mit dem tschechischen Universitätsprofessor Bros verhandelt, j Das Kabinett soll am Sonntag den Eid leisten und sich i am Montag dem Parlament umstellen.

Prag, 1. Nov. Im Wiener Schnellzug der Nord­westbahn wurde heute zwischen Großwossek und Prag im Coupee erster Klasse ein Leutnant in Zivil von zwei Räubern überfallen, geknebelt und beraubt. Die Räuber sind entflohen.

Paris, 2. Nov. Unter den Trümmern der, wie mit­geteilt, eingestürzten Malzfabrik in Nogent befinden sich auch eine Anzahl deutscher Mechaniker, die mit der Montierung der aus Deutschland gekommenen Maschinen beschäftigt waren. Die Maschinen waren im Erdgeschoß untergebracht. Es ist zu befürchten, daß von diesen Mecha­nikern einige der Katastrophe zum Opfer gefallen sind.

VV London, 2. Nov. (Unterhaus.) In Erwiderung auf andere Fragen betonte der Staatssekretär Grey, Eng­land habe nach der Notifizierung der Kriegserklärung seitens Italiens am 30. Sept. seine Absicht kundgegeben, eine Neu­tralitätserklärung zu erlassen. Darin liege nichts, was irgend welchen Bertragsverpflichtungen widerspreche. Byles (lib.) fragte an, ob Italien keine vertraglichen Verpflichtungen verletzt hätte. Grey stellte die Gegenfrage, auf welchen Vertrag beides anspielte. Der Sozialist Lansbury fragte, ob die britische Regierung die Wirkungen in Betracht zöge, die das von einer zivilisierten Regierung durch Ausbeutung eines friedlichen Landes gegebene Beispiel auf die ärmere Bevölkerung der verschiedenen europäischen Staaten ausübe. Der Staatssekretär erwiederte, wenn er die Ereignisse, denen gegenüber Goßbritannien seine Absicht, neutral zu bleiben, ausgedrückt habe, kommentieren wollte, so würde er damit keinem guten Zweck dienen.

VV Las Palmas, 1. Nov. Lloyds meldet: Am 30. Okt. stießen der französische DampferLiberia", der der französischen Dampfschiffahrtsgesellschaft gehört, mit dem französischen DampferDiolibah", der dieLiberia" im Schlepptau hatte, zusammen. Beide befanden sich auf der Fahrt von Katonou nach Marseille. DieDiolibah" sank und 21 Mann der Besatzung und drei Passagiere derDiolibah" ertranken. DieLiberia" wurde am Bug beschädigt.

Marokko.

VV Berlin, 2. Nov. Der Vertrag über Kongo wurde abends vom Staatssekretär von Kiderlen- Wächter und dem Botschafter Cambon paraphiert

(unterzeichnet). Die Unterzeichnung der ganzen deutsch-fran­zösischen Vereinbarung dürfte am 4. November erfolgen.

Griechisch-bulgarisches Bündnis?

Sofia, 1. Nov. Zwischen Bulgarien und Griechen­land schweben Verhandlungen über ein gemeinschaftliches Vorgehen im Falle eines Krieges in der Türkei. Die Verhandlungen Bulgariens wegen des Abschlusses eines Handelsvertrages mit der Türkei werden dabei fortgesetzt. Der türkische Geschäftsträger hat erklärt, daß die Türkei Bulgarien alle diejenigen Konzessionen gewähren wird, die sie früher verweigert hat.

Die amerikanischen Kalilager.

Zu der bereits wiedergegebenen Meldung von der Ent­deckung großer Kalilager in Amerika wird einem Berliner Mitarbeiter derFrkf. Ztg." von dem Kalisyndikat erklärt, daß dessen Newyorker Vertreter bisher von einer solchen Entdeckung nicht das gering st e gemeldet hat. Be­kannt ist seit langem, daß sich in Nevada, zehn Tagereisen vom derzeitigen amerikanischen Kaliverbrauchsgebiet entfernt, an einem Salzsee geringfügige Mengen von Kalisalzen fan­den. Sollte die angebliche neue Fundstätte in jenem west­lichen Bezirke liegen, so sei auch der Frachtlage wegen (es müßten eigene Bahnen zur Erschließung und Abkürzung des Wegs gebaut werden) schwerlich eine baldige Beein­trächtigung des deutschen Kaliverkaufs zu befürchten.

Die ganz unbestimmte und unbestätigte Meldung von den Kalifunden kann wohl auch ein bloßes Börsenmanöoer sein. Wenn sie wirklich zuträfe und ihre Ausbeutung ohne

.zu große Schwierigkeiten und Aufwendungen möglich wäre, dann käme der deutsche Kalihandel, der nach Amerika so lohnenden Absatz hatte, allerdings vor eine schwierige Lage.

Der Aufstand in China.

Peking, 1. Nov. Amtlich wird folgendes bekannte* gegeben: Puanschikai ist zum Premierminister ernannt worden, der frühere Generalgouverneur von Kanton, Wei- kuangwao zum Generalgouverneur von Hukwang, General Iintschang zum Chef des Generalstabes, Prinz Ching zum Präsidenten, Natung und Hsüchitschang zu Vizepräsidenten des Geheimen Rates. Das Kabinett soll gebildet werden, wenn Duanschikai das Amt des Premierministers übernimmt. In der Zwischenzeit soll Prinz Ching als Premierminister, Natung und Hsüchitschang als seine Beigeordneten fungieren.

VV Peking, 2. Nov. (Reutermeldung.) Die National­versammlung befürwortete eine Verfassung, die sich auf den konstitutionellen Grundsätzen Großbritanniens aufbaut. Aber die Südprooinzen verlangen noch eine republikanische Union. Dies ist die Hauptschwiertgkeit der Lage, doch erwartet man, daß Puanschikai sie überwinden wird. Prinz Tsching hat sich bereit erklärt, dem Thron eine Denkschrift einzureichen, in der darum ersucht wird, allen konstitutionellen Grund­sätzen zuwiderlaufenden Gesetze sofort aufzuheben und ohne Verzug die Wahl von Parlamentsmitgliedern vornehmen zu lassen.

Unanschikai in Hankau.

Shanghai, 2. Nov. Aus Hankau weidet eine amt­liche Depesche, daß Puanschikai im vollen Besitz Hankaus ist. Mit dieser Stadt sollen Verbindungen wiederhergestellt werden. (N. T.)

Die Chinesenstadt Hankau in Flammen.

Schanghai, 2. Nov. Die kaiserlichen Truppen haben nach vorheriger Ankündigung die Chinesenstadt Hankau in Brand gesetzt, um weitere Straßenkämpfe zu verhüten; es wütet eine riesige Feuersbrunst. Die Niederlassungen der Europäer sind von dem Brand unberührt. Ein Angriff der kaiserlichen Truppen auf Hanyang und Wutschang und die Uebersetzung der Truppen über den Hanfluß und den Pangtse werden vorbereitet.

Die Bestimmungen des kaiserlichen Erlasses.

Brüssel, 1. Nov. Der kaiserliche Erlaß umfaßt nach derAgence de l'extröme Orient" folgende Punkte: 1. Amnestie für alle verurteilten Revolutionäre seit 1898. Also sind Sun Iatsen und seine Freunde begnadigt. Die Be­gnadigung trifft alle, die bei den Revolutionen vor Hankau im Jahre 1900 und den anderen Revolutionen seit zehn Jahren beteiligt gewesen sind. 2. Ein Gesetz wird erlassen, das die persönliche Freiheit und den Besitz schützt, so daß niemand ohne gerichtliches Verfahren verhaftet werden kann.

3. Ein neues Kabinett wird berufen, an dem keines der Mitglieder der kaiserlichen Familie teilnehmen darf. Man glaubt, das Puanschikai zum Chef des. neuen Kabinetts be­rufen wird und daß der Herzog Traise und die übrigen Prinzen aus dem Kabinette ausscheiden werden.

Der Krieg um Tripolis.

x Rom, 2. Nov. Die Agenzia Stefani erklärt: Einige Blätter haben Nachrichten gebracht über Kämpfe, die am 30. und 31. Oktober bei Tripolis stattgesunden hätten nnd von denen die italienische Regierung der Presse keine Mitteilung gemacht hätte. Diese Behauptungen ent­behren jeder Begründung. Außer dem, was offiziell durch Vermittlung der Agenzia Stefani mitgeteilt worden jist, ist bis jetzt keine andere Nachricht von Kämpfen oder Schar­mützeln von dem Generalkommando in Tripolis eingetroffen.

Tripolis, 2. Nov. Heute gegen 5 Uhr früh unter­nahm die feindliche Artillerie etliche erfolglose Angriffe im Südosten auf die italienische Linie. Um 8 Uhr hörte das Feuer auf und bis gegen 9Vs Uhr vormittags wurde kein weiteres Anzeichen einer Tätigkeit des Feindes wahrge­nommen.

Dscherba in Tunis, 2. Nov. Am Dienstag nach­mittag 3 Uhr sind die ersten 70 mm Granaten von einer türkischen Gebirgsbatterie auf die Stadt Tripolis gefallen. I

Zwei Geschosse sind in nächster Umgebung de; deutschen Konsulats geplatzt, ohne Schaden anzurichten. Seit drei Tagen haben alltäglich unaufhörlich Gefechte statlqefunden unter Beteiligung der Schiffs- und Landartillerie. Es macht sich ein bedenkliches Steigen der Cholera bemerkbar, an der Hunderte'der Soldaten erkrankt sind. Die Lage der Europäer ist ernst.

Chiasso, 1. Nov. Nach der TurinerStampa" hat ein Ministerrat die Ausdehnung des Kriegsschauplatzes auf das ägäische Meer beschlossen. Die Truppeusen- dungen nach Tripolis dauern fort.

VV Tripolis, 2. Nov. (Agenzia Stefani.) Gestern abend gegen 5 Uhr zeigten sich die Türken auf der Ver­teidigungslinie des 82. Inf.-Reg. Sie zogen sich aber un­verzüglich zurück, ohne den Italienern Verluste beigebracht zu haben. Der Panzerkreuzer Carlo Alberto, von dem aus die Stellung der türkischen Artillerie erkannt wurde, zwang sie durch ein Bombardement zum Schweigen. Heute morgen eröffnten die Türken das Feuer auf die italienische Stell­ung bei Sidi Meari, das ohne Wirkung blieb, da die Gra­naten nicht explodierten. Die italienischen Geschütze brachten das Feuer zum Stillstand. Nach Versicherungen aus guter Quelle fehlen den Arabern Lebensmittel und Munition. Bei dem Vorposten wurde ein Eingeborener verhaftet, der den hl. Krieg gepredigt haben soll. Entgegen den Gerüchten, daß gegen die arabischen Rebellen Repressivmaßregeln er- griffen werden, muß festgestellt werden, daß nach dem Aus­stand nur Verräter und Waffenträger erschossen wurden.

Eindringen der Türken in die Stadt.

Konstantinopel, 1. Nov. Die Türken sind, nach­dem sie die Italiener aus den Forts Saide, Masri und Henri i vertrieben hatten, in die innere Stadt Tripolis einge­drungen. Es fand ein überaus blutiger Straßenkamps statt, bei dem es auf beiden Seiten viele Tote und Ver­wundete gab. Die Türken erbeuteten große Mengen von Vorräten und Munition und machten zahlreiche Gefangene. Die Türken unter Oberst Neschat Bey sind im Besitze der wichtigsten Punkte der Stadt. In den Straßen wird noch andauernd gekämpft. Biele italienische Soldaten, die von ihren Truppenteilen abgeschnitten wurden, haben sich in Häusern verbarrikadiert, aus denen die Türken sie zu ver­treiben suchen. Die italienischen Kriegsschiffe greifen mit ihren Geschützen in den Kampf ein, verursachen den Türken aber nur geringen Schaden, da der herrschende hohe Seegang das Zielen erschwert. Oberst Neschat Bey noti­fizierte dem Kommandanten der italienischen Flotte, daß er für das Schicksal der mehreren tausend gefangenen italienischen Soldaten keine Verantwortung übernehme falls die italienische Flotte die Stadt Tripolis bombardiere.

Nach einem so trockene« Sommer wie dem vergangenen haben die Wiesen und Viehweiden eine kräftige Thomasmehldüngung in Verbindung mit Kali nötiger denn je. Wer in diesem Herbst glaubt, an der Düngung sparen zu können, wird bei der Heu- und Grummet­ernte im kommenden Sommer starke Enttäuschungen erleben.

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Mutmaß!. Wetter am Samstag und Sonntag:>

Der neue im Nordwesten auftauchende Lustwirbel nähert sich dem Kontinent anscheinend langsam, doch ist für Samstag und Sonntag bereits wieder mit seinem Einfluß zu rechnen und neuerdings trübes Wetter zu erwarten.

Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchdruckerei (Emil Zaiser Nagold. Für die Redaktion verantwortlich: K. Paar.

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