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89. Jahrgang.
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'* Illustr. Soautagsblatt und
Schwäb. Landwirt.
232
Mtttwoch, dm 4. Hktoöer
1911
Italien und Tripolis.
Der Kernpunkt der Frage ist: England setzt hier an, im Verein mit Frankreich den Dreibund zu schwächen oder gar zu sprengen und ist so auf dem besten Wege, die Mittelmeerfrage zu einer englisch-französisch-italienischen Machtsphäre auszugestalten. Deutschland scheint ja vorläufig in Bezug auf die Bermittlungsstellung, die man ihm zugedacht hatte, durch die erfolgten Ereignisse mehr Glück als Geschick — eigentlich heißt das Sprichwort: mehr Glück als Verstand — gehabt zu haben. Bedauerlich ist nur, zu konstatieren, daß anscheinend doch die diplomatische Kunst unserer offiziellen Reichsvertreter speziell am englischen, wie auch am französischen Hofe nicht jene Höhe erreicht zu haben scheint, die heutigen Tages trotz des teilweisen Niederganges dieses Gewerbes dringend notwendig ist. Hierüber haben sich berufenere Federn an anderen Stellen bereits so energisch ausgesprochen, daß es uns nur notwendig erscheint, dies noch einmal mit einem dicken Strich zu versehen. Was nun die Frage selbst anbetrifst, so kommt uns Deutschen hoffentlich mehr und mehr zur Erkenntnis, daß Italien im Dreibunde bis heute eigentlich nichts weiter gewesen ist, als der Empfangende, denn seine Stellung zu Frankreich und dem Vertrag, im Falle eines Krieges nicht mikinachen zu wollen, ist ja nun sattsam bekannt und die Italiener haben es ja bis heute immer nur für notwendig desunden, sich im Schutze des Dreibundes zu sonnen, aber sters in demselben doch nur eine verhältnismäßig sehr untergeordnete Rolle zu spielen.
Es ist schon verschiedentlich die Frage aufgeworfen worden, ob es nicht richtig sei, Italien durch die Türkei im Dreibunde ablösen zu lassen, und jetzt dürfte der Augenblick gekommen sein, dieser Frage insofern näher zu treten, als man tatsächlich Schritte einleitet, die Türkei mehr und mehr in ihrem Selbstgefühl den Großmächten gegenüber zu stärken. Die Zeilen, daß vielleicht moslcmsche Reiterhorden mit Roßschweif und Halbmond über die Gefilde Europas mordend und sengend dahinjageu, sind ein für allemal vorüber, und die Türkei selbst hat durch ihre neue Regierungsrichtung gezeigt, daß sie unter allen Umständen gewillt ist, Ernst mit der Umgestaltung ihres ganzen Wesens zu machen. Daß dies weder von heule auf morgen, noch ausschließlich in westeuropäischem Sinne geschehen kann, dürfte wohl jedem einigermaßen denkenden Menschen einleuchtend erscheinen. Und wenn nun Italien in geradezu herausfordernder, freventlicher Weise einen Krieg mit der Türkei zu beginnen willens ist, so wäre es ein ungeheuerlicher Fehler, wenn Deutschland hier versuchen wollte, die Mittelsrolle, den sogenannten ehrlichen Makler abzugeben, der in dieser heikelsten aller Fragen unter allen Umständen der Geprellte und Prügeljunge im wahren Sinne des Wortes sein würde. Hüten wir uns daher, unseren gutgemeinten, aber vollkommen überflüssigen Rat oder beiderseitige Meinungshülse angedeihen lassen zu wollen, sondern sprechen wir eine ernste und deutliche Sprache Italien gegenüber, das in so unerhörter Weise einen Krieg begonnen hat, der weiß Gott welche Folgen für Europa nach sich ziehen kann.
I Biel Liebe zu den Italienern finden wir überhaupt
nicht in deutschen Landen und Italien sollte sich doch, wenn es auch allmählich beginnt zu erstarken, darüber klar sein, daß es immer nur, wie es vorher schon erwähnt worden ist, im Dreibunde die Rolle der geschützten Magd eingenommen hat.
Wenn nun Italien glaubt, von England und Frankreich in genügender Weise unterstützt zu werden, um in dieser heiklen Zeit seine kolonialen Expansionsgelüste in die Tat umzusetzen, so dürfte doch im Lande selbst zunächst so unendlich viel Raum und Gelegenheit gegeben sein, daß die Gründe, die Großmächte zur Erwerbung von Kolonien mit Recht ansühren, hier doch nicht ganz zutreffend sind.
Wir verweisen hier auf einen hochinteressanten Artikel des leider zu früh verstorbenen Mittelmeersorschers Theobald Fischer, der noch in Nr. 49 des 11. Jahrganges der Woche vom 4. Dezember 09 über das Mittelmeer schreibt und hier daraus hinweist, daß man hierüber einen Aufsatz schreiben muß, „Englands Machtstellung im Mittelmeer". Diese zu vergrößern ist einzig die Idee Albions, um seinen Seeweg nach Indien immer mehr und mehr für sich zu sichern und gegebenenfalls ganz in Besitz zu nehmen. Gibraltar ist seit 1904, Malta seit 1814 im Besitze Englands und über die Frage des Suezkanales brauchen wir uns hier nicht weiter auszulassen; hier sehen wir die ganzen Wünsche des Britenreiches. diesen Kanal einst auch seinem Kolonialreiche mit den anliegenden Ländern einzuoerleiben. Frankreich vergißt ja sehr schnell ihm zugefügte Beleidigungen die von jenseits des Kanals kommen und würde auch hier, trotzdem der Suezkanal ein französisches Meisterwerk ist, es verschmerzen, wenn England ihn bekommt, um nur selbst an einer anderen Stelle der Erde seine Entschädigung zu erhalten und seine Reoancheideen kultiviert zu sehen.
Wie gesagt, niemand weiß, wie die Verhältnisse sich entwickeln werden. Aber wenn in der Türkei noch immer wieder gegen das Iungtürkentum Propaganda gemacht wird, so wäre es ein Leichtes für die führenden Männer in der Türkei, dem Volke nachzuweisen, daß eben der alte Schlendrian sie in die Lage gebracht hat, daß nun unterjUmstän- den mit geringer Mühe dem großen muhamedanischen Reiche große Stücke entrissen werden können. Wäre die Flotte, wie sie unter Abdul Hamid war, in der Verfassung erhalten worden, in der sie auf dem Papiere stand, und wäre das Geld, das damals von den alten Machthabern als Bakschisch in deren Tasche floß, zum Bau und zur Erhaltung der Kriegsschiffe verwendet worden, dann könnte die Türkei, trotz ihrer mißlichen Finanzlage, jedenfalls Italien gegenüber ein ganz anderes Gesicht aufziehen, wie es ihr heute bei dem geringen Bestände der Flotte möglich ist.
Jedenfalls steht zu wünschen, daß die Türkei den Italienern einen recht energischen Denkzettel gibt, damit wenigstens von einer Seite her Italien vor Augen geführt wird, daß selbst eine ihm wünschenswerte Machtpolitik ohne Rücksicht auf Nachbarn und Bundesfreunde nicht ungestraft bleibt. Die Stimmung im deutschen Volke für Italien ist selbst bis in die weit links stehende Presse als durchaus ungünstig zu bezeichnen, und es wäre in diesem Falle
wünschenswert, daß sich die Herren in der Wilhelmstraße
dessen bewußt blieben.
Man hat das ungemütliche Gefühl, als ob Deutschland mit seinen ganzen diplomatischen Aktionen, seinen Wünschen und seinem Hoffen nicht mehr ganz ernst genommen wird!
Das soll und muß vermieden werden, und sollte die orientalische Frage zur Lösung aufgerollt werden müssen, so würde zweifelsohne Deutschland im Interesse seiner Machtstellung und seiner weiteren wirtschaftlichen Entwickelung nur einen Weg gehen können:
„Die Türkei, wenn möglich, im Einvemehmen mit Oesterreich finanziell und politisch zu stärken und zu sichern, da das, was wir einstmals von ihr verlangen werden, von ihr sicherer gegeben wird, als von Italien, dem schon seit langen Jahren kein braver Deutscher über den Weg traut".
Tages-Neuigketten.
Aus Stadt und Land.
Nagold, 4. Oktober 1911.
* Die Jagd im Oktober. Um. Mit dem Äjlonat Oktober ist die Gnadenfrist Meister Lampes vollends äb- gelaufen. Beutelustig durchstreift der Jäger, das Gewehr unterm Arm, die Felder, begleitet von seinem Hunde. O weh, ihr Häslein, die ihr ahnungslos durch die Felder hüpft und sorglos zwischen den Hackfrüchten schlummert! Bald erschreckt euch Flintenknall, ihr schreckt aus und rennt, aber ehe ihrs euch verseht, sitzt euch das tödliche Blei in dem Leib, und Karo oder Nero trägt euch stolz dem Jäger zu. Nun dauert es auch nicht mehr lange, so beginnen die Treibjagden, und die echte Weidmannsfreude erreicht damit ihren Höhepunkt. Außerdem nimmt die Jagd auf Gelt« und Schmaltiere des Rot- und Damwildes ihren Anfang. Die Hirschbrunst erreicht ihr Ende. Der Dachs wird gegraben und geschossen. Auch die Jagd auf Fasanen. Rebhühner, Wildenten, Bekassinen ist in vollem Gange. Auf Raubvögel muß der Jäger fernerhin achten.
* Die größte Eisenbahnverwaltung. Das größte
wirtschaftliche Unternehmen der Erde ist, nach der „Berkehrstechnischen Woche", die preußisch-hessische Eisenbahnverwaltung, da kein anderes bezüglich der beschäftigten Personen und des Etats damit wetteifern kann. Die ordentlichen Einnahmen und Ausgaben des Betriebsjahrs belaufen sich auf 2 201 784000 wozu noch ein nicht unerhebliches Extraordinarium tritt. Etwa 35000 Eisenbahnhandwerker und Arbeiter und 15000 Beamte werden von der Verwaltung beschäftigt. — Dieselbe Zahl hat Norwegen ungefähr als Gesamtbevölkerung. — Für Besoldung, Wohlfahrtseinrichtungen usw. wird die gewaltige Summe von 751551300 Mark aufgewendet. _
Herrenberg, 2. OKI. Gestern gab Reichstagsabgeordneter Schryeickhardt im Hotel Post ein Referat über die Tätigkeit des gegenwärtigen Reichstags. Ausgehend von der Finanzreform gab er noch Einzelheiten über das Wertzuwachssteuergesetz und über die Verfassung für Elsaß-Lothringen. Die Besprechung der Marokko-Angelegenheit zeigte,
llagold.
Bom frohgemuten Leben.
-Von Adam Müller-Gutcnbrunn, Weidling b. Wien.
Man könnte auf den Gedanken kommen, das Lachen sei polizeilich verboten worden, wenn man die Gesichter der Geschäftsleute und Angestellten in unfern großen Städten studiert. Sogar wenn sie im Restaurant sitzen und ihr Mahl einnehmen, können die Leute von der ernsten Seite des Lebens nicht wegkommen. Sie essen mit finsteren Gesichtern. Diele Menschen haben das Lachen völlig verlernt, ihr Gemüt ist starr und kalt geworden, und sie behaupten, das Leben sei kein Spaß. Pah! Die heiteren, frohgemuten Menschen sind nicht nur die glücklichsten, sondern auch die brauchbarsten, denen alles am besten gelingt und denen das längste Leben beschieden ist. Es ist eine wahre Sünde, wenn man bei der Jugend die Freude am Lachen ertötet. Man sollte sie nur mit Heiterkeit umgeben, sie lachend erziehen. Die Gabe, froh zu sein, ist uns ebenso verliehen worden, wie die Fähigkeit, unser Brot zu verdienen, und man sollte diese Gabe in jedem pflegen und entwickeln. Sie ist das Allheilmittel der Seele, das uns jung und frisch erhält. Eine heitere Gemütsart ist im praktischen Leben wichtiger als eine Gymnasialbildung ohne sie, und am ärmsten wird immer der sein, der ohne Frohsinn ist, besäße er auch Millionen. Ich selbst möchte lieber an Frohsinn und Sonnenschein Millionär heißen können als an Geld . . .
Mit solchen und ähnlichen Sätzen, die ich hier zu einem Ganzen vereinigt habe, finde ich ein englisches Buch eingeleitet, das zu jener Gruppe herzstärkender und erbaulicher Schriften zählt, die im Leben des Engländers eine so große Rolle spielen. Was vor mehr als hundert Jahren Lord Chesterfield in den Briefen an seinen Sohn an praktischer Weltweisheit niedergelegt hat, was Samuel Smiles vor Jahrzehnten in seinen Büchern über die Bildung des Charakters und den Weg zum Erfolg uns lehrte, was der feine John Lubbock über die Bedeutung der Freude im menschlichen Leben erzählte, was St. B. Stanlon und andere englische Schriftsteller von den Werten dieses Lebens überhaupt zu sagen wußten, das alles hat sich in diesem neuen Buche zum Evangelium verdichtet, und sein Verfasser, O. S. Morden, trägt es mit einem starken Temperament und sehr viel Wärme vor. Schlicht und volkstümlich weiß er zu reden, es muß ihn jeder verstehen. Nur mit seinem moralisierenden Ton hat man sich abzufinden, der wird manchmal lästig. Aber so sind nun einmal diese prächtigen, echt englischen Erziehungsbücher, die Glück und Erfolg, Freude am Dasein, Liebe zu jedem Beruf, den einer ausllbt, und gesteigerte, nimmermüde Schaffenslust verbreiten wollen in ihrem Volke. Sie haben alle einen Pastoralen Beigeschmack. Aber welche Tüchtigkett, welche Stärke, welches Selbstgefühl lebt nicht in diesen Druckseiten! Sie sind kein Buch für müßige Leser, die jeden Tag einen Band verschlingen und wieder vergessen. Dieses kleine Büchlein ist ein Lexikon der praktischen Welt- weisheit, aus dem Menschen jeden Standes, reden Alr-r«
jeden religiösen Bekenntnisses sich täglich ein Kapitelchen zur Stärkung oorlesen sollten.
Lerne froh zu sein und froh zu machen. Das stellt der Verfasser allem voran, es ist ihm die Wurzel des menschlichen Glücks. Die Macht der Liebenswürdigkeit schätzt er als eine der größten Mächte im Leben ein. Damit könne man Wunder wirken. Die scheltende Frau, die immer nörgelt und tadelt, habe nicht den zehnten Teil der Macht über ihre Kinder und ihr Hauswesen als die sanfte, geduldige, liebenswürdige Frau, denn diese verwandle überall in der Familie die rohen Kräfte in milde Menschlichkeit. „Ein junger Mann, der ein Mädchen mit heftigem Wesen heiratet, weiß nicht, was er aus sich ladet." Ob eine Frau hausbacken, ob sie häßlich, ob schön oder geistreich ist, das bedeute weniger als die eine Frage, ob sie liebenswürdig ist. Liebenswürdigkeit bedeutet Eintracht in der Familie und in der Gesellschaft, Eintracht aber ist Wohlergehen, langes Leben und Glück.
Das Pastorale dieser Worte verschwindet hinter der Wärme des Vortrages. Lächle jedem zu, von dem du einen Dienst forderst, schenke jedem, dem du eine Gabe reichst, auch einen freundlichen Blick. Damit verzehnfachst du dein Geschenk, denn du gibst dich selbst. „Nach Liebe hungert die Welt am meisten. Streu' Blumen aus auf deinen Pfad, denn du wirst nicht ein zweitesmal desselben Weges kommen."
Bon der Miene, die ein Kaufmann seinem Personal zeige, von der Freudigkeit, mit der man bei ihm bedient