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88. Jahrgang.
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Schwäb. Laadwirt.
23t
Menstag, dm 3. Mtoöer
1911
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Bekanntmachung der K. Zentralstelle.
Borbereitnngskurs für Bauleute in Hall.
An der K. Bauhandwerkerschule in Hall findet im kommenden Winter wieder ein Unterricht zur Vorbereitung für die Aufnahmeprüfung in die 1. Klasse der K. Baugewerkschule statt. Die Schüler haben an dem Unterricht des 1. Kurses der Bauhandwerkerschule teilzunehmen. Außerdem erhalten sie noch einen ergänzenden Unterricht in Rechnen, Geometrie und Deutsch. In den Vorbereitungskurs werden Bautechniker aus dem ganzen Lande zugelassen, die das 17. Lebensjahr zurückgelegt haben und mindestens 3 Jahre im Baugewerbe tätig gewesen sind. Das Schulgeld für diese Schüler betrögt 50 es ist beim Eintritt in die Schule zu bezahlen. Unbemittelten tüchtigen Schülern kann es nach Schluß des Kurses ganz oder teilweise nachgelassen werden. Schüler, die nach Besuch des 1. Kurses nicht in die Baugewerkschule übertreten, können in einem späteren Jahr den 2. Kurs der Bauhandwerkerschule besuchen und sich hier eine abgeschlossene Ausbildung verschaffen.
Der Unterricht beginnt am 1. November 1911, vormittags 8 Uhr. - Aufnahmegesuche sind unter Nachweis des zurückgelegten 17. Lebensjahres und einer dreijährigen Tätigkeit im Baugewerbe bis 12. Oktober beim Vorstand der Bauhandwerkerschule in Hall einzureichen. Den Ausnahmegesuchen ist eine kurze Darstellung des bisherigen Ausbildungsgangs und etwaige selbftgesertigte Fachzeichnungen, sowie ein Altersnachweis anzuschlietzen. Der Schulvorstand wird die Gesuchsteller von ihrer Zulassung benachrichtigen.
Die gewerblichen Vereinigungen ersuchen wir, auf diesen Kurs besonders aufmerksam zu machen.
Stuttgart, den 9. September 1911.
Für den Vorstand: Kälber.
Tages-NerügLetten.
Aus Stadt und Land.
Nagold, 3 Oktober Ml.
* Körperschaftsmarken. Für Zwecke der Gemeinden und Amtskörperschasten waren bisher eigene Postwertzeichen im Betrage von 3, 5, 10 und 25 ^ im Gebrauch. Wertzeichen über 20 und 50 wurden vielfach vermißt. Aus die Bitte des Vereins württ. Körperschaftsbeamten hat das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, Berkehrsabteilung, die Ausgabe von Bezirkswertzeichen zu 20 und 50 ^ genehmigt. Der Zeitpunkt der Ausgabe ist noch nicht festgelegt.
* Der Verein für ländliche Wohlfahrtspflege
in Württemberg und Hohenzollern hält seine diesjährige Herbstversammlung am Dienstag den 10. OKI. in Sulz a. N. Bei der verhältnismäßigen Nähe des Tagungsortes möchten wir nicht versäumen, alle unsere Leser, namentlich die Landbewohner, denen ja der Verein dienen will, aus diese gute Gelegenheit hinzuweisen, seine gemeinnützigen Bestrebungen aus der Nähe kennen zu lernen. Eine für jedermann zugängliche öffentliche Versammlung findet nachmittags ^2 3 Uhr im Gasthof z. „Waldhorn" statt. In derselben werden außer Begrüßungsansprachen zwei Borträge geboten: von Bauinspektor Friz-Stutgart über „ländliche Bauweise" und von Psr. Schnell-Rudersberg über „Gemeindehaus und Gemeindeleben". Wir zweifeln nicht, daß beide Gegenstände eine zahlreiche Zuhörerschaft aus Stadt und Land anziehen werden.
r Himmelserscheinuugen im Oktober. Die Tageslänge beträgt am 1. Oktober 11 Stunden 35 Min., am 31. Oktober noch 9 Stunden 36 Minuten. Die Auf- und Untergangszeiten der Sonne sind am 1. Oktober 6 Uhr 1 Minute und 5 Uhr 38 Minuten, am 31. Oktober 6 Uhr 54 Minuten und 4 Uhr 32 Minuten. Am 24. Oktober tritt die Sonne in das Zeichen des Skorpions. — Mondwechsel: 8. Oktober 5 Uhr 11 Minuten morgens Vollmond. 15. Oktober 12 Uhr 46 Minuten morgens letztes Viertel, 22. Oktober 5 Uhr 9 Minuten morgens Neumond, 30. Oktober 7 Uhr 41 Minuten vormittags erstes Viertel. Der Mond befindet sich am 12. Oktober in der Erdnähe, am 27. Oktober in der Erdferne. — Von den Planeten wird Merkur noch vor Mitte des Monats unsichtbar. Venus ist anfangs 1, zuletzt 3 Vs Stunden als Morgenstern sichtbar und erreicht am 22. wieder ihren größten Glanz. Mars steht rückläufig im Stier und ist am Ende des Monats bis zu 12 Stunden sichtbar. Jupiter wird Mitte de« Monats ganz sichtbar. Saturn steht in der zweiten Hälfte des Monats die ganze Nacht hindurch am Himmel.
* Rechtzeitig Heizen. Mit dem Heizen der Wohn- räume soll man im Herbst nicht zu spät beginnen. Der an die Sommerwärme noch gewöhnte Körper verlangt auch eine milde Stubenwärme. Hat man Bewegung, wie in Arbeitsräumen, dann ist es noch etwas anderes. Aber in Wohn- räumen, wo man still zu sitzen pflegt, kann man sich gerade im Oktober eine Erkältung zuziehen, woraus der „schönste" Schnupfen kommt, ohne daß man weiß, wie man dazugekommen ist. Es ist ganz und gar nicht richtig, das Heizen der Wohnzimmer zu verschieben, bis es „richtig" kalt geworden ist. Gerade in der jetzigen Übergangszeit sind wir alle am empfindlichsten und am wenigsten abgehärtet.
* Für Blumenfreunde. Wer sich für den Winter einen schönen, dankbaren Flor im Zimmer verschaffen will, der hole sich jetzt in einer guten Gärtnerei oder Samenhandlung gesunde und kräftige Hyazinthenzwiebeln, da es zum Einpflanzen derselben für Treiberei jetzt beste Zeit ist. Man lege die Zwiebel in einen Topf in gute Gartenerde, die Zwiebel bedecke man 1 em mit Erde und grabe dann die Töpfe im Garten ein und bedecke sie 10 em mit Erde; wo kein Garten zur Verfügung steht, stelle man die Töpfe in den Keller an einen dunklen, vor Mäuse geschützten Platz. — Nach sechs Wochen etwa sind die Zwiebel durchgewur- zelt und werden ins warme Zimmer gestellt, wo sie zur schnelleren Entwicklung -mit Töpfen oder Papierdüten bedeckt und nach Bedarf gegossen werden, bis die Triebe etwa 8—10 em lang sind. Auch die für Gläser bestimmten Zwiebeln sollten jetzt gelegt werden und füllt man die Gläser so weit mit Wasser ein, daß letzteres die Wurzelkrone berührt und lege unten im Glas einige Holzkohlenstückchen ein, die das Faulen des Wassers verhüten sollen; nachdem werden sie in de r obig en Weise weiterbehandelt.
-t. Ebhaufen, 2. Okt. Das jährliche Bezirks- Tustav-Adolfsfest, das gestern hier abgehalten wurde, war infolge des ungünstigen Wetters von auswärtigen Gästen weniger stark besucht. Als Festredner traten außer dem Ortsgeistlichen Pfarrer Wall Pfarrer Ott von Dornstetten, der früher in Lyon an der dortigen evang. Gemeinde wirkte und Pfarrer Eberhard von Wart, früher als Diasporapfarrer in Oberschwaben tätig, als Redner auf. Die Ansprachen sämtlicher Redner machten einen tiefen Eindruck auf die Freunde der Bestrebungen des Gustav-Adolf-Bereins. Verschönt wurde die erhebende Feier außer durch die Ge- meindegesänge durch zwei Sologesänge von Stadtpf. Werner von Berneck unter der trefflichen Orgelbegleitung von Pfarrer Schott von Altensteig-Dorf.
o Rohrdorf, 3. Okt. Am letzten Sonntag hielt der Bienenzüchterverein Nagold und Umgebung hier seine Herbstversammlung im Gasthaus z. Sonne ab, welche infolge der schlechten Witterung etwas schwach besucht war. Hiebei wurde ein Vortrag gehalten über „Die Rassenzucht bei den Bienen". Bei derselben finden auch die in andern Zweigen der Tierzucht geltenden Grundsätze teilweise ihre Anwendung, also Züchtung einer den Verhältnissen des Landes angepaßten Rasse, Auswahl des Zuchtstoffes nach Leistungen, guter Herkunft, Pflege und Paarung ebenbürtiger Tiere. Mit der Einführung fremder Rassen sollte ein Ende gemacht und die angepaßte Landrasse bevorzugt werden, da sich die Kreuzungen im allgemeinen nicht bewährt haben, auch soll besonders darauf Bedacht genommen werden, daß Schwächlinge, die Sorgenkinder der Imker, die Mühe, aber keinen Ertrag geben, durch Völker besserer Rasse ersetzt werden. Nicht immer die Natur walten lassen, sondern der Imker muß durch die Zuchtwahl fördernd eingreifen. Bon besonderer Wichtigkeit ist die Einführung größerer Wohnungen, 'denn die kleinen Wohnungen früherer Zeiten wurden gerade für die kräftigsten Völker verhängnisvoll, well sich dieselben nicht genügend entwickeln konnten. Der Zucker, der einst den Bienenhonig als Bolksnahrungsmittel diskretitiert, er hat auch die Bienen degeneriert. Die Zufuhr fremden Blutes von Süd, Ost und Nord und der Mangel jeglicher Kontrolle bei der Paarung hat uns eine Musterkarte von Charakteren geliefert, die wohl hinsichtlich der Fruchtbarkeit befriedigen, nicht aber in ihren Leistungen. Es fehlt unfern Ständen an Ausgeglichenheit, Gleichartigkeit in guten Leistungen. Mit einer rationellen Züchtung ist auch nicht vereinbar die Geringschätzung des männlichen Zuchtmaterials, denn gerade eine minderwertige Drohnenzucht trägt die Schuld an der geringen Qualität der Nachzucht. Durch die Drohnen verwahrloster Nachbarstände kann selbst der beste und edelste Stand entwertet werden, daher sei jedem Imker daran gelegen, daß auch seine Nachbarn im Umkreis gut wirtschaften. Der züchterische Erfolg ist da wo die Reinzucht der heimischen Schläge betrieben wird. Reinzucht unserer Landraffe sei daher unsere Losung. Wir Züchter sollten noch mehr Notizen über die einzelnen
Völker machen, die jahrelang weitergeführt werden sollten, so daß der Imker von jedem seiner Völker eine Lebensgeschichte erhält, nach welcher er bei der Wahlzucht seine Maßregeln treffen kann. Wenn so die einzelnen Züchter wie die Vereine in gemeinsamer Arbeit das Werk der Rassenzucht fördern Helsen und sich um deren richtige Durchführung bemühen, dann kann auch das Gelingen nicht ausbleiben. Blicken wir daher getrost in die Zukunft, hoffend, daß auch femerhin ein gütiges Geschick über unserer heimischen Bienenzucht walten möge. -
p Stuttgart, 2. Okt. (Kirchliche Kunstausstellung.) Die kirchliche Kunstausstellung im Landesgewerbemuseum nähert sich ihrem Ende; nur noch 14 Tage werden die kostbaren alten Kunstobjekte beisammen sein. Doch haben sich einige Kirchengemeinden bereit erklärt, ihr Eigentum, soweit es für den Gottesdienst nicht notwendig ist, dem Museum noch weiter als Leihgabe zu überlassen. So wird z. B. die schöne Wappenstickerei aus Nürtingen noch länger im Museum zu sehen sein.
r Stuttgart, 2. Okt. (Kirchliches.) Gestern vormittag V 2 IO Uhr fand in der St. Eberhardskirche anläßlich ihres 100jährigen Bestehens eine kirchliche Feier statt. Kirchenrat Mangold hielt die Festpredigt. in der er einen historischen Rückblick über die Entstehung und Entwicklung der St. Eberhardsgemeinde und ihrer Kirche gab und die Hoffnung aussprach, daß das neue Gotteshaus bald gebaut werde. Oberregierungsrat Bogt celebrierte unter Assistenz der Kapläne Rauh und Vogt ein leoitiertes Hochamt. Gesungen wurde eine Messe von Goller unter Orchester beglei- tung mit der Einlage „Benedicta" von Schütky. Eine weltliche Feier fand nicht statt.
p Stuttgart, 2. Okt. (Keine amtliche Musterortsbausatzung). Nach einem an den Vorsitzenden des oberschwäbischen Städtetag ergangenen Erlaß des Ministeriums des Innern, wird das Ministerium vorerst keine Musterorts- bausatzung aufstellen. Die Begründung weist neben den Bedenken, die sich neben den Kammeroerhandlungen ergaben, darauf hin, daß manche Gebiete des Baurechts, die seither dem Ortsbaustatut überlassen waren, nun im Gesetz geregelt sind, und daß deshalb das Bedürfnis einer Ortsbausatzung jedenfalls geringer geworden sei, zumal viele Bestimmungen der bestehenden Statuten und namentlich auch die meisten Bauvorschriften ja weiter bestehen werden. Außerdem soll ja die Ortsbausatzung gerade die besonderen Verhältnisse der einzelnen Gemeinden berücksichtigen und es wäre ein Widerspruch, hiefür eine Normalsatzung aufzustellen, die zum mindesten für die Orte verschiedener Größe und verschiedenen Charakters besonders entworfen werden müßte. Ein Bedürfnis für neue Ortsbausatzungen werde sich in den meisten Gemeinden höchstens für die Anliegerbeiträge und die Baugenehmigungsgebühren fühlbar machen; eine Normalsatzung könnte nur schaden.
Stuttgart, 2. Okt. Für den Versand frischer Seefische und Seemuscheln nach bayerischen, wllrttemberg- ischen und badischen Stationen tritt vom 2. Okt. ab ein neuer Ausnahmetarif in Kraft, der bis zur ersten Hälfte der bisherigen Sätze heruntergeht. Vom 2. Okt. 1911 bis 30. Sept. 1912 tritt für Wagenladungen von Seefischen an Gemeinden, und gemeinnützige Unternehmer, die die Fische an ihre Angestellten zu oder unter den Selbstkosten abgeben, eine weitere Ermäßigung um 20 Prozent ein.
Tübingen, 1. Okt. Unser an die Stuttgarter Stiftskirche berufener Dekan Römer hielt heute in der vollbesetzten Stiftskirche seine schlichte Abschiedspredigt über Ioh. 15, 1—11. Er führte darin u. a. aus: Unvollkommenheit, Trennung, Wechsel, Auseinanderstreben ist in der Welt; in Christi Wort nur ist Wiedervereinigung. Er der Weinstock, wir die Reben. Bleibt im Bekenntnis an ihm, sonst ist innere Scheidung die Folge. Der Kampf um die richtige Gottesanschauung, mit welcher die rechte Selbsterkenntnis verbunden ist, ist heute wichtiger als der um die Weltanschauung. Ihm persönlich sei das Bekenntnis der Gottessohnschaft Jesu Christi, des Mittlers und Bürgen, stets das liebste und richtigste gewesen.
r Heilbronn, 1. Okt. (Frauentag.) Der dritte württ. Frauentag trat gestern hier zusammen. Die Verhandlungen begannen mit einer Mitgliederversammlung, in der eine Reihe von Berichten der Berbandsoereine erstattet wurden. Der Lehrerinnenoerein zählt z. Zt. 1030 ordentliche und 300 außerordentliche Mitglieder. Er strebt insbesondere den Ausgleich zwischen der Lage der Lehrerinnen und der der Lehrer an. Der Verein für Verbesserung der Frauenkleidung will geringere Abhängigkeit von der Mode und größere Vereinfachung. Die Abteilung Frauenbildung- Frauenstudium sieht ihren Haupterfolg in dem Mädchengymnasium zu Stuttgart. Berichte betrafen den Verein für weibliche Angestellte in Handel und Gewerbe, den Waisen-