Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.
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Fernsprecher Nr. 29.
35. Jahrgang.
Fernsprecher Nr. 29.
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'* Illustr. Sonnlagsblatt und
Schwilb. Landwirt.
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Donnerstag, dm 28. September
1911
Amtliches.
Bekanntmachung der K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel.
Ausstellung für kirchliche Kunst. Veranstaltet von der K. Zentralstelle für Gewerbe u. Handel.
Dauer 1. August bis 15. Oktober 1911.
AlteAbteilung im Landesgewerbemuseum in Stuttgart (König Karl-Halle) geöffnet Werktags von 10-12^2 Uhr und 2—5 Uhr, Sonntags von 11—3 Uhr. Eintritt jfrei.
Neue Abteilung im gegenüberliegenden Ausstellungsgebäude, Kanzleistraße 28, geöffnet täglich von 10—5 Uhr.
Im 1. Stock des neuen Ausstellungsgebäudes Vorführung von Kirchenbauten in Farbcnphotographie täglich vormittags 11 Uhr, an Werktagen nachmittags 5 Uhr, an Sonntagen nachmittags 3 und 4 Uhr.
Eintritt im Ausstellungsgebäude von 10—1 Uhr mit Lichtbildern 50 ohne Lichtbilder 30 /H. von 1—5 Uhr mit Lichtbildern 30 ohne Lichtbilder 20
Stuttgart, den 10. Aug. 1911.
gez. Mosthas.
Die ordentlichen Schnmrgerichtssitzungen des IV. Vierteljahrs in Tübingen werden am Montag den 30. Oktober 1911, vormittags 9 Uhr, eröffnet. — Zum Vorsitzenden wurde ernannt: der Langerichtsdircktor Dr. K a p f s.
Seine strategische und handelspolitische Bedeutung.
Berlin, 26. September.
Die Regierung und öffentliche Meinung Italiens motiviert ihr Vorgehen mit der Frage des Gleichgewichts im Mittelmeer, das durch ein italienisches Protektorat über Tripolis wiederhergestellt werden soll, nachdem es durch die französische Okkupation Marokkos zu Italiens Ungunsten verändert worden sei. Jede unparteiische Würdigung der jetzigen italienischen Aktion hat also von diesem Gleichgewicht im Mittelmeer auszugehen. Ein Blick auf die Karte lehrt, daß eine Einteilung des Mittelmeers in Ost- und Westbezirken nicht genügt. Denn säst ebenso deutlich wie das Westbecken durch Italien und Sizilien nach Osten hin abgegrenzt wird, läßt sich ein Ostbecken durch eine ideelle Linie adgrenzen, die man von Südgriechenland nach Barka, dem Ostteil Tripolitaniens zieht. Dann aber bleibt noch ein Rest des Mittelmeeres übrig, der von den beiden Syrien über das Ionische Meer bis zum adriatischen Meer reicht. Am zweckmäßigsten ließe sich dieser Teil des Mittelmeeres als Zwischenmeer bezeichnen. Seitdem 1869 der Suezkanal eröffnet wurde, beginnt das Mittelmeer wieder seine alte strategische und handelspolitische Rolle aufzunehmen. England besetzte alsbald Aegypten, Frankreich aber nahm erst Tunis und zuletzt Marokko. So ist im Ostbecken vor allem England, im Westbecken Frankreich zur Hegemonie gelangt. Um die Vorherrschaft im Zwischenmeer, besonders in der Adria, aber begannen seit einigen Jahren sich Divergenzen zwischen Oesterreich und Italien zu zeigen. Vorläufig hat man in der Adria den Streit auf beiden Seiten beigelegt. Italien aber sucht nunmehr seine strategische Stellung im
Zwischenmeer zu festigen, indem es die Küsten der beiden Syrien — sie sind gewissermaßen die Basis des Zwischen- meeres — in seinen Besitz bringen will.
Ueberdies bedeutet der Besitz Tripolitaniens auch in verkehrspolitischer Beziehung immerhin nicht geringere Vorteile als etwa der von Algerien oder selbst von Tunis. Zwar als Zugangspforte zum Sudan dürfte auch in Zukunft der Hafen Tripolis kaum jemals eine große Rolle spielen. Der Sudan vom Tschadsee bis nach Kordofan hat zum Ubanghi-Kongo und zum Nil hin viel bequemere Verbindung. Immerhin würde die alte Karawanenstraße wieder neu belebt werden, wenn die Franzosen von Wadai her — Anläufe dazu sind gerade in den letzten Monaten dieses Jahres gemacht worden — die Italiener aber von Fezzan aus den Hauptsitzen der fanatischen Senussiten in Tibesti und Borku energisch auf den Leib rückten. Eine nord-südliche Eisenbahn Tripoli— Mursuk—Tschadsee würde sich vermutlich doch niemals rentieren. Aber ganz anders steht es mit einer Longitudinalbahn. Erhält das algerisch-tunesische Bahnsystem über Tripolis einen Anschluß nach Ägypten, so wäre damit auch eine schnellere Verbindung von Westeuropa nach Aegypten hergestellt. Eine Schnelldampferlinie Reggio (Kalabrien) nach Bengast (Tripolis) würde eine Verbindung London—Alexandria in etwa vier Tagen ermöglichen, wobei auf die immerhin unter Umständen unangenehme Seefahrt nur ein Tag fallen würde. Ja, diese Strecke Bengast—Alexandria würde nur das Anfangsglied der großen Verbindungslinie Kairo— Nordarabie n—B asr a—K elat darstetten. Bekanntlich plant England schon seit Jahren den Bau einer solchen Bahn, die ganz Borderasien und Indien mit Aegypten zusammenschmieden würde — unter englischer Oberhoheit. Dem englischen Seewege vom Suezkanal durch das Rote Meer und den Indischen Ozean nach dem Meerbusen von Bengalen träte damit eine englische Landoerbindung ebenbürtig an die Seite. Da die schnellste Postoerbindung nach Indien jetzt schon über Italien (Brindisi) nach dem Suezkanal usw. geht, so läge es durchaus im englischen Interesse, daß jedes neu eingefügte Zwischenglied dieser Verbindung (also Bengast—Alexandria) in den Händen des befreundeten Italien liegt. Damit ist auch der Beweis dafür gegeben, daß England Italiens Absichten auf Tripolis begünstigt.
Im übrigen dürfte Tripolis den Italienern noch manche Enttäuschung bringen. Denn der Ackerbau verspricht auch bei rationeller Kultur keine hohen Erträge. Sollte das Land auch in zwanzig Jahren allenfalls 4 Millionen statt der bisherigen 1,3 Millionen Bewohner ernähren können, so wäre es doch längst nicht imstande, jenen großen Bevölkerungszuwachs Italiens aufzunehmen, der Jahr für Jahr in der neuen Welt Beschäftigung sucht. Bei jährlich über 500000 Auswanderern — einmal waren es fast 800 OM — könnten im besten Falle vielleicht 50 OM in einem italienischen Tripolis ein Unterkommen finden, welches ihnen das türkische Tripolis versagte.
(Nat.-Ztg.)
Tages-Neuigketten.
AuS Stadt mrd Laub.
Nagold, 38. September 1911.
r Streifaustvands Entschädigung der Steuer- wache. Die Steueraufseher erhielten bisher als Entschädigung für den besonderen Aufwand im Streifdienst durchweg jährlich 100-6. Bom 1. Okt. ab tritt nunmehr hierin eine Aenderung ein und es wird unterschieden werden zwischen Steueraufsehern mit Aufsichtsdistrikt innerhalb des Wohnorts und solchen mit Auswärtigem Streifbezirk. Erstere erhalten IM -6, letztere 150 -6. Diese Streifaufwands- Entschädigung läuft auch weiter in den Fällen eines ordentlichen Erholungsurläubs und an Urlaubstagen bei Todesfällen, Familienfestlichkeiten. Bei Erkrankungen, Militär. Einberufungen, bezieht der Steueraufseher die Streifzulage 14 Tage lang fort. Besorgt ein Steuerausseher in ununterbrochener Dauer von mehr als 14 Tagen stelloertretungs- weise ein Ortssteueramt oder versieht er Schreibdienste bei einem Bezirkssteueramt, so kommt für diese Zeit die Streifaufwandsentschädigung in Wegfall.
Gültlingen, 27. Sept. (Korr.) Der Iagdpächter Kalmer hatte das Glück mit Hilfe seiner Hunde einen Dachs von seltener Schönheit und Größe (Gewicht 34Pfd.) in einer Kultur zu erlegen._
r Freudenstadt, 27. Septbr. Bor einigen Wochen kauften Wirt Lieb zum „Waldhorn" und Bankier Adolf Rath am Kienberg ein großes Stück Land, die Rute zu 23 -6. Davon verkauften sie nun dieser Tage einen Bauplatz an Gymnasialrektor Zürn in Offenburg, die Rute zu 46 - 6 , also um den doppelten Preis, den sie bezahlt hatten. Der Morgen Land kommt demnach am Kkenberg auf rund 17000 -6 zu stehen, während er früher um höchstens 4M Mark zu haben war. — Zur Ausübung des Wintersports haben sich im „Lamm" jaus dem Kniebis über die Weihnachtsfeiertage bereits über IM Studenten angesagt.
Reichsgesetzliche Regelung des Hufbeschlagwesens.
p Stuttgart, 25. Sept. Die allgemeine Einführung des Befähigungsnachweises im Husbeschlaggewerbe durch Reichsgesetz liegt nicht nur im Interesse der privaten Pferdebesitzer bezw. im Interesse der Erhaltung des Bolksvermögens, sondem vor allen Dingen im militärischen Interesse des Reiches. Es ist zweifellos eines der wichtigsten Interessen des Staates, das Pferdematerial des Heeres durch guten und sachgemäßen Hufbeschlag kriegstüchtig zu erhalten. Diesem wichtigen Ersordemis wird aber nicht überall Genüge geleistet. Bei den Pferdemufterungen zur Aushebung für den Kriegsfall werden immer wieder lebhafte Klagen darüber geführt, daß wegen der Folgen des schlechten Hufbeschloges, eine große Anzahl von Pferden für die militärische Verwendung untauglich geworden sind. Hierzu kommt, daß in den einzelnen Landesteilen in bezug auf die Zusammensetzung der Prüfungskommisionen, die Prüfungsordnungen und die Prüfungszeugnisse viele Ungleichheiten bestehen. Mit Rücksicht daraus, daß das erteilte Prüsungszeugnis für den ganzen
Die ostafrikamschen Saurier.
Vortrag von Geh.-Rat Pros. Dr. E. Fraas-Stuttgart, gehalten bei der 83. Versammlung Deutscher Naturforscher und Aerzte in Karlsruhe.
(Schluß.)
Wir dürfen aber nicht denken, daß die Saurierreste in der Bollkommenheit den Schichten entnommen werden, wie sie hier vorgesührt wurden. Der Paläontologe muß sich meistens mit mehr oder minder dürftigen Ueberresten begnügen und von vielen Arten kennen wir kaum mehr als einzelne Knochen und Zähne. Hier setzt die vergleichende Anatomie und das schon von dem ersten großen Paläontologen Cuvier ausgestellte und stets bewährte Korralationsgesetz ein, nach welchem jeder Teil des Skelettes im Verhältnis zum Ganzen steht, so daß wir auch aus einzelnen Stücken auf das Wesen und die Gestalt des ganzen Tieres schließen können. Nur auf diese Weise kommen wir weiter, aber es ist selbstverständlich, daß die Kenntnis über den betreffenden Saurier immer sicherer wird, je mehr uns davon erhalten ist.
Wir wollen uns auch vergegenwärtigen, um welche Lasten, Transportschwierigkeiten und Kosten es sich bei der Bergung eines Skelettes der großen Dinosaurier handelt. Ein Femur von Brontosaurus, das Redner in Stuttgart aufgestellt hat, wiegt allein schon ohne Verpackung über
6 Zentner, und es ist gewiß nicht zu hoch angeschlagen, daß ein oersandfähiger ganzer sauropoder Dinosaurier von ca. 20—25 >. Länge die anständige Last von etwa 10 bis 12 OM Kilogramm ergibt, vorausgesetzt immer, daß alles in gutem Zusammenhang und Erhaltung gefunden worden ist. Die Last erhöht sich natürlich noch gewaltig, wenn die einzelnen Skeletteile schlecht erhalten sind, da dann die Verpackung eine viel sorgfältigere sein muß, und in Berlin wurde z. B. ein Wirbel ausgepackt, der zusammen mit seiner Gipsmasse und sonstigen Packung allein schon über 4 Zentner Gewicht ergab. Denken wir nun weiter daran, daß die Fundstätten dieser Riesen in Nordamerika im fernen Westen und Felsengebirgen, bei uns gar in Ostafrika mehrere Tagreisen von der Küste entfernt, in unzugänglichen Gegenden liegen und daß zur Ausgrabung wahre Stcin- brüche ausgehoben werden müssen, dann erst können wir uns ungefähr einen Begriff von der Arbeit und den Kosten machen, welche eine solche Ausgrabung beansprucht. Ganz abgesehen von der jahrelangen Arbeit der späteren Präparalion und den Schwierigkeiten der AusstellPig kommt allein schon das Rohmaterial eines solchen Stückes auf mehr als 150 OM zu stehen.
Bei meiner Reise nach unserer schönen Kolonie Ostafrika, die ursprünglich von ganz andern Fragen beherrscht war, schwebte mir immer eine weitere Wanderung im Süden vor, denn schon bei meiner Abreise hatte ich unbestimmte Kunde von Knochenresten, die dort liegen sollten, bekommen und diese Nachricht hatte sich durch spätere Erkundigung in
Daressalam zu einer gewissen Wahrscheinlichkeit verdichtet. Durch Dysenderie leider geschwächt, kam ich von Uganda zurück, aber unverzüglich ging die Reise weiter von Mom- basa nach der entzückenden südlichen Hafenstadt Lindi und trotz mannigfacher, echt afrikanischer Widerwärtigkeiten, konnte ich dank dem Entgegenkommen der dortigen Beamten schon zwei Tage nach Ankunft ins Innere abmarschieren.
In fünftägigem Marsche gegen Nordwest von Lindi war der Berg Tendaguru erreicht und hier traf ich auch mit dem Ingenieur Sattler zusammen, dem wir die erste Kunde dieser Fundstätte verdanken. Was ich gleich beim ersten Anblick der frei hemmliegenden, ausgewitterten und deshalb meist unbrauchbaren Stücke feststellen konnte, erfüllte mich mit größter Freude, denn zweifellos handelte es sich um Dinosaurierreste von gewaltigen Dimensionen und einer Fülle, die den amettkanischen Lokalitäten nichts nachgab.
In Ostafrika lebt man bequemer und üppiger als in den amerikanischen Prärien und dementsprechend gestattet sich auch die Untersuchung am Tengum recht gemütlich. Ich wurde mir bald bewußt, daß es sich bei meinem Besuche nur um eine vorläufige Feststellung der Fundplätze handeln konnte und daß eine systematische Ausbeutung jahrelanger, angestrengter Grabarbeiten bedürfe. Diese sind nun im Gange und haben meine damals gewonnene Auffassung von der Reichhaltigkeit und der wissenschaftlichen Bedeutung dieser Fundplätze in vollstem Maße bestätigt. Die Museumsverwaltung und die Akademie der Wissenschaften in Berlin