre>se.

1 Pfund Butter 1,10-1.25 .6, 2 Eier 15-16 Alteusteig, 1. Nov. Dinkel 9.-. 8.70, 8.50. Haber 9.-. 8.90, 8.50. Gerste, 11.--,. Roggen, II., Viktualienpreise.

1 Pfund Butter 1.1.05

Stuttgart, 10. Nov. (Mostobstmarkt auf dem Nordbahnhof.) Ungefähren waren 324 Wagen, davon neu zugesührt 171 und zwar aus Frankreich 163 zu 4M850 .-6 für 10 OM Kg-, Italien 5, Schweiz 2, Oesterreich 1 Wagen. Nach auswärts abgeganqen IM Wagen. Im Kleinverkauf 3,50 - 4,50 per Ztr. Der Mostobsthandel ist aus einem kaum je dagewcsenen Tiefstand angelangt. Die franz. Wagen lausen mitunter 25 -30 Tage, kommen zur Hälfte verfault an uud werden zu jedem Preis versteigert: schönes Oesterreicher Obst kann deshalb keine annehmbaren Preise mehr erreichen. Die Auf­käufer im Ausland haben ihre Tätigkeit größtenteils eingestellt wegen der ungewöhnlichen Verluste, es dürfte an der Zeit sein, den etwaigen Bedarf an Mostobst bald zu decken.

r Stuttgart, 11.November. ' Schlachtvlchmarkt.

Großvieh, Kälber, Schweine Zugetrieben: 105 101 524

Ochsen

Bullen

Jungvieh u. Iungrindcr

von

Pfennig bis

Kühe

von

Pfennig bis

78 80

Kälber

98 ,. 102

76 77

90 94

89 ., 92

82 88

84 88

Schweine

64 66

78 84

61 64

57 58

Verlauf des Marktes: mäßig belebt.

Mntmatzl. Wetter am Dienstag und Mittwoch.

Unter der vorläufigen Herrschaft des von Rußland zu uns oorgedrungenen Hochdrucks steht für Dienstag und Mittwoch trockenes und zeitweilig heiteres Wetter mit Nacht­frösten bevor.

Druck und Vertag der G. W. Zaiser'schen Buckdruckerei (Tmil Zaiser Nagotd. Für die Redaktion verantwortlich: K. Paar.