Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn« und Festtage.

Preis vierteljährlich hier 1.10 mit Träger- lohrr I.Mim Bezirds- und 10 Lw.-Verkehr 1.23 ^!, Im iibrigen Württemberg 1.35 Monatsabonnements nach Verhältnis.

^ 215

1-M.L

de« WnMs-KM NM

Fernsprecher Nr. 28.

83. Jahrgang. Fernsprecher Nr. 29.

Donnerstag, den 14. Septemöer

Anzeige ri-Gebühr für die einspalt. Zelle aus gewöhnlicher Schrist oder deren Raum bei einmal. Einrückung 10 A bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Beilagen: Plauderstitbchen, Illustr. Sonatagsblatt und

Schwäb. Landwirt.

1S11

Die Sakristei wird verlegt, das Gestühl erneuert und an die Stelle der alten, kleinen Orgel eine neue, größere von der Firma Weigle im Wert von ca. 34000 ^ gesetzt werden. In dankenswerter Weise hat zu deren Anschaffung der Ortsgeistliche, Herr Pfarrer Sigwart in Emmingen, 1000 ^ gestiftet. Gestern mittag brach in einem Teil des Pstondorfer Gemeindewalds in der Nähe von Minders­bach ein Feuer aus, das aber bald entdeckt und von der Pfrondorfer Feuerwehr in seinen Anfängen erstickt wurde. Die beschädigte Fläche beträgt ca. 1 Ar.

Calw, 13. Sept. Im Laufe des Sommers ist auf einem Teil der Staatsstraße von der Station Teinach bis Bad Teinach eine Teerung der Straße vorgenommen worden. Der Erfolg dieser Teerung ist für jedermann augenscheinlich. Die Staubplage ist auf dieser Straßenstrecke nahezu beseitigt und der Verkehr angenehmer als auf dem Gehweg. Es ist nur schade, daß man nicht schon früher derartige Versuche gemacht hat und daß nur auf einer verhältnismäßig kurzen Strecke Wandel geschaffen wurde. Mit der Teerung werden in allen großen Städten vielfach Versuche gemacht und nach den bisherigen Erfahrungen scheint die Unterteerung sich zu zu bewähren. Weitere und allgemeine Versuche werden auch auf diesem Gebiet wohl günstige Ergebnisse erwarten lassen. Allerdings soll das Teeren ziemlich hohe Kosten verursachen; diese könnten aber leicht von denjenigen getragen werden, die den Staub verursachen. Eine Erhöhung der Automobil­steuer oder wenigstens die Verwendung dieser Steuer zu Straßenzwecken wäre jedenfalls sehr zeitgemäß. Es wäre wünschenswert, wenn auch hier ein Versuch mit der Straßen­teerung gemacht würde. Wie man hört, soll schon ein dahin zielender Beschluß seitens der Stadtverwaltung vorliegen und die Bahnhof- und Bischoffstraße für die Teerung vor­gesehen sein. Leider kam dieser Beschluß, der in diesem überaus günstigen Sommer leicht hätte ausgesührt werden können, nicht zur Erledigung. Es darf gehofft werden, daß mit der Teerung im nächsten Jahr oorgegangen wird und daß noch weitere Strecken auf den Staatsstraßen zur Teerung kommen werden. (C. W.)

r Nürtingen, 13. Sept. (Der neue Oberamt­mann.) Die durch den tragischen Tod des bisherigen In­habers seit etwa Vs 3ahr erledigte Stelle des Oberamtsvor­standes wurde dem Oberamtmann Weihenmaier in Neres- heim übertragen. Er ist mit Familie gestern nachmittag hier eingetroffen und vom Bezirksrat mit Amtmann Beutler an der Spitze auf dem Bahnhof empfangen und begrüßt worden. Daran schloß sich eine gesellige Vereinigung in derKrone".

r Oberndorf, 12. Sept. (Brand.) Vergangene Nacht einige Minnten nach 12 Uhr brach in dem Oekonomie- Haus derLammbrauerei" Feuer aus. In dem Gebäude waren außer den Pferden und dem Vieh, Futter und Malz usw. untergebracht, die dem Feuer reichliche Nahrung boten, sodaß in V? Stunde das Haus gänzlich zerstört war. Da das Oekonomiegebäude zwischen Wohnhaus und Brauerei eingebaut war, mußte sich die Feuerwehr auf den Schutz dieser letzteren beschränken, was auch dank der energischen Tätigkeit der Wehr, der Windstille und des nichtversiegenden

Wassers gelang. Pferde und Vieh konnten gerettet werden.

Der Schaden ist beträchtlich. Man vermutet Brandstiftung.

r Schwenningen, 13. Sept. (Zum Grüninger Brand.) Das furchtbare Feuer in Grüningen ist im Hause des Josef Preiß zum Ausbruch gekommen. Um ^2 Uhr mittags waren bereits 19 Häuser von der Traube abwärts abgebrannt. Die Namen der Besitzer sind: Bahn­arbeiter Anton Limberger, Lor. Müller, Ratschreiber (zwei Häuser), Xaver Limberger, Josef Preiß, Moritz Limberger, Ernst Käfer, Peter Frei, Hermann Winterhalder, Ad. Frei zurTraube", I. Rottler, Math. Schorpp (2), Foh. Faller, Rup. Faller, Ludwig Engesser, Mark. Limberger, Raimund Doser, Foh. Willmann und H. Winterhalder. Ein drei­jähriger Knabe wird vermißt. Sehr viele Fahrnisse sind verbrannt. Die Feuerwehren der ganzen Umgebung leisteten Hilfe. Um 2 Uhr war die Gefahr beseitigt.

r Schwenningen, 13. Sept. (Tödlicher Sturz.) Der Bäcker Johann Räuber ist, als er in der Dunkelheit ohne Licht über die Straße radelte, auf zwei Fußgänger gestoßen und wurde vom Rad geschleudert. Er erlitt einen Schädelbruch, dem er bald darauf erlag. Eine Witwe und 6 Kinder betrauern seinen Tod.

Der Schwäbische Ueberlandflng.

Ulm, 12. Sept. Ueber das Resultat der Scha u- slüge eine kleine Statistik: 1. Bollmöller, 4 Ausstiege mit zusammen 56Vs Minuten Flugzeit; 2. Hanuschke in einem Aufstiege 48Vs Minuten Flugzeit; 3. Röver in 2 Aufstiegen 43 Minuten Flugzeit; 4. Hoffmann in 4 Auf­stiegen 39^2 Minuten Flugzeit; 5. Ieannin in 3 Aufstiegen 37 Minuten Flugzeit; 6. Hirth in einem Ausstiege 24 Minuten Flugzeit. Noelles Gesamtflug läßt sich von mir nicht messen, da er außer Gesichtsfeld niederging. Schall machte nur kurze Flüge.

r Flugplatz Ulm, 13. Sept. Hoffmann ist um 5.34 Uhr gestartet. Er kam aber nicht über die Friedrichsau hinaus und kehrte auf den Startplatz zurück. Er berichtet über stark böiges Wetter. Vollmöller machte einen Probe­flug und stellte gleichfalls stark böiges Wetter fest. Er und Hirth haben trotzdem zu starten beschlossen, sind aber bis jetzt noch nicht aufgestiegen.

r Flugplatz Ulm, 13. Sept. Hoffmann startete 7.15 Uhr, Bollmöller 7.17 Uhr, Hirth 7.18 Uhr und Lindpaintner 7.25 Uhr. Außer diesen vier ist niemand aufgestiegen. Die übrigen Flieger wollen erst heute abend starten.

r Friedrichshafen, 13. Sept. Hirth ist als erster um 8.28 Uhr auf dem Gelände der Zeppelingesellschast ge­landet.

p Friedrichshafen, 13. Septbr. Der heutige letzte Tag des Schwäbischen Ueberlandsluges, an dem die zweite Teilstrecke Ulm-Friedrichshafen (94 Kilometer) zurückzulegen war, war für die 4 Flieger, die in der Morgenfrühe mit ihren Flugzeugen in Ulm aufgestiegen waren, von vollem Erfolg gekrönt. Sämtliche 4 Flieger erreichten den hiesigen Flugplatz aus dem Gelände der Luftschiffbau-Zeppelin- Gesellschaft; hier hatte sich auch das Königspaar, Graf Zeppelin und seine Tochter eingefunden. Unter ungeheu­rem Jubel wurde der erste hier eintreffende Flieger Hirth begrüßt, der mit seiner Taube 7 Uhr 19 Minuten in Ulm

Seine Majestät der König haben allergnädigst zu verfügen ge­ruht: zum Leutnant der Reserve wird befördert Bizefeldwebel W e b e r (Calw-Nagold) des Infanterieregiments Kaiser Friedrich, König von Preußen Nr. 125.

Lages-Nerügkeiten.

AvS Stadt und Land.

Nagold, 14. September 1911.

* Vom Rathaus. Der Vorsitzende erkundigt sich bei den sachkundigen Mitgliedern des Kollegiums nach dem Stande der Mäuseplage. Es wird konstatiert, daß teil­weise ein Ueberhandnehmen bemerkt wurde und beschlossen, die Vertilgungsmaßregeln durch Giftlegcn wie fernd zu er­greifen. Vergeben wird die Lieferung der patentierten Doppelfenster zum Schulhausneubau an die Firma K. Häcker in Ludwigsburg, nachdem diese aus Anfrage einen Preis­nachlaß von 30/0 gewährt hat. Auf die Erkundigung betr. Maßnahmen zur Einführung der Milchkontrolle bei der Landwirtsch. Anstalt Hohenheim teilt das K. technolo­gische Institut der Anstalt mit, daß es notwendig sei 12 Polizeibeamte in der Milchwage-Handhabung auszubilden und hiezu ein Aufenthalt von 2 Tagen in dem Laboratorium erforderlich ist. Eine Anweisung zur Entnahme von Milch­proben sei-kostenlos zu haben. Es werden ferner die Ge­bühren für die einzelnen Milchuntersuchungen angegeben. Beschlossen wird Polizeiwachtmeister Schmidberger behufs Ausbildung in der Milchkontrolle nach Hohenheim zu sen­den und eine Milchwage nach Angabe des Laboratoriums onzuschaffen. Der Borsitzende macht an der Hand von Berechnungen des Stadtbaumeisters Mitteilungen über den Wasserzuflußstand, wonach derselbe samt der Iakobs- und der neu gefaßten Quelle 3,90 Sekltr. beträgt. Die Ergiebigkeit der Hauptquelle ist auf 25°/o zurückgegangen. Bei 3,90 Sekundenliter trifft es auf den Kopf der Ein­wohnerschaft 841/2 Liter pro Tag, während früher nur 70 Liter .angenommen wurde. Die Leitungen werden gegen- ivärüg einer Untersuchung unterzogen, da nicht ausgeschlossen ist, daß ein Defekt vorliegt, womit das Kollegium sich ein­verstanden ^erklärt. Falls sich ein Defekt nicht vorfindet, 'soll evtl, das Gutachten eines technischen Sachverständigen eingeholt werden. Das Sparen des Wassers ist immer noch sehr angezeigt und muß um den Stand im Reservoir nicht zuweit Herabkommen zu lassen die Leitung in der Stadt bei Nacht abgespcrrt werden. Verlesen wird eine Warnung bezüglich Auswanderung nach Mexiko, wegen der dort herr­schenden unsicheren Zustände. Für Obst wurden erlöst 418

* Unser Theater. Die Benefiz-Vorstellung für Den allgemein beliebten Direktor Beyschlag (Vater Bar- beaud in Die Grille von CH. Birch) verlief bei ausver- Lauflem Hause aufs schönste. Die Darsteller entledigten sich Ihrer Rollen mit aller Sorgfalt. Herr Beyschlag wurde Durch reichen Beifall und Blumengaben geehrt. Wir gratu­lieren dem Spielleiter zu seinen Erfolgen und wünschen ihm auch zu den letzten Vorstellungen jeweils ein volles Haus.

^ Pfrondorf, 13. Sept. In den nächsten Wochen wird unsere Kirche innerlich erneuert und verbessert werden.

Schwäbische Gedenktage.

Am 13. Sept. 1806 wurde das Fürstentum Hohenlohe, mit Ausnahme der Fürstentümer Hohenlohe-Schillingsfürst und Hohenlohe-Kirchberg, welch letzteres erst 1810 an Württemberg kam, dem Königreich Wiirttemberg einverleibt.

Am 14. Sept. 1556 starb der Ulmer Theologe Martin Frecht, der in Regensburg 1546 von Kardinal Granoella gefangen gesetzt und bis zum Jahre 1549 in Kirchheim u. T. Di Berwahr der spanischen Besatzung gehalten worden war.

Am 15. Sept. 1638 starb in Ingolstadt der in Tüb­ingen im Jahr 1577 geborene Christoph Besold, ein aus­gezeichneter Jurist und Historiker. Er schwur in Heilbronn Den Protestantismus heimlich ab und bekannte sich im Jahre 1634 nach der Nördlinger Schlacht öffentlich zum alten Glauben. Durch Herausgaben der Urkunden über die Kircheneinkünste und Klöster sorgte er dafür, daß im West­fälischen Frieden den Klöstern und Kirchen ihre Einkünfte gesichert blieben.

Am 16. Sept. 1792 starb der Prälat Foh. I. Flatt, der zu Balingen geboren war. Er war ein ausgezeichneter -philosophisch-theologischer Schriftsteller, der von der Universi­tät Göttingen im Jahre 1769 einen Preis über die beste Abhandlungüber die Sünde wider den hl. Geist" erhielt.

Der 17. Sept. 1692 ist bemerkenswett als Tag des Gefechts bei Oetisheim OA. Maulbronn, in dem Herzog Friedrich Karl, von seinen neugeworbenen Truppen schmäh­

lich im Stich gelassen, nebst dem General Soyer gefangen genommen wurde. Damit stand das Land aufs neue den Franzosen offen. Herzog Friedrich Karl wurde nach Paris geführt und dort von König Ludwig XIV. mit ausgezeich­neter Gnade behandelt. Schon am 1. Januar 1693 wurde er wider aus der Gefangenschaft entlassen. Der Verlust in dem Gefecht bei Oetisheim war an sich klein, wurde aber durch die darauf ausgeschriebenen Kontributionen, Brand­schatzungen und Verheerungen, besonders durch das Ab­brennen von Calw und Hirsau sehr bedeutend.

Am 17. Sept. 1802 brannte das im Jahr 1779 von Herzog Karl in Stuttgart erbaute Theater (zwischen Aka­demie und Waisenhaus) vollständig nieder.

Der 18. Sept 1639 ist der Todestag des württemb. Rechtslehrer Foh. Harpprecht, der im Jahre 1560zuWahl- heim.OA. Besigheim als,Sohn eineSjWinzers geboren war. Er studierte in Straßburg und wurde später nach Tübingen als Professor des Rechts berufen. Berühmt war s. Z. sein Kommentar zu denInstitutiones". Als Beweis seiner treuen Amtsführung wird ihm nachgerühmt, daß er während seiner ganzen Amtsführung, die doch gegen 50 Jahre dauerte, nie auch nur eine einzige Lektion versäumte. Einer seiner Nach­kommen wurde von Karl VI. in den erblichen Adelsstand erhoben.

Am 19. Sept. 1526 wurde zu Grebem im Bamberg- ischen der Gelehrte Mattin Crusius geboren, der im Jahre 1559 als Professor der griechischen Sprache von Memmingen,

wo er Rektor war, nach Tübingen berufen wurde. Crusius war ein ungemein fleißiger Mann und begeisterter Freund des Griechischen. Bekannt ist seine Schwäbische Chronik. In die Kirche muß er dabei sehr fleißig gegangen sein, denn vom Jahre 1564 an schrieb er 7000 deutsche Predigten griechisch nach, die er zum Teil auch drucken ließ. Er hat auch eine weitläufige griechische Grammatik versaßt.

Warum werden Ittl Salutschüsse abbegebe«?

Zu gewissen fürstlichen Festlichkeiten und an Ermnerungs- tagen werden stets 101 Salutschüsse abgegeben. Wieso hat sich aber der Brauch eingebürgert, gerade 101 Salutschüsse und nicht 100 abzugeben? Nun, der jetzige militärische Brauch ist auf einen Zufall zurückzuführen, und das ging so zu: Als einst Kaiser Maximilian dem Rat zu Augsburg seinen bevorstehenden Besuch nnkündigte, wurde von den Häuptern der Stadt beschlossen, den Kaiser mit einem Salut­schießen von 100 Schüssen zu bewillkommnen. Bei dem Schießen hatte sich aber der kommandierende Offizier der städtischen Artillerie verzählt, so daß in Wirklichkeit 101 Schüsse abgefeuert worden waren. Die Abgesandten anderer Städte, die in der Abfeuerung von 101 Schüssen eine be­sondere Ehrung des Kaisers sahen, meldeten das Vorkomm­nis in ihre Heimatstädte, und als dann der Kaiser in andere Städte kam, wurde er überall mit einem Salut von 101 Schüssen empfangen. So hat sich der jetzige Ehrensalut eingefühtt und ist bis auf den heutigen Tag erhalten geblieben.