Uebergabe von Kouinsan bestätigt sich. Alle Punkte von Wichtigkeit auf der Eisenbahn bis Tschang-Kiang erklärten sich für die Revolutionäre. Nur Nanking ist augenscheinlich noch immer kaiserlich gesinnt und ruhig. Aber der dortige Tartarengeneral ist sehr unbeliebt. Seine Anwesenheit kann die Ursache eines Zwiespaltes werden.

Der Krieg um Tripolis.

Tripolis, 2. Nov. Die genaue Zahl der am Diens­tag in der Stadt geplatzten türkischen Granaten beträgt sieben. Ein Bersagliere wurde leichtverletzt, der Sachschaden ist gering. Während des am Montag herrschenden heißen Wüstenwindes scheinen die Türken unbemerkt eine Batterie der Gebirgsartillerie errichtet zu haben, die sich nach der Tragkraft der Geschütze höchstens vier Kilometer vom Stadt­zentrum befindet. 2m Serail rief ein auf das Dach sallen- dens Geschoß eine Panik unter dem Generalstab hervor. In der Stadt wurden die Geschosse weniger bemerkt; sie wurden meist für italienische Fehlschüsse gehalten. Die Aus­schiffung neuer Verstärkungen beträgt im Ganzen seit Sams­tag 6900; sie dauert an. Am Mittwoch abend war ein einstündiges Gefecht im Osten der Stadt. Die Schiffsar­tillerie feuerte 200 Schüsse. Heute morgen war ein ähnlicher kürzerer Angriff. Die Italiener haben keine Erfolge zu verzeichnen: die Truppen verteidigen mühsam ihre Linien. Neuerdings nimmt man an, der Feind sammle alle Truppen um Tripolis zu einem Entscheidungsangriff. Die Verluste der Italiener sind auch bei den letzten Gefechten sehr hoch, aber zahlenmäßig nicht mehr sestzustellen. Alle Spi­täler sind überfüllt. Die Cholera nimmt erschreckend zu. Die Stadt ist ruhiger, doch dauern die nächtlichen Schießereien an. Allnächtlich werden um das Schloß, den Sitz des Generalstabs, Barrikaden errichtet.

Man vernimmt aus Benghasi, daß dort die Lage ähnlich sei. Die Ablieferung der Waffen durch die Bevöl­kerung sei unvollständig, die Araber seien ausnahmslos italienfeindlich. Die Italiener entsandten drei Schecks in das Innere, um ihre Stämme gegen hohe Belohnungen zur Unterwerfung zu bewegen; die Schecks sind aber nicht zurückgekehrt. Auch aus Benghasi wurden Hunderte von Eingeborenen nach der Insel Panteleria verschifft, jedoch erfolgten keine Massenhinrichtungen. In Benghasi herrscht eine schwere Teuerung der Lebensmittel. (Frkf.Ztg.)

Eine neue italienische Niederlage?

Konstantinopel, 6. Nov. Die Italiener erlitten eine große Niederlage. Die Araber eroberten 400 Gewehre und 2 Kanonen. Die Schiffe konnten wegen des heftigen Sturmes nicht eingreifen und auch die flüchtigen Truppen nicht an Bord nehmen. Ein Versuch der Italiener, in Suvari bei Tripolis Truppen zu landen mißlang. Sie er­litten große Verluste. (Da die Meldung nicht einmal ent­hält, wenn das Gefecht stattgefunden hat, wird man sie kaum für wahr nehmen dürfen.)

^Tripolis, 6. Nov. (Agenzia Stefani.) Bis 9 Uhr abends wiederholten sich die gewöhnlichen Angriffe gegen die italienischen Flanke ohne große Energie. Der Feind wurde aus einer in einem Haus gegenüber der italieni­schen eingenommenen Stellung von zwei durch Gebirgs- artillerie unterstützten Grenadierregimentskompanien vertrieben.

Die Generale Frugoni und Deschaurand sind in Tripolis angekommen. Elfterer hat das Kommando des ersten Armeekorps, letzterer das der zweiten Division übernommen. Acht in einem Haus aufgefundene Personen, fünf davon verwundet, wurden des Verdachts der Teilnahme an der Empörung am 23. Okt. vor das Kriegsgericht gestellt. Auf Grund eines Regierungsdekretes wurden am 4. Nov. die Zivil- und Handelsgerichte wieder hergestellt.

V/ Tripolis. 6. Nov. (Agenzia Stefani.) Gegenüber dem Fort Sidi Mesri beim Dorfe Fornasi eröffnet« gestern vormittag feindliche Artillerie das Feuer, das jedoch von der italienischen Artillerie bald zur Einstellung gezwungen wurde, nachdem durch Flugapparat die feindliche Stellung erkundet war. Am Nachmittag begannen die Türken aus einer anderen Stellung östlich der italienischen das Feuer.

Paris, 6. Nov. (Agence Havas.) Aus Malta wird gemeldet, daß sich der Gesundheitszustand in Tripolis zu verschlechtern scheint. Heute wurden in den Straßen der Stadt ungefähr 50 Leichen von durch Cholera oder Hunger verstorbenen Eingeborenen gefunden. Auch in den Palmen­pflanzungen befinden sich noch viele Leichname. In etwa 40-Fällen wird täglich unter den italienischen Soldaten

Cholera festgestellt.

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Rom, 5. Nov. Der Minister des Aeußem hat eine Depesche an die italienischen Botschafter im Ausland gerichtet, die besagt: Die Besitznahme der wichtigsten Städte von Tripolis und Cyrenaika und die andauernden Erfolge unserer Waffen haben jeden weiteren Widerstand der Türkei unwirksam gemacht. Daher sind durch ein Kgl. Dekret Tripolis und Cyrenaika endgiltig und unwiderruflich unter die volle und ganze Oberhoheit des Königreichs Italien gestellt worden. Jede andere weniger radikale Lösung, die dem Sultan auch nur den Schalten einer nominellen Ober­hoheit über die gesamten Provinzen gelassen hätte, hätte eine dauernde Ursache für die künftige Zusammenstöße zwischen Italien und der Türkei gebildet. Die von uns gewählte Lösung ist die einzige, die endgiltig die Interessen Italiens und Europas und selbst der Türkei schützt. Wir werden so in der Lage sein, unsere ganze Politik von dem großen Interesse geleitet sein zu lassen, das wir an der Aufrechterhaltung des territorialen Status guo auf der Balkanhalbinsel haben. Wir wünschen daher lebhaft, daß die Friedensbedingungen so bald wie möglich mit den legi­timen Interessen und dem Prestige der Türkei in Einklang stehen. Tripolis und Cyrenaika haben aufgehört, einen Teil des Ottomanischen Reiches zu bilden. Wir sind heute geneigt, die Mittel zu prüfen, um die Folgen von unwider­ruflich vollzogenen Tatsachen zu regeln. Wir haben das Vertrauen, daß' die einträchtige Arbeit der Großmächte die Türkei dazu führen wird, ohne Verzug jene Beschlüsse zu fassen, welche ihren wahren Interessen und denen der ganzen zivilisierten Welt entsprechen. Auf jeden Fall wird Italien an diesem Ergebnis Mitarbeiten.

Rom, 6. Nov. Die Ag. Stef. meldet: Die Nach­richt eines Blattes, daß Italien infolge des Krieges eine Anleihe aufnehmen werde, ist durchaus unrichtig. Die ge­wöhnlichen Mittel des Schatzes genügen, um die Kosten des'Krieges zu bestreiten, auch wenn er ein Jahr andauern sollte. (?? D. R.)

Eingesandt zur Schulfrage.

Zu der Schulfrage, betr. die Erlangung der Berechtigung zum Einjährigendienst. Bon den Ver­fechtern dieser Reform wird mit Recht heroorgehoben, welche Vorteile die Angliederung einer sechsten Klasse an unsre Latein- und Realschule bezw. die Einrichtung einer Reform­schule für die hiesige Bürgerschaft hätte, teils direkt für ihre eigenen Kinder teils indirekt für Handel und Wandel durch Zuzug von auswärts. Nun ist aber beim Lesen des dankens­werten fachmännischen Artikels in dem Einsender dieses die Frage aufgestiegen: Wie ist's dann mit denjenigen Schülern, die das Landexamen machen wollen? Es kann doch nicht gemeint sein, daß man den einen den Vorteil zuwendet und den andern nimmt, daß man auf der einen Seite Familien hereinzieht und auf der andern Seite solche zur Abwanderung nötigt. Es wäre daher mit Dank zu be­grüßen, wenn der betr. Fachmann auch über diese Frage sich äußern wollte, bezw. eine günstige Aufklärung geben könnte, die solche Bedenken zu zerstreuen geeignet wäre.

Ein in der Sache persönlich unbeteiligter, aber über jeden Fortschritt in unserer Stadt sich freuender Bürger.

Neue Bücher von denen man spricht:

Frenssen, Der Untergang der Anna Hollmann.

Ganghofer, Lebenslauf eines Optimisten: Buch der Freiheit. ^ .

Hedin, Von Pol zu Pol. Eine Reise um die Welt. Jessen, Hausgalerie berühmter Gemälde. Mit 100 Dreifarbendrucken. 4°

Key, Seele und Werke. Essays.

Koser, Friedrich der Große. Volksausg. .

Lamprecht, Deutsche Geschichte der jüngsten Vergangenheit und Gegenwart. Band I. --4t 7. und 8.

3.

50

38. 5. - 7. 50

Humorist. Bilderalbum

Ein Bild

Laufs, Lux äterna. Roman.

Rehm, Die fidele Kommode.

aller Zeiten. 4"

Satto, Geschichte Japans.

Storm, Gertrud, Theodor Storm.

seines Lebens.

Welschinger, Der Krieg von 1870. Ursachen und Verantwortungen. 2 Bände.

Werder, Licht in der Ferne. Roman.

Zu berieben durck die G. W. Zaiser'sche Buchhdlg.

5.

20 . 5. 50

5.

'16.

6 . Naaold.

Osrsntiert ksrdkrel. Kaden in allen besseren vetailAesckLkten. ssabrikLnIsn: Otto L ttsildronn s. u. ssrisärleksksIS 1 . V.

Osrsntiert ksrdkrel. 2n ksden in allen besseren vetailAesedLkten.

Berlin, 6. Nov. Die Türkei notifizierte den Mächten telegraphisch einen Protest gegen die italienische Annektion von Tripolis. Der Protest stellt fest, daß Tri- politanien von Italien überhaupt noch nicht erobert und nach wie vor türkische Provinz ist.

Mutmaßt. Wetter am Mittwoch und Donnerstag.

Westliche Winde und wolkiges, mäßig kühles Wetter sowie vereinzelte Regenfälle.

Druck und Verlag Lu G. W. Zaiser'schen Buchdruckern (Emil Zaiser Nagold. Für dl« Redaktion verantwortlich: K. Paur.

Rotfelden.

Zwangsversteigerung.

M Donnerstag, den 9. ds. Ms., vormittags 11 Uhr

wird gegen bare Bezahlung versteigert:

1 Pferd, braune Stute, etwa 13 Zentner Kartoffeln, 30 Ztr. Heu und 30 Ztr. Stroh.

Zusammenkunft bei der Krone.

Großmann, Gerichtsvollzieher.

Schmiede-Innung Aagold. ^

Am Sonntag, den 12. Mov. 1911

findet in Wildberg eine

Ha«plversarumlrmg

patt; wozu vollzähliges Erscheinen erwartet wird.

Das nähere wird durch Karten bekannt gegeben.

Nagold, den 1. Nov. 1911.

Aer Vorstand.

VorrügUebo ckontrcb»

HualLtLts klarZe

I a Vrsaavrel-blasqksv-^d- ttMuQxen vsr«rL 1 «tI'ret »7 lassa destvas smptoKlen

Kvrg L 8olrinl«l.

K. Forstamt Nagold.

Akkord.

Am Donnerstag, den S. Nov.,

vorm. 11 Uhr

in derSchwane" in Nagold wird das Anrücken des Stammholzes aus den Schlägen im Härle, Schloß­berg und Brand verakkordiert.

Nagold.

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Mitteilungen des Standesamts

Geburten: am 4. Nov. Lina Emma, Tochter des Heinr. Wilhelm Grüninger, Oekonom, Naaold.

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II

Samstag, den 11. Movbr.,

abends 8 Hlhr,

äsrWalälllst" bei Münchner Bier.

Musik Bioli« und Klavier.

Idt L ^«88ejt»Nl88.

Pfrondorf.

Karl Rußmaier,

Portier,

Sohn des Maurermeisters Albert Rußmaier in Bürgeln.

Katharina Renz, Tochter des Andreas Renz, Metzger in Pfrondorf.

jlocdreitz-LiillsOilS.

Zur Feier unserer ehelichen Verbindung beehren wir uns, Verwandte Freunde und Bekannte auf

Donnerstag, de» S. November ISL1 in das Gasth. z.Adler" in Pfrondorf freundl. einzuladen.

Kirchgang 1 Uhr.

Wir bitten dies statt befand. Einladung entgegenzunehmen.

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