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Fernsprecher Nr. L8.

. Jahrgang. Fernsprecher Nr. 28.

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* Illustr. Sonntagsblatt und

SchwSb. Landwirt.

Z- 244

WltLrvoch, den 18. GKLoöer

1811

Kgl. Oberamt Nagold.

Bekanntmachung, betr. die Beschotterung von Feldwegeinmündnngen und das Zurückschneiden der Bäume an den Straßen.

Im Interesse der Erhaltung der Staats- und Bizinal- straßcn ist es vor Eintritt der nassen Herbstmitterung an­gezeigt, dafür zu sorgen, daß durch die landwirtschaftlichen Fuhrwerke möglichst wenig Erde aus den Aeckern aus die Straßen verschleppt wird.

Die Gemeindebehörden wollen daher dafür Sorge tra­gen, daß die Feldwege auf etwa Sy Meter Länge von der Straße aus eingeschottert werden.

Auch wolle das Zurückschneiden der Privat- und Gemeindebäume an den Straßen aus das vorge­schriebene Maß zu geeigneter Zeit veranlaßt werden.

Nagold, den 14. Okt. 1911. Kommerell.

An die Gemeindebehörden mrd an die Obstbaumbesitzer.

Zur Vertilgung des so schädlichen Frostuachtspanners ist es dringend angezeigt, daß die Obstbaumbesitzer nnver- weilt, ihre Kernobstbäume wiederum mit den bekannten und bewährten Klebringe« ca. 1 Meter vom Erdboden entfernt versehen. Der Schmetterling pflegt gegen Mitte Oktober zu erscheinen und treibt sein Wesen bis gegen Dezember. Auf älteren Bäumen mit rauher Rinde sollte der Raupenleim unmittelbar auf die Rinde aufgestrichen werden.

Ferner werden die Obstbaumbesitzer dringend ausgefor­dert, ihre Obstbänme von Moos und abgestorbener (aber nicht der lebenden) Rinde durch Abscharren zu reinigen das Abscharren geschieht am besten bei feuchter Witte­rung und die Stämme und Aeste mit Kalkmilch an- zustreiche«. Außerdem sollen die Baumscheibe» um­gegraben und die Bäume genügend gedüngt werden. Alles von den Bäumen Abgescharrte ist zu ver­brennen.

Die Herren Ortsvsrsteher werden beauftragt, Vorstehendes in ihren Gemeinden in ortsüblicher Werse bekannt zu machen und unablässig darauf hinzu­wirken, daß gegen die Obstbaumschädlinge energisch vor­gegangen und der Obstbaumpflege ganz besonders Sorgfalt gewidmet wird.

Den 14. Okt. 1911. Kommerell.

Bekanntmachung,

betr. Verursachung von Bränden durch das Spielen der Kinder mit Zündhölzern.

Im Hinblick aus die außerordentlich große Zahl von Brandsällen, die besonders aus dem Lande durch mit Zünd­hölzern und mit besonders feuergefährlichen Stoffen, wie Spiritus rc. spielende Kinder in den letzten Jahren entstanden find, sowie auf einige in jüngster Zeit im Oberamtsbezirk vorgekommene Fälle, wird darauf shingewiesen, daß den durch einen Brand an ihren Gebäuden Beschädigten eine Entschädigung von der Gebäudebrandversicherung nicht zuteil wird, wenn sie die Entstehung des Brandes selbst durch grobe Fahrlässigkeit verschuldet haben

Segler voraus!"

(Schluß.)

. . . Scharfen Ausguck halten.

Und ich taste nach dem Nachtglas.

Und wie ich vorausblicke, tauchen im Dunkel der Nacht an Backbordseite die weißen Top-Feuer eines Dampfers auf, der unseren Weg kreuzen muß.

Noch ist seine Lage nicht auszumachen: er ist noch zu weit entfernt, und seine Seitenlichter sind noch nicht zu sehen.

Der Mann im Ausguckkorb hat sein monotonesFüer an Backbord"ausgesungen" wie cs in der Schiffersprache heißt, und ich beobachte den fremden Dampfer, um genau seine Lage bestimmen zu können, denn anscheinend verläuft sein Kurs so, daß ich bald sein grünes Seitenfeuer sehen muß.

Und näher und näher rückt das fremde Schiff. Nun sehe ich auch sein grünes Feuer deutlich und bin beruhigt.

Es ist ja seine Pflicht, mir auszuweichen nach der alten Seemannsregel, die ich vor mich Hinsumme:

Siehst du jedoch an Backbord grün,

Brauchst dich weiter nicht bemühn.

Der andere muß von selbst sich klaren Und hat dir aus dem Weg zu fahren."

Aber je näher er auch kommt, er behält seinen Kurs bei, und mich deucht, er kommt nicht klar von uns.

(Art. 32 Abs. 2 des Gebäudebrandoersicherungsgesetzes vom 14. März 1853), daß ebenso den Mobiliarfeuerversicherungs- anstatten gesetzlich verboten ist, irgend eine Entschädigung an solche durch Verbrennen ihrer Fahrnis Beschädigte aus- znbezahlen, denen bezüglich des ihnen zugestoßenen Brand­unglücks eine Feuerverwahrlofnng znr Last fällt (Art. 18 Abs. 1 des Mobiliarfeuerversicherungsgesetzes vom 19. Mai 1852) «ad daß eiar grobe Fahrlässigkeit oder ri«e Feuelvewahrlosaag m Liane der gruaunteu Sekimmungen aach iu de« Unterlassen genügender Srauffichtigaag der Sinder oder ge­höriger Verwahrnuz der Zündhöher oder der besonders feuerge­fährlichen Stoffe gstunde« werde« kann.

Alle mit dem Gebrauch oder der Aufbewahrung von Zündhölzern, Spiritus u. dgl. zusammenhängenden Verfehl­ungen gegen feuerpolizeiliche Vorschriften werden auch dann mit strenger Strafe abgerügi werden, wenn die Verfehl­ungen unglückliche Folgen nicht gehabt haben.

Die Herren Ortsvorsteher wollen für ortsübliche Be­kanntgabe des Vorstehenden Sorge tragen.

Den Herren Oberfenerfchauern, Mitgliedern der Ortsfeuerschaukommissionen, den Landjägern und den Ortspolizeidienern wird wiederholt die größte Wach­samkeit in Bezug auf Uebertretungen der 88 13 der K.

B.-O. betr. die Feuerpolizei vom ^ und der

88 2 und 3 der Min.-Berf. in Betreff der Reibfeuerzeuge vom 15. Juni 1877 und die unnachsichtlkche Erstattung von Strafanzeigen auch in solchen Fällen, wo aus diesen Ueber­tretungen kein Brandunglück entstanden ist, zur besonderen Pflicht gemacht.

Sie haben hierbei ein besonderes Augenmerk aus die­jenigen Fälle zu richten, in welchen Sinder ohne Aussicht in den Wohnungen;srückgelaffe« werden, ohne daß ;nvor für die Wegschaffailg der Reidfeuerjeugr ans ihrem Sereich Sorge ge­tragen worden ist und in ihren Anzeigen diesen im Hinblick aus die vergrößerte Gefahr eines Brandunglücks erschweren­den Umstand besonders heroorzuheben.

Die Herren Vrtsvorßeher wollen den Mitgliedern der Ortsfruerschaukommissioneu und den Grtspolhridienrrn urkund­lich hievon Eröffnung und über den Vollzug im Schult- heißenamtsprotokoll Vormerkung machen.

Nagold, 14. Okt. 1911.

K. Oberamt. Kommerell.

Deutscher Reichstag.

Iss Berlin, 17. Okt.

Am Bundesratstisch Staatssekretär Lisco. Haus und Tribüne sind gut besetzt.

Präsident Gras Schwerin eröffnet die Sitzung um 2 Uhr 20 mit einem Willkommen an die Mitglieder und dem Wunsche, daß es dem Reichstag im kommenden Sessions- abschmtt möglich sein werde, noch einen erheblichen Teil seiner gesetzgeberischen Aufgaben zu erfüllen. Hierauf ehrt das Haus das Andenken der verstorbenen Abgeordneten in der üblichen Weise.

Nach geschäftlichen Mitteilungen tritt das Haus in die Tagesordnung ein, auf der Petitionen stehen. Die Ab­stimmung über die Petition betr. amtliche Zulassung der Antiquaschrist ergibt Annahme des Antrags Bindewald

Will er denn noch nicht Ruder geben und hinter unserem Heck vorbeilaufen? . . .

All meine Aufmerksamkeit gilt dem fremden Schiff . ..

Ob man uns nicht gesehen? Dach das ist beinahe aus­geschlossen, unsere Feuer brennen gut. und wir müssen ge­sehen sein. Es ist ein sonderbares Gefühl, Kurshalten zu müssen, wenn man glaubt, es geht nicht klar.

Doch was Hilst es, der fremde Dampfer muß aus- weichen, und ich muß meinen Kurs beibehalten, und meine Geschwindigkeit. So will es die Seestraßenordnung. Un­ausgesetzt beobachte ich das fremde Fahrzeug, und alle die Fälle kommen mir in den Sinn, wo ein Schiff nicht recht­zeitig seiner Ausweichepslicht nachkam und es einen Zu­sammenstoß gab.

Zusammenstoß mit so vielen Menschen an Bord, die alle im tiefen Schlummer liegen. Nicht auszudenken...! Es muß furchtbar sein, übersegelt zu werden.

Ich suche weiter nach vorne und nach Steuerbord, ob dort etwa noch Feuer zu sehen sind.

Nichts . . .

Doch halt, was ist dort?

Ein dunkler Schatten Segel ein Fahrzeug. Ein rotes Feuer dicht bei . . . Es durchzuckt mich wie ein elektrischer Schlag.

(w. Vgg.) auf Uebergang zur Tagesordnung entgegen dem Kommissionsantrag aus Berücksichtigung. Zu der Petition auf Erlassung von Bestimmungen zum Schutz der Arbeits­willigen gegen Bedrohung und Mißhandlung und der Ge­werbetreibenden gegen Berrusserklärung beantragt die Kom­mission Ueberweisung als Material. Die Sozialdemokraten verlangen Uebergang zur Tagesordnung.

Raab (w. Dgg.) fordert größeren Schutz gegen den Boykott, der immer mehr als Kampfmittel zur Vernichtung der mittleren Existenzen angewendet werde.

Schmidt-Berlin (Soz.) wirft gerade der Partei des Herrn Raab vor, daß sie den Boykott als Waffe im wirt­schaftlichen Kampfe benütze. Wie stehe es mit der Parole der Antisemiten: Kaust nicht bei Juden! (Sehr gut bei den Soz.) ohne weitere Debatte wird darauf der Antrag der Sozialdemokraten abgelehnt und der Kommissionsantrag an­genommen. Zu einer Petition der Hirsch-Dunckerschen Ge­werkvereine betreffend Errichtung paritätischer Arbeitsnach­weise beantragt die Kommission Ueberweisung an den Reichs­kanzler zur Erwägung.

Hue (Soz.) betont, daß die bestehenden Arbeitsnachweise zu Ungerechtigkeiten den Arbeitern gegenüber führen. Seit 1907 sind die Löhne ständig zurllckgegangen, sodaß bisher nicht weniger als 170 Millionen an Lohn in dieser Zeit den Leuten verloren gegangen sind.

Behrens (wlrtsch. Vgg.) Trotz des Angebots an ein­heimischen Arbeitern im Ruhrrevier werden immer noch große Scharen von Ausländern hereingeschleppt. Die Pe­tition wird der Regierung zur Erwägung übergeben. Eine Petition des Deutschen Metallarbeiterverbandes in Bochum betr. Schaffung eines Hüttenarbeiterschutzgesetzes soll dem Reichskanzler als Material überwiesen werden. Weitere Forderungen des Verbandes auf Verkürzung der Arbeits­zeit, Verschärfung der Betriebskontrolle, größeren Gesund­heitsschutz und Beseitigung der Unsicherheit in der Entlohn­ung sollen zur Berücksichtigung übergeben werden.

Nach Ausführungen derAbg. Giesbert(Z.)undHue (Soz.) wird die Petition dem Kommissionsantrag entsprech­end erledigt. Damit ist die Tagesordnung erschöpft. Nächste Sitzung Mittwoch 1 Uhr: Interpellationen betreffend Teuer­ung, Marokko und Vereinsgesetz, erste Lesung des Privat- beamtenversicherungsgesetzes. Schluß 4.30 Uhr.

Tages-Nerügkeiten.

NsS Stadt und Land.

Nagold, 18. Oktober 1911.

Der Sitz am Fenster. Manche Menschen, zumal Frauen aller Stände sitzen tagelang am Fenster und sind der Meinung, das könne ja nicht schaden, denn das Zimmer sei doch geheizt. Erst wenn sich rheumatische Schmerzen in der dem Fenster zugekehrten Körperstelle einstellen, werden sie aufmerksam, können sich aber immer noch nicht die Ur­sache denken. Selbst durch dicht schließende Fenster dringt ein ununterbrochener feiner Strom kältender Zugluft und zwar ist diese um so schädlicher, je mehr der Körper durch die Stubenwärme zur Transpiration angeregt wird, also je feuchter die Haut ist. Doppelfenster schützen wohl leidlich gegen die Zugluft und ihre schädlichen Wirkungen, volle

Ist rot an Steuerbord zu sehn,

So mutzt du aus dem Wege gehn."

Ich muß aus dem Weg, höchste Eile . . . Ruhe und handeln, sicher und schnell. Ueberlegung . . .Steuerbord hart Steuerbord das Ruder!" Ich sage es ruhig und bestimmt. Bange Sekunden.

Der Mann am Ruder antwortet seinSteuerbord" und dreht das Rad über; hart Steuerbord. Fest habe ich das rote Feuer des großen Seglers im Auge, das so langsam nach vorne wandert, viel zu langsam für mich. So schreck­lich langsam . . . Wir nähern uns immer mehr. Ich sehe deutlich das Schiff, die Segel, die Masten, ich sehe Leute an Deck dort drüben, und noch ist es nicht frei von unserem Bug.

Bange Sekunden . . . eine Ewigkeit . . .

Geht's klar?? . . .

Es geht so gräßlich langsam.

Da endlich sind wir hinter dem Segler, endlich frei von ihm. Sie schwingen Flackerfeuer dort drüben, jetzt wo alles vorbei ist. Mir gleich! Laß sie ihre Feuer schwingen als Freudenfeuer. Wir sind ja klar voneinander, Gott sei Dank. Diese schrecklichen Sekunden, wie waren sie lang.

Alles klar.Stütz das Ruder! Backbord Kurs!"

Langsam dreht das Schiff zurück, und nach einer Weile meldet der Mann am Ruder sein:Kurs liegt an." Und unten im Schiff ruhen sie alle in friedlichem Schlummer...

Gute Wache Gute Ruh!