pins, die eng mit dem Leben des russischen Reiches und seinen Bedürfnissen verbunden war, kann nicht mit dem Tode ihres Trägers sterben. Die Wahrung der monarch­ischen Idee und der Rechte des russischen Monarchen und des russischen Volkes war und bleibt die Aufgabe der Re­gierung.

Petersburg, 25. Sept. Der Mörder Stolypins, Bagrow, wurde gestern nacht im Kiewer Festungshos er­hängt.

r Sebastopol, 24. Sept. Der Kaiser hielt gestern früh eine Parade über die Truppen ab. Der Kaiser wurde überall von den Truppen, Schiffsmannschaften und einer zahl­reichen Menschenmenge mit Hurrarufen begrüßt. Nach der Parade kehrte der Kaiser aus die Jacht Standart zurück.

Italienische Expedition nach Tripolis?

In Italien scheint allen Ernstes der Entschluß gefaßt worden zu sein, aus irgend eine Weise die Hand auf Tri­polis, die türkische Provinz in Nordafrika zu legen. Es geschehen allerlei Dinge, wie Auslaufen von Panzer­schiffen und Requirierung von Handelsschiffen zur Truppen­beförderung, ferner Einberufung eines Teils der Iahreskiasse 1888; es handelt sich um etwa 60 OM Mann, die am 26. Sept. einrücken sollen. Diese Maßregel erregt in Italien großes Aussehen und wird mit der tripolitanischen Angelegen­heit in Verbindung gebracht.

Kurzum, es bereitet sich zweifellos etwas vor, und auf jeden Fall werden wir bald genug vor einer akuten Tri­polisfrage stehen, die aus verschiedenen Gründen selbstver­ständlich auch Deutschland nahe angehl. Italien ist unser Verbündeter, die Pforte aber, aus deren Haut sich Italien Riemen schneiden will, steht zu uns und wir zu ihr in einem freundschaftlichen Verhältnis. Es ist nicht denkbar, daß die deutsche Politik diese beiden Mächte einfach aufeinander losgehen lassen sollte, ohne sich um die weiteren Folgen zu kümmern. Und dann kommen selbstverständlich die Inter­essen Oesterreich-Ungarns in Betracht, die stets in stärkstem Gegensatz zu denen Italiens stehen werden, so oft man in Rom seinen Machtbereich politisch oder auch nur wirtschafts­politisch nach den Gebieten des Padischah hin auszudehnen versucht. Die italienischen Wünsche, die so begehrlich um Tripolis Kreisen, können nach alledem schwierige Verwick­lungen mit sich bringen.

Und was die Türkei betrifft, so ist es klar, daß diese einem italienischen Anschlag auf ihren nordafrikanischen Be­sitz nicht ruhig zusehen wird. In dieser Hinsicht sind die Aeußerungen bemerkenswert, die ein hervorragender türki­scher Staatsmann auf der Durchreise in Wien zu einem Mitarbeiter, derN. Fr. Pr." getan hat. Er sagte u. a.:

Die Türkei hat augenblicklich keine der italienischen ebenbürtige Flotte und kann deshalb im Falle einer mili­tärischen Expedition Italiens nach Tripolis nicht mit einer Kriegserklärung Vorgehen. Wir können aber einen wirt­schaftlichen Krieg führen, dem italienischen Botschafter in Konstantinopel die Pässe schicken, jeden diplomatischen Verkehr mit Italien abbrechen, den gesamten Konsulardienst Italiens im osmannischen Reiche unterbinden, alle Italiener, die in'der Türkei leben, ausweisen, kein italienisches Schiff in türkischen Häfen landen lassen, und auch verhindern, daß italienische Waren, die mit nichtitalienischen Schiffen kommen, ans Land gebracht werden. Man darf sich übrigens eine militärische Expedition nach Tripolis nicht gar so einfach vorstellen. Es liegt eine türkische Truppen- üivision dort. Diese kann in kurzer Zeit auf Kriegsstärke gebracht werden. Es sind schon mehrfache Kundgebungen aus Tripolis nach Konstantinopel gelangt, denen zu ent­nehmen ist, daß die Tripolitaner entschlossen sind, ihr Land und dessen Zugehörigkeit zur Türkei zu*» verteidigen. Die Türkei wird alle Mittel, die ihr zur Verfügung stehen, anwenden, um im^Besitz ihres ganzen Gebietes zu bleiben. Wir vertrauen aber auch auf die Loyalität der italienischen Regierung und die Einsicht des italienischen Volkes, daß kein Schritt unternommen wird, der vom völkerrechtlichen Standpunkt in keiner Weise begründet werden kann.

Paris, 25. Sept. Ein aus zwei Divisionen bestehen­des Geschwader von italienischen Kriegsschiffen verließ gestern abend 9 Uhr den Hafen Augusta Besta bei Syrakus. Die erste Division umfaßt vier Panzerkreuzer, die eine Ge­schwindigkeit von 23 Knoten haben, die zweite Division besteht aus drei etwas älteren Panzerschiffen, die eine Ge­schwindigkeit von 21 Knoten haben. Das Geschwader wird von zwei Flottillen Torpedobooten und Torpedobootszer­störern begleitet. Der Bestimmungsort wird offiziell geheim gehalten. Man glaubt, daß die Schiffe morgen früh auf der Reede von Tripolis ankern werden. Eine Truppenlandung soll nicht beabsichtigt sein.

r Konstantinopel, 25. Sept. Nach Auffassung der hiesigen italienischen Botschaft ist die Einstellung des Leronte- dienstes seitens der italienischen Dampfer für Truppentrans­porte zuzuschreiben, sondern sie bildet eine Vorsichtsmaßregel für den Fall eines plötzlichen unerwarteten Abbruchs der diplomatischen Beziehungen zwischen Italien und der Türkei. In diesem Fall könnten die Türken die in türkischen Ge­wässern befindlichen italienischen Handelsschiffe mit Beschlag belegen.

Konstantinopel, 24. Sept. Gerüchtweise verlautet, daß die Italiener bereits in Tripolis gelandet seien und einen türkischen Regierungsdampfer mit Munition und Waffen beschlagnahmt (?) hätten.

Marokko.

r Madrid, 23. Septbr. Die feindliche Harka hat während der ganzen Nacht von 20. zum 21. September die vorgeschobene Stellung der Spanier am rechten User des

Kertflusses beunruhigt. Nach einem heftigen Kampfe zer­sprengten die Spanier den Feind, der zahlreiche Tode und Verwundete zurückließ. Die Verluste der Spanier betragen: 8 Soldaten tot, 10 Offiziere und 38 Soldaten verwundet.

Untergang

eines französischen Kriegsschiffes.

Toulon, 25. Septbr. (Wiederholt aus einem Teil der letzten Nummer.) Infolge eines im Kohlenraum ausgebrochenen Brandes explodierte heute früh 6 Uhr der Kessel des PanzerschiffesLiberi«". Das Schiff sank in 19 Minuten. Angeblich sind 5NV Personen nnrge- kommen. Einige Matrosen sprangen über Bord und konnten durch Boote gerettet werden.

Toulon, 25. Sept. Der Brand aus dem Panzer­schiff Liberi« war um 5 Uhr früh ausgebrochen und trotz der tatkräftigsten Bemühungen war es unmöglich, das Feuer zu hindern, den Kohlenraum zu erreichen. Nach fünf Explosionen, die in einem Zeitraum von je einer Minute erfolgten, zersprang das Schiff und legte sich dann zur Seite. Der Teil des Schiffes, der noch zu sehen ist, be­findet sich in kläglichem Zustande und ist oberhalb der Wasserlinie völlig zerstört. Das Schiff scheint in zwei Teile auseinandergebrochen zu sein. Sogleich nach der Explosion kamen zahlreiche Boote und Rettungsdampfer zur Hilfe, die ebenfalls mehrere Mannschaften verloren. Die Leute der Libert«"jwurden in die Luft geschleudert und fielen'chann in das Wasser zurück. Es bestätigt sich, daß Hunderte von Opfern zu beklagen sind. Der Kommandant des Schiffes war der Kapitän zur See Iaures. Das Marine- ministerium bestätigt, daß das LinienschiffLiberi«" explo­diert und gesunken ist, wobei der größte Teil der Besatzung umkam und fügt hinzu, daß auch das LinienschiffRepu- blique" an der linken Seite einen Riß erhalten habe, der wahrscheinlich durch die Trümmer derLiberi«" verursacht worden ist.

r Marseille, 25. Sept. DerPetit Marseilles" meldet, daß der Kapitän z. S. Iaures beurlaubt gewesen sei. An seiner Stelle hat Fregattenkapitän Ioubert das Kommando auf derLiberi« geführt.

r Toulo«, 25. Sept. Der Panzer ^Libert«" ist nichts mehr als ein Hausen zerbrochenen alten Eisens, den kleine Dampfer, Barken und Kähne ängstlich suchend umschwärmen. Die Reede ist mit Trümmern bedeckt. Pumpen ersticken den Brand, der noch unter der Asche glimmt. Die Libertö ist vollständig in zwei formlose Teile zerrissen. Der linke Turm ist zum Teil von Wasser bedeckt. Etwa 20 Mann der Liberi«, die wenige Minuten vor der Explosion ins Wasser gesprungen und von Barken ausgenommen worden waren, sind an Bord des Wracks zurückgekehrt.

r Toulon, 25. Sept. Von Bord derLibert«" werden ungefähr 350 Mann vermißt; etwa hundert Opfer sollen an Bord der pnderen Fahrzeuge gezählt worden sein, da­von gehörten 5 zu den Rettungsmannschaften. An Bord der Demoncenticwurden zwanzig Tote und etwa fünfzig Verwundete gezählt. Andere Opfer befinden sich an Bord derDerite" und der Repulique, die so schwer beschädigt ist, daß sie schleunigst in das Dock gebracht werden mußte. Die Augenzeugen erklären, daß sie nie so schreckliches erblickt haben.

r Paris, 25. Septbr. Der Marineminister ist heute nachmittag um 4.30 Uhr offiziell davon in Kenntnis gesetzt worden, daß die Zahl der Toten auf Libertö und den andern in Mitleidenschaft gezogenen Schiffen un­gefähr 300 beträgt.

r Rambouillet, 25. Septbr. Der Präsident der Republik hat dem Marineminister Delcass« telegraphiert: Die Nachrichten, die Sie mir aus Toulon Mitteilen, sind furchtbar. Uebermitteln Sie der gesamten Marine mein tiefempfundenes Beileid. Mit Ihnen und ihr beklage ich von Herzen die Folgen des Unglücks, wodurch das Vater­land in Trauer versetzt wird.

r Paris, 25. Sept. Der deutsche Botschafter Frhr. v. Schön begab sich zu dem Minister des Aeußern, de Sal- ves, um ihm den Ausdruck der Teilnahme aus Anlaß der Katastrophe der Libert« zu übermitteln. Der Marineminister Delcass« äußerte sich heute mittag den Pressevertretern gegen­über über die Katastrophe der Liberty er war sichtlich tief bewegt und erschüttert. So wie er die Nachricht erhal­ten habe, erklärte er, habe er sich an die Katastrophe von Jena erinnert und sich gefragt, ob die Zerstörung der Liberi« auf Entzündung der Pulveroorräte zuiückzuführen sei. Nachdem er aber die letzten Berichte und Akten gelesen, glaubte er nicht, daß die Ursache auf das Material und das Pulver zurückzuführen sei. Es scheine nicht, daß der Hitze die Schuld gegeben werden könnte. Man hat in den Pulverkammern einmal 33, ein anderes Mal 32, meist

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Bestellungen

auf den

Gesellschafter,

für das 4. Vierteljahr

können fortwährend bei allen Postämtern und Land­postboten sowie bei der Expedition ds. Bl. gemacht werden.

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31° gemessen. Es bleibe also nur die Möglichkeit, daß der Brand die Pulverkammern erreicht habe. Wenn die Erhebungen dies bestätigen sollten, so hoffe er, daß die Katastrophe trotz ihrer Ausdehnung niemand entmutigen werde. Er selber hege noch wie vor volles Vertrauen in die Zukunft der Flotte.

r Paris, 25. Sept. Kaiser Wilhelm hat an dm Präsidenten der Republik, Fälliges folgendes Telegramm gerichtet: Es fehlen mir die Worte, um meinen Ausdruck für mein tiefstes Mitgefühl mit der nationalen Trauer ganz Frankreichs zu finden. Die so furchtbar geprüften Familien werden sich mit dem Bewußtsein trösten können, daß die unglückliche Besatzung der Liberts in Erfüllung ihrer Pflicht, gegen das Vaterland gestorben ist. Präsident Fälliges erwiderte: Ich bin tief ergriffen von den bewegten Worten, mit denen Ew. Majestät sich der Trauer anschließen, die Frankreich betroffen hat, und dem Zeichen tief schmerzlichen Mitgefühls, das Ew. Majestät die Gute hatten, an die unglücklichen Familien zu richten, die durch das Unglück der Liberts so furchtbar geprüft sind. Ich bitte Ew. Majestät, den Ausdruck meines lebhaften Dankes entgegenzunehmen.

Landwirtschaft, Handel und Verkehr.

Stuttgart, 25. Sept. (Hopfenernte 1911.) Nach der vom Statistischen Landesamt vorgenommcnen vorläufigen Ermittlung be­rechnet sich für das Königreich Württemberg das Gesamterträgnis an Hopfen im Jahre 1911 bei einer Anbaufläche von 3182 Im zu 20148 Doppelzentner (gegen 28 211 «ln im Vorjahr bei einer Anbaufläche von 3400 Im) und der Hektarertrag zu 6,39 <Ix, gegen 8,30 äx im Vorjahr, 1,70 clx im Jahr 1909, 9,20 im Jahr 1908 und 7,30 äx im Durchschnitt der 10 Jahre 1898/1607.

r Stuttgart, 23. September. Großvieh,

Zugetrieben: 137

Erlös aus V- ^8

Pfennig

Ochsen von

86 bis

91

Bullen

76 I

79

74 ..

75

Jungvieh u.

88 ..

92

Iungrindsr

82 ..

87

76 ..

82

Schiachtviehmarkt. Kälber, Schweine,

294 377

. Schlachtgewicht.

Pfennig

Kuh-

von 58 bis 68

.. 38

.. 48

Kälber

.. 100

.. 105

.. 92

S8

.. 79

« 89

Schweine

.. 69

.. 70

66

68

Verlauf des Marktes: mäßig belebt.

Wieu, 23. Sept. Oesterreichischer Saaten stand per Mitte September, wenn 2 über Mittel, 3 mittel, 4 unter mittel und 5 sehr schlecht bedeutet: Weizen 2.8, Roggen 2.8, Gerste 2.4, Hafer 2.7, Mais 3.3, Kartoffel» 3.4, Zuckerrüben 4.2, Futterrüben 3.6, Kraut 3.6, Klee 4, Wiesen 3.8, Weiden 4.2.

Herbstuachrichte«.

Hohenhaslach OA. Vaihingen a. E.. 25. Sept. (DerNeue".) Wie man hört, ist hier eine größere Anzahl von Weinkäufern von ihrem Kauf zurückgetreten. Die von Anfang an etwas hoch gehaltenen Preise von 265 bis 280 ..-6 sind im Zurückgehen begriffen.

Brackenheim, 25. Sept. Die allgemeine Weinlese in unseren Weinorten beginnt am Montag den 2. Oktober. Hier sind viele Weinkäufe fest zu 220225 abgeschlossen worden. In Hausen an der Zaber verkauft man ihn für 190200 .-tk .Der renommierte Wein­ort Stockheim gibt ihn zu 225230 ^ ab, in Eibensbach kostet er 220 _

Auswärtige Todesfälle.

Elisabethe Möhrle, geb. Bäuerlen, 84 I Schwarzenberg: Christine Blötscher, geb. Gaiscr, 38 I., Wittlensweilcr.

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kW. kalmin sehr auch weich klekmatÄUuMeh) ru Kaden.

Mutmaßt. Wetter am Mittwoch und Donnerstag.

Das Barometer ist in Süddeutschland stark gestiegen; als Folge der Ausdehnung eines im Westen aufgetretenen Hochdrucks, unter dessen Einfluß für Mittwoch und Donners­tag vorwiegend trockenes, wenn auch noch mehrfach bedecktes, herbstlich kühles Wetter zu erwarten ist.

Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchdrucker?! (Emil Zaiser) Nagold. Für dte Redaktion verantwortlich: K. Paar.