Erschein! täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.
Preis vierteljährlich hier 1.IQ «6, mit Träger» lohn 1.22 im Bezirds- nnd 16 Xrs.-Verkehr 1.25 im Adrigen Württemberg 1.35 Monatsabonnements nach Verhältnis.
Fernsprecher Nr. 28. 88. Jahrgang. Fernsprecher Nr. 29.
stk -eil WnMs-Kkjirlt UliyÄ,
Anzeigen-Gebühr für die einspalt. Zeile au» gewöhnlicher Schrift oder deren Raum bei einmal.
Einrückung 10 A bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.
Beilagen: Plauderstiibchen, Illustr. Sonnlagsblatt und
Echwäb. Landwirt.
Mittwoch, den 27. September
^ 226
Amtliches.
Bekanntmachung der K. Zentralstelle.
Borbereitnngsknrs für Bauleute in Hall.
An der K. Bauhandwerkerschule in Hall findet im kommenden Winter wieder ein Unterricht zur Vorbereitung für die Aufnahmeprüfung in die 1. Klasse der K. Baugewerkschule statt. Die Schüler haben an dem Unterricht des 1. Kurses der Bauhandwerkerschule teilzunehmen. Außerdem erhalten sie noch einen ergänzenden Unterricht in Rechnen, Geometrie und Deutsch. In den Vorbereitungskurs werden Bautechniker aus dem ganzen Lande zugelassen, die das 17. Lebensjahr zurückgelegt haben und mindestens Z Jahre im Baugewerbe tätig gewesen sind. Das Schulgeld für diese Schüler beträgt 50 ^6, es ist beim Eintritt in die Schule zu bezahlen. Unbemittelten tüchtigen Schülern kann es nach Schluß des Kurses ganz oder teilweise nachgelassen werden. Schüler, die nach Besuch des 1. Kurses nicht in die Baugewerkschule übertreten, können in einem späteren Jahr den 2. Kurs der Bauhandwerkerschule besuchen und sich hier eine abgeschlossene Ausbildung verschaffen.
Der Unterricht beginnt am 1. November 1911, vormittags 8 Uhr. Aufnahmegesuche sind unter Nachweis des zurückgelegten 17. Lebensjahres und einer dreijährigen Tätigkeit im Baugewerbe bis 12. Oktober beim Vorstand der Bauhandwerkerschule in Hall einzureichen. Den Aufnahmegesuchen ist eine kurze Darstellung des bisherigen Ausbildungsgangs und etwaige selbstgefertigte Fachzeichnungen, sowie ein Mtersnachweis anzuschließen. Der Schulvorstand wird die Gesuchsteller von ihrer Zulassung benachrichtigen.
Die gewerblichen Vereinigungen ersuchen wir, auf diesen Kurs besonders aufmerksam zu machen.
Stuttgart, den 9. September 1911.
Für den Vorstand: Kälber.
Ausbildung von Hafnern.
Die Angehörigen des Hasnergewerbes werden darauf aufmerksam gemacht, daß an der keramischen Abteilung der Lehr- und Dersuchswerkstätte der K. Kunstgewerbeschuie in Stuttgart Gelegenheit zur kunstgewerblichen und technischen Weiterbildung im Hafnergewerbe gegeben ist. Die Einrichtungen dieser Anstatt eignen sich insbesondere auch zur Unterweisung in der einfachen Geschirr- und Osenhasnerei. Im kommenden Winter würde in der Werkstätte besonders die Herstellung von Gipsmodellen und Formen für Geschirr und Ofenhafner betrieben werden. Den Bedürfnissen eines jeden Besuchers wird nach Möglichkeit Rechnung getragen. Die Anstalt ist bereit, Angehörige des Hafnergewerbes zu den üblichen Bedingungen als außerordentliche Schüler in die keramische Werkstätte aufzunehmen. Da die Hafner erfahrungsgemäß oft nur eine kurze Dauer von ihrem Handwerk abkommen können, so wird in einem solchen Fall nicht das ganze Schulgeld, sondern nur die entsprechende Rate berechnet werden. Anmeldungen sind an die K. Lehr- und Bersuchswerkstätte in Stuttgart, Seneselderstr. Nr. 45, zu richten.
Minderbemittelten Meistern, Gesellen und älteren Lehr-
Die Ostafrikamschen Saurier.
Vortrag von Geh.-Rat Prof. Dr. E. Fraas-Stuttgart, gehalten bei der 83. Versammlung Deutscher Naturforscher und Aerzte in Karlsruhe.
Die Erforschung der alten Lebewesen auf unserer Erde ist eine weitgehende Aufgabe der Paläontologie, um durch vergleichende Studien mit der Jetztzeit den Anschluß an die Gegenwart zu bekommen. Erstaunlich ist das Material angewachsen, das als fossile Ueberreste früherer Lebewesen dem Boden und den Gesteinen entnommen und in unseren Sammlungen aufbewahrt wird ; dem entsprechend hat sich auch unsere Kenntnis von den Bewohnern früherer Erdperioden und ihrer Verhältnisse zu einander und zur Jetztzeit erweitert. Und doch haben wir gewissermaßen nur einzelne Stichproben der Urzeit vor uns, noch fehlt unendlich viel, um das Bild der Entwickelung oder der Lebewelt einzelner Perioden klar geschweige denn lückenlos vor Augen zu führen.
Ein Blick auf unsere Sammlungen belehrt uns sofort, daß weitaus die Mehrzahl aller Fossilien von Meerestieren herrühren, weil ja die meisten Gesteinsbildungen im Meere oder wenigstens an der Küste vor sich gegangen sind, wo die Bedingungen für die Erhaltung der schalentragenden Tiere am günstigsten waren. Da die Aenderungen der Lebensbedingungen im Meer nur sehr langsam vor sich
lingen des Hafnerhandwerks des Landes, welche zum Zweck ihrer Weiterbildung in die Werkstätte als außerordentliche Schüler eintreten, gewährt die Zentralstelle für Gewerbe und Handel nach Maßgabe der zur Verfügung stehenden Mittel auf Ansuchen Ersatz des Schulgeldes und Beiträge zu den sonstigen Kosten.
Stuttgart, den 9. September 1911.
Für den Vorstand: Kälber.
Vom K. Ev. Oberschulrat ist am 22. Sept. je eine ständige Lehrstelle an der Mittelschule in Calw dem Mittelschullehrer Beutel in Nürtingen, an der Volksschule in Calw dem Hauptlehrer Pfrom° mer in Fünsbron übertragen worden.
Die italienische Mitlelmeer-Politik.
Selten war bei einem Volke eine so einmütige Stimmung für ein koloniales Unternehmen zu verzeichnen, wie im heutigen Italien. Das zeigt sich vor allem darin, daß selbst ein guter Teil der Sozialisten für die Tripolisexpedition sich ausspricht, womit sie sich genugsam und vorteilhaft von ihren deutschen Genossen unterscheiden. Gerade die Sozialisten in Süditalien und Sizilien wissen aus der Erfahrung, daß ihren Landsleuten in Afrika reiche Arbeit winkt, von der gerade die Proletarier Nutzen ziehen. Denn Tausende von Sizilianern finden reichen Verdienst im französischen Tunis, das auch einmal staatsrechtlich zum türkischen Reich gehörte. Warum sollte ein italienisches Tripolis sich nicht ähnlich entwickeln?
Die in Oberitalien und zumal in und um Mailand starke demokratische Partei hat auf ihrer Tagung in Mailand am 22. September einen bedeutsamen Beschluß gefaßt, der in einer von Luzzatto und Galsi beantragten Resolution gipfelt. Diese besagt ini wesentlichen: Im Hinblick auf die wachsende Bevölkerung bleibt die Kolonisation eines Mittelmeergebietes der einzige Weg für lohnende Auswanderung und eine koloniale Expansion das Heilmittel für das Proletariat in Stadt und Land. Eine Besitznahme von Tripolis durch eine andere Macht würde Italien schwere wirtschaftliche und politische Schäden bringen. Darum wird die Regierung aufgefordert, nach diesen Gesichtspunkten zu handeln. Die Republikaner stimmen im allgemeinen einem Vorgehen in Tripolis zu — nur möchten sie einen kriegerischen Konflikt vermieden sehen. Sehr interessant sind die Ausführungen des ehemaligen Handelsministers Pantano, einer der Führer der Republikaner, im „Secolo". Man müsse sich, um den rechten Standpunkt gegenüber der tripolitanischen Frage zu gewinnen, aus eine höhere Warte stellen. Dies ist die politische Lage im Mittelmeergebiet — eine Frage, die jetzt ihrer Lösung entgegengeht. An der Frage des Gleichgewichts im Miltelmeer aber ist Italien nun einmal aufs stärkste interessiert. Will es sich nicht selbst aufgeben, so muß cs seine Interessen jederzeit wahrnehmen. Alles aber kommt bei der Lösung der tripolitanischen Frage auf den rechten Augenblick an. Nicht Zustimmung oder Gegnerschaft der Parteien für oder gegen eine Aktion in Tripolis aber dürfe die Regierung Italiens leiten, sondern die gesamte internationale Lage. Diese aber könne die Regierung allein beurteilen! Darum müßten Regierung und öffentliche Meinung in gleicher Weise wachen und ihrer Verantwortung bewußt, jeden Fehler vermeiden. ... In
gehen, darf es uns nicht wundem, daß die Bewohner des Meeres im wesentlichen immer annähernd denselben Charakter tragen und daß die Aenderung und Entwickelung der Formen nur sehr langsam vor sich geht. Ganz anders liegen die Verhältnisse aus dem Lande (hier gehen durch die Verschiebungen, der Festländer Aufpressungen der Gebirge, klimatische Aenderungen und andere zoologische Vorgänge weit größere Veränderungen im Lauf der geologischen Perioden vor sich, welche ihren Einfluß aus die Pflanzen- und Tierwelt viel rascher und ausgiebiger geltend machen). Daher können wir auch erwarten, daß die Entwickelung auf dem Lande ein lebhafteres Tempo einschlägt und umgestaltender wirkt als im Meere. Ganz besonders gilt dies von dem höchsten Stamme des Tierreichs, den Wirbeltieren, deren Entwicklung im großen ganzen überhaupt auf das Land zu verlegen ist. Der Zustand aber, daß Gesteinsbildung innerhalb der Festländer am Schichtenaufbau der Erde nur untergeordneten Anteil nehmen, erschwert natürlich das Studium der ausgestorbenen Landbewohner. Doch soweit ist die Paläontologie schon vorgeschritten, daß sie wenigstens in großen Zügen den Werdegang und die Entwicklung der Wirbeltiere überblickt, und wir können mit Sicherheit sagen, daß sich im wesentlichen auch das zoologische Schema dem geologischen Gange anschließt. Damals standen die Reptilien oder Saurier an der Spitze der Tierwelt, denn die Warmblüter traten noch derart zurück und waren offenbar
1S11
einer Ueberzeugung aber seien alle Parteien mit der Regierung einig: Unerläßlich sei die Pflicht Italiens, für die Erhaltung des Gleichgewichts im Mittelmeer zu sorgen.
Daß die Parteien der Rechten ausnahmslos einer Aktion zustimmen, braucht kaum heroorgehoben zu werden. Die sozialistische Richtung, deren Sprachrohr der „Avanti" ist, dient mit ihrer Gegnerschaft nur dazu, die große Einmütigkeit Italiens von den Alpen bis zum Aetna um so wirksamer hervortreten zu lassen. So ist denn die Stimmung für einen tatkräftigen Entschluß der Regierung durchaus günstig. Und diese motiviert: Da durch das französische Protektorat über Marokko das bisherige Gleichgewicht im Mittelmeer bedroht erscheint, so muß Italien durch ein Protektorat über Tripolis das Gleichgewicht wiedemm Herstellen.(„Nat.-Ztg.")
Tages-Nerrigketteu.
LuS Stadt und Land.
Nagold, 27. September 1911.
* Kraftwagen-Verbindung Haiterbach-Nagold- Herrenberg. Es ist beschlossen, daß künftig und zwar vom Sonntag 1. Okt. an alle Sonntage eine Extrafahrt zwischen Haiterbach und Nagold ausgeführt wird.-Haiterbach ab mittags 1 Uhr — Nagold an 1 Uhr 30: Nagold ab 2 Uhr — Haiterbach an 2 Uhr 30. Außerdem wurde infolge Einstellung eines zweiten Kraftwagens die dankenswerte Neuerung bezw. Einrichtung getroffen, daß ein Wagen für Vereine und sonstige Gesellschaften stets zur Verfügung gestellt ist behufs Ausführung von Tagestouren. Es ist mit Freuden zu begrüßen, daß es so ermöglicht wird, genußreiche Ausflüge unabhängig von Eisenbahnzeiten in die weitere Umgebung zu machen. Es dürfte keinem Zweifel unterliegen, daß beide Neuerungen recht zahlreiche Benützung des Publikums erfahren werden.
r Altensteig, 26. Sept. (Automobilunfall.) Bei der Einzweigung der Eisenbahnlinie vom hiesigen Bahnhof in die Staatsstraße brach an einem Automobil, das mit einem Kranken nach Stuttgart fahren wollte, plötzlich die Achse. Der Kranke mußte nun in dem beschädigten Automobil auf der Straße liegen bleiben, bis abends aus Stuttgart ein anderer Kraftwagen eintraf. Verletzt wurde niemand.
-t. Ebhause«, 26. Sept. Die hiesigen Bienenzüchter, die mit ihren Völkern ausgangs Juli nach Zwerenberg wandelten, holten dieselben nun wieder ab. Zwar hatten auch die hiesigen Imker, die nicht wandelten, eine reichliche Honigernte zu verzeichnen; aber so gut waren die Trachtverhältnisse doch nicht wie im hintem Wald, wo der Tannenhonig zentnerweise floß. So gut wie Heuer lohnte sich die Wanderung mit den Völkern noch nie. Der Reutlinger Wanderbienenzüchter Köble, der seinen fahrbaren Bienenstand anfangs August bei der Kropfmühle im obern Nagoldtal aufstellte, erntete von seinen 38 Völkern insgesamt 44 Ztr. Tannenhonig. Dies ist ein Ergebnis, wie es noch niemals ein Imker zu verzeichnen hatte in der Zeit von etwa sechs Wochen. Cs ist den Imkem unserer Gegend zu gönnen,
so klein und selten, daß sie im Haushalt der Natur keine Rolle spielten. Um so formenreicher und größer war die Gmppe der Saurier entfaltet, welche nicht nur auf dem Lande, sondern auch im Wasser und in der Luft sich als Herren aufspielten. Biele der damaligen Geschlechter sind mit dem Abflauen des heißen Klimas am Schluß der Kreidezeit ausgestorben und der Rest zog sich mit wenigen Ausnahmen in die warmen und tropischen Zonen zurück.
Die Dinosaurier und Schreckenssaurier sind zweifellos eine der sormenreichsten und interessantesten Gmppen der fossilen Reptilien und haben ihren Namen sowohl wegen der abenteuerlichen Gestalt, vor allem aber wegen der erstaunlichen und schreckhaften Größe erhalten, welche einzelne Vertreter dieser Gruppe erreichen. Es gibt unter ihnen zwar auch kleine Tiere von 0.3 m Größe, aber auch Riesen von 25—30 m, es gab kriechende Arten von der Gestalt der Eidechsen, aus den Hinterbeinen hochaufgerichtet springende, mit dem Bau der Laufvögel, schwerfällig gebaute Riesen von langgestrecktem oder auch hochgestelltem Körperbau, ebenso wie es auch gedrüngene zum Teil gepanzerte, an Nashörner oder Gürteltiere erinnernde Arten gibt.
Redner gibt nun unter Vorführung anschaulicher Bilder einen Ueberblick über die verschiedenen Saurier, unter denen wir jene Riesenformen mit 20—30 m Länge finden, welche nicht mit Unrecht als wandelnde Berge bezeichnet wurden und jedenfalls die größten bekannten Landtiere darilellten.