* Ueber Jungviehanfzucht und Futterknappheit

bringt dasLandw. Wochenbl." einen Aussatz, welcher den Landwirten und vor allen denjenigen, die auf eine gleich­mäßige Besetzung ihres Kuhstalls achten müssen, dringend rät, gerade Heuer die Nachzucht nicht zu vernachlässigen. Das Bestreben jedes Landwirts muß es gegenwärtig sein, sich einen möglichst großen Bestand an weiblichem Jungvieh zu sichern, wobei man suchen muß aus die billigste Weise seinen Zweck zu erreichen. Man vergesse dabei nie, daß die reichlichste Ernährung der Kälber während des ersten Halbjahrs die besten Zinsen trägt. Das ältere Jungvieh aber, namentlich dasjenige, das im letzten Jahre schon aus der Weide lies und nächstes Jahr wieder dorthin kommen sott, setze man ruhig auf Knappe Rauhfutterrationen. wenn nötig ohne jede Beigabe an Kraftfutter: man wird dabei erreichen, daß es im kommenden Sommer insbesondere aus den Weiden, eine besonders gute Zunahme aufweist. Seine Durchsütterung ist also die denkbar billigste und in diesem Winter unbedingt lohnend.

* Vom Tage. Die ZeitschriftThe National Geo­graphie Magazine" in Washington enthält in ihrem Oktober­heft einen kleineren hübschen Aufsatz über einen Teil aus Alt-Württemberg. Der Verfasser, Dr. Buxton, der letzten Sommer einige Zeit in Bollmaringen weilte, beschreibt hier das Land und die Leute und gibt seiner Beschreibung mehrere sehr gelungene Bilder bei.. So sehen wir sehr gutge­troffen das Bild des Hotel Post hier, die PartieKlein Venedig" in Altensteig, die Nagoldbrücke daselbst, einige Bilder aus Calw, Horb, Rottweil, Stammheim, Gechingen u.a.

-s. Walddorf, 10. Nov. Durch Veranstaltung eines Lutherabends fand in unserer Gemeinde das Reformalions- fest einen würdigen Abschluß. Ueberaus zahlreich hatten sich am Mittwoch abend die Gemeindeglieder zu der Feier ein­gefunden. Pfarrer Haller hielt einen fesselnden Dortrag über/Luthers und die Bauern". Einige Schüler trugen passende Gedichte vor. Trefflich eingeübte Gesänge der Oberklasse umrahmten und verschönten die eindrucksvolle Feier.

Stuttgart, 9. Nov. Einen hüschen Zug von unserem König erzählt das Landw. Wochenblatt. Eine Frau vom Lande stand ganz verwirrt am Schloßplatz in Stuttgart, sie wußte nicht mehr Bescheid und hatte jede Richtung nach dem Bahnhof verloren. Da srug sie ängst­lich einen Herrn, der ihr eben entgegenkam, nach dem Weg. Kommen Sie nur," sagte freundlich S. Majestät,ich werde Sie hinsühren." Und er brachte sie glücklich zum Bahnhof und das Fraule wunderte sich nicht wenig, wieviel der Herr gegrüßt wurde. Als sie wieder allein war srug sie den nächsten besten, wer denn eben der Herr gewesen sei, und sie erhielt zur Antwort, das sei der König Wilhelm ge­wesen.

r Stuttgart, 9. Nov. (Ein Nachspiel von der Bäckereiausstellung.) Ein Lübecker Fabrikant hatte auf der Bäckereiausstellüng 14 Tage lang völlig ungestört an die Besucherinnen der Ausstellung mit seinen Prospekten auch Karten unzüchtigen Inhalts verteilt. Die Sache kam dann auf und wird in den nächsten Tagen vor dem Schwur­gericht Stuttgart verhandelt werden. Man fragt sich unwill­kürlich, ob man sich in dieser Sache mehr über die Geduld des Stuttgarter Publikums wundern soll, das sich die Un­flätigkeiten 14 Tage lang gefallen ließ, oder über die Aus­siellungsleitung, die davon nichts merkte.

Tuttlingen, 8. Nov. Die Arbeiter der Schuhfabrik von G. W. Martin haben wegen Lohndifferenzen die Kün­digung eingereicht.

r Gmünd, 10. Nov. (Beerdigung.) Die bei dem Gasunglück so jäh ums Leben gekommenen Brüder Ziegler wurden gestem nachmittag unter herzlicher Anteilnahme der Bürgerschaft zur letzten Ruhe gebettet. Die Menge der Leid­tragenden war fast unabsehbar und fast unzählig war die Masse der Kränze und sonstigen Blumengrüße, die auf dem Grabe niedergelegt wurden. Weihevoller Gesang er­öffnte und beschloß die Feier. Der Geistliche hatte seiner Ansprache die Worte zu Grunde gelegtDer Herr hats gegeben."

' r Friedrichshafen, 9. Nov. (Brand am Pfänder.) Die in Touristenkreisen wohl bekannte zum Psänderhotel gehörige sog.Pfänderdohle" ist niedergebrannt. Die Brand­ursache ist zur Zeit unbekannt. Die Pfänderdohle diente im Winter, wenn das Hotel geschlossen war, als Unterkunft für die zahlreichen Sportsleute, die den Pfänder aussuchten.

Deutsches Reich.

Berlin, 9. Nov. Der Reichskanzler und seine Gemahlin folgten gestern abend einer Einladung des Kai­serpaares zur Abendiafel. Der Kronprinz nahm auch daran teil.

r Nürnberg, 10. Nov. In der vergangenen Nacht gegen Vs 11 Uhr brach in den Siemens-Schuckertwerken aus bisher unbekannter Ursache Großseuer aus, und zwar in dem Werkstättegebäude für Schaltapperate und Wider­stände. Der ganze Dachstuhl ist abgebrannt. Der Schaden ist bedeutend.

r Duisburg, 10. Nov. Die TWhusepidemie in Rheinland-Westfalen fordert immer noch neue Opfer. In den beiden Hamborner Krankenhäusern erkrankten vier Krankenschwestern. Zwei von ihnen sind bereits gestorben.

Der Aufstand i« China.

London, 9. Nov. Wie jetzt aus Han kau gemel­det wird, sind zwei Drittel der Stadt durch Feuer zerstört. Die Verluste werden auf 10 Millionen Pfund Sterling beschützt. Gegen 400000 Personen sind ohne Mittel.

Das Marokkoabkommen.

Hiezu wird uns geschrieben:

Jetzt in den Tagen der Veröffentlichung des Marokko- und Kongoabkommens zwischen Deutschland und Frankreich, sieht das deutsche Volk wieder einmal hesonders deutlich hinein in die großen Angelegenheiten der europäischen Mächte. Im verflossenen Jahrhundert hat Frankreich immer ausge­dehntere Gebiete des von den Europäern noch unabhängigen Teils der Erde besetzt und heute ist's ihm gelungen, seinem riesigen Kolonialreich einen weiteren wertvollen Zuwachs einzuverleiben. Nicht weniger eifrig als in früheren Jahr­hunderten ist das Nimmersatte England auch heute damit beschäftigt, seinen kolonialen Besitz zu vermehren. Selbst Staaten, die die Hilfsquellen des eigenen Landes noch so wenig erschöpft haben, wie etwa Rußland oder die Verein. Staaten, strecken schon, in der Sorge für kommende Ge­schlechter, ihre begehrlichen Arme nach Teilen der Welt aus, die voraussichtlich eine Zukunft haben. Nur Deutschland zeigt wenig Neigung, diesem Beispiel zu folgen. Seit ihm Bismarck die nicht allzu bedeutenden Kolonien in Afrika verschafft hat, ist keine nennenswerte Vergrößerung seines außereuropäischen Besitzes zu verzeichnen.

Woher kommt dieses andersartige Verhalten Deutsch­lands? Was veranlaßt eigentlich europäische Kulturvölker, in fernen Erdteilen Kolonien zu gründen? Es ist die Un­möglichkeit, die sich mehrende Bevölkerung, auf dem seit Jahrhunderten ausgenutzten'Boden des Heimatlandes voll­ständig zu ernähren und zu beschäftigen. Immer größere Teile eines stark wachsenden Volkes müssen neuen Boden suchen und auswandem oder in Handel und Industrie unter­zukommen trachten. Deshalb entsteht das Bedürfnis einmal nach Siedlungskolonien und zum andern nach Kolonien, die der wachsenden Industrie Rohstoffe liefern und Industrie- artikel ausnehmen. Dazu kommt der steigende Bedarf an Nahrungs- und Genußmitteln, die im eigenen Land nicht produziert werden können.

Nun ist nach England wohl Deutschland derjenige Staat, der am meisten auf Kolonien angewiesen ist. Das zeigt unsere Bevölkerungszunahme, das zeigt unser immer mächtiger sich ausdehnender Welthandel. Heute leidet er freilich schwer darunter, daß der deutsche Kaufmann meist im Ausland, z. B. in englischen oder französischen Kolonien und Interessensphären, seine Geschäfte abzuschließen hat, wo er als ungern gesehener Konkurrent nur zu oft drückenden Schikanen von Seiten der Verwaltung des betreffenden Landes ausgesetzt ist. Manche fremden Gebiete sind unserem Handel auf diese Weise vollständig verschlossen.

Frankreich, dessen Kolonien etwa 6 000 000 qkm um­fassen (Deutschland hat 2 600000), erscheint als ein Land, das eigentlich fast überhaupt keine Kolonien braucht. Seine Bevölkerung wächst nicht an. Und tatsächlich vermögen die Franzosen weder ihre für die Ansiedlung von Europäern geeigneten Kolonien zu besiedeln, noch die anderen wirt­schaftlich zu entwickeln. Alles was Frankreich dort leistet, ist, daß es die Länder mit seinen Beamten und seiner starken Kolonialarmee ^besetzt hält. Das einzige Motiv für die französische Kolonialpolitik ist der nationale Ehrgeiz. Wir könnten uns ja, wie es einst Bismarck tat, darüber freuen, daß die Franzosen auf diese Weise ihren Tatendurst stillen und ihr Geld loswerden, wenn sie uns nicht dabei so viel schönes Gebiet wegnehmen würden, das wir so nötig brauchen könnten.

Und so hat es Frankreich, offenbar unterstützt von England, in neuester Zeit wieder zu Wege gebracht, ein nach dem Urteil vieler Sachverständigen sehr wertvolles, ja selbst für europäische Auswanderer günstiges Land in seine Gewalt zu bekommen, während Deutschland mit einem Streifen tropischen Gebietes, das allen Nachrichten zufolge durch französische Mißwirtschaft heruntergekommen ist, ab- gespeist wurde.

Kein Wunder, daß manch einer sogar einen Krieg dieser diplomatischen Niederlage, die uns von den West­mächten bereitet wurde, vorgezogen hätte! Jedenfalls ist unsere Regierung in der Friedensliebe bis zum äußersten gegangen. In Zukunft können wir nie wieder so zurück­weichen: Nicht nur unser Ansehen würde einen tödlichen Stoß erleiden, sondern wir würden durch Borenthaltung der für die Existenz des deutschen Volks so notwendigen kolonialen Besitzungen langsam erstickt werden.

Doch werneiß, ob England und Frankreich, überzeugt von ihrer Uebermacht, nicht bei der nächsten Gelegenheit den Versuch, uns zur Seite zu drängen, erneuern werden? Das jetzige Nachgeben unserer Regierung erinnert daran, wie einst Bismarck die äußerste Friedensliebe bewies, indem er aus französische Drohungen hin das deutsche Luxemburg preisgab. Aber der Krieg wurde nur hinausgeschoben, bei der nächsten Gelegenheit betrugen sich die Franzosen so, daß er unvermeidlich wurde.

Auch wir dürfen ein zweites Mal unter keinen Um­ständen eine Demütigung unseres Vaterlandes hinnehmen. Dann aber haben wir zu zeigen, was Deutschland vermag. Jetzt heißt's: das Schwert schleifen für den Tag der Ent­scheidung. Je stärker wir sein werden, desto besser. Schon heute müssen wir Opfer bringen. Vor allem ist unsere Flotte so auszubauen, daß sie selbst vor den vereinigten Geschwadern Frankreichs und Englands nicht ohne weiteres die hohe See zu räumen braucht. Auch zu Lande läßt sich unsere Kraft noch steigern. Stellen wir doch jährlich kaum mehr Rekruten ein als die Franzosen, obwohl der Bevölkerungsziffer nach aus 2 Franzosen 3 Deutsche kommen. Mag auch Frank­reich zu weit gehen und manchen Mann ausheben, der im Ernstfall bald liegen bleibt, sicherlich könnte unser Heer ganz wohl noch eine Steigerung erfahren, ohne daß man zu Halbtauglichen greifen müßte.

Vielleicht könnten wir durch eine solche Steigerung

unserer Macht erreichen, daß in künftigen Verhandlungen durch den Hinweis auf diese überlegene Macht unsere Diplo­matie auch ohne kriegerische Auseinandersetzung Deutschlands Interessen in ganz anderer Weise wahren könnte als dies heute geschah.

Der Krieg um Tripolis.

VV Berlin, 9. Nov. Wie die italienische Botschaft mitteilt, geht aus einem Bericht des Generals Caneoa an seine Regierung hervor, daß auf dem Schlachtfeld vom 6. und 7. d. Mts. an toten und verwundeten Italienern Schändungen und Grausamkeiten verübt worden sind. So sei einer der Toten enthauptet und in barbarischer Weise verstümmelt aufgefunden worden. Ferner hätten Araber auf Ambulanzen und Berwundetentransporte gefeuert. Da auch türkische Reguläre an diesem Kampf teilgenommen hätten, seien auch sie für diese Barbareien verantwortlich. Auch habe der türkische Kommandant im Lager von Aia Zara der Spionage verdächtige Araber ohne Urteil hängen lassen. Es ergebe sich demnach, daß die Türken und die von ihnen geführte Armee die Artikel 1. 2, 4, 21, 24 und 30 der letzten Konvention verletzt hätten.

VV Tripolis, 10. Nov. (Agenzia Stefani.) Die Notabeln und die Schecks der Araber von Tripolis haben die Initiative ergriffen zu einem Protest gegen- die Ver­leumdungen der italienischen Soldaten durch die europäische Presse. Ferner haben sie nach der Kundgabe der Annexion an den König von Italien spontan eine Depesche gerichtet, in der sie ihren Dank und ihre Treue zum Ausdruck bringen.

Rom, 10. Nov. Die Agenzia Stefani meldet aus Tripolis unterm heutigen Tage von 2 Uhr morgens: Ge­stern ging das 8. Inf.Reg. zum Angriff vor und nahm eine von etwa 500 Arabern besetzte Stellung. Als sich die Bataillone von dort wieder zurückzogen wurden sie auf dem Marsche von neuem vom Feinde angegriffen. Die Batail­lone gingen ihrerseits noch einmal vor. Mit Einbruch der Dunkelheit zog sich der Feind zurück. Die italienischen Schiffe beschossen einige von Bewaffneten begleitete Kara­wanen und zerstörten die Kaserne bei Romleh.

Martinsvögel.

Bruder Martin gib uns Wein,

So trinken wir und schenken ein:

Die Gans die will begossen sein,

Sie will noch schwimmen und baden: So wird uns wohl geraten:

Hase anseris weworia.

^du. So sang man in alter Zeit am Martinslag (11. November) beim Gänseschmaus, den man zu Ehren des heiligen Martin hielt. Dieser war erst ein heidnischer Krieger, trat dann aber zum Christentum über und lebte nun als Einsiedler und Wundertäter. Dadurch erlangte er in kirchlichen Kreisen hohe Bedeutung und wurde 375 zum Bischof von Tours gewählt. Als er aber sein hohes Amt antreten sollte, verbarg er sich unter einer Herde Gänse. Indes protestierten diese gegen seine Bescheidenheit durch lautes Geschrei. Infolgedessen fand ihn die zu seiner Ab­holung entsandte Deputation, und der fromme Martin mußte seine Einsiedelei mit dem Bischofsstuhl vertauschen. Da die Gänse viel dazu beigeiragen, wurde» sie bald Martinsvögel genannt, und nach dem am 11. November erfolgten Tode des heiligen Martin benutzte man sie überall als Fest­schmaus.

Aber auch schon im Altertum hatten die Gänse eine hohe Bedeutung. Bei den Griechen war die Gans der Göttin Persophone geweiht: bei den Römern war sie der heilige Vogel der Juno. Im Juno-Tempel wurden daher auch stets einige Gänse gehalten, selbst auf dem Kapitol. Dieses wurde sogar im Jahre 390 v. Ehr. bei der Belage­rung durch die Gallier infolge des Geschreies der Gänse gerettet.

In unserer Zeit haben die Martinsoögel hauptsächlich Bedeutung als Bolksnahrungsmittel, vornehmlich in der Großstadt.

/. Allgemeines Sportelgesetz

vom 16. August 1911 samt den Kolkzugsvovschrifterr.

Tertausgabe mit ausführlichem Sachregister.

.' .'. Preis geb. 1.8V. .'

Vorrätig in der L»ii««r'schen Buchhandlg. Nagold.

Lvlirum quälen Sie sich denn mit dem ge­wöhnlichen Lebertrane Greisen Sie doch zn Scotts Emulsion, die nicht nur angenehm iäüncckt, sondern dank ihrer Zusammensetzung ans nur allerbesten Rohstoffen rascher u::h sicherer eine l auernde Kräftigung des gannu. Körpers Herl > nährt.

Nur echt mit dieser Marke drm Fischer demKr-nuzeichen des Scottscheu Verfahrens.

ScvtlS Emulsion wird von unS ausschließlich im großen verkauft, und zwar nie lose nach Gewicht oder Matz, sondern nur in versiegelten Origmalnaschen m «arten mit unserer Schutzmarke (Fischer mit dem Dorsch). Scott L Bowne, -> m. b H., Frankfurt a. M.

Bestandteile: Feinster Medizinal-Lebertran 150.0, prima Glyzerin 50,0, unter« . horigsaurer «all 4.S. unterphoSphorigsaures Natron 2,0, pulv. Tragant 5F, ler arab. Gummi pulv. s.0. Wasier 1LS.0, Alkohol 11.0. Hierzu aromatische mit Zimt-. Mandel- und Gaultherraöl je L Lropsm.

Mutmaß!. Wetter am Sonntag und Montag.

Für Sonntag und Montag ist meist trockenes und kälteres, wenn auch noch zeitweilig trübes Wetter zu erwarten.

Hiezu das Illustrierte Sonntagsblatt Nr. 46

Druck und Vertag der G. W. Zaiser'schr« Buchdruckerei (Smil Zaiser Nagold. -- Für dir Redaktion verantwortlich: S. Paur.